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Dancing Queen & Ghetto Rapper Die massenmediale Konstruktion des
Dancing Queen & Ghetto Rapper
Die massenmediale Konstruktion des "Anderen". Eine systemtheoretische Analyse der hegemonialen Diskurse über Ethnizität und Geschlecht in populären Musivideos


zugleich: Trier, Universität, Dissertation

Christina Schoch

Reihe: Reihe Medienwissenschaft


Centaurus Verlag
EAN: 9783825506384 (ISBN: 3-8255-0638-X)
288 Seiten, paperback, 15 x 21cm, Oktober, 2006

EUR 25,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ekstatisch tanzende Bikinimädchen, Soft-Pornographie, gewaltverherrlichender Gangsta Rap ... Popkultur lebt auch von der Provokation. Musikvideos als wichtige Bestandteile der Popkultur haben es immer wieder geschafft, in diesem Sinne zu provozieren. Und sie haben es geschafft, dass ehemals Provozierendes heute zum Standardrepertoire massenmedialer Unterhaltungskultur gehört. Der Videoclip als massenmediales, kommerzielles Phänomen hat zum einen eine nicht zu leugnende ökonomische Komponente, zum anderen kann er aber auch das ästhetische Produkt künstlerischer Ambitionen sein. In jedem Fall werden im Musikvideo auf die eine oder andere Weise unterschiedliche kulturelle Diskurse verarbeitet. Die vorliegende Arbeit widmet sich beiden Perspektiven, indem sie sowohl die ökonomischen als auch die kulturellen Komponenten von Musikvideos behandelt. Beide Aspekte sind untrennbar miteinander verbunden und müssen aus diesem Grund in eine ganzheitliche Betrachtung des Gegenstandes einbezogen werden. Angesichts der Komplexität und Reichhaltigkeit, welche Musikvideos als kulturwissenschaftliche Forschungsgegenstände bieten, konzentriert sich die Untersuchung auf zwei wesentliche Aspekte der visuellen Darstellungen in Musikclips. Sie bietet eine visuelle Analyse der Inszenierung von als „nicht-weiß“ und „nicht-männlich“ markierten Darstellern in Videoclips der Jahre 1979 bis 2003. Die Arbeit basiert auf drei methodischen Herangehensweisen: Der klassischen kommunikations- bzw. medienwissenschaftlichen Inhaltsanalyse auf der quantitativen Ebene, der (mittlerweile auch schon klassischen) kulturwissenschaftlichen Diskursanalyse im Anschluss an Foucault auf der qualitativen Ebene und der Systemtheorie im Anschluss an Luhmann auf der übergeordneten, strukturellen Ebene.
Rezension
Musikvideos sind aus den popmusikalischen Kontexten nicht mehr wegzudenken, Musikvideos prägen (über eigene Fernsehkanäle) unsere Lebenswelten (und insbesondere die unserer Schüler/innen). Musikvideos sind innerhalb weniger Jahre zu einem prägenden Bestandteil der musikalischen wie visuellen Kultur geworden. Unzählige Inhaltsanalysen und methodische Zugänge finden sich; deshalb wählt diese medienwissenschaftliche Dissertation bewußt exemplarisch aus, inhaltlich wie methodisch. Inhaltlich konzentriert sie sich auf eine visuelle Analyse der Inszenierung von als „nicht-weiß“ und „nicht-männlich“ markierten Darstellern in Videoclips der Jahre 1979 bis 2003. Methodisch wendet sie die medienwissenschaftliche Inhaltsanalyse, die kulturwissenschaftliche Diskursanalyse (Foucault) und die Systemtheorie (Luhmann) an.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Zur Autorin:
Christina Schoch, geb. 1978, absolvierte ein Studium der Angewandten Kulturwissenschaften an der Universität Lüneburg (Abschluss M.A.) sowie ein Studium Communication Studies an der University of Glamorgan, Großbritannien (Abschluss B.A.). Sie war von 2003 bis 2005 Promotionsstipendiatin des DFG-Graduiertenkollegs „Identität und Differenz. Geschlechterkonstruktion und Interkulturalität (18.-21. Jahrhundert)“ und promovierte 2006 mit dieser Arbeit im Fachbereich Medienwissenschaften der Universität Trier. Nach Abschluss eines Volontariats in der Pressestelle des Festspielhauses Baden-Baden ist Christina Schoch derzeit in der Pressestelle der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau tätig.
Inhaltsverzeichnis
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS XI
ABBILDUNGSVERZEICHNIS XII

1 EINLEITUNG 1

2 MUSIKVIDEOS ALS GEGENSTAND KULTURWISSENSCHAFTLICHER FORSCHUNG 6

2.1 Forschung über Musikvideos 10
2.1.1 Stand der Forschung zur Inszenierung von Ethnizität und Geschlecht in Musikvideos 12
2.1.2 Weiterer Forschungsbedarf 14
2.2 Erkenntnisinteresse und Grundannahmen 16
2.2.1 Zum Umgang mit und dem Begriffsverständnis von Ethnizität und Geschlecht 19
2.2.2 Gang der Untersuchung-Durchführung und Methode 25

3 SYSTEMTHEORETISCHE ERFASSUNG MASSENMEDIALER STRUKTUREN 28

3.1 Prämisse einer systemtheoretischen Analyse von Massenmedien:
Massenkommunikation als System 29
3.2 Funktionen von Massenmedien: Beobachtung und Thematisierung 31
3.3 Massenmediale Systemrationalitäten - Codes 33
3.4 Selektoren - Veröffentlichungskriterien 36
3.5 Ökonomisierung des massenmedialen Systems 39
3.6 Zusammenhang von massenmedialem und ökonomischem System:
Interpenetration und Leistungsaustausch 41
3.7 Systemische Praxis I: Das Produktionssystem - Musikindustrie 44
3.7.1 Die Bedeutung der Ökonomie für den populärmusikalischen Prozess45
3.7.2 Institutionelle Strukturen der Produktion48
3.7.3 Zahlen und Tendenzen51
3.7.4 Vermarktung populärer Musik durch Musikvideos 55
3.7.5 Zusammenfassung 58
3.8 Systemische Praxis II: Das Verbreitungssystem - Musikfernsehen (MTV) 59
3.8.1 Entwicklung von MTV zum globalen Medienunternehmen 59
3.8.2 Programmstruktur 64
3.8.3 Die MTV-Philosophie 66
3.8.4 MTV als Gatekeeper 69
3.8.5 Zusammenfassung 71
3.9 Schlussfolgerungen 71

4 DISKURSTHEORETISCHE ERFASSUNG MASSENMEDIALER INHALTE 74

4.1 Diskurs: Begriff und Funktion 75
4.2 Ethnizität und Geschlecht als diskursive Konstrukte 78
4.3 Diskurspraxis I: Das , Andere' in Bezug auf die Kategorie .Ethnizität' 81
4.3.1 Zuschreibungen im historischen Kontext81
4.3.2 Rollenzuweisungen in der westlichen Kultur 85
4.3.3 Erotisierung afrikanischstämmiger Menschen89
4.3.4 Zusammenfassung 92
4.3.5 Zwischenfazit I: Die Konstruktion von .Eigenem' und .Anderem' 93
4.4 Diskurspraxis II: Das , Andere' in Bezug auf die Kategorie ,Geschlecht' 97
4.4.1 Frühe Untersuchungen der massenmedienbezogenenFrauenforschung97
4.4.2 Neuere Erkenntnisse der medialen Geschlechterforschung 99
4.4.3 Zusammenfassung 105
4.4.4 Zwischenfazit II: Diskursverortete Subjektpositionen 105
4.5 Massenmediensystem und Diskurse - strukturelle und inhaltliche Zusammenhänge 107
4.6 Der massenmediale Diskurs über das ,Andere' - Aussagen und Thesen 114

5 EMPIRISCHE STUDIE ZUR INSZENIERUNG VON ETHNIZITÄT UND GESCHLECHT IN MUSIKVIDEOS 117
5.1 Methodische Vorgehensweise 118
5.1.1 Medieninhaltsforschung: quantitative und qualitative Verfahren 119
5.1.2 Untersuchungsablauf: Verknüpfung von quantitativen und qualitativen Verfahren 122
5.1.3 Gewinnung des Materialkorpus mittels quantitativer Inhaltsanalyse 122
5.1.3.1 Operationalisierung der Fragestellung durch Kategorienbildung 123
5.1.3.2 Codierbogen, Codieranleitung und Codierung 127
5.1.4 Differenzierung des Materialkorpus durch Clusterbildung 134
5.1.5 Qualitative Analyse: Explikation und Interpretation 135
5.1.6 Zusammenfassung 136
5.2 Hauptstudie 137
5.2.1 Quantitative empirische Auswertung - Gewinnung des Materialkorpus 137
5.2.2 Differenzierung des Materialkorpus durch Clusterbildung 143
5.2.2.1 ,Nicht-weiße' Darsteller als Teil großer Menschengruppen 143
5.2.2.2 Vergleichbare Inszenierungen , nicht-weißer' und ,weißer' Darsteller 144
5.2.2.3 Afrikanischstämmige Darsteller und Musikalität 145
5.2.2.4 ,Nicht-weiße' Darsteller als Tänzer 146
5.2.2.5 Darstellung ,nicht-weißer' Kinder 147
5.2.2.6Berufliche Tätigkeiten ,nicht-weißer'Darsteller 148
5.2.2.7 Weitere (Einzel-)Inszenierungen 149
5.2.3 Zusammenfassung 152

6 QUALITATIVE ANALYSE: EXPLIKATION UND INTERPRETATION 155

6.1 Inszenierungen-Diskursbezüge 156
6.1.1 Musikalität 158
6.1.2 Körperlichkeit, Ästhetisierung undExotisierung 160
6.1.3 Freaks165
6.1.4 Kulturraumspezifische (historisierende) und lebensweltliche (zeitgenössische) Zuschreibungen 167
6.1.5 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 170
6.2 Interpretation 173
6.2.1 Reproduktion des hegemonialen Diskurses in Bezug auf Ethnizität - Adaptionen des ,Anderen' 173
6.2.1.1 Zeitgenössische Variationen: ,Street Credibility' & ,Ghetto Authenticity' 175
6.2.1.2 Kommerzialisierte ,Otherness''182
6.2.2 Exkurs I: Musikvideos als Bestandteile von Jugendkulturen 183
6.2.3 Reproduktion des hegemonialen Diskurses in Bezug auf Geschlecht - Marginalisierungen des ,Anderen' 187
6.2.3.1 Empirische Erkenntnisse 188
6.2.3.2 Weitere Forschungsbefunde 193
6.2.4 Exkurs II: Rezeption von Geschlechterdarstellungen in Musikvideos197
6.2.5 Rückschluss des empirischen Befundes auf die theoretischen Grundlegungen 205
6.3 Systemtheoretische Erklärungsansätze für die massenmediale Reproduktion hegemonialer Diskurse 206
6.3.1 Grundlage: Verbindung von massenmedialem und ökonomischem System 207
6.3.1.1 Leistungstransfer 207
6.3.1.2 Interpenetration209
6.3.2 Konsequenzen für die inhaltlichen Darstellungen von Musikvideos — die
Funktion von Diskursen in Bezug auf massenmediale Systemrationalitäten 210
6.3.3 Möglichkeiten der Transformation218
6.3.4 Beispiele für Transformationen 219

7 ZUSAMMENFASSENDE ANALYSE UND SCHLUSSFOLGERUNGEN 225

8 AUSBLICK 230

LITERATUR 232
ANHANG 259