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„Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel
„Wir haben es nicht gut gemacht.“
Der Briefwechsel




Ingeborg Bachmann, Max Frisch

Suhrkamp
EAN: 9783518430699 (ISBN: 3-518-43069-6)
1039 Seiten, hardcover, 14 x 21cm, November, 2022

EUR 40,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
„Wir sind halt ein berühmtes Paar gewesen, leider“

Der lang erwartete spektakuläre Briefwechsel eines der bekanntesten Paare der deutschsprachigen Literatur – intime Mitteilungen und zugleich Weltliteratur
Rezension
Es war die literarische Sensation des letzten Jahres: die Veröffentlichung des Briefwechsels zwischen Ingeborg Bachmann (1926-1973) und Max Frisch (1911-1991) - aus dem Nachlass der Schriftstellerin im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien und dem Max Frisch-Archiv an der ETH-Bibliothek in Zürich. Erschienen ist die fast 600 Seiten umfassende Korrespondenz vom Mai 1958 bis April 1973 sowie der mehr als 450seitige Kommentar unter dem bezeichnenden Titel „‘Wir haben es nicht gut gemacht.‘“ bei Piper/Suhrkamp. Herausgegeben wurde das Werk von dem Germanisten Hans Höller, von den Literaturwissenschaftlerinnen Renate Langer und Barbara Wiedemann, sowie von Thomas Strässle, Professor für Neuere deutsche und vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Zürich und Präsident der Max Frisch-Stiftung.
Vor der Publikation des Briefwechsels galt die höchste Geheimhaltungsstufe. Auch den Produzenten des Films „Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste“, Premiere im Oktober 2022, gewährte der Suhrkamp Verlag keinen Einblick in die rund 300 vorliegenden Schriftstücke zwischen den beiden bekannten Schriftsteller:innen. Von 1958 bis 1963 waren Bachmann und Frisch ein Liebespaar. In Zürich bezogen sie eine gemeinsame Wohnung, später folgte Frisch Bachmann nach Rom, wo auch 1962 das einzig bekannte Foto des Paares entstand. Über die Probleme der dysfunktionalen und gescheiterten Liebesbeziehung finden sich in dem Briefwechsel zahlreiche tiefsinnige Reflexionen, geben die Autor:innen doch unverblümt Einblick in ihre intimen Emotionen und Verwundungen. Zugleich ist die Korrespondenz ein zeitgeschichtliches Dokument über Schwierigkeiten von Geschlechterbeziehungen in den 1950er und 1960er Jahren.
Bachmann galt in der Zeit als einer der anerkanntesten deutschsprachigen Lyrikerinnen, zu ihren bedeutendsten Werken zählen u.a. ihre Gedichtsammlungen „Die gestundete Zeit“(1953) und „Anrufung des großen Bären“(1956) sowie ihr preisgekröntes Hörspiel „Der gute Gott von Manhattan“(1958). Frisch erlangte internationale Bekanntheit durch seine Identitäts-Romane „Stiller“(1954) und „Homo faber“(1957) sowie durch seine Theaterstücke „Biedermann und die Brandstifter“(1958) und „Andorra“(1961). Ende 1963 trennte sich das Paar, trotzdem lektorierte Bachmann noch Frischs neuen Roman „Mein Name sei Gantenbein“, welcher 1964 erschien. Über die Genese dieses Werks erfährt man durch den Briefwechsel philologisch Aufschlussreiches, sind doch bestimmte Sentenzen aus der Korrespondenz explizit von Frisch in seinen Roman übernommen worden. Der persönliche Briefwechsel der Autor:innen ist wie bei den beiden Sprachkünstler:innen erwartungsgemäß ein exzeptionelles literaturgeschichtliches Dokument. Deutschlehrkräfte werden durch den vorliegenden Briefwechsel motiviert, sich in ihrem Unterricht mit der literarischen Verarbeitung von Paarbeziehungen und -dynamiken auseinanderzusetzen.
Fazit: Der Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch ist ein Stück Weltliteratur, welcher nicht nur für Freund:innen moderner Literatur von Interesse ist, sondern auch für alle an dysfunktionalen Paarbeziehungen Interessierten.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ingeborg Bachmann, Max Frisch
»Wir haben es nicht gut gemacht.«
Der Briefwechsel
Mit Briefen von Verwandten, Freunden und Bekannten. Herausgegeben von Hans Höller, Renate Langer, Thomas Strässle und Barbara Wiedemann. Koordination: Barbara Wiedemann. Mit Fotografien und Faksimiles
Frühjahr 1958: Ingeborg Bachmann – gefeierte Lyrikerin, Preisträgerin der Gruppe 47 und ›Coverstar‹ des Spiegel – bringt gerade ihr Hörspiel Der gute Gott von Manhattan auf Sendung. Max Frisch – erfolgreicher Romancier und Dramatiker, der noch im selben Jahr den Büchner-Preis erhält – ist in dieser Zeit mit Inszenierungen von Biedermann und die Brandstifter beschäftigt. Er schreibt der »jungen Dichterin«, wie begeistert er von ihrem Hörspiel ist. Mit Bachmanns Antwort im Juni 1958 beginnt ein Briefwechsel, der – vom Kennenlernen bis lange nach der Trennung – in rund 300 überlieferten Schriftstücken Zeugnis ablegt vom Leben, Lieben und Leiden eines der bekanntesten Paare der deutschsprachigen Literatur. Nähe und Distanz, Bewunderung und Rivalität, Eifersucht, Fluchtimpulse und Verlustangst, aber auch die Schwierigkeiten des Arbeitens in einer gemeinsamen Wohnung und die Spannung zwischen Schriftstellerexistenz und Zweisamkeit – die Themen der autobiografischen Zeugnisse sind zeitlos. In den Büchern von Bachmann und Frisch hinterließ diese Liebe Spuren, die zum Teil erst durch die Korrespondenz erhellt werden können. Die Briefe zeigen die enge Verknüpfung von Leben und Werk, sie sind intime Mitteilungen und zugleich Weltliteratur.
Der dramatische Briefwechsel, vonseiten der Bachmann- wie der Frisch-Forschung kenntnisreich kommentiert, zeichnet ein neues, überraschendes Bild der Beziehung und stellt tradierte Bewertungen und Schuldzuweisungen in Frage.
Inhaltsverzeichnis
Briefe 7
Kommentar 583
Thomas Strässle und Barbara Wiedemann: Gegenseitiges Verhängnis 585
Hans Höller und Renate Langer: »Ich bin ja auch ein Schriftsteller, um von andrem zu schweigen« 610
Zur Edition 641
Stellenkommentar 651
Zeittafel 943
Abkürzungsverzeichnis mit Bibliographie 980
Werkregister Bachmann 991
Werkregister Frisch 994
Personenregister 996
Dank 1008
Porträts und Faksimiles 1009
Nachweise 1038