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David Hume über den Glauben oder Idealismus und Realismus
Jacobi an Fichte (1799)
Friedrich Heinrich Jacobi
Meiner Hamburg
EAN: 9783787336944 (ISBN: 3-7873-3694-X)
245 Seiten, paperback, 12 x 19cm, Juni, 2025
EUR 29,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Neben den „Spinoza-Briefen“ ist „David Hume über den Glauben“(1787) das philosophisch bedeutendste Werk F.H. Jacobis. Es verfolgt ein doppeltes Ansinnen: erstens die Verteidigung eines „Entschiedenen Realismus“ gegen seine Fehldeutungen als religiöser Fideismus und zweitens die Prüfung von Jacobis Rationalitätskritik an der Philosophie Kants. Die zum „David Hume“ gehörende Beilage „Ueber den transcendentalen Idealismus“ bietet dabei eine bis heute einflussreiche Auseinandersetzung mit Kants Lehre vom „Ding an sich“. Durch die ironische Zuspitzung der Transzendentalphilosophie zum „kräftigen Idealismus“ nimmt Jacobi zugleich den Grundgedanken von Fichtes Wissenschaftslehre vorweg. Der Brief „Jacobi an Fichte“(1799) ist das wichtigste Zeugnis von Jacobis Auseinandersetzung mit dem transzendentalen Idealismus.
Der Text folgt seitengleich der kritischen Ausgabe und ist ausführlich kommentiert.
Rezension
„Hat der Mensch Vernunft, oder hat Vernunft den Menschen?“. Diese Frage stellte sich 1799 der Philosoph Friedrich Heinrich Jacobi (1743-1819) in einem Brief an Johann Gottlieb Fichte. In diesem unterscheidet Jacobi zwischen einer „adjektiven“ und einer „substantiven“ Vernunft. Was meint er damit? Welche Kritik formuliert der Wegbereiter des deutschen Idealismus an Kants Transzendentalphilosophie und an seinem Sittengesetz? Was versteht Jacobi unter Freiheit? Die kantische Erkenntnistheorie ist auch Gegenstand von Jacobis Dialog „David Hume über den Glauben oder Idealismus und Realismus“ (1787), welcher neben seinen „Spinoza-Briefen“ als sein wichtigstes philosophisches Werk gilt. Jacobi gibt in dem fiktiven Gespräch u.a. philosophische Antworten auf folgende Fragen: Was ist Glauben? In welchem Verhältnis steht er zur Offenbarung? Welche Argumente sprechen gegenüber dem Idealismus für einen Realismus? Bedingt ein Realismus den Fideismus? Eignen sich „Ursache und Wirkung“ als handlungstheoretische Kategorien? Ist das Ich ein Individuum im Sinne von Leibniz oder ein Subjekt der „reinen Vernunft“ im Sinne Kants?
Möchte man die diffizilen Gedankengänge von Jacobi im Original lesen, kann man zum Band 2.1 der historisch-kritischen Gesamtausgabe der Werke des Denkers bei Felix Meiner von Walter Jaeschke und Irmgard-Maria Piske greifen oder zu dem kostengünstigeren Meiner-Band Jacobis „David Hume über den Glauben oder Idealismus und Realismus. Ein Gespräch (1787) Jacobi an Fichte (1799)“. Dieser basiert auf der historisch-kritischen Ausgabe und wird herausgegeben, eingeleitet sowie kommentiert von Oliver Koch. Durch das vorliegende Buch erhält man einen hervorragenden Einblick in den Denkraum Jacobis. Dieser verdient angesichts seiner Überwindung des Bewusstseinsparadigmas, seines besonderen Geistbegriffs und seiner Handlungsmetaphysik im philosophischen Diskurs rezipiert zu werden. Jacobi gehört auch zu den im schulischen Philosophie- und Ethikunterricht bisher völlig vernachlässigten Denkern. Philosophie- und Ethiklehrkräfte werden durch das hier besprochene Buch motiviert, - wahrscheinlich erstmals - Erkenntnisse, Ideen und Argumentationen Jacobis im Unterricht mit Schüler:innen zu diskutieren.
Fazit: Der Meiner-Band Jacobis mit den zentralen Schriften „David Hume über den Glauben oder Idealismus und Realismus“ und „Jacobi an Fichte“ liefert einen wichtigen Beitrag zur Entdeckung und Reaktualisierung des Philosophen und intellektuellen Anregers Friedrich Heinrich Jacobi und damit zugleich zur Auseinandersetzung mit der vielfältigen Philosophie des deutschen Idealismus.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Jacobi sei, so Fichte 1801, der »mit Kant gleichzeitige Reformator in der Philosophie«. Tatsächlich entwickelt Jacobi in den 1780er Jahren eine eigenständige Vernunftkritik, die für die nachkantische Philosophie von großer Bedeutung ist. Denn bereits die Briefe »Über die Lehre des Spinoza« (1785/²1789) vertreten eine komplexe Doppelphilosophie: Jacobi verteidigt zum einen die Philosophie Spinozas als Paradigma einer streng systematisch-rationalen Philosophie. Zum anderen aber zeigt er ihre prinzipielle Unfähigkeit, die für das menschliche Dasein und dessen lebensweltlichen Realismus fundamentale Gewissheit aufzuschließen, frei Handelnde zu sein. Diese Überzeugung ist nach Jacobi vielmehr allein im »Gefühl« und als »Glaube« gegeben und erfordert daher eine Philosophie anderen Typs. Vor diesem systematischen Hintergrund verfolgt das Gespräch »David Hume über den Glauben oder Idealismus und Realismus« (1787) ein doppeltes Anliegen: erstens die Verteidigung von Jacobis eigener Position eines »entschiedenen Realismus« gegen seine Fehldeutung als religiöser Fideismus und zweitens die Prüfung von Jacobis Rationalitätskritik an der Philosophie Kants. Die zum »David Hume« gehörende Beilage »Ueber den transzendentalen Idealismus« bietet dabei eine bis heute einflussreiche Auseinandersetzung mit Kants Lehre vom »Ding an sich«. Durch die ironische Zuspitzung der Transzendentalphilosophie zum »kräftigsten Idealismus« nimmt Jacobi zugleich den Grundgedanken von Fichtes Wissenschaftslehre vorweg. Sein Verhältnis zur Wissenschaftslehre klärt Jacobi schließlich im Brief »Jacobi an Fichte« (1799). Unter dem Stichwort des »umgekehrten Spinozismus« bzw. des »Nihilismus« analysiert er diese als eine ebenso paradigmatische Form rein-rationaler Philosophie und insistiert dagegen erneut auf den philosophischen Primat der rational nicht zugänglichen, jedoch im Handeln unmittelbar erfahrbaren Daseins- und Realitätsgewissheit.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung. Von Oliver Koch vii
1. Zu Leben und Werk vii
2. Über die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn (1785) ix
3. David Hume über den Glauben oder Idealismus und Realismus (1787) xv
3.1 Entstehung und Anliegen xv
3.2 Inhalt xviii
3.2.1 ›Glauben‹ und ›Offenbarung‹ –
Jacobis Revision des Vorstellungsbegriffs xviii
3.2.2 ›Ursache und Wirkung‹ – Jacobis handlungstheoretische Kategorienlehre xxii
3.2.3 Das Ich als Individuum – Leibniz als Kronzeuge Jacobis xxvi
3.3 Die Beilage Ueber den Transscendentalen Idealismus xxix
4. Der Brief Jacobi an Fichte xxxii
4.1 Entstehung und Hintergrund. Zum Verhältnis von Jacobi und Fichte xxxii
4.2 Inhalt xxxvi
Auswahlbibliographie
Zu Jacobis Philosophie xlv
Zu David Hume über den Glauben ... xlv
Zu Jacobi an Fichte xlvi
Zeichen, Siglen, Abkürzungen xlviii
Zur Edition lii
Überlieferung liv
FRIEDRICH HEINRICH JACOBI
David Hume über den Glauben oder
Idealismus und Realismus. Ein Gespräch (1787) 7
Vorbericht 9
[ Das Gespräch ] 13
Beylage. Ueber den Transscendentalen Idealismus 103
Jacobi an Fichte (1799) 113
Vorbericht 115
[ Sendschreiben ] 118
Beylagen I – III 151
Anhang
1. Ueber die Freyheit des Menschen 167
2. Aus Allwills Briefsammlung 176
3. Aus derselben Schrift 177
4. Aus Woldemar 179
5. Auszug aus einem Briefe an einen Freund über Kants Sittengesetz 181
Anmerkungen 183
Literaturverzeichnis 229
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