„The Long Leg“(1935), „Ground Swell“(1939), „Gas“(1940), „Nighthawks“(1942), „Morning Sun“(1952) und „A Woman in the Sun“(1961) zählen zu den bekanntesten Gemälden von Edward Hopper (1882-1967). Der Maler gilt als einer der wichtigsten Vertreter des amerikanischen Realismus. Durch die besondere Farbgebung und durch die gekonnte Licht- und Schattenregie gelingt ihm in seinen Werken eine Ästhetisierung scheinbar unbedeutender Alltagsszenen und Gebäude. Seine wie Momentaufnahmen wirkenden Bilder erzeugen eine besondere Stimmung, die beim Betrachten Eindrücke emotionaler Unterkühlung, Einsamkeit und Entfremdung hinterlassen.
Einblicke in die künstlerische Arbeit Hoppers geben die von ihm und seiner Frau Jo Hopper ab 1924 bis zu seinem Tode verfassten vier „Ledger Books“. In diesen finden sich u.a. aufschlussreiche Angaben zu den Werken Hoppers: wahrnehmungsleitende, prägnante Kurzbeschreibungen von seiner Frau und zum Teil ergänzende Notizen zur genauen Entstehungszeit, den verwendeten Farben und Materialien von ihm. Die Besonderheit der Werkstattbücher besteht aber in den zuerst mit Bleistift skizzierten und dann mit Feder und Tusche ausgeführten Graphiken von Hopper. Nach den Einträgen seiner Frau skizzierte der gelernte Illustrator nämlich seine fertigen und für den Verkauf vorgesehenen Gemälde noch einmal als Miniaturen. Diente diese der Dokumentation des eigenen Œuvres, so sind sie doch vielfach selbst kleine Kunstwerke, zum Beispiel die expressionistisch wirkende Skizze zu dem eher eine besinnliche Stimmung ausstrahlenden Gemälde „Gas“. Hoppers Graphiken verdeutlichen anschaulich die seinen Gemälden zugrundeliegende Ideen und ermöglichen uns teilzuhaben am Making-of der Werke. Sie lassen Betrachterinnen und Betrachter eintauchen in den „Erinnerungszirkel des Originals“(Brian O`Doherty).
Dem renommierten Kunstverlag Schirmer/Mosel kommt das Verdienst zu, in dem Buch „Edward Hopper: Ausgewählte Gemälde“ 56 seiner Meisterwerke mit den zugehörigen handgeschriebenen Einträgen vom ihm und seiner Frau aus den Werkstattbüchern zu kombinieren. Dazu wurden die Grafiken Hoppers und die Notizen der Hoppers neben den souverän ausgewählten Gemälden Hoppers abgedruckt, sowie ihre Aufzeichnungen ins Deutsche übersetzt. Außerdem findet man in dem schönen Band zwei aufschlussreiche Essays zum Œuvre des amerikanischen Realisten, von der Hopper-Expertin Deborah Lyons und dem irischen Künstler Brian O`Doherty, alias Patrick Ireland. So erhält man einen hervorragenden Zugang zum „Hopperesken“. Das bereits 2012 publizierte Buch erschien 2020 zu Recht in einer Neuauflage, eignet es sich doch als sehr gute Einführung in das Werk Hoppers. Durch den Band werden Lehrkräfte der Fächer Bildende Kunst geradezu aufgefordert, in ihrem Unterricht den amerikanischen Realismus eines Edward Hopper anhand seiner Gemälde und Skizzen angemessen zu würdigen.
Fazit: Das ästhetisch überaus gelungene Werk „Edward Hopper. Ausgewählte Gemälde“, von dem auch eine englischsprachige Ausgabe bei Schirmer/Mosel vorliegt, ist ein Muss für alle Hopper-Fans und empfiehlt sich ebenso zur Anschaffung für an amerikanischer Kunst der Moderne Interessierte.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

Mit Skizzen und Aufzeichnungen aus den Werksattbüchern des Malers
Edward Hopper (1882–1967), der erste amerikanische Maler, der es zu Weltruhm brachte, führte in billigen Arbeitsheften, den sogenannten Ledger Books, akribisch Buch über sein Gesamtwerk. In einer Art handgeschriebenem Werkverzeichnis machte er, begleitet von Skizzen der ausgeführten Gemälde, Aufzeichnungen über das Wann und Wo ihres Entstehens, über die benutzten Farben und anderen Malmaterialien bis hin zu den Preisen, Verkäufen und Zahlungseingängen. Die Texte zu den Bildern, die teilweise auch von seiner Frau Jo verfasst wurden, sind seltene Dokumente eines als schweigsam bekannten Künstlers, der sich in seiner Malerei dem Alltäglichen verschrieben hatte, öffentlich aber kaum je ein Wort über seine Bilder verlor. Insgesamt 56 ausgewählten Gemälden werden die handschriftlichen Seiten aus den Arbeitsbüchern gegenübergestellt und transkribiert. Die einführenden Texte der Hopper-Spezialisten Deborah Lyons und Brian O’Doherty kommentieren die versammelten Meisterwerke.
Schirmer/Mosel. Mit Texten von Deborah Lyons und Brian O'Doherty. 152 Seiten, 56 Farbtafeln, 69 Abb. Format: 19 x 30 cm, broschiert. Deutsche Ausgabe.

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