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Das Afrika-Lexikon. Sonderausgabe Ein Kontinent in 1000 Stichworten Mit 101 Abbildungen, Karten und Tabellen
Das Afrika-Lexikon. Sonderausgabe
Ein Kontinent in 1000 Stichworten


Mit 101 Abbildungen, Karten und Tabellen

Jacob E Mabe (Hrsg.)

Verlag J. B. Metzler , Hammer
EAN: 9783476020468 (ISBN: 3-476-02046-0)
720 Seiten, kartoniert, 16 x 23cm, August, 2004

EUR 29,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
»Insgesamt bietet dieses Nachschlagewerk nicht nur eine Fülle von Informationen, sondern geradezu fesselnden Lesestoff - eine große Bereicherung.«

(DIE ZEIT)



»Gerade das Nebeneinander politischer, sozialer und kultureller Stichwörter lädt zum Schmökern ein und macht den Band zu einer spannenden Entdeckungsreise.«

(Literaturen)



»Man muss kein Marabut sein, um vorauszusagen, dass dieses Buch schon bald ein

unverzichtbares Standardwerk in Bibliotheken, Schulen, entwicklungspolitischen

Institutionen etc. sein wird.« (ai-JOURNAL)



Der Herausgeber: Jacob Emmanuel Mabe, geb. 1959 in Mandumba, Kamerun; Politologe (Promotion 1992 in Augsburg) und Philosoph (Promotion 1996 in München), seit 2003 am Frankreich-Zentrum und am Institut für Philosophie der TU Berlin.
Rezension
Afrika ist ein leider weitgehend vergessener Kontinent. Und so ist denn dieses Lexikon das erste deutschsprachige Lexikon seiner Art. Vor drei Jahren erschienen (vgl. die damalige Besprechung von M. Simonsen in lehrerbibliothek.de) wird es jetzt als kartonierte Sonderausgabe in einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis in Kooperation der Verlage J. B. Metzler / Peter Hammer herausgegeben. Der Peter Hammer Verlag publiziert seit vielen Jahren umfassend und engagiert Literatur zur Eine-Welt-Thematik und gestaltet den Vertrieb auch über Dritte Welt / Eine Welt-Läden. Das Afrika-Lexikon ist nicht nur für den Erdkunde-Unterricht von Relevanz, sondern ebenso für die Allgemeinbildung oder z.B. den Religions- oder Sozialkundeunterricht mit seinen regelmäßigen Lehrplaneinheiten zu Entwicklung/Unterentwicklung bzw. Dritte Welt/Eine Welt. Es ist ein Muß nicht nur für alle Afrika-Liebhaber, sondern auch für alle Pädagogen, die sich der (Unter-)Entwicklung in der Einen Welt didaktisch stellen.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Afrika von A-Z . Ausgewiesene Spezialisten aus Deutschland, Europa und Afrika informieren knapp und aktuell über Afrika - seine Geographie und Geschichte, Politik und Wirtschaft, Länder, Gesellschaften und Kulturen, Sprachen und Literaturen, Kunst und Musik, Religionen und Philosophie. Zum ersten Mal erscheint in deutscher Sprache ein Lexikon des afrikanischen Kontinents.

Als kartonierte Sonderausgabe für nur Euro 29,95

Autoreninformation
Jacob E. Mabe, geb. 1959 in Mandoumba/Kamerun; 1981-1983 Lehrer für Deutsch, Französisch und Geschichte in Douala; 1983-1989 Doppelstudium der Philosophie, Politikwissenschaft, Wissenschaftstheorie und Volkswirtschaftslehre in München; 1992 Promotion in Politikwissenschaft in Augsburg; 1996 Promotion in Philosophie in München; Lehrtätigkeit in Philosophie in Frankfurt/M., Aachen, an der Humboldt-Universität und FU Berlin, seit 2003 am Frankreich-Zentrum und am Institut für Philosophie der TU Berlin

Die Koordinatoren der Fachgebiete
Till Förster, Basel - Leonhard Harding, Hamburg - Carola Lentz, Frankfurt/M. - Jacob E. Mabe, Berlin - Peter Meyns, Duisburg - Dieter Riemenschneider, Frankfurt/M. - Johannes Triebel, Neuendettelsau - Karl Vorlaufer, Düsseldorf - Raimund Vogels, Köln - Rainer Voßen, Frankfurt/M. - Helmut Ziegert, Hamburg


Inhaltsverzeichnis
Karte Afrikas II
Vorwort des Herausgebers V
Vorwort der Verlage VII
Die Fachkoordinatoren VIII

Artikel A-Z 1

Weiterführende Literatur 713
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 717
Bildquellenverzeichnis 720


Leseprobe
Vodün (frz. Vodoun, engl. Voodoo), die traditionelle Religion im Süden Benins, ist auch unter der Küstenbev. Westnigerias, Togos und Ghanas verbreitet. Der Begriff V. kommt in allen gbe-Sprachen (früher Ewe genannt) vor. Er wird, nicht unumstritten, mit das »aufgedeckte Mysterium«, übersetzt, abgeleitet aus vo - Mysterium, Geheimnis und dun = entschleiern, loslösen.
In Benin kennt man hunderte versch. V. Zu den am weitesten verbreiteten gehören Sakpatä, Hevioso, Gun oder Dangbe. Die den V. zugeschriebenen Aufgaben sind auf innerweltliche Probleme gerichtet. Sie sind zuständig für eheliche Treue, menschliche Reproduktion, Bodenfruchtbarkeit und Eigentum. Als personifizierte Naturkräfte, die im Konsens mit den Ahnen (/ Ahnenkult) handeln, greifen die V. strafend in die Welt der Menschen ein. / Krankheit, Naturkatastrophen oder Kinderlosigkeit werden dem Wirken der V. zugeschrieben. Zur Abwendung von Unheil sind Opferzeremonien und Initiationen erforderlich.
Die Perpetuierung und Reproduktion der Kulte erfolgt durch die Position des V.-Priesters (vodünno) und durch die geheime / Initiation für die Eingeweihten (vodünsi). In der Regel wird die Priesterposition vererbt und ist Männern vorbehalten. Die Initiation findet im fünf-bis siebenjährigen Rhythmus statt und dauert, je nach V., zwei oder drei Jahre. Während der Initiation werden die Initianden, überwiegend Frauen, an einem isolierten Ort in der Geheimsprache, den Tänzen (/ Tanz) und Anrufungen unterrichtet, die für die Verehrung notwendig sind. Zentral ist dabei das Erlernen der Trance. Im Moment der Trance werden die Handlungen des Individuums von den Göttern kontrolliert, und es verkörpert dieses Wesen selbst. Die Hierarchie der Kulte ist undurchlässig, eine Initiierte kann nie Priesterin werden. Die Position des Priesters ist durch Zugang zu Wissen, Macht und Wohlstand gekennzeichnet; Unterwerfung, Ergebenheit und Gehorsam bestimmen die Rolle der Initiierten.
Die V.-Kulte üben nicht nur relig., sondern auch pol. Funktionen aus. Die Priester sind i.d.R. Richter. In dieser Rolle sind sie in das dörfliche System sozialer Kontrolle eingebettet. Die V.Priester regulieren relig. und zivile Verfehlungen wie Diebstahl, Gewaltdelikte, Ehezwistigkeiten oder Scheidungen. Sie konkurrieren somit auf lokaler Ebene mit anderen Rechtsinstitutionen, wie dem Altenrat und der staatl. Gerichtsbarkeit (/Recht).
Die Geschichte der V.-Kulte ist durch Kampf um pol. Einfluss gekennzeichnet. Dies reicht bis in die frühe Zeit des Königreiches Dahome zurück und setzt sich bis in die koloniale und postkoloniale Zeit fort. Während der marxistisch-leninistischen Herrschaft (1975-1989) wurde die relig. Ausübung verboten. Damals wurde V. als konservative soziale und pol. Kraft wahrgenommen, die insbesondere in ländl. Regionen eine Gefahr für die staatl. Institutionen darstellte. Erst die Rückkehr zur Demokratie unter Präsident Nicephore Soglo (1991) brachte eine massive Wiedereinführung der V.-Kulte. Damit versuchte der neue Staat die Macht der V.Priester für sich zu funktionalisieren, um Einfluss und Zugang zur pol. desillusionierten ländl. Bev. zu erlangen.
Die V.-Kulte werden, auch von ihren Anhängern, scharf kritisiert. Die hohen Kosten und die mehrjährige Isolation während der Initiation gehören zu den Hauptkritikpunkten. Andere sind die Willkür und / Korruption, die im Zusammenhang mit der Funktion der sozialen Kontrolle durch die Priester ausgeübt wird. Abgelehnt wird auch das Geheimhaltungsgebot, das streng kontrolliert und sanktioniert wird. Häufig verarmen die Familien nach Bezahlung der Initiation, während die Priester zu den reichsten Männern am Ort zählen.
Mehr als von jedem anderen Aspekt der V.Kulte sind außenstehende Beobachter von der Trance beeindruckt. Im V. dient die Trance jedoch nicht der Befreiung des Individuums oder des Unbewussten. Sie ist vielmehr die Manifestation der absoluten Beherrschung des V. über seine »Frauen«, die Vodünsi. Die Trance hat hier eine pol. Funktion für die Kulte und trägt zu deren Perpetuierung und Stabilität bei.
DU S. P. Blier, African Vodun. Art, Psychology and Power, Chicago, 1995. - K. Elwert-Kretschmer, Religion und Angst. Soziologie der Voodoo-Kulte. Frankfurt/M., 1997. - P. Verger, Dieux d'Afrique. Cultes des Orishas et Voduns ä l'ancien Cöte des Esclaves en Afrique et ä Bahia, la Baie de tous les Saints au Brasil, Paris, 1954.

Karola Elwert-Kretschmer