lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Christentum und Aufklärung Voltaire gegen Pascal 2., durchgesehene Auflage 2021
Christentum und Aufklärung
Voltaire gegen Pascal


2., durchgesehene Auflage 2021

Kurt Flasch

Reihe: Klostermann Rote Reihe


Klostermann
EAN: 9783465045823 (ISBN: 3-465-04582-3)
436 Seiten, paperback, 14 x 22cm, 2021

EUR 39,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Voltaire las sein Leben lang Pascals Pensées. Er durchdachte dessen Gedanken und machte sich von etwa 1728 an bis 1777 in drei Schüben ausführliche Notizen. Er läßt Pascal zu Wort kommen. Er bringt ausführliche Zitate und druckt darunter seine Kritik. Voltaire führt eine ernsthafte philosophische Auseinandersetzung mit dem von ihm anerkannten Genie. Er spricht von einem Kampf der Giganten. Dadurch ist ein Dokument von großer Bedeutung entstanden. Es beleuchtet wie ein Blitzgewitter die intellektuelle, religiöse und politische Zeitlandschaft: Voltaire fand Pascals Christentum archaisch, unplausibel geworden, lebensfeindlich. Es gibt keinen deutlicheren und keinen geschliffeneren Text zum Verhältnis von Aufklärung und Christentum. Zugleich ist er auch ein stilistischer Genuss; hier sprechen zwei der originellsten und witzigsten Schriftsteller Frankreichs. Flaschs Buch legt die Texte in Übersetzung vor und ermittelt ihre historische und sachliche Bedeutung. Es beschreibt erstmals aus den Quellen die Entstehung der Problemlage vom späten Augustinus bis zu Jansenius, Pascal und Voltaire.

Im Jahr 2000 erhielt Kurt Flasch den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa. Seine schriftstellerischen Qualitäten werden immer wieder von den Rezensenten hervorgehoben, zuletzt von Gustav Seibt in der Süddeutschen Zeitung: "Dieser freie, stolze und heitere Ton wird noch lange hörbar sein."

Kurt Flasch ist Professor emeritus für Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum. Er ist Mitglied der Römischen Akademie der Wissenschaften (Academia Nazionale dei Lincei), ferner der Toskanischen Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Florenz (La Colombaria) sowie der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Rezension
Der Philosophiehistoriker Kurt Flasch wendet sich in diesem Buch dem Verhältnis von Christentum und Aufklärung anhand von Voltaires Auseinandersetzung mit Pascals christlichem Verständnis von der Erbsünde zu: Ist eine Aufklärung des Christentums möglich? Das Ringen mit Pascal war für Voltaire das Medium seiner Suche nach einem neuzeitlichen, lebensdienlichen Glauben. Voltaire las sein langes Leben (von 1728 bis 1777) lang Pascals "Pensées", er durchdachte Pascals Religionsphilosophie und machte sich in drei Schüben ausführliche Notizen, etwa 200 Remarques zu den etwa 800 Papieren, die Pascal hinterließ, als er 1662 im Alter von neununddreißig Jahren starb. Das vorliegende Buch präsentiert diesen Disput. Es legt Texte in Übersetzung vor und ermittelt ihre historische und sachliche Bedeutung. Voltaire läßt Pascal zu Wort kommen. Er bringt ausführliche Zitate und druckt darunter seine Kritik, eine ernsthafte philosophische Auseinandersetzung. Voltaire fand Pascals Christentum archaisch, unplausibel geworden, lebensfeindlich. Voltaire hingegen will das Christentum durch die Aufklärung schicken, für die Vernunft öffnen und gegen den Augustinismus und Pascal abgrenzen. Der Disput beleuchtet exemplarisch die religiöse, kulturelle und politische Zerrissenheit Frankreichs zwischen 1640 und 1778.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
»Flaschs Studie ist als "Problemkrimi" lesbar, als Ideengeschichte, als Fallstudie eines philosophischen "Fortschritts" oder als Selbstvergewisserung über die Ursprünge des säkularen Zeitalters.«
Philosophische Rundschau

»Ein interessantes, nachdenkliches Buch voller Überraschungen [...]. Mit unverkennbarer Sympathie begleitet Flasch seinen "Helden" [Voltaire] bei dessen Versuchen, eine Umformung des Christentums zu gestalten.«
Johann Hinrich Claussen, Süddeutsche Zeitung

»Aus dem Buch spricht das gewohnte Brennen für die Sache [...]. Und einmal mehr geht eine Fülle von Anregungen von ihm aus, die Theologie, Philosophie, aber auch unsere Sicht der europäischen Geistes- und Kulturgeschichte berührt. Nicht zuletzt: Es ist glänzend geschrieben, man liest es nicht nur mit Interesse, sondern mit Genuss.«
Heinrich Schmidinger, Salzburger Jahrbuch für Philosophie

»Kurt Flasch ist ein großer Wurf der Ideengeschichte gelungen.«
Lorenz Jäger, CATO

»Flaschs Genauigkeit im Detail, die Akribie, mit der er Argumente verfolgt, der Versuch, das in einer sehr klugen, verständlichen Sprache hinzukriegen – da ist er wirklich der Meister, da gibt es keinen besseren.«
SWR 2, 14.12.2020

»Flasch hat bemerkt, dass er bei der Erforschung vergangener Denkformen »auf dem nicht-existierenden Bindestrich zwischen Pascal und Voltaire« balanciere […]. Wer seiner Argumentation weiter folgen möchte, erhält nun in einer umfangreichen Monographie eine Anleitung, die bis in die Anfänge des Christentums zurückführt.«
Friedrich Vollhardt, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9
Abkürzungen 15
Einleitung 19

KAPITEL I
PASCAL UND AUGUSTIN I.
ELEMENTE DES AUGUSTINISMUS 29

KAPITEL II
PASCAL UND AUGUSTIN II
AUGUSTINUS KONKRET 49

KAPITEL III
JANSENIUS 73

KAPITEL IV
KAMPF UM JANSENIUS 97

KAPITEL V
MOLINA 127

KAPITEL VI
PASCAL: LES ÉCRITS SUR LA GRÂCE 141

KAPITEL VII
PASCALS GEDANKEN 159

KAPITEL VIII
VON PASCAL ZU VOLTAIRE 201

KAPITEL IX
VOLTAIRE GEGEN PASCAL 249

Übersicht 249
1. Voltaire liest Pascal 251
2. Wahrheit des Christentums 286
3. Erbsünde 291
4. Elend 301
5. Divertissement 311
6. Skepsis 320
7. Gott 336
8. Religion 352
9. Moses 367
10. Zusammenleben 386
11. Voltaire und Augustin 395
12. Voltaire’scher Ausklang 403

CONCLUSIO 411

Bibliographische Hinweise 425
Dank 427
Indices 429