"Pädagogen fahren Fahrrad!" - aus guten Gründen: Fitness - Umweltschutz - um den Schulstress abzubauen - nicht zuletzt auch um Vorbild zu sein: selbst bei den Erwachsenen gehts auch ohne Auto.
Also haben wir uns entschlossen neben einer Fahrrad-Aktentasche (Ortlieb Downtown) auch ausgewählte Fahrräder zu rezensieren:
- eins für den eher sportlich ambitionierten Junglehrer (Corratec Shape Pro),
- eins für den komfortbewussten seriösen Lehrer oder Schulleiter (corratec C29 One),
- und das hier vorgestellte
Corratec C29 Cross One für den sportlich ambitionierten komfortbewussten Junglehrer, Lehrer oder Schulleiter.
Zum Genderaspekt: die sportlich ambitionierte Junglehrerin würde sich voller Verachtung einer Damenversion des Shape Pro abwenden. Deshalb gibt es von diesem getarnten Rennrad keine Damenversion.
Für die beiden C29 gibt es - abgesehen von der Rahmenform - baugleiche "Lady"-Versionen.
Die Testräder trafen bei uns Ende Januar ein - geschlossene Schneedecke auf den Seitenstraßen, teilweise gefrorener Schneematsch, leichter Schneefall... also gleich harte Bedingungen.
Deshalb habe ich mit dem C29 Cross One begonnen: das markante Reifenprofil und die Federgabel bieten die besseren Voraussetzungen für Eis und Schnee.
Testbericht:
Corratec C29 Cross One Gewicht: 12,4kg

Da freut sich der Schneemann!
-> Gleich zu Beginn: die neue Reifengröße 29 Zoll:
Die Idee kommt aus dem Mountain Bike Markt der USA. Corratec hat die Idee aufgegriffen und auch auf Cross- und Komfortbikes angewendet. Etwas großzügigere Rahmen erlauben es, auf 28 Zoll Felgen um 1 Zoll höhere Reifen zu setzen.
Erreicht wird dadurch ein geringerer Rollwiderstand und durch die höhere Bereifung auch ein größerer Komfort gegenüber den herkömmlichen 28 Zoll Reifen.
Und das Konzept geht auf: geringe Unebenheiten wie Risse, kleine Schlaglöcher bis hin zu festgefrorenem Schneematsch schluckt das Bike auch mit blockierter Gabel, also ohne zusätzlicher Federung. Dabei ist das Bike erstaunlich leicht zu handlen: Es ist wendig und im Geradeauslauf schneller (wegen der blockierten Gabel), aber trotzdem komfortabeler als mein bisheriges 28 Zoll Cross Bike.
Die Crossreifen haben auf der Lauffläche feinere, an den Rändern stärkere Profilierung - genug für Schnee, nur bei blanken Eis fehlt mir zumindest am Vorderrad ein Spikesreifen.
->Die Federgabel: Manitou Tower Expert 29" 100mm - Remote Lockout
Für mich wirklich ein sinnvolles Feature: die vom Lenkrad aus blockierbare Federgabel.
Die Möglichkeit schnell und instinktiv zwischen Federung und Starrgabel umschalten zu können bringt die Vorteile der schnellen Starrgabel und der robusten und komfortabelen Federgabel zusammen. Direkt neben der Schaltung ist der remote-Lockout untergebracht, so dass beliebig oft umgeschaltet werden kann: Blockert beim schnellen Antritt, gefedert an Straßenkreuzungen, blockert bei guter Fahrbahn, gefedert auf erbärmlichen Fahrradwegen und im Gelände sowieso. Selbst wenn man in zügiger Fahrt eine Wurzel oder ein Schlagloch übersehen hat, kann die Blockierung der Gabel in Sekundenbruchteilen noch rechtzeitig gelöst werden, ohne die Hand vom Lenker zu nehmen.
Damit ist auch die butterweiche Federung der Manitou kein Problem: Kein fauler Kompromiss mehr zwischen Härte und Komfort der Federgabel.
Auf Feldwegen im Wald über Wurzeln kann das Crossbike glänzen: Es fährt sich wie ein reinrassiges MTB - und ist auch optisch kaum davon zu unterscheiden.
->Antriebsgruppe:
Shimano XT: Tretlager, Kurbel, Schaltung, Überwerfer
Shimano SLX: 10er Kassette, Kette, Schalthebel.
Die hochwertige XT-Ausstattung macht Freude: problemloses Schalten in feinen Abstufungen mit Aussicht auf länge Standzeit.
Die eine Stufe niedriger (SLX) angesiedelten Schalthebel sind zuverlässig, und Kette und Kassette werden ohnehin nach ein paar tausend Kilometern fällig. Wer will, kann dann problemlos upgraden auf die XT Komponenten.
Shimano eben - und notfalls mit problemlosen Zugriff auf Ersatzteile in fast jedem Bikeshop.
-> Übersetzung: DynaSys 10fach
Mit den Kettenblättern (24-32-42 Zähne) und der 10-fach Kassette (11-13-15-17-19-21-23-26-30-34 Zähne) ergibt sich eine feinere Abstimmung. Besonders am Berg macht sich das positiv bemerkbar: Beim Wechsel der vorderen Kettenblätter werden weniger Nachkorrekturen an der hinteren Schaltung nötig. Dank der 29 Zoll Reifen reicht die größte Übersetzung auch für höhere Geschwindigkeiten im Flachland und bei Abfahrten aus.
->Bremsen
Scheibenbremsen Shimano 435 (Hydraulisch)
An diesem Fahrrad sind die neuen low-end Scheibenbremsen Shimano 435 verbaut, vorne mit einer 180mm, hinten mit einer 160mm Scheibe, dazu die passenden Griffe. Sie packen kraftvoll zu, sind aber auch tadellos dosierbar. Das war auf den vereisten Pisten der letzten Tage besonders wichtig. Und die größere Scheibe am Vorderrad lässt auch auf tadellose Funktion bei höherer Beanspruchung vertrauen. Klar gibt es laut Fachpresse bessere, bissigere oder auch leichtere Modelle. Die sind dann aber auch entsprechend teurer.
-> Preis:
UVP 1299.-€ für ein Rad dieser Qualität und Ausstattung ist sehr fair kalkuliert.

... Steckbleche fehlen noch :-(
-> Aufrüstung:
Griffe, Heckgepäckträger, Beleuchtung, Schutzbleche, Pedale
Ganzjahreseinsatz beim Schulweg im Straßenverkehr machen ein paar Upgrades erforderlich.
Als Beleuchtungseinheit nehme ich meine Batterieleuchten (SIGMA Smilux K-Set), ein kraftvolles LED-Set, dass sich auch durch hohe Zuverlässigkeit auszeichnet.
Als Gepäckträger habe ich den Tubus Logo angebaut, der nicht nur sicher meine wasserdichten Ortliebtaschen trägt, sondern auch geegentlich (illegaler Weise) einen Passagier, eilig auf dem Weg zur S-Bahn. Für die Montage musste ich allerdings ein wenig tricksen: wegen der Rahmengeometrie und den Scheibenbremsen musste ich zusätzlich zum Tubus Verlängerungsset zwei Muttern als Abstandshalter verbauen.
Griffe sind bei mir ein sensitiver Punkt: die beinharten Gummihülsen verursachen schnell Taubheit in den Händen. So habe ich in die Ergon GL2 mit den breiten, ergonomischen Auflagen und den kleinen Hörnchen zum Umgreifen investiert (ca. 40-50 €).
Gegen die "Bärentatzen"-Pedale ist nichts einzuwenden. Ich fahre aber gerne mit Bindung, so mussten meine SPD-Kombipedale ran.
Als i-Tüpfelchen eine kleine Messingklingel mit wunderschönem Klang.
Zum Traumrad fehlen nur noch die Aufsteck-Schutzbleche: für Größe 29 Zoll noch Mangelware. Ich hab sie im Fachhandel bestellt.
Dann ist mein Traumrad fertig: Schnell auf der Straße, flink im Gelände, dabei komfortabel und robust.
So macht Radln Spaß!
Fazit nach den ersten 100km im verschneiten München:
Bin begeistert! Weitere Ergänzungen dieses Erfahrungsberichtes werden folgen.
Ergänzung nach 1200km:
Das Rad hat den Winter klaglos weggesteckt. Die Speichen musste ich bisher nicht nachziehen, lediglich die Reifen schwächelten nach ca 1000km: 3 Reifenpannen (zwei hinten, eine vorn) innerhalb von 2 Wochen! Ich hab ein Pannenschutzband eingelegt, und wenn das Profil zu schwach wird, werde ich mir einen Satz Schwalbe Marathon oder Marathon Dureme leisten...
Christoph Ranzinger, lehrerbilbliothek.de