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Berlusconi an der Macht Die Politik der italienischen Mitte-Rechts-Regierungen in vergleichender Perspektive
Berlusconi an der Macht
Die Politik der italienischen Mitte-Rechts-Regierungen in vergleichender Perspektive




Gian Enrico Rusconi, Thomas Schlemmer, Hans Woller (Hrsg.)

Reihe: Zeitgeschichte im Gespräch


Oldenbourg Wissenschaftsverlag
EAN: 9783486597837 (ISBN: 3-486-59783-3)
164 Seiten, paperback, 12 x 21cm, 2010

EUR 16,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wer heute von Italien spricht, spricht fast immer von Silvio Berlusconi und hat dabei die ungezählten Skandale vor Augen, in die der Medienmogul im Amt des Regierungschefs verstrickt ist. Die konkrete Arbeit von Berlusconis Mitte-Rechts-Koalition, die 1994/95 sowie von 2001 bis 2006 regierte und seit 2008 erneut den Ton in Rom angibt, geriet angesichts der Affären des Ministerpräsidenten fast zur Nebensache. Die Autoren des vorliegenden Sammelbands – Experten aus Deutschland, Italien und der Schweiz – blicken dagegen hinter die Kulissen und fragen nach Kontinuitäten und Zäsuren in der Außen- und Europapolitik, der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sowie der Innen- und Rechtspolitik. Sie ordnen die Entwicklung Italiens in den letzten zwanzig Jahren in den europäischen Kontext ein und zeigen, wo das Land heute steht.
Rezension
Wenn es nicht so trurig wäre, dann könnte man fast lachen: Wie kann es sein, dass in Italien ein Ministerpräsident regiert, der wegen Meineides bereits rechtskräftig verurteilt ist, dem die Staatsanwaltschaft Bilanzfälschung und Steuerhinterziehung vorwirft und der immer wieder durch unsägliche Affären von sich reden macht? Um zu begreifen, muss man Berlusconis Werdegang und seine Freunde, sein internationales Firmengeflecht und sein Medienimperium ebenso betrachten wie seine erstaunliche Persönlichkeit, sein Charisma, sein Machtstreben und sein übersteigertes Selbst- und Sendungsbewusstsein. Italiens Demokratie ist in Gefahr. In keiner anderen Demokratie auf der Welt ist der Regierungschef zugleich Eigentümer der wichtigsten privaten Medien und dirigiert per Regierungsmehrheit das Staatsfernsehen. Eine freie Presse ist die Grundlage einer modernen Demokratie. Über Finanzbeteiligungen, - Berlusconi ist sogar an der italienischen Zentralbank beteiligt -, gibt es in Italien faktisch keine freie Presse mehr. Ein zweiter Eckpfeiler der Demokratie, die unabhängige Justiz, ist ebenfalls nicht mehr vorhanden, Berlusconi hat sie solange "reformiert", bis er de facto über dem Gesetz steht: Abänderungen von Strafgesetzen, Verkürzung der Verjährungsfristen etc. hat der Straftäter Berlusconi zu seinen Gunsten durchgesetzt. - Ein Krimineller an der Spitze der Politik! Dieser Band leuchtet die Politik der italienischen Mitte-Rechts-Regierungen in vergleichender Perspektive aus.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Beiträge von: Amedeo Osti Guerrazzi, Gregor Hoppe, Henning Klüver, Aram Mattioli, Andrea Di Michele, Paolo Pombeni, Gian Enrico Rusconi, Chiara Saraceno, Thomas Schlemmer, Ugo Trivellato, Hans Woller
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung 7

I. Der Protagonist

Hans Woller
Berlusconi - Unternehmer, Politiker, Selbstdarsteller 9

II. Die große Bühne: Außen- und Europapolitik

Paolo Pombeni
Periphere Politik. Berlusconi und Europa 25

Andrea Di Michele
Berlusconi und Putin
Motive einer Männerfreundschaft 39

III. Reform und Stagnation: Arbeitsmarkt-und Sozialpolitik

Chiara Saraceno
Worte statt Taten Familienpolitik in Berlusconis Italien 51

Thomas Schlemmer
Berlusconis Jobwunder? Arbeitsmarktpolitik zwischen pfadabhängiger Kontinuität und neoliberaler Reform 63

Ugo Trivellato
Arbeitsbeziehungen nach Gutsherrenart Flexibilisierung und Unsicherheit in der Ära Berlusconi 83

IV. Steine des Anstoßes: Innen- und Rechtspolitik

Gregor Hoppe
Institutionelle Selbstzerrüttung? Innen- und Rechtspolitik in der Ära Berlusconi 99

Henning Klüver
Berlusconi und die Mafia. Materialien zu einer Geschichte, die offen bleibt 109

Amedeo Osti Guerrazzi
Politik der Angst. Die Regierung Berlusconi und die Ausländer 125

Aram Mattioli
Tabubruch und Kalkül. Berlusconis Geschichtspolitik zwischen Apologie und Umdeutung 139

V. Epilog

Gian Enrico Rusconi
Berlusconismus ohne Ende? Italien auf dem Weg zu einer Verfassungsreform 151

Abkürzungen 162
Autorinnen und Autoren 163