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Sexueller Mißbrauch, Mißhandlung, Vernachlässigung Erkennung, Therapie und Prävention der Folgen früher Stresserfahrungen 3. Auflage
Sexueller Mißbrauch, Mißhandlung, Vernachlässigung
Erkennung, Therapie und Prävention der Folgen früher Stresserfahrungen


3. Auflage

Ulrich Tiber Egle, Sven Olaf Hoffmann, Peter Joraschky (Hrsg.)

Schattauer Verlag
EAN: 9783794523146 (ISBN: 3-7945-2314-8)
816 Seiten, hardcover, 17 x 24cm, Oktober, 2004

EUR 79,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Sexueller Missbrauch, Misshandlung und Vernachlässigung von Kindern mit ihren oft verheerenden Folgen im Erwachsenenalter sind emotional hoch besetzte Themen. Ihre Diskussion oszilliert zwischen Überbewertung und Verleugnung. In der Polarität von Instrumentalisierung, Bagatellisierung und Politisierung, von Idealisierung der Opfer und Dämonisierung der Täter folgt das Buch dem nüchternen Pfad der Erkenntnis, leistet eine sachliche Bestandsaufnahme und sammelt, was heute über die Rolle dieser Faktoren für die Entstehung späterer Krankheiten bekannt und gesichert ist.



Auf der Grundlage wissenschaftlich fundierter Studien geben die Autoren aus psychiatrischer, schulenübergreifend psychotherapeutischer, psychosomatischer und psychodynamischer Sicht eine differenzierte Darstellung der Krankheitsbilder, von Therapie, Prävention und Begutachtung schwer traumatisierter Patienten sowie der Täter selbst. Die zahlreichen anschaulichen Fallbeispiele lassen ein praxisorientiertes Fachbuch entstehen.



Das in zwei hohen Auflagen bewährte Konzept wird nun auch in der dritten, vollständig aktualisierten und erweiterten Auflage dieses auch international einzigartigen Handbuchs fortgeführt. In neuen Beiträgen werden die zunehmend besser erforschten psychobiologischen Zusammenhänge (zentrale Stressverarbeitung, brain imaging), die Relevanz von Ein-Eltern-Familien für das Einwirken früher Stresserfahrungen sowie Probleme der Begutachtung sexueller Missbrauchserfahrungen bei retrospektiver Beschuldigung im Erwachsenenalter abgehandelt. Eine besondere Ausweitung erfährt das Buch auch hinsichtlich der heutigen Möglichkeiten präventiver Maßnahmen und Interventionen. Ein weiterer neuer Abschnitt beschäftigt sich mit den wissenschaftlichen Methoden der Erfassung sowie den Problemen einer validen retrospektiven Erhebung früher Stresseinwirkungen.
Rezension
In dieser dritten, vollständig aktualisierten und erweiterten Ausgabe stellen 65 Autoren, darunter bekannte Experten wie Mathias Hirsch, Leon Wurmser und Luise Reddemann in 47 Artikeln auf 800 Seiten (mit Anhang) den aktuellen Wissensstand zum Thema sexueller Missbrauch, Vernachlässigung und Misshandlung dar.

Die Darstellung ist umfassend. Traumatisierung und frühe Stresserfahrungen sind hierbei die konzeptionelle Grundlage und der gemeinsame Bezugspunkt für alle drei Phänomene, die im unterschiedlichen Ausmaß auch miteinander kombiniert sein können. In Kapitel eins werden diese Grundlagen und die Befunde der wissenschaftlichen Forschung hierzu erläutert. Im zweiten und kürzesten Kapitel folgen Ausführungen zur methodischen Erfassung der Phänomene. In Kapitel drei werden die Krankheitsbilder beschrieben, die im Zusammenhang mit Missbrauch, Vernachlässigung und Misshandlung auftreten. Neben Definition und klinischem Erscheinungsbild werden die Kriterien für die Klassifikation und Diagnose angegeben. In Kapitel vier werden Therapiemöglichkeiten unterschiedlicher psychologischer Ansätze und Schulen von Psychoanalyse bis Familientherapie vorgestellt. Das Buch bietet somit nicht nur die Darstellung sondern ermöglicht auch einen Vergleich der unterschiedlichen Ansätze und deren Konzepte und eignet sich daher für ein breites Fachpublikum. Möglichkeiten zur Prävention werden in Kapitel fünf dargestellt. Es wird somit nicht nur aufgezeigt, wie auf Leid reagiert werden kann, sondern wie es möglicherweise auch verhindert bzw. eingeschränkt werden kann. Kapitel sechs setzt sich mit der Begutachtung von Opfern und Tätern auseinander, einem sicherlich sehr sensiblen Thema, bei dem aber auch, wie in den anderen Artikeln, auf sachliche Darstellung höchsten Wert gelegt wird.

Die objektive Darstellung der Sachverhalte, Strukturen und Muster trägt zu einem erheblichen Maße bei, das Buch als eine zuverlässige Informationsgrundlage zu nutzen. Das Buch ist dem reinen wissenschaftlichen Erkenntnisinteresse verpflichtet und dementsprechend werden Interessensgruppen gleich welcher Ausrichtung, sei es nun politisch oder sozial, nicht bedient. Zahlreiche Studien und deren Auswertung dienen als Beleg für die Ausführungen. Dort wo noch weitere Forschung erforderlich ist, wird darauf hingewiesen. Zahlreiche Fallbeispiele verdeutlichen die Ausführungen und machen diese nachvollziehbar.

Die Ausführungen sind, auch sprachlich, auf einem anspruchsvollen Niveau geschrieben. Ein klinisches Wörterbuch kann an der einen oder anderen Stelle sicherlich gute Dienste leisten. Die Kenntnis psychologischer Fachtermini und Grundlagen der Statistik werden vorausgesetzt. Das Buch ist daher für den interessierten Laien ohne entsprechende Vorkenntnisse eher weniger geeignet. Für Lehrer mit einer universitären und praktischen Ausbildung im Bereich Pädagogik und Psychologie sind die Ausführungen jedoch verständlich. Die klare Struktur und der Aufbau sowie das ausführliche Sachverzeichnis ermöglichen eine rasche Orientierung und Konzentration auf die gewünschten Inhalte und Details. Ein ca. 3000 Titel umfassendes Literaturverzeichnis auf 76 Seiten ermöglicht eine weitergehende und vertiefende Erarbeitung zahlreicher Einzelaspekte. Die Literaturrecherche wird damit erheblich erleichtert.

Fazit: Hervorragende wissenschaftliche Gesamtdarstellung der Themen sexueller Missbrauch, Misshandlung und Vernachlässigung.

Björn Hillen, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ihre Vorteile/Essentials
- Fundiertes, praxisorientiertes Fachbuch
- In ihrer Komplexität weltweit einzigartige Synopsis
- Differenzierte Darstellung durch ausgewiesene Experten aus Forschung und Klinik
- Vollständig aktualisierte und stark erweiterte Auflage mit den neuesten Forschungsergebnissen

Interessenten
Psychiater, Psychosomatiker, ärztliche/psychologische Psychotherapeuten, klinische Psychologen, Gynäkologen, Pädiater, Sozialarbeiter und -pädagogen, Juristen, Forensiker, Gutachter
Inhaltsverzeichnis
1 Grundlagen

1.1 Formen der Misshandlung von Kindern - Definitionen, Häufigkeiten, Erklärungsansätze 3
Anette Engfer

1.2 Pathogene und protektive Entwicklungsfaktoren für die spätere Gesundheit 20
Ulrich Tiber Egle und Jochen Hardt

1.3 Tierexperimentelle Befunde zu den hirnstrukturellen Folgen früher Stresserfahrungen 44
Anna Katharina Braun, Carina Helmke, Gerd Poeggel und Jörg Bock

1.4 Psychobiologische Folgen früher Stresserfahrungen 59
Christine Heim

1.5 Traumatisierung und zerebrale Bildgebung 75
Thomas Beblo und Friedrich G. Woermann

1.6 Risikofaktoren, Schutzfaktoren und Resilienz bei Misshandlung und Vernachlässigung 85
Doris Bender und Friedrich Lösel

1.7 Vernachlässigung und Misshandlung aus Sicht der Bindungstheorie 105
Bernhard Strauß

1.8 Langzeitfolgen von Trennung und Scheidung 116
Matthias Franz

1.9 Sexueller Missbrauch und Vernachlässigung in Familien 129
Peter Joraschky und Katja Petrowski

1.10 Hinweise auf und diagnostisches Vorgehen bei Misshandlung und Missbrauch 143
Eberhard Motzkau

1.11 Familien von Kindern mit aggressiven Verhaltensweisen 154

Katharina Ratzke und Manfred Cierpka

1.12 Sexueller Missbrauch als Thema der Psychoanalyse von Freud bis zur Gegenwart 170
Sebastian Krutzenbichler

1.13 Vernachlässigung, Misshandlung, Missbrauch im Rahmen einer psychoanalytischen Traumatologie 180
Mathias Hirsch

1.14 Die Auswirkungen von Vernachlässigung, Misshandlung, Missbrauch auf Selbstwert und Körperbild 194
Peter Joraschky und Karin Pöhlmann

2 Methodische Aspekte

2.1 Standardisierte Verfahren zu retrospektiven Erfassung von Kindheitsbelastungen 211
Bernd Kappis und Jochen Hardt

2.2 Retrospektive Erfassung von Kindheitsbelastungen bei Erwachsenen 222
Jochen Hardt

3 Krankheitsbilder in der Folge von sexuellem Missbrauch, Misshandlung und Vernachlässigung

3.1 Psychische und psychosomatische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen 247
Dieter Bürgin und Barbara Rost

3.2 Angsterkrankungen 267
Peter Joraschky, Stefan Arnold und Katja Petrowski

3.3 Depressive Störungen und Suizidalität 282
Peter Joraschky, Ulrich Tiber Egle und Karin Pöhlmann

3.4 Posttraumatische Belastungsstörungen (PTSD) 297
Guido Flattern

3.5 Konversionsstörungen 315
Carl E. Scheidt und Sven Olaf Hoffmann

3.6 Anhaltende somatoforme Schmerzstörungen 326
Ulrich Tiber Egle und Ralf Nickel

3.7 Pelipathie 344
Astrid Lampe und Wolfgang Söllner

3.8 Fibromyalgie 356
Ulrich Tiber Egle, Marie-Luise Ecker-Egle, Ralf Nickel und Boudewijn van Houdenhove

3.9 Somatisierung und Somatisierungsstörungen 367
Aike Hessel und Michael Geyer

3.10 Sexuelle Störungen und Verhaltensauffälligkeiten 381
Bernhard Strauß, Dieter Heim und Mirjam Mette-Zillessen

3.11 Dissoziative Störungen 393
Annegret Eckhardt-Henn und Sven Olaf Hoffmann

3.12 Borderline-Persönlichkeitsstörungen 409
Ursula Gast

3.13 Offene und heimliche Selbstbeschädigung 431
Annegret Eckhardt-Henn

3.14 Persönlichkeitsstörungen und frühe Stresserfahrungen 445
Jeffrey G. Johnson, Pamela G. McGeoch, Vanessa Casky, Sotoodeh G. Abhary und Joel R. Sneed

3.15 Essstörungen 470
Cornelia Thiels

3.16 Suchterkrankungen 483
Michael Krausz, Ingo Schäfer, Michael Lucht und Harald J. Freyberger

4 Therapie psychisch schwer traumatisierter Patienten

4.1 Psychotherapie bei misshandelten und missbrauchten Kindern und Jugendlichen 501
Cornelia König und Jörg M. Fegert

4.2 Psychoanalytische Behandlung - Trauma Konflikt und "Teufelskreis" 517
Léon Wurmser

4.3 Psychodynamische imaginative Traumatherapie 530
Luise Reddemann und Ulrich Sachsse

4.4 EMDR 544
Friedhelm Lamprecht

4.5 Früh traumatisierte Patienten in der Gruppenpsychotherapie 556
Ralf Nickel

4.6 Dialektisch-behaviorale Therapie früh traumatisierter Patientinnen mit Borderline-Störung 570
Martin Bohus und Amy W. Wagner

4.7 Familientherapie bei sexuellem Missbrauch 597
Peter Joraschky und Katja Petrowski

4.8 Folgetherapie nach sexuellem Missbrauch in Psychotherapie und Psychiatrie 608
Gottfried Fischer und Monika Becker-Fischer

5 Prävention

5.1 Präventionsprogramme und ihre Wirksamkeit zur Verhinderung sexuellen Missbrauchs 623
Arnold Lohaus und Hanns M. Trautner

5.2 Gewaltprävention - Unterstützung der Familien und Förderung der Kinder 636
Manfred Cierpka

5.3 Ansätze zur Prävention der Langzeitfolgen früher Stresserfahrungen 650
Manfred Cierpka

6 Begutachtung nach sexuellem Missbrauch

6.1 Begutachtung von Kindern und Jugendlichen 663
Martin H. Schmidt

6.2 Retrospektive Begutachtung von in der Kindheit traumatisierten Erwachsenen 676
Steffen Dauer

6.3 Begutachtung des Täters 682
Johann Glatzel

7 Perspektiven

7.1 Bedeutung von Traumatisierungen in Kindheit und Jugend für die Entstehung psychischer und psychosomatischer Erkrankungen - Versuch einer Bilanz 699
Sven Olaf Hoffmann, Ulrich Tiber Egle und Peter Joraschky

Literaturverzeichnis 707

Sachverzeichnis 783