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Chinesische Literaturgeschichte
Chinesische Literaturgeschichte




Reinhard Emmerich (Hrsg.)

Verlag J. B. Metzler
EAN: 9783476016072 (ISBN: 3-476-01607-2)
440 Seiten, hardcover, 17 x 24cm, November, 2004

EUR 39,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Literatur Chinas von den Anfängen bis zum Ende des 20. Jahrhunderts: In einem repräsentativen Überblick, der die Klassiker der Weltliterartur ebenso umfaßt wie hierzulande weniger vertraute Autoren und Werke, bleiben die Besonderheiten dieser 3000 Jahre alten Geschichte im Blick, etwa der vom europäischen ganz verschiedene Literaturbegriff.
Rezension
Dieser Band der Reihe Metzler Literaturgeschichte stellt die Geschichte der chinesischen Literatur von ihren frühsten Anfängen im zweiten Jahrtausend v. Chr. bis zur Gegenwart geordnet nach Dynastien dar.

Aus der unübersehbaren Fülle der Literatur wurden die Werke ausgewählt, die die besonderen charakteristischen Züge der jeweiligen Epoche deutlich hervortreten lassen. Die Besonderheiten des chinesischen Literaturverständnisses und seine Unterschiede zu europäischen Auffassungen sind deutlich herausgearbeitet. Auf eine ohnehin nicht erreichbare Vollständigkeit wurde zugunsten einer übersichtlichen und einprägsamen Darstellung verzichtet. Das Wesentliche bleibt dadurch klar erkennbar. Das Buch entspricht somit didaktischen Anforderungen und verliert sich nicht im fachwissenschaftlichen Diskurs.

Die Ausführungen sind fundiert und behandeln Aspekte die auch für Universitätsseminare relevant sind. So wird z.B. auf Seite 143 auf den Wandel in der Aussprache der chinesischen Schriftzeichen / Wörter von der Tang-Zeit bis zur Gegenwart hingewiesen und anhand eines Gedichtbeispiels verdeutlicht. Die Veränderung im Klang der Gedichte wird so unmittelbar einsichtig. Ebenso finden Themen, die in den letzten Jahrzehnten besondere Aufmerksamkeit gefunden haben, Beachtung. So wird z.B. auf Seite 160 auf die Frauendichtung der Tangzeit mit ihren bekanntesten Vertreterinnen Yu Xuanji und Xue Tao eingegangen. Die Beschreibung und Erfassung moderner Entwicklungen und ihrer Vertreter, wie z.B. des Literaturnobelpreisträgers des Jahres 2000 Gao Xingjian unterstreichen die Aktualität dieses Kompendiums.

Die Ausführungen sind, wenn zum Teil auch auf einem recht anspruchsvollen Niveau, allgemein verständlich. Die Literaturgeschichte ist somit auch für ein breites Publikum geeignet. Die Angaben zur Umschrift und Aussprache im Vorwort erleichtern ebenfalls das Lesen für den Nichtfachmann. Als Umschrift wird konsequent das Hanyu Pinyin System benutzt. Nur dort wo es allgemein gebräuchliche Begriffe wie Peking für Beijing oder gebräuchliche latinisierte Versionen von chinesischen Namen gibt, wie z.B. Konfuzius für Kongzi werden diese neben der Umschrift benutzt. Im Personen und Werkregister, das die Personen und Werke zusätzlich in chinesischen Schriftzeichen wiedergibt, erfolgt gegebenenfalls ein entsprechender Verweis. Die Transkription nach Wade-Giles wird nicht verwendet. Textauszüge der Werke werden in der Regel nur in deutscher Übersetzung wiedergegeben und nur in wenigen Ausnahmefällen wie z.B. auf Seite 53 zur Illustration der Metrik auch in der Umschrift. Eine Wiedergabe in chinesischen Schriftzeichen erfolgt nicht.

Die ausführliche Darstellung geschichtlicher, politischer und sozialer Hintergründe ermöglicht auch dem Nichtfachmann oder Studienanfänger einen Zugang zu den Epochen als Verständnisgrundlage der Literatur und ihrer Zusammenhängen zu finden. Rekonstruktion und Schlussfolgerungen zum ältesten Literaturgebrauch gewähren einen Einblick in die Forschungspraxis. Der Hinweis auf nicht erwähnte sowie noch unerforschte Bereiche zeigt Perspektiven für eine mögliche weitere Beschäftigung und Auseinandersetzung mit der chinesischen Literatur auf und dürfte gerade für Sinologiestudenten eine Orientierungshilfe sein. Das Literaturverzeichnis am Ende des Buches enthält zahlreiche Titel, darunter viele aus dem anglo-amerikanischen Raum, und ermöglicht so eine vertiefende Erarbeitung verschiedener Aspekte. Die Literaturrecherche wird somit erheblich erleichtert.

Fazit: Hervorragende aktuelle Darstellung der Geschichte der chinesischen Literatur. Aufgrund der Breite und Tiefe der Ausführungen ist das Buch sowohl für den Nichtfachmann als auch Sinologiestudenten geeignet. Das Buch erfüllt somit eine Brückenfunktion zwischen einem Fachbuch für den Universitätsgebrauch und einer allgemein verständlichen Darstellung für ein interessiertes Lesepublikum.

Björn Hillen, lehrerbibliothek.de


Pressestimmen

In diesem Lehrbuch sind die neuesten literaturwissenschaftlichen Erkenntnisse berücksichtigt. Insgesamt eine außergewöhnlich facettenreiche und gelehrte Einführung... ekz-Informationsdienst

Eine kurzweilig-kenntnisreiche Einführung in chinesisches Denken und Schreiben in der nicht genug zu rühmenden Reihe der Literaturgeschichten im Metzler Verlag. Ein grundlegendes Werk, das jedem an chinesischer Kultur und Literatur Interessierten empfohlen werden muss. Bücherschau

Die chinesische Literatur kann auf eine im Wesentlichen ununterbrochene Überlieferung aus drei Jahrtausenden zurückblicken. Angesichts dieser Zeitspanne war es keine leichte Aufgabe, eine einbändige Literaturgeschichte zu erstellen, die alle Epochen berücksichtigt und die literarischen Texte verständlich in den jeweiligen politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Kontext einordnet. Kompakte Einführung in ein wenig bekanntes Wissensgebiet. Börsenblatt
Verlagsinfo
3.000 Jahre chinesische Literatur - dieser Band stellt die Literatur Chinas von den Anfängen bis zum Ende des 20. Jahrhunderts dar. In einem repräsentativen Überblick werden Autoren und Werke in ihrem kulturellen und politischen Kontext vorgestellt. Zu den prominenten Vertretern zählen u.a. Laozi - Autor des Daodejing - und Zhuangzi (3. Jh. v. Chr.), Du Fu (8. Jh.), Li Bai (8. Jh.), Pu Songling (17. Jh.), Lu Xun (20. Jh.) und der Nobelpreisträger des Jahres 2000 Gao Xingjian. Der vom europäischen ganz verschiedene Literaturbegriff bleibt stets im Blick. Berücksichtigt ist bereits, dass sich in den letzten Jahren die Vorstellungen über die frühe chinesische Literatur durch archäologische Funde deutlich verändert haben. Auch die moderne chinesischsprachige Literatur aus Taiwan, Hongkong und Übersee wird thematisiert. Register zu Titeln und Autoren sowie eine Auswahlbibliographie machen diese Literaturgeschichte zu einem handlichen Kompendium.
Inhaltsverzeichnis
VORWORT IX
Beachte XII
ZEITTAFEL XIV

DIE ANFÄNGE DER CHINESISCHEN LITERATUR 1
(Martin Kern)

Die Ursprünge und das erste Jahrtausend der Literatur 1
Die chinesische Schrift und ihre Mythologie 1 Orakelknochen und Bronzeinschriften 5 Die Ursprünge und frühe Entwicklung der Poesie 13 Rituelle Deklamationen und Anfänge der Geschichtsschreibung 29 Die Entwicklung der erzählerischen und rhetorischen Tradition 36 Philosophische und politische Diskurse 45 Die Gesänge aus Chu 51

Die Literatur der Qin und Westlichen Han 61
Rhapsodien und Gesänge 61 Geschichtsschreibung und erzählerische Literatur 72 Politische und philosophische Diskurse 78 Klassikergelehrsamkeit und die Institutionalisierung der Schriftkultur 82

ÖSTLICHE HAN BIS TANG 88
(Reinhard Emmerich)

Die Literatur der Späteren oder Östlichen Han-Dynastie (25–220) 88
Fu der Östlichen Han 88 Yuefu der Han 92 Shi-Dichtung der Han 97

Dichtung und Dichtungskritik in Nordchina: Die Zeit zwischen dem Ende der Han und der Verlagerung des politischen und kulturellen Zentrums in den Südosten, 317 n.Chr. 100
Literatur und Literaturkritik der Jian’an-Periode (196–220) 100 Literaten der Zhengshi-Zeit (240–248) 105 Literatur der Westlichen Jin (265–316) 109 Die Entwicklung des fu in der Westlichen Jin 112

Dichtung und Dichtungskritik nach der Verlagerung des politischen und kulturellen Zentrums in den Südosten, 317 n.Chr. 114
Literatur der Östlichen Jin (317–420) und der (Liu)-Song (420–479) 114 Dichtung der Qi (479–502), der Liang (502–557) und der Chen (557–589) – Salonliteratur und Palaststildichtung 122 Dichtung und Dichtungskritik in Nordchina nach der Verlagerung des politischen und kulturellen Zentrums in den Südosten, 317 n.Chr. 130

Prosaliteratur ab der Östlichen Han bis zur Reichseinigung unter den Sui 131
Mirabilien – von ungewöhnlichen Ereignissen und ungewöhnlichen Personen. Die zhiguai und zhiren der Sechs Dynastien 131 »Parallelprosa « pianwen beziehungsweise »Parallelstilprosa« piantiwen 139

Literatur der Tang-Zeit (618–907): Dichtung 142
Die shi-Dichtung und die shi-Kritik der Tang 142 Tang-Frühzeit 148 Tang Blüte 149 Tang-Mitte 154 Tang-Spätzeit 159 Dichtungskritik der Tang-Zeit 161 Das fu in der Tang-Zeit 163 Das yuefu in der Tang-Zeit 166 Lied (ci) und Liedkritik der Tang- und Wudai-Zeit 168

Literatur der Tang-Zeit: Prosa 173
Die Alte Prosa (guwen) und ihre Forderung Zurück zum Altertum 173 »Überlieferte Merkwürdigkeiten« (chuanqi): Novellen der Tang 179 Literatur aus Dunhuang 183

DIE LITERATUR DER DYNASTIEN SONG UND YUAN 187
(Hans van Ess)

Prosa im zehnten und elften Jahrhundert 187

Die Fortsetzung der klassischen Dichtungstraditionen 194

Die ci-Lieder 201

Literaturkritische Werke 209

Vorläufer der Dramenliteratur 212

Technische und soziale Hintergründe der Entstehung des Theaters und die Stadtbeschreibungen 215

Die Dramen 218 Westzimmer 221

DIE LITERATUR DER MING- UND QING-ZEIT 225
(Clemens Treter)

Kontinuitäten und Brüche: Probleme der Periodisierung 225

Die Reetablierung der Macht 227
Die Literatur in Wartestellung 227 Erzählliteratur und Theater zu Beginn der Ming-Zeit 230

Politischer Niedergang und literarische Blüte 234
Stagnation und Dynamik einer Gesellschaft 234 Rückkehr zum Eigentlichen oder Verkümmerung des poetischen Potentials? 236 Vier wundersame Bücher 238 Unzählige Geschichten 246 Ein »Privatvergnügen«: Theater für Gelehrte 251

Zwischenjahre 253
Zwischen Zusammenbruch und Kontinuität 253 Zwischen Exzentrik und moralischem Dilemma: die Fortsetzung der poetologischen Diskussion 254 Zwischen Politik und literarischem Spiel: die Weiterentwicklung der Erzählliteratur 256 Zwischen Konvention und Kreativität: Li Yu 262

Verfeinerung, Inquisition und Abschied 265
Das Zeitalter der aufgeklärten Despoten 265 Das literarische Leben zwischen Peking, Yangzhou und Nanjing 267 Unter Füchsen und Gespenstern: die Wiederbelebung der schriftsprachlichen Novelle 270
Das Honglou meng: Spiegelpunkt der umgangssprachlichen Erzählliteratur der Literatenschicht 273

Die Durchsetzung populärer Formen 279
Politische und soziale Krise: Zweifel an der Tradition 279 Vom südlichen Singspiel zur Pekingoper 281 Balladen- und Ritterromane: ein Ausblick 282

LITERATUR IM 20. JAHRHUNDERT 288
(Raoul David Findeisen)

Was ist modern? 288
Die große chinesische Welt und ihre Probleme 292 Einzug der Technik in die lyrische Welt: Huang Zunxian 293 Flaneur im Sumpf der Korruption: Wu Woyao 297 Aneignung der literarischen Welt außerhalb Chinas: Lin Shu 300

Aufbruch und Ausbruch: Zeitschriften als Medium einer neuen literarischen Welt 302
Ungleiche Pioniere einer Neuen Literatur: Chen Hengzhe und Lu Xun 304 Lyrik aus dem Laboratorium: Hu Shi, Versuche 307 Sprachpolitik, Linguistik und literarische Praxis: Liu Bannong und Qian Xuantong 310

Literaten als Ideologen 312
Aufgeklärter homme de lettres: Zhou Zuoren 313 Zwischen Florett und Zweihänder: Chen Yuan und Lu Xun 316 Proletariat im Kopf: Lu Yin 319

Umwertung der älteren und der jüngsten Tradition 322
Literatur als Linienkampf: Hu Shi, Geschichte der Literatur in Umgangssprache 325 Historisierung der Neuen Literatur: das Kompendium von Zhao Jiabi 328 Individuelle Zeitläufte im Roman: Ba Jin, Die Familie 332

Äußere und innere Bedrohungen 336
Patriotismus als Bühnenprojektion: Guo Moruo, Qu Yuan 337 Grenzen der solidarischen Kritik: Wang Shiwei, Wilde Lilien 341 Neurosen und ihre ästhetische Sublimierung: Zhang Ailing, Aufzeichnung von der Goldenen Halskrause 343

Euphorien des Aufbaus und ihre Schwierigkeiten 347
Schreiben für den Krieg: Wer sind die Liebenswertesten? 348 Von Idealisten und Pragmatikern: Wang Meng, Der Neuling in der Organisationsabteilung 351 Epos der Revolution: Yang Mo, Das Lied der Jugend 354

Der Weg zur literarischen Monokultur 356
Gefährliche historische Parabeln: Wu Han, Die Entlassung von Hai Rui 358 Totalitäre Normierung: die »revolutionären Modellopern« 361

Eine chinesische Trümmerliteratur 364
Frauen unter sich: Zhang Jie 367 Heilssuche an einer mythischen Peripherie: Han Shaogong 370 Lyrische Fundamentalopposition: Gu Cheng 373

Neue Märkte und ein Nobelpreis auf Chinesisch 377
Erlösungssehnsucht in Identitätsspielen: Gao Xingjian 379 Sex sells und net sells: Zhou Weihui 383

Chinesische Literatur außerhalb der Grenzen von 1911 386
Hong Kong, Macao und Taiwan 386 Chinesische Minderheiten in Asien und Migranten außerhalb Asiens 392

BIBLIOGRAPHIE 396

REGISTER 403