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Biblischer Schöpfungsglaube Religionsgeschichte - Theologie - Ethik
Biblischer Schöpfungsglaube
Religionsgeschichte - Theologie - Ethik




Bernd Janowski

Mohrsiebeck
EAN: 9783161623196 (ISBN: 3-16-162319-3)
793 Seiten, paperback, 16 x 24cm, Mai, 2023, Mit drei Anhängen und zahlreichen Abbildungen

EUR 49,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Was heißt "Schöpfung" und wie unterscheidet sie sich vom Begriff "Natur"? Die biblischen Schöpfungstexte bezeugen vielfältige Vorstellungen über die Erschaffung der Welt, die Stellung des Menschen in ihr sowie die Rolle der Tiere und Pflanzen auf dem gemeinsamen Lebensraum Erde. Trotz des Wandels vom geozentrischen zum heliozentrischen Weltbild und von da zum unendlichen Universum und trotz der Einsichten der modernen Naturwissenschaft in den Aufbau des Kosmos sind die biblischen Vorstellungen vom Wirken eines Schöpfergottes nicht einfach obsolet. Vielmehr prägen sie mehr oder weniger deutlich unsere Welterfahrung bis heute. In seinem Lehr- und Studienbuch legt Bernd Janowski eine Gesamtdarstellung des biblischen Schöpfungsglaubens vor, die sowohl die kosmologischen Traditionen der Antike als auch in Auswahl die tier- und umweltethischen Perspektiven der Neuzeit und der Gegenwart berücksichtigt. Die vorliegende Darstellung gliedert sich in vier Haupt- und zwölf Unterabschnitte, die durch drei Anhänge mit zentralen Schöpfungstexten des Alten Testaments von Gen 1 bis Sir 43, mit Texten und Bildern zur Kosmologie der Antike vom alten Ägypten bis zum Koran sowie mit Dokumenten zur Tier- und Umweltethik von Montaigne bis zur Gegenwart ergänzt werden.

Prof. Dr. Bernd Janowski, geboren 1943; Studium der Theologie, Ägyptologie und Assyriologie in Tübingen; 1980 Promotion; 1984 Habilitation; nach Professuren in Hamburg (1986-91) und Heidelberg (1991-95) seit 1995 Professor für Theologie des Alten Testaments in Tübingen; seit 1995 Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften; seit 2011 emeritiert.
Rezension
Das Thema Schöpfung ("Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde", Gen 1,1) gehört zu den Standardthemen im schulischen Religionsunterricht und bietet in dogmatischer und ethischer Perspektive vielfältige und gravierende Problemstellungen, mit der sich die Lehrkraft vor und im Unterricht kompetent auseinandersetzen muß (Evolutionslehre vs. Schöpfung / Schöpfungsbewahrung vs. "Macht euch die Erde untertan" / Moderne Astro-Physik vs. Schöpfungslehre etc.). - Aber auch bereits in bibelwissenschaftlicher Perspektive, die in diesem voluminösen Buch des emeritierten Tübinger Alttestamentlers ausgeleuchtet wird, bietet die Thematik Schöpfung hinreichende Problemfelder, mit denen die Lehrperson vertraut sein muß, - und das überragt bei weitem nur das Verhältnis der beiden differenten Schöpfungserzählungen am Anfang des Buches Genesis: Gen 1,1 - 2,4a und Gen 2,4b - 3,24 (vgl. Inhaltsverzeichnis). Ohne religionsgeschichtliche Hintergrundkenntnisse lassen sich biblische Schöpfungserzählungen z.B. gar nicht angemessen erfassen.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort VII

I Was heißt „Schöpfung“? – Einführung 1

§ 1 Grundfragen des biblischen Schöpfungsglaubens 3

1. „Schöpfung“ als theologischer Grundbegriff 3
a) Der Anfang von Welt und Leben 3
α) Die Bibel beginnt mit dem „Anfang“ 4
β) Zur Logik kultureller Gründungserzählungen 6
b) Schöpfungsglaube und Naturwissenschaft 7
α) Das Bekenntnis zum Schöpfergott 7
β) Auf dem Weg zum neuzeitlichen Weltbild 12
Exkurs 1: Natur und Schöpfung 16
2. Schöpfung im Alten Testament 20
a) Forschungsgeschichtliche Aspekte 20
α) Klassische Positionen 20
β) Neuere Entwürfe 27
b) Schöpfungstexte und Schöpfungstermini 32
3. Zur Konzeption dieses Buchs 37

II Die Welt des Anfangs – Grundlegung 41

§ 2 Die priesterliche Urgeschichte 43

1. Der Schöpfungstext Gen 1,1–2,3 43
a) Komposition und Aussageabsicht 45
b) Zentrale Themen 50
α) Von der Vorwelt zur Schöpfungswelt 50
Exkurs 2: Weltentstehungsmythen 54
β) Der Mensch als Bild Gottes 61
γ) Das Ruhen Gottes am siebten Tag 70
2. Die Fluterzählung Gen *6,9–9,17 72
a) Komposition und Aussageabsicht 73
b) Zentrale Themen 75
α) Die große Flut und die Arche 75
β) Der Bund mit Noah und den Tieren 79
3. Fazit: Die Erde als Lebenshaus 83

§ 3 Die nichtpriesterliche Urgeschichte 87

1. Der Paradieserzählung Gen 2,4b–3,24 87
a) Komposition und Aussageabsicht 88
b) Zentrale Themen 91
α) Die Erschaffung des Menschen 91
Exkurs 3: Paradies und Gottesgarten 94
β) Der Mensch, die Tiere und die Frau 99
γ) Die Übertretung des Verbots 103
2. Die Fluterzählung Gen *6,5–8,22 111
a) Komposition und Aussageabsicht 112
b) Zentrale Themen 112
α) Der göttliche Vernichtungsbeschluss 113
β) Die Empathie des Schöpfergottes 121
3. Fazit: Die Ambivalenz der Wirklichkeit 125

III Die Welt als Schöpfung – Themenfelder 129

1. Aspekte der natürlichen Lebenswelt 129

§ 4 Schöpfung und Lebenswelt 131

1. Konturen der natürlichen Lebenswelt 132
a) Die Lebenswelt und ihre Ordnungen 133
Exkurs 4: Ordnungsdenken 137
b) Das Thema „Segen“ als Fallbeispiel 142
α) Das leuchtende Angesicht JHWHs (Num 6,22–27) 145
β) Die schöpferische Kraft des Segens (Dtn 28,1–6.15–19) 148
2. Gefährdungen der natürlichen Lebenswelt 151
a) Die zerstörerische Macht der Sünde 153
α) Eine Welt ohne Licht (Jer 4,23–28) 153
β) Die Missachtung der Naturordnung (Jer 5,20–25) 156
b) Das trauernde Land (Jer 14,*1–22) 161
3. Fazit: Die Ordnung der Lebenswelt 167

§ 5 Schöpfung und Menschenbild 171

1. Der Mensch als Geschöpf 172
a) Schöpfung in der älteren Spruchweisheit 172
α) Gott als Schöpfer des Armen (Spr 14,31; 17,5) 173
β) Die Gemeinschaft der Geschöpfe (Spr 22,2; 29,13) 176
b) Gott als Schöpfer und Geburtshelfer (Ps 139,13–18; 22,10–12) 179
Exkurs 5: Schöpfungsnamen 188
2. Bilder des blühenden und zerbrechenden Lebens 190
a) Wie ein Baum an Wasserkanälen (Ps 1) 191
b) Wie ein Vogel, einsam auf dem Dach (Ps 102) 199
3. Fazit: Die Erfahrung der Kreatürlichkeit 205

§ 6 Schöpfung und Tierwelt 211

1. Die Tiere als Mitgeschöpfe 211
a) Die erstaunliche Welt der Tiere 213
α) Tiere als Geschöpfe eigenen Rechts (Hi 38,39–39,30) 213
β) Tiere als Lehrer des Menschen (Spr 6,6–11) 221
b) Reine und unreine Tiere (Lev 11,2–23; Dtn 14,3–20) 225
2. Aspekte biblischer Tierethik 232
a) Arbeitsruhe auch für die Tiere (Ex 20,10; 23,12) 234
b) Der Gerechte und sein Vieh (Spr 12,10) 237
Exkurs 6: Das Seufzen der Kreatur 240
3. Fazit: Die Zukunft der Tiere 244
2. Aspekte der geschichtlich-sozialen Welt 249

§ 7 Schöpfung und Königtum 251

1. Der himmlische König und sein irdischer Sohn 252
a) Schöpfungsmotive in den Königspsalmen 252
b) Der König als Gottessohn und Segensmittler 255
α) Die Geburt aus Gott (Ps 2,7; Ps 110,3) 255
β) Die Frucht der Gerechtigkeit (2 Sam 23,3 f; Ps 72) 263
Exkurs 7: Solare Symbolik 263
2. Göttlicher Hirte und königlicher Mensch 273
a) Der gute Hirte und seine Herde (Ez 34,11–16; Ps 23) 273
b) Mit Ehre und Hoheit gekrönt (Ps 8) 278
3. Fazit: Der Hüter der Weltordnung 286

§ 8 Schöpfung und Geschichte 291

1. Weltschöpfer und Geschichtslenker 291
a) Schöpfung und Geschichte bei Deuterojesaja 291
α) Die Legitimität des Schöpfergottes 294
β) JHWHs Thronen über dem Erdkreis (Jes 40,12–31) 297
Exkurs 8: Kosmischer Lobpreis 303
b) JHWHs Rückkehr zum Zion (Ez 43,1–9) 308
2. Mythische Urzeit und historische Jetztzeit 312
a) „Mein König von Urzeit her“ (Ps 74) 312
b) Schöpfer der Welt und Retter Israels (Ps 136) 321
3. Fazit: Die universale Macht des Schöpfers 325
3. Aspekte des religiösen Symbolsystems 329

§ 9 Schöpfung und Tempel 331

1. Irdische und himmlische Wohnstatt JHWHs 331
a) Die Festigkeit des Gottesthrons (Ps 93) 333
b) JHWHs himmlisches Thronen (Ps 33; Jes 66,1 f ) 339
2. Kosmische und kultische Ordnung 347
a) Kosmologische Symbolik des Ersten Tempels (1 Kön 6 f ) 347
Exkurs 9: Der Tempel als Kosmos 352
b) Kosmologische Symbolik in exilisch-nachexilischer Zeit 357
α) Zeltheiligtum und Tempelquelle
(Ex *24,15b–40,38; Ez 47,1–12) 357
β) Die „Herrlichkeit“ des Zweiten Tempels (Hag 1 f ) 367
3. Fazit: Der Tempel als Ort des Lebens 370

§ 10 Schöpfung und Chaos 373

1. Jenseitsbereiche und Gegenwelten 373
a) Kosmologische Aspekte 374
α) Der Ort der Finsternis (Hi 38,16–18) 376
Exkurs 10: Das Tor zur Unterwelt 378
β) Ein Blick in die Unterwelt (Jes 14,3–21) 384
b) Anthropologische Aspekte (Ps 88; 30) 385
2. Repräsentanten der gegenmenschlichen Welt 391
a) Texte und Bilder zum Chaoskampf 391
b) Behemot und Leviatan (Hi 40 f ) 405
3. Fazit: Die Bedrohung der Lebenswelt 410

§ 11 Schöpfung und Weisheit 413

1. Die Erkenntnis der Welt als Ordnung 414
a) „Alle Flüsse fließen ins Meer“ (Pred 1,3–11) 414
b) „Sie alle hast du mit Weisheit gemacht“ (Ps 104) 418
Exkurs 11: Das Maß der Schöpfung 430
2. Kosmotheistisches Wissen in der späten Weisheit 436
a) Die Weisheit als Schöpfungsmittlerin 437
α) „Bevor Berge eingesenkt wurden“ (Spr 8,25) 438
β) „In Jakob nimm Wohnung!“ (Sir 24,8) 440
b) Die Inkarnation des Schöpferwortes (Joh 1,14–18) 445
3. Fazit: Die Erfahrung der Welt als Schöpfung 447

IV Der Schöpfer des Himmels und der Erde – Resümee 451

§ 12 Grundzüge des biblischen Schöpfungsglaubens 453

1. Geschichtliche Entwicklung 453
a) Vorexilische Schöpfungstexte 454
b) Exilisch-nachexilische Schöpfungstexte 458
α) Literarhistorischer Überblick 458
β) Zentrale Themenfelder 459
2. Theologische Bedeutung 463
a) Die Erde als Raum des Lebens 463
b) Die Konfrontation mit dem Chaos 467
c) Die Gemeinschaft des Lebendigen 471
Exkurs 12: Anthropozentrismus? 473
3. Ausblick: Die Ethik der Mitgeschöpflichkeit 476

Anhänge 483

Anhang I 485
Zentrale Schöpfungstexte des Alten Testaments 485
I. Texte des Pentateuch 485
II. Prophetische Texte 491
III. Psalmen und Weisheitstexte 497

Anhang II 507
Quellen zur Kosmologie und Schöpfungstheologie der Antike 507
I. Konturen der Lebenswelt 508
II. Ägypten 511
III. Mesopotamien 549
IV. Kleinasien 598
V. Ugarit und Nordsyrien 601
VI. Iran 607
VII. Palästina/Israel 611
VIII. Griechenland 613
IX. Rom 623
X. Antikes und Rabbinisches Judentum 628
XI. Neues Testament und Antikes Christentum 640
XII. Koran 647

Anhang III 653
Texte zur Tier- und Umweltethik von Montaigne bis zur Gegenwart 653
Abkürzungen und Hinweise zur Zitation 671
Chronologische Übersichten 675

Literatur 677
1. Handbücher und Sammelbände 677
2. Kommentare 687
3. Antike Quellentexte 690
4. Monographien, Aufsätze, Lexikonartikel 693

Nachweis zu den Abbildungen und Skizzen 753

Register 755
1. Stellen 755
2. Sachen 763