lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Bilder und Bilderverbot im Islam Vom Koran bis zum Karikaturenstreit
Bilder und Bilderverbot im Islam
Vom Koran bis zum Karikaturenstreit




Silvia Naef

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406448164 (ISBN: 3-406-44816-X)
160 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 13 x 21cm, 2007

EUR 18,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Silvia Naef beschreibt ersmals umfassend vom Koran bis zum Denken moderner Theologen die Haltung des Islams zu Bildern. Sie stellt anschaulich und prägnant die wichtigsten Epochen der islamischen Kunstgeschichte vor und erläutert, was die Bilderflut der Moderne für den Islam bedeutet. Wer die islamische Kultur und ihre gegenwärtige Krise besser verstehen will, sollte dieses Buch lesen.

Silvia Naef, Islamwissenschaftlerin und Kunsthistorikerin, lehrt als Professorin für Kulturgeschichte der arabischen Welt an der Universität Genf. Sie ist als herausragende Kennerin moderner Kunst islamischer Länder und als Expertin für Kalligraphie renommiert.
Rezension
Bücher dieser Art wünschte man sich öfter: kompakt, kompetent, klar aufgebaut, informativ, samt hilfreichen und aussagekräftigen Illustrationen, Anmerkungen, Literaturverweisen und einem Personenregister. Und dies zu einem Thema, das nach dem Streit um die Mohammed-Karikaturen immer wieder diskutiert wird, oft ohne dass ein entsprechender Wissenshintergrund vorhanden wäre.
Silvia Naef liefert ihn und beendet ihre fundierten Darlegungen mit einer, wie sie schreibt, vielleicht auch etwas provokanten Frage: "Ist das 'Bilderverbot' im Islam nicht im Grunde eine Frage - oder sogar Erfindung - des Westens?" (137)
Sie kommt zu dieser Frage, weil sie zeigen kann, dass es im Islam weder ein generelles Bilderverbot noch, wie im Christentum, einen theoretischen Diskurs über Bilder gibt (vgl. in der Lehrerbibliothek Garhammer (Hrsg): 'Bilderstreit'), sondern die Bilderfrage immer im Zusammenhang mit dem religiösen Kult zu sehen ist. Ähnlich wie im Judentum richtet sich im Islam das so genannte 'Bilderverbot' nicht gegen Bilder überhaupt, sondern dient der Abwehr solcher Bilder, die in Gefahr stehen, als Götzenbilder dem einen Gott Konkurrenz zu machen. Ansonsten zeigen die meisten islamischen Länder einen pragmatischen Umgang mit der Flut an Bildern, die durch die modernen Bildgebungstechnologien möglich geworden sind: Film, Fernsehen und Fotografie haben auch dort den privaten und öffentlichen Raum erobert.
Was auch und vor allem hinter den Auseinandersetzungen um Bilder zwischen dem Westen und den islamischen Ländern steckt, zeigt Silvia Naef am Streit um die Mohammed-Karikaturen: Muslime störten sich an der karikierenden Form, nicht am Bild an sich, und sie wehrten sich gegen Darstellungen, die von außen, nicht von Moslems selbst kamen. Darin steckt nicht nur der Protest gegen den Westen, der den Islam und seine Traditionen zu überformen und zu erodieren droht, sondern der Konflikt zwischen einer expansiven säkularisierten Kultur und einer Welt, die noch tief in der Gläubigkeit ihrer Religion verwurzelt ist. Der 'Bilderstreit' ist nur eines der Symptome für eine viel grundsätzlichere Auseinandersetzung, in der es letztlich um Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Toleranz und Gleichheit gehen muss und die sehr viel Geduld, gegenseitiges Wohlwollen und pragmatische Kompromissbereitschaft erfordern wird.

Matthias Wörther, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Gibt es wirklich ein Bilderverbot im Islam?

Silvia Naef beschreibt erstmals umfassend die Haltung des Islams zu Bildern. Sie stellt im Zusammenhang damit die wichtigsten Epochen der islamischen Kunstgeschichte vor und erläutert, was die Bilderflut der Moderne für den Islam bedeutet. Ein „Muß“ für alle, die den Islam und die islamische Kultur besser verstehen wollen.
Die Sprengung der Buddha-Statuen in Afghanistan durch die Taliban und der weltweite erbitterte Streit um die dänischen Mohammed-Karikaturen haben gezeigt, daß die Frage der Bilder im Islam „Sprengkraft“ im wahrsten Sinne des Wortes enthält. Die Verbreitung von Ornamenten und Kalligraphien in Moscheen oder Koran-Ausgaben zeugen von einer bilderlosen Religion. Aber gibt es ein islamisches Bilderverbot? Silvia Naef faßt zusammen, was der Koran und andere islamische Quellen über Bilder sagen und welchen Stellenwert Bilder, Ornamente und Kalligraphien in unterschiedlichen Zeiten und Räumen im Islam hatten. Darüber hinaus zeigt sie, wie die moderne Kunst in islamischen Ländern und die Theologie auf die Bilderflut durch Werbung, politische Propaganda und Filme reagieren. Das Ergebnis des eindrucksvollen Überblicks ist überraschend: Es gibt kein generelles islamisches Bilderverbot. Kunst und populäre Kultur im Islam sind vielmehr reich an bildlichen Darstellungen – und selbst Mohammed-Portraits sind verbreitet.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7

1. Die heiligen Schriften und ihre klassischen Interpretationen 11
Urteile über Bilder im Koran und in den Hadithen 12
Die Meinungen der Theologen in klassischer Zeit 22

2. Figürlichkeit trotz Bilderverbot? Ein Überblick
Die arabischen Reiche: Umayyaden, Abbasiden und Fatimiden 36
Das persische Wunder 46
Die osmanische Kunst 59
Die gewollte Nicht-Gegenständlichkeit der islamischen Kunst 65
Figürliche Kunst in den islamischen Ländern 68

3. Von der Seltenheit zum Überfluss: Bilder im Islam seit 1800
Die figürliche Kunst an der Schwelle zur Moderne 74
Das stehende Bild: Eroberung des öffentlichen und privaten Raums 84
Das bewegte Bild: Film und Fernsehen 105
Reformer und Fundamentatlisten: Die Geistlichen angesichts der Bilderflut 110

4. Bilder und Bilderverbot heute 131

Anmerkungen 139
Literatur 147
Bildnachweis 155
Personenregister 157