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Selektiver Mutismus bei Kindern Erscheinungsbilder, Diagnostik, Therapie 6., aktualisierte Aufl.
Selektiver Mutismus bei Kindern
Erscheinungsbilder, Diagnostik, Therapie


6., aktualisierte Aufl.

Nitza Katz-Bernstein

Ernst Reinhardt Verlag
EAN: 9783497032389 (ISBN: 3-497-03238-7)
261 Seiten, paperback, 15 x 23cm, September, 2023, Mit 2 Abbildungen und 5 Tabellen

EUR 29,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Warum redet das Mädchen nicht im Kindergarten? Warum schweigt der Junge in der Schule? Selektiv mutistische Kinder besitzen die Fähigkeit zu sprechen, setzen diese aber in fremden Situationen oder gegenüber bestimmten Personen nicht ein. Eine Kommunikation mit ihnen ist z.T. gar nicht mehr oder nur noch über Gesten und schriftliche Mitteilungen möglich.Nitza Katz-Bernstein führt in ihrem Buch die Erscheinungsbilder dieser Störung auf und erläutert die Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten. Sie integriert dabei therapeutische Bausteine aus unterschiedlichen psychotherapeutischen Schulen und verschiedenen Fachdisziplinen wie Logopädie, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie.

Prof. Dr. Nitza Katz-Bernstein, Beraterin, Supervisorin, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin (SPV, CH) und Logopädin, leitete das Zentrum für Beratung und Therapie und zusammen mit Dr. Katja Subellok das Sprachtherapeutische Ambulatorium an der Fakultät Rehabilitationswissenschaften der Universität Dortmund.
Rezension
Kinder mit selektivem Mutismus schweigen beharrlich in fremder Umgebung, obwohl sie als normal entwickelte Kinder eigentlich sprechen könnten und dies in vertrautem Rahmen auch tun. Selektiver Mutismus bezeichnet in der Kinder- und Jugendpsychiatrie eine emotional bedingte psychische Störung, bei der die sprachliche Kommunikation stark beeinträchtigt ist. Selektiver Mutismus ist durch selektives Sprechen mit bestimmten Personen oder in definierten Situationen gekennzeichnet. Wenn schüchterne und sprechscheue Kinder mit Menschen außerhalb des familiären Umfeldes gar nicht sprechen, dann kann selektiver Mutismus vorliegen und eine sprachtherapeutische Ambulanz sollte aufgesucht werden. Verbunden mit dem Mutismus ist nicht selten eine Sprachentwicklungsstörung. In den diagnostischen Fragestellungen geht es darum, das schweigende Verhalten des Kindes zu beschreiben, den subjektiven Sinn dieses Verhaltens zu verstehen sowie die Lebenswelt des Kindes zu berücksichtigen. Eine Therapie sucht das hartnäckige Schweigen des Kindes zu überwinden. Dieses Buch erklärt kompetent und gut verständlich das Phänomen des selektiven Mutismus mit seinen Facetten und Ursachen. Es zeigt, wie Eltern und Lehrer durch eine Vielzahl von Spielen und Arbeitsformen einen kommunikativen Zugang zu ihren Kindern bzw. Schülern finden können. Insbesondere aber will das Buch Therapeuten unterschiedlicher Fachrichtungen und Pädagoginnen, die mit (selektiv) mutistischen Kindern verschiedener Altersstufen therapeutisch arbeiten bzw. diese unterrichten oder betreuen, vielfältige, konkrete therapeutische und rehabilitative Zugänge und Arbeitsinstrumente zu eröffnen.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Eine kleine Vorgeschichte 9
Einleitung 13

Teil I Theoretische Zugänge 23

1 Was ist (selektiver) Mutismus? 24
1.1 Definition und Erscheinungsbild 24
1.2 Diagnostische Kriterien 27
1.3 Mutismusarten 28
1.4 Epidemiologie, Co-Morbidität und Risikofaktoren 30
1.5 Beitrag zur Ätiologie: Warum schweigen Kinder?
Die Unfähigkeit, die Fremdheit zu überwinden 35

2 Linguistische und entwicklungspsychologische Zugänge
Wie sich das Sprechen und das (selektive) Schweigen entwickeln 39

2.1 Warum ein entwicklungspsychologischer Zugang? 39
2.2 Spracherwerb und Sprachentwicklung
Sozial-interaktive Position 40
2.2.1 Kommunikations- und Dialogstrukturen
Wie lernt man zu kommunizieren? 42
2.2.2 Trianguläre Prozesse
Anforderungen meistern können 46
2.2.3 Innere Repräsentation
Die Kraft der Vorstellung und der Bewertung 50
2.2.4 Symbolisierung und narrative Organisation
Erwerb narrativer Kompetenzen 54
2.2.5 Trennung zwischen innerem und äußerem Dialog
Strategien der Konversation 57
2.2.6 Verinnerlichte Wertmaßstäbe
Regulierung des eigenen Verhaltens (= Mentalisieren) 59
2.3 Zusammenfassung 62

Teil II Diagnostik und Koordination der Therapie 63

1 Diagnostische Erhebungen
Wie kann ein (selektiver) Mutismus erfasst werden? 64
2 Setting und „Case Management“
Wer, was, wo, wann und wozu? 70
3 Erhebung von therapierelevanten Daten 73

Teil III Therapeutische Zugänge und Wirkfaktoren 85

1 Therapeutische Haltung 86
1.1 Druck ausüben oder gewähren lassen?
Die Gestaltung der therapeutischen Beziehung als „Scaffolding“-Prinzip 87
1.2 Beziehungsgestaltung und Motivation 88
1.3 Modelle, Techniken, Trainingsprogramme 94
1.4 Integrative Prinzipien für die therapeutische Arbeit 95
2 Therapiegestaltung 97
2.1 Klärung des Therapieauftrages
Umgang mit ambivalenten Botschaften 97
2.2 Trennung von Bezugspersonen
Mama bleibt draußen! 102
2.3 „Safe Place“
Der sichere Ort als Ausgangspunkt 106
2.4 Stärkung des „Alter Ego“
„Beweise mir, dass ich okay bin, so wie ich bin!“ 112
2.5 Durchhaltevermögen
Arbeit ohne Response 117

Teil IV Nonverbal kommunizieren 119

1 Aufbau eines kommunikativen Verhaltens
„Turn-taking“ 120
2 Arbeit mit Puppen und Übergangsobjekten
Eine Hütte für den Bären 122
3 Das Märchenheft mit den Sprechblasen
„Jaul, Kabumm, Seufz “ 126
4 Sprachtherapeutische Maßnahmen
Sprachaufbau ohne Sprechen 129
5 Symbolisierung und narrative Verarbeitung
Erzählen ohne Sprache 134
5.1 Das Symbolspiel als therapeutische Intervention 134
5.2 Die Aktualität des therapeutischen Symbolspiels 136
5.3 Die therapeutische Rolle beim Symbolspiel 138
5.4 Exkurs: Entwicklungsdiagnostik des Symbolspiels 142
6 Aggressionen zähmen im Symbol- und Rollenspiel 146

Teil V Aufbau der verbalen Kommunikation 153

1 Lärmend kommunizieren 154
2 Erste Worte 157
2.1 Das erste Wort des Vorschulkindes
Die Kunst der Unterstellung 157
2.2 Das erste Wort des Schulkindes
Hierarchie des Ortes, der Personen und der Sprechweise 162
3 Arbeit mit dem Tonband 170
4 Schattensprechen und Zugzwänge 172
5 Die Arbeit mit „Ego-States“, „inneren Stimmen“ oder „Introjekten“ 176
6 Hausaufgaben 180
7 Transfer: Die Generalisierung des Sprechen-Könnens 185
8 Krise und Widerstand 188
9 Ende der Therapie: Evaluation und Abschied 193

Teil VI Zusammenarbeit mit Angehörigen und Fachleuten 197

1 Familie und Schweigen 198
2 Die Zusammenarbeit mit Eltern und Angehörigen 202
2.1 Grundsätze für die Arbeit mit Eltern 202
2.2 Besonderheiten in der Zusammenarbeit 204
2.3 Themen, die Eltern oft beschäftigen 206
2.3.1 Umgang mit Wutausbrüchen und aggressivem Verhalten des Kindes 207
2.3.2 Beratung bezüglich einer begleitenden Medikation 212
2.3.3 Wenn Gewalt oder Missbrauch vermutet wird 215
3 Mutismus und Schule 217
4 Zusammenarbeit mit weiteren Fachleuten 219

Teil VII Fallbericht 225

Lui, die Klasse und ich
Der gemeinsame Weg aus dem Schweigen
Von Ruth Marosi 226
Zusammenfassung der Fallbeispiele 236

Literatur 244
Sachregister 260