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Casta Diva Der schwule Opernführer
Casta Diva
Der schwule Opernführer




Rainer Falk, Sven Limbeck (Hrsg.)

Querverlag
EAN: 9783896562807 (ISBN: 3-89656-280-0)
704 Seiten, hardcover, 18 x 25cm, November, 2019, mit Samtbeflockung

EUR 50,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Ist es nur ein Klischee, dass das Opernpublikum zu einem Gutteil aus schwulen Männern besteht? Dieser Opernführer geht der Sache vom Spielplan her auf den Grund und stellt ein breites Opernrepertoire chronologisch aus allen Epochen der Musikgeschichte zusammen, angefangen bei Monteverdis Orfeo über Händel, Purcell, Mozart, Verdi, Wagner bis hin zu Komponisten der Gegenwart wie Stewart Wallace oder Detlev Glanert. In den Opernstoffen wird nicht zwanghaft nach queerem Inhalt gesucht, aber dieser wird recht konsequent herausgestellt und etwa in historische Zusammenhänge der Entstehungszeit eingeordnet oder für die Gegenwart fruchtbar gedeutet. Auch Inszenierungen mit einer Queer-Orientierung werden genannt. Jeder Artikel ist wie folgt aufgebaut: Zunächst werden Titel, Librettist sowie Ort und Zeit der Uraufführung genannt. Dann gibt es verschiedene Abteilungen zu Personen, Ort und Zeit, der Handlungsverlauf wird dargestellt, die Spieldauer angegeben, eine Interpretation des Stoffes schließt sich an, abschließend stehen eine Diskographie sowie Literaturhinweise.
Die verschiedenen Komponisten (übrigens ganz überwiegend Männer mit Ausnahme der englischen Komponistin Ethel Smyth) werden in einführenden Kapiteln vorgestellt, in denen Biographie und Werk erzählt und evtl. auch Queer-Bezüge herausgearbeitet werden.
Man kann sich aus verschiedenen Gründen bei der Lektüre leicht verlieren: Es werden unglaublich viele tolle Details der Stücke aufgeführt, die Abbildungen aus verschiedensten Inszenierungen sind wunderbar ausgewählt, die Einspielungen laden zum Nachhören ein und die Handlungen sind so schön nacherzählt, dass man direkt eine Recherche zu den nächsten Aufführungen beginnt. Zwei Lesebändchen erleichtern das Vor- und Zurückblättern erheblich.
Die schulische Verwendung dieses schön gestalteten Bandes, der auf dem Einband rosafarbene Samtbeflockung trägt, ergibt sich aus der Sache heraus: Beim Thema Oper und Musiktheater im Musikunterricht könnten Referate mithilfe der Artikeltexte vorbereitet werden, die neben weiterführender Literatur (vielleicht eher für die Oberstufe) auch Einspielungen nennen, an denen die Schülerinnen und Schüler sich orientieren können. Für Facharbeiten und Essays bietet der sorgfältig redigierte Band viele Ansatzpunkte, wissenschaftspropädeutisches Arbeiten kann aufgrund des enzyklopädischen Charakters der Publikation gut eingeübt werden.

Fazit: Ein beeindruckender Opernführer, in dem die Herausgeber Rainer Falk und Sven Limbeck einen herausragenden Überblick über die (nicht nur schwule) Opernwelt geben.

J. Groß, www.lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Casta Diva – Der schwule Opernführer bietet Artikel zu rund 100 Komponisten und zu mehr als 150 Werken des Opernrepertoires – von Claudio Monteverdis L’Orfeo (1607) bis hin zu Charles Wuorinens Brokeback Mountain (2014): Opern, die von schwulen Komponisten oder schwulen Librettisten geschaffen wurden; Opern, die eine schwule Geschichte erzählen oder in denen schwule Figuren auftauchen; Opern, in denen sich Männer als Frauen verkleiden, in die sich dann Männer verlieben (und umgekehrt); Opern, in denen Frauenpartien von Männern gesungen werden (ebenfalls: und umgekehrt) … oder einfach nur Opern, die schwule Fans zur Identifikation mit Lieben und Leiden ihrer Heldin oder ihres Helden einladen.
Jeder Artikel enthält neben den Angaben zu Entstehung, Besetzung und Inhalt detaillierte Informationen zu den schwulen Aspekten des jeweiligen Werks. Ein ausführliches Vorwort führt ein in die mehr als 400-jährige Geschichte des Musiktheaters und seiner schwulen Verehrer, ein Glossar der Fachbegriffe erlaubt auch dem Novizen einen mühelosen Zugang in die Opernwelt, und ein Register erleichtert die gezielte Suche nach Personen und ihren Werken. Ebenso informativ wie vergnüglich zu lesen, ist Casta Diva der Opernführer, auf den nicht nur schwule Operngänger schon immer gewartet haben.