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Archäologische Zeugnisse im Lateinunterricht
Archäologische Zeugnisse im Lateinunterricht




Tamara Choitz, Patrick Schollmeyer

Vandenhoeck & Ruprecht
EAN: 9783525702888 (ISBN: 3-525-70288-4)
208 Seiten, paperback, 17 x 24cm, November, 2020

EUR 22,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Dr. Patrick Schollmeyer amtiert seit 2016 als Vorsitzender des Deutschen Archäologen-Verbandes und ist Kurator der Sammlungen Klassische Archäologie sowie der sog. Schule des Sehens an der JGU Mainz, zu deren Mitarbeitern er seit 1998 gehört.

Prof. Dr. Tamara Choitz ist Lehrerin für Latein und Griechisch am Kurfürst-Salentin-Gymnasium in Andernach, seit 2009 regionale Fachberaterin Griechisch in Rheinland-Pfalz und zuständig für die Fachdidaktik-Veranstaltungen an der Universität Mainz.



Dieses Fachbuch enthält viele hilfreiche Tipps und Tricks, wie man archäologische Zeugnisse erfolgreich im Lateinunterricht einsetzen kann. Es zeigt auf, dass alles rund um das Thema Archäologie nicht nur etwas für Studierende an Universitäten ist, sondern durchaus auch jüngeren Schülerinnen und Schülern spannende Einblicke in die antike Welt gewähren kann. Nützliche Hintergrundinformationen und didaktische Hinweise für Lehrkräfte helfen dabei, den altsprachlichen Unterricht auch einmal anders anzugehen und die Archäologie gewinnbringend in den schulischen Kontext einzubauen.
Rezension
Die Einbindung archäologischer Zeugnisse ist im Lateinunterricht bisher häufig stiefmütterlich behandelt worden. Patrick Schollmeyer und Tamara Choitz zeigen in diesem fundierten Buch, dass sich die Behandlung archäologischer Themen nicht nur lohnt, sondern auch gut in Unterrichtssequenzen einzubinden ist. Dazu schlagen sie vor, eine "Schule des Sehens" auch im Lateinunterricht zu etablieren, um Kunstwerke, architektonische Zeugnisse und z.B. Münzen gewissermaßen richtig lesen zu können. Dazu gehört ein Blick auf die dargestellten Figuren genauso wie die richtige Lektüre der „Lexik“ bzw. der „Grammatik des Bildes“ (S.13). Es werden auch Grundzüge der Materialkunde archäologischer Funde vorgestellt.
Die vorgestellten Unterrichtsideen beziehen sich auf Autoren, deren Texte im Lateinunterricht häufig und gern gelesen werden: Livius, Vergil, Ovid, Sallust, Caesar, Cicero, Petron, Plinius d.J. und Sueton. Daneben werden immer wieder Ausblicke in andere, eher dem Studium vorbehaltene Texte angeboten. Schollmeyer und Choitz beleuchten jeweils ausführlich den Hintergrund des Kunstwerks, ordnen die Textpassagen literaturhistorisch ein und machen Aufgabenvorschläge, z.T. auch mit Abdruck der lateinischen Texte. Vielerorts werden die Schülerinnen und Schüler zu selbstständigen Recherchen angeregt, die in Referaten oder kleineren Textarbeiten ihren Ausdruck finden können. Die Recherche wird auch dadurch unterstützt, dass sich am Ende jedes Kapitels aktuelle Literaturhinweise finden. Auf der Homepage des Verlags finden sich außerdem die Abbildungen des Buches in Farbe, so dass eine Verwendung z.B. für Präsentationen oder Hausarbeiten leichter möglich wird.
Neben der im antiken Rom omnipräsenten politischen Kunst im öffentlichen Raum werden auch die privaten Lebensräume der Römer für die heutigen Rezipienten geöffnet. Daran sind insbesondere jüngere Schülerinnen und Schüler häufig brennend interessiert. Unter Umständen kann man hier auch bereits mit Lehrbuchtexten entsprechende Verknüpfungen zwischen der Archäologie und dem Fach Latein herstellen.
Werfen wir exemplarisch einen kurzen Blick auf eines der konkreten Unterrichtsbeispiele, um uns das Prinzip des Bandes vor Augen zu führen:
In Kapitel 9 ("Private" Lebensräume II - Mythos und Bildung) wird zur Veranschaulichung privater Lebensräume im antiken Rom vorgeschlagen, die Lektüre einiger Briefe Plinius d. J. mit zwei Passagen aus Ovids Metamorphosen und einer Stelle aus der Cena Trimalchonis Petrons zu verbinden. Durch die Plinius-Stellen können die Schülerinnen und Schüler hervorragend den Bildungsaspekt problematisieren, wird in den Briefen doch gerade der gleichnamige Onkel als bildungsbeflissen und gelehrt stilisiert. Ausgehend von einigen Rechercheaufträgen (S.159) werden die Schülergruppen gute Ergebnisse zusammentragen können, insbesondere durch Betrachtung des sog. Haus des Menander und des Philosophenmosaiks aus Pompeji. Die Ovid-Lektüre stellt zwei Episoden aus den Metamorphosen und zwei thematisch darauf bezogene Statuen aus der Antike gegenüber, nämlich die traurige Geschichte des Satyrn Marsyas, dem der Gott Apoll nach einem missglückten Sängerwettstreit bei lebendigem Leib die Haut abzieht, sowie die Bestrafung der Niobe, deren Kinder ebenfalls durch Apoll sowie dessen Schwester Artemis getötet werden. Hier liegt neben der Bildinterpretation der Schwerpunkt auf der Funktion der Kunstwerke, die sich wohl an zentralen Stellen in römischen Häusern befanden und so sehr deutlich ein Bildungsbewusstsein transportieren sollten. Der Text der Cena Trimalchionis dient schließlich dazu, den Blick auf ein möglicherweise verfehltes bzw. missratenes Bildungsverständnis zu lenken und den Lernprozess mit gegenwärtigen Strömungen gewinnbringend zu verknüpfen. Durchweg werden didaktische Hinweise und historische Hintergründe in profunder fachlicher Tiefe erläutert. Das ist gerade deswegen so wichtig, weil die Archäologie im Lateinstudium leider ein Schattendasein fristet, obgleich sie besser eingebunden werden könnte, wie Choitz und Schollmeyer überzeugend beweisen.
Der Band ist durchweg gut redigiert (Ausnahme S.162: „Apocolocynthosis“ statt richtig „Apocolocyntosis“), liest sich sehr flüssig und ist mit seinen frischen Ideen für den Unterricht allen interessierten Kolleginnen und Kollegen wärmstens zu empfehlen. Das Spektrum des Lateinunterrichts wird durch die Einbindung der Archäologie erheblich erweitert, so dass der Unterricht an Kontur und Schärfe zunimmt, was womöglich zur Folge hat, dass ein größerer Personenkreis für dieses schöne Fach gewonnen werden kann.

Johannes Groß, www.lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Dieses Fachbuch enthält viele hilfreiche Tipps und Tricks, wie man archäologische Zeugnisse erfolgreich im Lateinunterricht einsetzen kann. Es zeigt auf, dass alles rund um das Thema Archäologie nicht nur etwas für Studierende an Universitäten ist, sondern durchaus auch jüngeren Schülerinnen und Schülern spannende Einblicke in die antike Welt gewähren kann. Nützliche Hintergrundinformationen und didaktische Hinweise für Lehrkräfte helfen dabei, den altsprachlichen Unterricht auch einmal anders anzugehen und die Archäologie gewinnbringend in den schulischen Kontext einzubauen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
1 Der fliegende Kaiser oder Wie liest man ein Bild? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2 Politische Kunst der Römer I – gloria in der Römischen Republik . . . . . . . . . . . . 18
3 Politische Kunst der Römer II – Die Kaiserzeit als Tugendherrschaft . . . . . . . . . . 25
4 BildniskunstderRömerI–DienobilesderRepublik 40
5 Bildniskunst der Römer II – Römische Kaiser und Kaiserinnen . . . . . . ... 52
6 Gestaltung des öffentlichen Raumes I – Der Kaiser baut für das Volk . ... 85
7 Gestaltung des öffentlichen Raumes II – Grab und Gesellschaft . . . . . . ... 111
8 »Private« Lebensräume I – domus und villa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 125
9 »Private« Lebensräume II – Mythos und Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 157
10 »Mit dem Fahrstuhl in die Römerzeit« oder »Alle Bilder führen nach Rom« ... 178
Abbildungslegenden 204
Abbildungsnachweise 207