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Medien – Diskurs – Weltpolitik Wie Massenmedien die internationale Politik beeinflussen Zugl.: Dissertation 2010 an der Philosophischen Fakultät der Technischen Universität Dresden
Medien – Diskurs – Weltpolitik
Wie Massenmedien die internationale Politik beeinflussen


Zugl.: Dissertation 2010 an der Philosophischen Fakultät der Technischen Universität Dresden

Alexander Brand

Transcript
EAN: 9783837618310 (ISBN: 3-8376-1831-5)
530 Seiten, paperback, 14 x 23cm, 2012

EUR 39,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Beeinflussen Massenmedien den Gang der internationalen Politik? Alexander Brand gibt hierauf eine differenzierte Antwort, die Medien weder zu Sündenböcken für fehlgeschlagene politische Projekte macht noch deren eigenständige Wirkmächtigkeit abstreitet. Auch widerspricht er einer technologiefixierten Lesart, wie sie bei der Rede vom »CNN-Effekt« oder der »Twitter-Revolution« dominiert.

Auf der Basis eines modifizierten konstruktivistischen Ansatzes für die Internationalen Beziehungen erläutert die Studie, wo genau sich Medieneffekte in internationalen politischen Dynamiken niederschlagen – und zeigt, dass dies weder einseitig gerichtet noch mit durchweg erwartbaren Konsequenzen geschieht.



Alexander Brand (Dr. phil.) arbeitet am Lehrstuhl für Internationale Politik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sowie als Lehrbeauftragter am Zentrum für Internationale Studien der Technischen Universität Dresden. Seine Forschungsschwerpunkte sind Mediatisierung internationaler Politik, US-amerikanische Außen- und Weltpolitik, Entwicklungspolitik und Fragen globaler politischer Ökonomie sowie das Verhältnis von Fußball und Politik.

Schlagworte:

Konstruktivismus, Diskurs, Massenmedien, Internationale Beziehungen

Adressaten:

Politikwissenschaft, Internationale Beziehungen, Medienwissenschaft
Rezension
Diese voluminöse Dissertation aus dem Jahr 2010 an der Philosophischen Fakultät der Technischen Universität Dresden beschäftigt sich mit dem Thema, wie Medien die internationale Politik beeinflussen und warnt vor eindimensionalen Erklärungsmustern, die der Komplexität des Sachverhalts nicht gerecht werden. Die Analyse von Prozessen medialer Bedeutungsprägung sollte Medienwirkung nicht nur unterstellen, sondern tatsächlich geprägte Bedeutungsgehalte untersuchen. Hier aber stellt sich zunächst die Methodenfrage: Mit welchen angemessenen Methoden kann das erhoben werden? Der Autor entscheidet sich für die Potenziale eines diskursiv-konstruktivistischen Ansatzes für die Analyse
von Massenmedien in grenzüberschreitenden politischen Kontexten. Er grenzt sich dadurch von rein medienwissenschaftlichen, aber auch rein empirischen Methoden ab.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Interview
... mit Alexander Brand
1. »Bücher, die die Welt nicht braucht.« Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?
Weil es versucht, ein gewisses Maß an Ordnung in Debatten zu bringen, die zwar zu Recht, oft aber auch eindimensional bzw. unter ganz verschiedenen Perspektiven – und damit eigentlich über ›unterschiedliche Dinge‹ – geführt werden. Ich schlage demgegenüber einen begrifflichen und konzeptuellen Rahmen vor, innerhalb dessen sich über grenzüberschreitende Medienwirkungen und deren politische Bedeutsamkeit sprechen lässt.
2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?
Es versucht, Medienwirkungen im internationalen Raum in deren Vielgestaltigkeit als politisch bedeutsame Erscheinungen fassbar zu machen. Der Kerngedanke ist, die Dimension der Bedeutungskonstruktion in und zwischen Gesellschaften als zentrales Untersuchungsfeld auszuweisen. Obendrein versucht es, die Debatten um den Konstruktivismus, die in den akademischen Internationalen Beziehungen geführt werden, erneut auf ebendiese Dimension tatsächlicher Bedeutungsproduktion (in Diskursen) hinzuweisen.
3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?
In den Medien- und Kommunikationswissenschaften macht das Thema einen Gutteil des Forschungsinteresses aus, allerdings oftmals ohne nach den politischen Implikationen der Forschungsergebnisse zu fragen. Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen, so unterstelle ich, hegen ein grundsätzliches Interesse, machen aber aus method(olo)gischen Gründen lieber einen Bogen um das Thema.
4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?
(Hypothetisch:) Antonio Gramsci, Michel Foucault (nicht sehr originell, ich weiß ...).
(Auch hypothetisch, aber prinzipiell noch möglich:) Noam Chomsky, Wadah Khanfar (ehem. Al-Jazeera), Rupert Murdoch, Peter L. Berger, Thomas Luckmann.
5. Ihr Buch in einem Satz:
Medien beeinflussen internationale Politik: nicht immer, aber immer öfter, und nie eindimensional – das Buch zeigt, wie man das begreifen kann.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur Buchausgabe und Danksagung | 9

Einleitung: Erkenntnisinteresse, Forschungsfragen, Anlage der Studie | 21

I. MASSENMEDIEN UND INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN – ÜBERBLICK ÜBER EIN MÖGLICHES FORSCHUNGSFELD

1. Massenmedien in den Internationalen Beziehungen – Terra incognita? | 39
1.1 Massenmedien und Politik | 39
1.2 Massenmedien und internationale Politik … oder doch: Außenpolitik? | 45
1.3 Internationale Kommunikation und (internationale) Politik | 50

2. Massenmedien in den internationalen Beziehungen:
Divergierende Rollenzuschreibungen und Bilder | 57
2.1 Medien als Instrumente politischer Akteure | 61
2.2 Medien als Vermittler der Realität der internationalen Beziehungen | 68
2.3 Medien als Akteure internationaler Politik | 75
2.4 Medientechnologien und ihre Wirkungen | 81
2.5 Medienstrukturen im internationalen Raum: Nachrichtenflüsse, Amerikanisierung, Medienglobalisierung? | 90
2.6 Heterogenität und Widersprüchlichkeit der Rollenzuschreibungen | 97

3. Vorüberlegungen zu einem Modell der Erfassung massenmedialer Effekte in den internationalen
Beziehungen | 103

II. EIN ALTERNATIVES MODELL: DIE DISKURSIVE KONSTRUKTION DER INTERNATIONALEN BEZIEHUNGEN IN UND DURCH MASSENMEDIEN

4. Konstruktivismen als Theorien der Bedeutungsschaffung | 127

5. Die Debatte um den Sozialkonstruktivismus in den Internationalen Beziehungen | 147
5.1 Anfänge: Konstruktivismus als Metatheorie | 148
5.2 Engführungen oder: Wo bleibt das »Soziale«? | 159
5.3 Die Kritik des Sozialkonstruktivismus in den IB | 187

6. Sozialer Konstruktivismus als Diskursiver Konstruktivismus | 213
6.1 Die Akteurs-Struktur-Problematik: Die Zentralität der Prozessdimension | 213
6.2 Diskurse als bedeutungsstiftende Prozesse | 220
6.3 Der Diskursive Konstruktivismus nach Thomas Diez | 234
6.4 Ein Modell diskursiver Konstruktion | 250
6.5 Diskursive Macht | 256

7. Massenmedien in einem Modell diskursiver Konstruktion | 263
7.1 Massenmedien als Realitätskonstrukteure? | 263
7.2 Diskursiver Konstruktivismus und Postmoderne Medientheorie: Abgrenzungen | 266
7.3 Mechanismen und Effekte diskursiver Konstruktion durch Massenmedien | 271

III. PROZESSE DISKURSIVER KONSTRUKTION IN DEN INTERNATIONALEN BEZIEHUNGEN DURCH MASSENMEDIEN

Hinführung zu den Fällen | 277

8. Massenmedien in gewalthaltigen internationalen Konflikten | 285
8.1 Die Kernfrage der Legitimation | 286
8.2 Fraternisierung versus Vietnam-Syndrom? Oder: Ist die Frage falsch gestellt? | 299
8.3 Die diskursive Transnationalisierung gewalthaltiger Konflikte | 308

9. »Mediatisierte« Hegemonie | 359
9.1 Amerikanisierung der internationalen Kommunikation? | 362
9.2 Der »Kampf ums Weltbild« | 376
9.3 Hegemonie als diskursive Vorherrschaft | 385

10. Medien und die gesellschaftliche Dimension internationaler Beziehungen:
Transnationaler Konsens/Dissens | 389
10.1 Die »transatlantische Medienkluft« (trans-atlantic media divide), 2002/03-2008 | 391
10.2 Der »Karikaturenstreit« (2005-06) | 419
10.3 Die Transnationalität diskursiver Weltpolitik | 430

Zusammenfassung | 435
Literaturverzeichnis | 449