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Al-Aqsa oder Tempelberg Der ewige Kampf um Jerusalems heilige Stätten
Al-Aqsa oder Tempelberg
Der ewige Kampf um Jerusalems heilige Stätten




Joseph Croitoru

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406765858 (ISBN: 3-406-76585-8)
365 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, Februar, 2021, mit 35 Abbildungen und 1 Karte

EUR 26,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Tempelberg für die Juden, drittwichtigstes Heiligtum für die Muslime: Der Komplex aus Felsendom, Al-Aqsa-Moschee und Klagemauer ist der geheimnisvollste und umstrittenste heilige Ort der Welt. Joseph Croitoru erzählt seine 3000-jährige Geschichte und schildert, wie der Streit um Jerusalems heilige Stätten seit dem 19. Jahrhundert immer weiter eskaliert ist. Inzwischen planen jüdische Eiferer einen "dritten Tempel", der Widerstand der Muslime wird mit Polizeigewalt unterdrückt. Der uralte Ort des Gebets wird zur Zeitbombe.

Sommer 1981: Auf der Suche nach der verschollenen Bundeslade gräbt sich Rabbiner Jehuda Getz durch den heiligen Felsen und stößt auf ein altes Gewölbe. Kaum herausgeklettert, entdecken ihn Muslime im Seitenraum der Moschee. Es kommt zu Handgreiflichkeiten, zum Generalstreik und beinahe zur internationalen Krise. Der Streit um den Tempelberg hat längst sein Inneres erreicht. Ein jüdischer Tunnel zur Klagemauer sorgte in den 1990er Jahren für Aufstände. Parallel dazu bauten die Muslime die unterirdischen "Ställe Salomos" unter jüdischem Protest zur Wintermoschee aus. Archäologen durften 60 Tonnen Aushub auf einer Schutthalde sichten. Grabungen sind ihnen nicht erlaubt. Joseph Croitoru erzählt auf der Grundlage zahlreicher hebräischer und arabischer Quellen die dramatische Geschichte eines Kampfes, der seit der Antike mit religiösen und politischen Heilserwartungen aufgeladen ist, mit Aufständen, Waffengewalt, Pilgerfahrten und Gebeten geführt wird und für den heute weniger denn je eine Lösung in Sicht ist.

Joseph Croitoru, geboren 1960 in Haifa, ist Historiker und Journalist. Lange Autor der Feuilletons der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Neuen Zürcher Zeitung mit den Schwerpunkten Nahost und Osteuropa, schreibt er nun u.a. für Spiegel, die Süddeutsche Zeitung und die taz.
Rezension
Auch der jüngste Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis im Mai 2021 hat sich u.a. wieder (vordergründig) um "Al-Aqsa oder Tempelberg" (Buchtitel) entzündet. Der heilige Felsen, seit 1967 unter israelischer Kontrolle (vgl. Kap. 5), ist (nicht erst seit 1993) ein Hindernis für den Frieden (vgl. Kap. 6). Der Komplex aus Felsendom, Al-Aqsa-Moschee und Klagemauer ist der geheimnisvollste und umstrittenste heilige Ort der Welt. Jüdische und islamische Narrative - und in weitaus geringerem Maße christliche - haben sich zu einem scheinbar unentwirrbaren Problemknäuel verschlungen. Der Tempelberg ist seit jeher in den drei abrahamitischen Religionen umkämpft (vgl. Kap. 1), aber der muslimisch-jüdische Konflikt um den Tempelberg hat sich in den letzten Jahren dramatisch zugespitzt. Immer mehr jüdische Eiferer zieht es auf das Moscheenareal, wo sie mittlerweile nicht mehr nur Rundgänge absolvieren. Mit dem Segen der rechtsorientierten israelischen Regierung und unter dem Schutz von Polizisten dürfen sie neuerdings dort auch leise vor sich hin beten – ein Verstoß gegen den seit langem herrschenden Status quo. Der Autor erzählt die 3000-jährige Geschichte und schildert, wie der Streit um Jerusalems heilige Stätten seit dem 19. Jahrhundert immer weiter eskaliert ist. Als die Briten die lange osmanische Herrschaft im Land beendeten, überließen sie die Hoheit über den Tempelberg den arabischen Muslimen. Doch die zionistische Bewegung, deren Entfaltung in Palästina die dortige britische Mandatsherrschaft erst möglich machte, erhob Anspruch auf die Klagemauer, jenen Teil der westlichen Stützmauer des Bergplateaus, der von den Juden als Überrest der einstigen Tempelanlage und deshalb als heilig betrachtet wird.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Pressestimmen:

"Eine nuancierte, elegant geschriebene Darstellung (...) Croitorus Buch hat viele augenöffnende Erkenntnisse zu bieten."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Christian Meier

"Mit historischer Objektivität, Genauigkeit, und der gebotenen Nüchternheit."
OE1, Anita Pollak

"In gewisser Weise dient die Geschichte der Moschee beziehungsweise des Tempelbergs vor allem als Kulisse, um den israelisch-palästinensischen Konflikt der letzten Jahrzehnte zu erhellen. Und das gelingt Croitoru auf beeindruckende Weise.“
WDR 3 Gutenbergs Welt, Walter van Rossum

"Croitoru zeichnet diese Entwicklung nach, und es liest sich spannend wie ein Krimi."
qantara, Daniel Bax

"Ein "großes Buch (…) Es bevorzugt den historisch-kritischen Ansatz, ohne je in einen ideologischen Diskurs oder Apologetik abzugleiten (…) Sein Anmerkungsapparat und die Literaturliste sind beeindruckend."
JForum.fr, Maurice-Ruben HAYOUN

"In seinem Buch ‚Al-Aqsa oder Tempelberg‘ beschreibt der Nahost-Experte Joseph Croitoru so detailreich wie nüchtern den verzweifelten Kampf um jeden Quadratzentimeter Erde.“
Stuttgarter Zeitung

"Eine sorgfältig recherchierte, in jeder Hinsicht detaillierte, ungewöhnlich objektive Studie."
Frankfurter Rundschau

"Der Autor ergreift keine Partei. Er zeigt vielmehr, dass man emotional erzählen kann, auch ohne für eine der Seiten Sympathie oder Abneigung zu empfinden. Klappt man das Buch dann zu, fühlt man sich als kleiner Experte, versteht den Konflikt zwischen Palästinensern und Juden besser.“
Ärzte Woche, Raoul Mazhar
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9

1
Der Tempelberg in den drei abrahamitischen Religionen

Die Tempel des Alten Israel 13
Der Neubau unter Herodes 19
Die Jerusalemer Tempel in der jüdischen Erinnerung 23
Der Tempel und der Berg im Christentum 27
Al-Masdschid al-Aqsa, «die fernste Kultstätte» 29
Kreuzfahrerzeit und muslimische Herrschaft 40
«Westmauer» und «Al-Buraq» 45

2
Die spätosmanische Zeit (19. und frühes 20. Jahrhundert)

Frühzionistische Träume und die Klagemauer 47
Tempel-Phantasien bei Rothschild, Marmorek und Herzl 55
Die Klagemauer, verherrlicht und geächtet von europäischen Juden 60
Tempel-Motive im Jugendstil: Ephraim M. Lilien 65
Der hartnäckige Kampf um das Beten am Kotel 67

3
Jerusalem unter britischer Herrschaft (1917–1948)

Briten, Zionisten, Araber 76
Chaim Weizmann will die Klagemauer erwerben 80
Die Klagemauer als nationales Symbol der Säkularen 86
Diskussionen über den Wiederaufbau des Tempels 88
Das neue Jerusalem des Bildhauers Boris Schatz 90
Al-Haram al-Scharif als Ausgangspunkt antizionistischer Demonstrationen 95
April 1920: Pilgerströme und Ausschreitungen 98
Jüdisches Selbstbewusstsein an der Klagemauer 101
Messianische Euphorie 104
Amin al-Husseini: Der militante Großmufti von Jerusalem 112
Die Legende von der jüdischen Vereinnahmung des Tempelbergs 118
Der Jischuw erhebt Besitzanspruch auf die Klagemauer 124
Jom Kippur 1928: Streit um eine Trennwand an der Klagemauer 128
Palästinensische Proteste und Provokationen 132
Militante Juden in der Offensive: Tischa be-Av im August 1929 138
Eine panislamische Kampagne für den Tempelberg 144
Der arabische Aufstand und die Kotel-Kompanie 148
Die Klagemauer während des Zweiten Weltkriegs: Trauer und Nationalstolz 155
Al-Husseinis antisemitische Propaganda aus dem deutschen Exil 159

4
Die heiligen Stätten unter jordanischer Herrschaft (1948–1967)

Der israelisch-arabische Krieg von 1948 163
Eine goldene Kuppel für den Felsendom: Das haschemitische Königshaus als Hüter der Heiligtümer 166
Tourismus unter jordanischen Vorzeichen 171

5
Tempelberg und Klagemauer unter israelischer Kontrolle (ab 1967)

1967: Euphorie nach der Eroberung des Tempelbergs 175
Die Zerstörung des Maghrebiner-Viertels 181
Moshe Dayan etabliert einen neuen Status quo und Militärrabbiner Goren bläst den Schofar 185
Messianischer Aktionismus gegen Besonnenheit 191
Die Polizei zwischen den Fronten 196
1969: Die Al-Aqsa-Moschee in Flammen 200
Erneute Provokationen im Moscheenareal 206
Die Heiligtümer im Visier jüdischer Extremisten 214
Eine Tunnelschlacht unter dem Felsendom 218
Jüdische Terroranschläge auf den heiligen Berg 220
Tempelberg-Aktivisten und Parlamentarier Hand in Hand 230
Arafat und die Kampagne zur «Befreiung» von Al-Aqsa 241

6
Der heilige Felsen als Hindernis für den Frieden (seit 1993)

Al-Aqsa-Parolen auf palästinensischen Fahnen 253
Israelisch-jordanische Annäherung: Die Verwaltung des heiligen Bergs 257
Der Tunnel entlang der Klagemauer und die Moschee unter der Al-Aqsa-Moschee 260
Der gescheiterte Friedensprozess oder Warum Scharon auf den Berg stieg 266
Die Al-Aqsa-Intifada 270
2003: Ansturm der Tempel-Aktivisten 272
Die Tempel-Bewegung in der Knesset 277
Islamisten bedrängen jüdische Besucher auf dem Haram 281
Gegen eine «Aufteilung» des Moscheenareals 286
Das Recht des Stärkeren: Der Status quo von 1967 wird ausgehöhlt 292

Zeittafel 301
Anmerkungen 305
Bildnachweis 356
Literatur 357
Personenregister 361