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Archiv für Begriffsgeschichte 64,1: Die Erfindung der Aufklärung
Carsten Dutt (Hrsg.)
Meiner Hamburg
EAN: 9783787342587 (ISBN: 3-7873-4258-3)
230 Seiten, kartoniert, 16 x 24cm, Oktober, 2022
EUR 58,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Wann, wo und wie begann die Begrifsgeschichte von aufklären und Aufklärung? Daniel Fulda hat das durch gängige, aber falsche Spätdatierungen verdeckte Terrain auf breiter Quellengrundlage neu vermessen. Seine Forschungsergebnisse werden im vorliegenden Heft publiziert - begleitet von fünf Kommentaren zur Sache und zur begriffsgeschichtlichen Methode.Auf den Schwerpunkt folgen Abhandlungen, die sich mit Jürgen Habermas’ Beitrag zur philosophiehistorischen Modellierung des Verhältnisses von Antike und Moderne, dem epistemologischen Status von Interpretationen in juristischen Kontexten und den begrifflichen Untiefen der neuerdings um sich greifenden Rede von digitaler Souveränität befassen. Der Rezensionsteil informiert über Neuerscheinungen zu Leben und Werk Karl Löwiths, eine metaphorologisch orientierte Monographie zu Kirkegaards Glaubensverständnis und eine vergleichende Studie zum Verhältnis von Vernunft, Freiheit und Religion bei Schelling and Nietzsche.
Schwerpunkt Heft 64/2: Reinhart Koselleck
Rezension
Ist die Aufklärung eine mediale Erfindung? Seit wann kann von der Aufklärung in Europa als Epoche gesprochen werden? Fällt der Beginn des Prozesses mit dem Beginn der Sattelzeit zusammen? In welchen Ländern setzte um 1700 diese Epoche ein? Kommt der Metapher des Lichts eine besondere Rolle bei der Ausbreitung der Aufklärung in der Öffentlichkeit zu? In welchen Textsorten findet der Begriff „Aufklärung“ primär Verwendung?
Fachlich fundierte Antworten auf diese Fragen der Begriffs- und Kulturgeschichte findet man in dem Band „Die Erfindung der Aufklärung“, erschienen als Band 64, 1 des interdisziplinären Organs „Archiv für Begriffsgeschichte“(AfB). Deren Bände besitzen einen einheitlichen Aufbau. Im Zentrum des Heftes steht eine umfangreiche Abhandlung zu einem Schwerpunkt-Thema, die in mehreren Beiträgen kommentiert wird. Dann folgen weitere Aufsätze, ein Rezensionsessay und Buchrezensionen. Herausgegeben wird der Forschungsband zur Aufklärung von ausgewiesenen Wissenschaftlern: von Carsten Dutt (*1966), dem Präsidenten der Hans-Georg-Gadamer-Gesellschaft für hermeneutische Philosophie, von Hubertus Busche (*1958), Professor für Philosophie an der Fernuniversität Hagen, und von Michael Erler (*1953), emeritierter Professor für Klassische Philologie an der Universität Würzburg. Besondere Erwähnung in dem Heft zur „Erfindung der Aufklärung“ verdient auch Arbogast Schmitts differenzierter und ausführlicher Kommentar zu Jürgen Habermas` neuem Opus magnum „Auch eine Geschichte der Philosophie“. Aufschlussreich ist auch der Aufsatz von Bernhard Schlink, emeritierter Juraprofessor und Bestsellerautor, über das das Falsifizieren von juristischen Hypothesen. Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik, Deutsch und Geschichte erhalten durch das Heft 64/1 des AfB sehr gutes Fachwissen zur Begriffsgeschichte des 18. Jahrhunderts.
Fazit: Der vorliegende Band „Die Erfindung der Aufklärung“ ist eine lohnenswerte Lektüre für alle, die sich über den aktuellen Forschungsstand zur Epoche der Aufklärung informieren möchten.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Bald hundert Jahre nach Veröffentlichung der ersten Monographie zum Thema »Aufklärung« und exakt fünfzig Jahre nach Erscheinen des einschlägigen, mit einem Umfang von nicht weniger als einhundert Druckseiten monumentalen Artikels in den »Geschichtlichen Grundbegriffen« ist die Begriffsgeschichte von Aufklärung wahrlich kein Neuland der Forschung. Dass sich an ihr gleichwohl noch immer Befunde von korrigierender Kraft erheben und Einsichten gewinnen lassen, die das Niveau bemerkenswerter Details übertreffen und zu einer veränderten Sicht des Ganzen auffordern, stellt die umfangreiche Studie Daniel Fuldas unter Beweis, mit der der Schwerpunkt dieses Hefts eröffnet wird. Der Autor untersucht in ihr die lange vernachlässigte Frühphase des publizistischen Gebrauchs der Ausdrücke aufklären, aufgeklärt und Aufklärung im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert. Welche Folgerungen und Fragen sich aus Fuldas Begriffs-, Bild- und Metapherngeschichte aus der ›Sattelzeit‹ um 1700 für die Aufklärungsforschung einerseits, die Theorie und Methodologie der Begriffsgeschichtsschreibung andererseits ergeben, diskutieren in einer Reihe von Kommentaren Carsten Zelle, Steffen Martus, Gisela Schlüter, Gideon Stiening und Carsten Dutt.
Die sich anschließenden Abhandlungen von Arbogast Schmitt, Bernhard Schlink und Petra Gehring gelten Jürgen Habermas’ Beitrag zur philosophiehistorischen Modellierung des Verhältnisses von Antike und Moderne, dem epistemologischen Status von Interpretationen in juristischen Kontexten und den begrifflichen Untiefen der neuerdings um sich greifenden Rede von digitaler Souveränität. Ein Rezensionsessay von Jan Eike Dunkhase informiert über Neuerscheinungen zu Leben und Werk Karl Löwiths, gefolgt von Buchbesprechungen zu Gloria Dell’Evas Salto mortale. Deklinationen des Glaubens bei Kierkegaard und Dennis Vanden Auweeles Exceeding Reason. Freedom and Religion in Schelling and Nietzsche.
Inhaltsverzeichnis
Dutt, Carsten
Vorwort 5
Schwerpunkt: Die Erfindung der Aufklärung
Fulda, Daniel
Die Erfindung der Aufklärung
Eine Begriffs-, Bild- und Metapherngeschichte aus der ›Sattelzeit‹ um 1700 9
Zelle, Carsten
Durch Vordatierung der ›Aufklärung‹ zur Eliminierung der ›Sattelzeit‹? 101
Martus, Steffen
Unheroische Geschichte 113
Schlüter, Gisela
Aufklären – ein deutsches Copyright?
Anmerkungen und Fragen aus romanistischer Sicht 123
Stiening, Gideon
Voraussetzungslose Terminologiegeschichte? 129
Dutt, Carsten
Anmerkungen zu Daniel Fuldas Koselleck-Kritik 135
Abhandlungen
Schmitt, Arbogast
Von metaphysischem Glauben zu nachmetaphysischem Wissen? Historisch-kritische Anmerkungen zur Konstruktion der Philosophiegeschichte durch Jürgen Habermas 147
Schlink, Bernhard
Juristische Interpretationen als Hypothesen 181
Gehring, Petra
Leviathan redivivus? Der Begriff Souveränität und der Netzdiskurs 193
Rezensionsessay
Dunkhase, Jan Eike
Karl Löwith, Philosoph unserer Zeit 201
Buchbesprechungen
Gloria Dell`Eva: Salto Mortale (Gerhard Schreiber) 217
Dennis Vanden Auweele: Exceeding Reason (Jan Kerkmann) 222
Die Autorinnen und Autoren 227
Über das Archiv für Begriffsgeschichte 229
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