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Meister Eckhart Philosoph des Christentums
Meister Eckhart
Philosoph des Christentums




Kurt Flasch

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406600227 (ISBN: 3-406-60022-0)
368 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, 2010

EUR 24,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Forschungen der letzten Jahrzehnte haben das Bild Meister Eckharts verändert. Dieses Buch versucht eine Bilanz. Es führt ein in Meister Eckharts Denken und lädt ein, seine Werke zu lesen und seine Aussagen mitzudenken. Kurt Flasch behandelt dabei klar und prägnant alle Werke Eckharts und bezieht sie, wo möglich, auf ihren biographischen Hintergrund und auf die geschichtliche Welt, aus der Eckhart kam und gegen die er sich stellte. Die wichtigen Lebensstationen Paris, Erfurt, Straßburg oder Köln kommen ebenso zur Darstellung wie Eckharts tragisches Schicksal – der Tod in Avignon, der Inquisitionsprozess und die Verurteilung durch seine Kirche.

Kurt Flasch ist emeritierter Professor für Philosophie der Ruhr-Universität Bochum. Er ist als Autor zahlreicher wissenschaftlicher Werke zur Geschichte des philosophischen Denkens hervorgetreten. Bei C:H.Beck ist von ihm erschienen: Meister Eckhart. Die Geburt der deutschen Mystik aus dem Geist der arabischen Philosophie (2006), Eva und Adam. Wandlungen eines Mythos (2005), Nicolaus Cusanus (2005), Vernunft und Vergnügen. Liebesgeschichten aus dem Decameron (2002), Das Licht der Vernunft. Anfänge der Aufklärung im Mittelalter (1997). 2007 erschien in einer zweisprachigen Ausgabe seine Übersetzung von Meister Eckharts Buch der göttlichen Tröstung.
Rezension
Meister Eckhart wird pauschal mit dem Etikett des 'Mystikers' versehen. In der Rezeptionsgeschichte seines Werkes diente dieses Etikett oft genug dazu, sich auf ihn als Autorität für ein dunkles, raunendes und an unsagbare Geheimnisse rührendes, zeitweise auch nationaltümelndes Denken zu berufen. Dagegen schreibt Kurt Flasch an und er tut es mit den Kenntnissen eines Fachmanns, der auf dem Stand der Eckhart-Forschung ist. Sorgfältig skizziert er unter Berufung auf die neuesten Textausgaben die Philosophie Eckharts.
Aber war Eckart nicht Theologe? Flasch schlägt eine neue Lesart Eckharts vor: "Ich bitte darum, das Mystik-Konzept probeweise zu suspendieren und es damit zu versuchen, Eckhart zu lesen als Philosophen des Christentums." (31) Seiner Meinung nach war es Eckhart darum zu tun, die Wahrheiten des Christentums philosophisch und im Rahmen einer natürlichen Theologie zu erweisen, also unter alleinigem Bezug auf die menschliche Vernunft. Diese Hypothese untermauert er durch eine sorgfältige Lektüre der zentralen Schriften Eckharts und ihrer Aussagen und kommt zu dem Schluss: "Für den historischen Eckhart war bestimmend seine Abweichung von der Gemeinscholastik und der klar ausgesprochene polemische Bezug zu ihr. Er dachte anders als die überwiegende Mehrzahl der Philosophen und Theologen der Zeit um 1300. Er sagte das auch. Das macht seine Verurteilung begreiflich." (189)
Neben dem Gedankengang seiner Schriften zeichnet Flasch gleichzeitig auch die Biografie Eckharts nach, in der er seine Werke verortet. Von besonderem Interesse sind dabei die letzten Kapitel, in denen er den Prozess gegen Eckhart darstellt. Flasch bewertet dessen kompromisslose Verurteilung durch den Papst als zwangsläufige Folge seines Denkens: "Die unabgeschwächte Lehre Eckharts hat im Selbstverständnis der Römischen Kirche von Johannes XXII. bis Benedikt XVI. keinen Platz." (321)
Beurteilen zu können, ob und in welchem Sinn Flasch damit Recht hat, bedarf nicht geringer philosophischer Kenntnisse und einer tief gehenden Vertrautheit mit dem Denken des Mittelalters. Es setzt Kenntnis zentraler theologischer und philosophischer Begrifflichkeiten und historischer Entwicklungen in der Philosophie voraus. Von daher ist es ein Buch vor allem für diejenigen, die sich auf der Basis historisch-kritischer Forschung intensiv mit Eckhart befassen wollen und in der Lage sind, seine Positionen im Zusammenhang der Philosophiegeschichte zu sehen. Zu erarbeiten, ob Eckharts Philosophie auch für das moderne Denken Relevanz besitzt (und nicht bloß von historischem Interesse ist), ist dann ein weiterer zu leistender Schritt, der die Intentionen des Buches übersteigt.

Matthias Wörther, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Der große spekulative Denker und Philosoph, Metaphysiker, Theologe und Ethiker Meister Eckhart (um 1260–1328) fasziniert bis heute – durch die Radikalität seines Denkens und die Kraft seiner Sprache. Kurt Flasch bietet in diesem Buch eine neue Gesamtdarstellung von Eckharts Leben und Lehre vor dem Hintergrund des intellektuellen Umfelds seiner Zeit.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort ... II
Erster Teil
1. Leben und Werk um 1300 ... 17
2. Ein verschollenes Konzept: Phiosophie des Christentums ... 31
3. Selbstauslegungen ... 49
4. Anfänge: Paris und Erfurt 1292 - 1298 ... 66
5. Geburt-Predigtzyklus ... 79
6. Ein zu großer Entwurf: Prologe zum Opus tripartitum ... 98
7. Debatten in Paris. 1302 bis 1303 ... 113
8. Programmreden ... 128
9. Goldene Äpfel in silbernen Schalen. Weltentstehung - Erklärung der Genesis ... 142
10. Weisheit - In Sapientiam ... 160
11. Auszug - In Exodum ... 172

Zweiter Teil
12. Intermezzo: Über Eckhart schreiben, heute ... 187
13. Eckharts Intention - Johanneskommentar I ... 199
14. Einheit nach der Art: Auge - Holz - Johanneskommentar II ... 212
15. Neues Christentum fürs Volk - Deutsche Predigten I ... 226
16. Scharfe Muskatnüsse - Deutsche Predigten II ... 245
17. Neuer Trost der Philosophie 265
18. Der Prozess - Die Anzeige ... 276
19. Der Prozeß - Verteidigung ... 297
20. Ende in Avignon -'Teufelssaat' ... 309
21. Epilog ... 322

Anhang
Anmerkungen ... 331
Bibliographische Hinweise ... 350
Zeittafel ... 354
Abkürzungsverzeichnis ... 367
Personenregister ... 359
Sachregister ... 363