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Pilgrimage Pilgerreisen zu Kultorten Vorwort von Doris Kearns Goodwin. Aus dem Amerikanischen von Ursula Wulfekamp
Pilgrimage
Pilgerreisen zu Kultorten


Vorwort von Doris Kearns Goodwin. Aus dem Amerikanischen von Ursula Wulfekamp

Annie Leibovitz

Schirmer-Mosel
EAN: 9783829605526 (ISBN: 3-8296-0552-8)
246 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 22 x 30cm, 2011, 128 Farbtafeln

EUR 49,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Pilgrimage führte Annie Leibovitz an Orte, die sie völlig frei, nur den eigenen Neigungen und dem Zufall folgend, erkunden konnte. Ein rarer Fall im Leben dieser vielbeschäftigten Auftragsphotographin. Ausschlaggebend für die Wahl ihrer Sujets war, dass sie etwas mit ihnen verband: Gefühle, Erinnerungen, Neugierde. Die ersten Bilder entstanden - noch mit einer kleinen Digitalkamera - eher zufällig im Haus der Dichterin Emily Dickinson in Amherst, Massachusetts. Einige Monate später fuhr sie mit ihren drei Kindern zu den Niagarafällen. "Da fing ich an, Listen zu machen." Wunschziele etwa waren die Häuser von Virginia Woolf und Charles Darwin im ländlichen England und Sigmund Freuds letzter Wohnsitz in London, die dann aber Ausnahmen von der amerikanischen Regel blieben. Die Arbeit an dem Projekt wurde aufwändiger, als sie den Ehrgeiz entwickelte, auch einzelne Gegenstände, Innenräume und Landschaften zu photographieren. Bald war sie mit komplizierteren Kameras, einem Stativ und einem Assistenten unterwegs.

Sie fuhr nach Concord, um den Standort von Thoreaus Hütte am Walden Pond zu photographieren. Einmal dort, kam sie unweigerlich in Berührung mit der Welt der Schriftsteller von Concord: das Haus von Ralph Waldo Emerson und Orchard House, wo Louisa May Alcott mit ihrer Familie gelebt und gearbeitet hatte, waren ihre nächsten Motive. Ebenfalls in Massachusetts steht noch das Atelier des Bildhauers Daniel Chester French, der das Lincoln Memorial in Washington geschaffen hat. Was sie wiederum zu Ausflügen nach Gettysburg anregte, wo 1863 die entscheidende Schlacht im Amerikanischen Bürgerkrieg stattfand. Die dortigen Archive bewahren seltene Glasnegative von Lincoln-Portraits auf, die von Alexander Gardner und Mathew Brady aufgenommen wurden; beide waren unmittelbar nach der Schlacht in Gettysburg und sind sozusagen die „Pioniere" der Kriegsphotographie. Etwa zur selben Zeit, in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts, entwickelte Julia Margaret Cameron in einem abgelegenen, primitiv ausgestatteten Atelier auf der Isle of Whight ihren sehr eigenen, aber enorm einflussreichen Portraitstil. Leibovitz war zweimal dort, bevor sie sich, wieder in Amerika, ins Yosemite Valley begab, um auf Ansei Adams Spuren zu wandeln, der hier 50 Jahre lang gelebt und photographiert hat. So kam ein Kultort zum anderen: Georgia O'Keeffes Ghost Ranch und Elvis Presleys Graceland, Mies van der Rohes Farnsworth House, The Old Faithful und die Spiral Jetty von Robert Smithson ...

Annie Leibovitz' Pilgrimage ist vieles in einem: Geschichts-, Lehr- und Lesebuch, Zeitreise, ein Who is Who großer Namen - vor allem aber eine Sammlung großartiger Aufnahmen einer der berühmtesten Photographinnen unserer Zeit, die uns hier in Wort und Bild ihre persönlichen, oft verschlungenen Pilgerpfade entlangführt.

ANNIE LEIBOVITZ, geb. 1949 in Waterbury, Connecticut, begann ihre Karriere 1970, noch während ihres Studiums am San Francisco Art Institute, als Photojournalistin beim Rolling Stone-Magazin, dessen Hausphotographin sie 1973 wurde. In den zehn Jahren ihrer Tätigkeit für Rolling Stone photographierte sie 142 Titelbilder und zahlreiche Bildbeiträge. 1983 wechselte sie zur neu aufgelegten Vanity Fair, später zu Vogue. Neben ihrer redaktionellen Arbeit - insbesondere Rock-Musiker, Portraits und Dokumentationen -, photographierte sie u.a. die preisgekrönten Werbekampagnen für American Express und GAP.

Ihr photographisches Werk wurde und wird weltweit in Museen und Galerien ausgestellt und ist in zahlreichen Bildbänden veröffentlicht, u.a. Annie Leibovitz: Photographs (1983), Annie Leibovitz: Photographs 1970-1990 (1991; dt. Ausgabe Schirmer/Mosel), Olympic Portraits (1996), Women, in Zusammenarbeit mit Susan Sontag (1999; dt. Ausgabe Schirmer/Mosel), American Music (2003; dt. Ausgabe Schirmer/Mosel), A Photographer's Life, 1990-2005 (2006; dt. Ausgabe Schirmer/Mosel) und Annie Leibovitz at Work (2008; dt. Ausgabe Schirmer/Mosel).

Annie Leibovitz ist vielfach ausgezeichnet worden, u.a. mit der Centenary Medal of the Royal Photographic Society, London. Die französische Regierung ernannte sie zum "Commandeur de l'Ordre des Arts et des Lettres" und die Library of Congress zur "Living Legend". Sie lebt mit ihren drei Töchtern Sarah, Susan und Samuelle in New York.
Rezension
Rezensieren kann man diesen Bildband nicht, man kann ihn nur lieben. Annie Leibovitz, auch bekannt für aufwändigst inszenierte Werbekampagnen und Porträtfotos, verwirklicht mit 'Pilgrimage' eine Art visuelles Tagebuch, in dem sie ihre persönliche 'Pilgerfahrt' zu einer Reihe von 'Kultorten' dokumentiert. Pilgerfahrten sind in Mode gekommen und ebenso das Denken in signifikanten 'Orten', geschichtlichen und nationalen 'Erinnerungsorten' zum Beispiel. Die Orte, die Annie Leibovitz aufsucht, sind durchweg im Horizont der amerikanischen Kultur (aber nicht nur dort) bekannte und berühmte Orte. Aber sie sucht sie nicht auf, weil diese Orte in den Reiseführern vorkommen, sondern weil sie ihre eigene, individuelle Beziehung zu ihnen und zu den Menschen hat, die dort gelebt haben. Auch sind es nicht nur Orte im geographischen Sinn, die sie faszinieren, sondern die konkrete Erscheinung von Häusern, Dingen und Landschaften, die die Wirklichkeit des Vergangenen heraufbeschwören. Wie das funktioniert, kann der Rezensent aus eigenem Erleben veranschaulichen: schon lange ist 'Stopping by Woods' von Robert Frost eines seiner Lieblingsgedichte gewesen. Als er nun 'Pilgrimage' aufschlug, zeigte gleich das erste Foto einen der handschriftlichen Entwürfe Frosts für dieses Gedicht. Wundert es da noch, dass er 'Pilgrimage' sofort auch als 'sein' Buch begriffen hat? Und diese erste Faszination setzt sich mit jedem Bild des Bandes fort, Bilder, die den Darstellungsklischees des Gedenkens, den Postkartenmotiven der Souvenirläden und den scheinbar toten Ausstellungsstücken in den Museen ihr Leben zurückgeben. Vermeintlich banale Objekte bekommen durch die fotografische Kunst von Annie Leibovitz eine ganz eigene Aura. Sie bricht das Museale über ihren eigenen Zugriff zu gegenwärtiger Bedeutung hin auf. Zunächst für sich selbst, dann aber auch für die Betrachter dieses Bandes, wenn sie sich auf ihre Wallfahrt, Wanderung und Pilgerschaft einlassen. Ich wüsste so schnell kein zweites Buch, das Autobiografie, Biografie, Poesie, visuelle Darstellung und geschichtliche Fakten so überzeugend verbinden würde. Wo immer man es aufschlägt, entdeckt man in gleicher Weise lebendige Vergangenheit, die faszinierend vergegenwärtigt wird und sich in persönliches Erleben verwandelt.

Matthias Wörther, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Pilgerreisen zu Kultorten
Annie Leibovitz, gefeierte Photographin und Bestsellerautorin, legt ein Buch vor, das entfernt an die derzeit im Buchhandel so erfolgreichen Pilgerreisen nach Santiago de Compostela erinnern mag. In der Tat hat Annie Leibovitz mit ihrer Kamera und – das ist neu – auch mit normalem Notizblock und Schreibgerät Kultorte ihrer persönlichen spirituellen Obsessionen aufgesucht und ihre Erinnerungen in ein Buch gegossen, das nicht nur als Bildband, sondern auch als Lesebuch daherkommt. Ihre Wahl ist verständlicherweise angelsächsisch-amerikanisch zentriert. Aber der Horizont ihrer spirituellen Reise ist weit gefasst: von geographischen Kultorten, wie etwa den Niagarafällen, führt uns Annie Leibovitz zu Kultorten der Literatur, der Malerei, der Popkultur und der intellektuellen und politischen Geschichte. Von Charles Darwin über Sigmund Freud zu Elvis Presley und Abraham Lincoln reicht der Radius ihrer Pilgerreisen, an denen sie uns in Wort und Bild teilhaben lässt. Ein Buch zum Sehen, Lesen und Staunen.
Inhaltsverzeichnis
16 Emily Dickinson
30 Die Niagarafälle
34 Virginia Woolf
44 Charleston Farmhouse
54 Sigmund Freud
58 Charles Darwin
64 Eleanor Roosevelt
74 Marian Andersen
78 Gettysburg
82 Abraham Lincoln
9l Daniel Chester French
96 Georgia O'Keeffe
118 Martha Graham
121 Elvis Presley
136 Thomas Jeffersons Monticello
146 Meriwether Lewis & William Clark
148 Annie Oakley
160 Pete Seeger
166 Louisa May Alcott
178 Henry David Thoreau
185 Ralph Waldo Emerson
194 John Muir
202 Julia Margaret Cameron
212 Anselm Adams
218 Mies van der Rohes Farnsworth House
224 The Old Faithful
230 Robert Smithsons Spiral Jetty