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Aufsätze zur griechischen Literatur und Philosophie
Aufsätze zur griechischen Literatur und Philosophie




Thomas A. Szlezak

Reihe: International Plato Studies


Academia
EAN: 9783896657459 (ISBN: 3-89665-745-3)
778 Seiten, hardcover, 16 x 24cm, 2019

EUR 149,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Homer und Sophokles, Platon und Aristoteles: vier große Autoren, die die Essenz der griechischen Kultur mit besonderer Klarheit zum Vorschein kommen lassen, stehen im Fokus der gesammelten Aufsätze des Tübinger Gräzisten Thomas Alexander Szlezák. Die Zugangsart zu den dichterischen wie zu den philosophischen Texten ist dieselbe: das leitende methodische Prinzip muss das der alexandrinischen Philologie sein, jeden Autor primär aus ihm selbst zu erklären. Ein folgenreiches Novum ist die Anwendung der genannten Interpretationsmaxime auf Platon: Die einst von Schleiermacher irregeleitete Hermeneutik der Dialoge – sie seien autarke Werke, glaubte er – muss korrigiert werden. Platon selbst zwingt uns, die Dialoge gewiß nicht nur, aber wesentlich auch als Verweise auf jene Theorie der Prinzipien zu lesen, von der Aristoteles berichtet und die Platon mit vollem Bedacht aus seinem Schriftwerk herausgehalten hat.



Das Werk ist Teil der Reihe International Plato Studies, Band 39.
Rezension
Alexander Szlezák ist emeritierter Universitätsprofessor der Universität Tübingen und sowohl auf dem Gebiet der (klassischen) Philologie wie auch der (antiken) Philosophie akademisch tätig. Der vorliegende Band stellt einige seiner Aufsätze zur antiken Literatur und Philosophie zusammen, die Szlezák in den letzten Jahrzehnten verfasst hat. Die Zeitspanne reicht dabei von 1978 bis 2019 und die Auswahl der abgedruckten 35 Schriften oblag Szlezák selbst. Man kann also davon ausgehen, dass ihm die ausgewählten Aufsätze besonders wichtig waren. Im Bereich der Philosophie befassen sich die Aufsätze zumeist mit Untersuchungen zum Werk Platons (etwa mit der 'Politeia' oder mit dem 'Phaidros') und Aristoteles' ('Metaphysik'), aber auch mit methodologischen Fragen zur Übersetzung ('Wolfgang Schadewaldt als Übersetzer', 'Schleiermachers "Einleitung" zur Platon-Übersetzung von 1804') sowie mehrere Auseinandersetzungen mit der Schriftkritik Platons ('Mündliche Dialektik und schriftliches ‚Spiel‘: Phaidros', 'Gilt Platons Schriftkritik auch für die eigenen Dialoge? Zu einer neuen Deutung von Phaidros 278 b8–e4'). Im Bereich der Philologie finden sich Aufsätze zum antiken Drama (Sophokles, Euripides) und zu epischen Texten (Ilias). Ein deutlicher Schwerpunkt liegt allerdings auf der Philosophie. Die einzelnen Aufsätze sind dabei sehr verständlich geschrieben, wie man es so auch von Szlezák kennt. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis sowie ein Schriftenverzeichnis Szlezáks runden den Band ab.
Was man vermisst, ist eine Einleitung, die hätte erläutern können, zu welchem Anlass die Schrift entstanden ist bzw. welche Zielsetzung mit ihr verbunden ist. Das hätte ein Herausgeber leisten können, den es aber nicht gibt. Dieser hätte auch sicher eine andere Anordnung der Schriften getroffen, die nicht wirklich einer Systematik folgen. Da die Schrift als Band 39 der "International Plato Studies" entstanden ist, kann man mutmaßen, dass Szlezák (durchaus zurecht!) als herausragender Platon-Forscher mit in die Reihe aufgenommen werden sollte, um seine Schriften - gerade die älteren - noch einmal der Platon-Forschung zugänglich zu machen.
Insgesamt liegt mit dem Band eine exzellente Zusammenstellung einzelner Arbeiten Szlezáks vor, die sicherlich noch in einigen Jahrzehnten von der Platon-Forschung rezipiert werden. In der Bibliothek eines klassischen Philologen oder eines Philosophen sollte dieser Band nicht fehlen, da er mit zu den großen Werken der Platon-Forschung gehört.

Stefan Düfel, für "lehrerbibliothek.de"
Verlagsinfo
Der Autor Thomas Alexander Szlezák ist Prof. em. der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Mitglied sowohl des Philologischen als auch des Philosophischen Seminars. Von seinen Büchern und Aufsätzen gibt es heute mehr als 100 Übersetzungen in 17 europäische und außereuropäische Sprachen. Er arbeitete über Homer, die Griechische Tragödie, über Platin, Aristoteles und Platon. Seine letzten Bücher waren "Homer oder Die Geburt des abendländischen Dichtung" (2012) und "Was Europa den Griechen verdankt" (2010, bisher 6 Übersetzungen).
Inhaltsverzeichnis
Verzeichnis der Abkürzungen
Seite 11–12

1. Ilias und Gilgamesch-Epos (2004)
Seite 13–36

2. Sophokles’ Elektra und das Problem des ironischen Dramas (1981)
Seite 37–61

3. Der angeklagte Ödipus: Zum Charakter des Titelhelden im Oedipus Coloneus (2007)
Seite 62–83

4. Sophokles oder die Freiheit eines Klassikers (1994)
Seite 84–122

1. Aias
2. Trachiniai
3. Antigone
4. Oidipus Tyrannos und Elektra
5. Philoktetes und Oidipus auf Kolonos

5. Mania und Aidos. Bemerkungen zur Ethik und Anthropologie des Euripides (1986)
Seite 123–141

6. Polis – Arche – Adikia. Deutungen Athens bei Sophokles, Thukydides und Platon (1999)
Seite 142–156

7. Wolfgang Schadewaldt als Übersetzer (2005)
Seite 157–181

8. Alpha Elatton: Einheit und Einordnung in die Metaphysik (1983)
Seite 182–220

9. Die Lückenhaftigkeit der akademischen Prinzipientheorien nach Aristoteles’ Darstellung in Metaphysik M und N (1987)
Seite 221–246

10. La prosecuzione di spunti platonici nella Metafisica di Aristotele (1993)
Seite 247–264

1. La spaccatura fra Aristotele e Platone
2. La scienza «ricercata»
3. L'«aporia» come mezzo per raggiungere l'«euporia»
4. L'interrogazione della tradizione
5. La scienza «di tutto»
6. La scienza «più vera»
7. La superiorità della «οὐσία»
8. La felicità della conoscenza suprema

11. Von der τιμή der Götter zur τιμιότης des Prinzips. Aristoteles und Platon über den Rang des Wissens und seiner Objekte (1998)
Seite 265–284

12. Sechs Philosophen über philosophische Esoterik (2003)
Seite 285–305

1. Wittgenstein
2. Kant
3. Schleiermacher
4. Nietzsche
5. Hegel
6. Platon

13. Dialogform und Esoterik: Zur Deutung des platonischen Dialogs Phaidros (1978)
Seite 306–322

14. Wer braucht den Siebten Brief? Methodische Überlegungen zur Diskussion um die mündliche Philosophie Platons (2012/2019)
Seite 323–342

15. Are There Deliberately Left Gaps in Plato’s Dialogues? (2015)
Seite 343–357

16. Struttura e finalità dei dialoghi platonici. Che cosa significa «venire in soccorso al discorso»? (1989)
Seite 358–380

1. La finalità della critica della scrittura
2. Partizione e andamento concettuale della critica della scrittura
3. Alcune osservazioni sul testo
4. La spiegazione di Gregory Vlastos
5. Metodi filologici al posto dell’intuizione
6. Tre esempi di βοήθεια platonica
7. La situazione sempre uguale della βοήθεια. Alcuni sinonimi per βοηθεῖν τῷ λόγῳ
8. Sul significato di τίμιον
9. Il dialogo scritto può aiutarsi da solo? Le teorie sul dialogo del diciannovesimo e ventesimo secolo
10. Origine e caratteristiche delle contemporanee teorie del dialogo
11. L’impostazione di Schleiermacher deve essere controllata sul testo di Platone
12. βοηθεῖν orale e i passi che si trattengono dall’esprimersi
13. Che cosa significa veramente la critica della scrittura

17. Mündliche Dialektik und schriftliches ‚Spiel‘: Phaidros (1996)
Seite 381–397

18. Gilt Platons Schriftkritik auch für die eigenen Dialoge? Zu einer neuen Deutung von Phaidros 278 b8–e4 (1999)
Seite 398–408

19. On the Meaning of the Key Concepts in Plato’s Criticism of Writing. A Philological Approach to Phaedrus 274 b–278 e (2015)
Seite 409–418

20. Abschied von einem ‚Klassiker‘. 50 Jahre nach Vlastos´ Rezension von Krämers „Arete bei Platon und Aristoteles“ (2016)
Seite 419–431

21. οὓς μόνους ἄν τις ὀρϑῶς προσείποι φιλοσόφους. Zu Platons Gebrauch des Namens φιλόσοφος (2000)
Seite 432–441

22. Abbild der lebendigen Rede. Was ist und was will ein platonischer Dialog? (2009)
Seite 442–463

23. Schleiermachers „Einleitung“ zur Platon-Übersetzung von 1804: Ein Vergleich mit Tiedemann und Tennemann (1997)
Seite 464–487

1. Kritik an einem Klassiker?
2. Dieterich Tiedemann und die drei Quellen der platonischen Philosophie
3. Tennemann stimmt weitgehend überein mit Tiedemann
4. Tennemanns Fragen von Schleiermacher aufgenommen
5. Charakteristik der Dialogauffassung Schleiermachers
6. Was sonst noch fehlt in Schleiermachers „Einleitung“
7. Anspruch und Wirklichkeit

24. Friedrich Schleiermacher und das Platonbild des 19. und 20. Jahrhunderts (2004)
Seite 488–508

25. Der Begriff „Seele“ als Mitte der Philosophie Platons (2010)
Seite 509–527

1. Platons Weichenstellung
2. Worauf Platon zurückgreifen konnte
3. Zehn kurze Beispiele platonischen Redens von der Psyche
4. Einige Grundzüge der platonischen Seelenvorstellung

26. Sokrates’ Spott über Geheimhaltung Zum Bild des φιλόσοφος in Platons Euthydemos (1980)
Seite 528–546

27. Das Höhlengleichnis (Buch VII, 514 a–521 b und 539 d–541 b) (1997)
Seite 547–568

1. Herkunft, Ort und Vielschichtigkeit des Gleichnisses
2. Auffällige Einzelheiten
3. Die exegetischen Schwierigkeiten und die moderne Kritik am Gleichnis
4. Liniengleichnis und Höhlengleichnis.
5. Welcher Art ist die Erkenntnis des Guten?
6. Das Gute „hinreichend“ sehen?
7. Die Idee des Guten als Ursache
8. Das Gute als paradeigma des Handelns
9. Die Präzisierung der Seelenlehre
10. Die Umwendung der ganzen Seele.
11. Die Art der Durchführung der paideia
12. Die Pflicht zur Rückkehr in die Höhle: für wen ist der Staat da?
13. Ist der ‚beste Staat‘ eine bloße Wunschvorstellung?

28. Die Idee des Guten als arche in Platons Politeia (2002)
Seite 569–590

1. Sokrates’ Theorie des Prinzips
2. Die platonische Theorie der Prinzipien in der indirekten Überlieferung
3. Wie verhalten sich die beiden Theorien zu einander? Verschiedene Möglichkeiten der Erklärung
4. Die literarische Form der Entfaltung von Sokrates’ Theorie des Prinzips
5. Kein Widerspruch zwischen den beiden Theorien
6. In welcher Haltung spricht Sokrates? Was verrät uns die Sprache des Sonnengleichnisses?
7. Sokrates’ Zurückhaltung und die philosophische Praxis im Idealstaat
8. Probleme, die Sokrates offen läßt

29. Über die Art und Weise der Erörterung der Prinzipien im Timaios (1997)
Seite 591–600

30. The Indefinite Dyad in Sextus Empiricus’s Report (Adversus Mathematicos 10.248–283) and Plato’s Parmenides(2010)
Seite 601–614

1. The Problem
2. The Indefinite Dyad
3. The Indefinite Dyad in Plato’s Parmenides
4. The Indefinite Dyad and Plato’s Metaphysics
5. The Complementarity Between Sextus’s Report and the Parmenides

31. Platonische Dialektik: der Weg und das Ziel (2005)
Seite 615–638

1. Dialektik als Aufgabe
2. Wie wird man Dialektiker? Die Mündlichkeit der Dialektik
3. Wie wurde man Dialektiker zu Platons Zeit? Das philosophische συζῆν
4. Die verstreuten Hinweise der Dialoge

32. Platons Gründe für philosophische Zurückhaltung in der Schrift (2008)
Seite 639–648

33. Zur üblichen Abneigung gegen die Agrapha Dogmata (1993)
Seite 649–666

34. Platon und die Pythagoreer: das Zeugnis des Aristoteles (2011)
Seite 667–684

1. Die frühen Einflüsse auf Platons Denken
2. Platons Nähe zu den Pythagoreern
3. Das Pythagoreische im ἀρχή-Denken Platons
4. Platon und die philosophische Tradition der Griechen

35. Hermeneutische Grundprobleme der Platondeutung (2019)
Seite 685–704

1. Platons Kritik der Schrift als eines Mittels der philosophischen Erkenntnisgewinnung: Phaidros 274 b–278 e.
2. Was die Schriftkritik vom philosophos verlangt
3. Schleiermachers Fehlinterpretation und die moderne Theorie des Dialogs
4. Widerlegung der modernen Theorie des platonischen Dialogs
5. Die indirekte Überlieferung zu Platons Theorie der Prinzipien
6. Prinzipiendenken bei Speusippos, Xenokrates, Aristoteles
7. Die uneinholbare Überlegenheit des Dialogführers: Der philosophische Sinn dieser Figurenkonzeption
8. Vom fälligen Ende einer verfehlten Platonhermeneutik

Literaturverzeichnis
Seite 705–728

Schriftenverzeichnis von Thomas Alexander Szlezák
Seite 729–778