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Lydias ungeduldige Schwestern Feministische Sozialgeschichte des frühen Christentums 3. Aufl. 2001 / 1. Aufl. 1994
Lydias ungeduldige Schwestern
Feministische Sozialgeschichte des frühen Christentums


3. Aufl. 2001 / 1. Aufl. 1994

Luise Schottroff

Gütersloher Verlagshaus
EAN: 9783579018379 (ISBN: 3-579-01837-X)
348 Seiten, kartoniert, 14 x 22cm, 2001

EUR 34,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Frauen haben das Zusammenleben der ersten christlichen Gemeinden maßgeblich gestaltet. An die Stelle unterdrückender patriarchaler Herrschaft über Frauen, Männer, Kinder, Sklavinnen und Sklaven trat in den Gemeinden der Kampf um Befreiung und das Aufbauen gerechter Beziehungen unter den Menschen. Was bedeutete es für eine Frau zur Zeit der Entstehung des Christentums, Christin zu werden? Was veränderte sich für sie - in ihren Beziehungen, in ihrem Alltag und in ihrem Blick auf die Zukunft? Diesen Fragen geht Luise Schottroff konkret und anschaulich nach. Auf diese Weise ist eine umfassende feministische Sozialgeschichte des frühen Christentums entstanden.
Rezension
Luise Schottroff gehört zu den führenden feministischen Theologinnen in Deutschland. Zugleich hat sie sich um eine sozialgeschichtliche Auslegung des Neuen Testaments bemüht. Aus dieser doppelten, neuen sozialgeschichtlichen und feministischen Perspektive fällt ein erhellendes Licht auf das frühe Christentum; vom Reich-Gottes-Glauben her gerät das Patriarchat in die Kritik. Darum geht es im ersten Teil dieses Buchs. Der zweite Teil ist konkreten neutestamentlichen Texten gewidmet, in denen es um die „Stellung der Frau“ geht. Dabei begegnen unterdrückende wie befreiende Texte, - jedenfalls aber zentrale neutestamentliche Texte nicht nur zum Geschlechterverhältnis, sondern zur Frage der Marginalisierten in der Gesellschaft grundsätzlich (vgl. Inhaltsverzeichnis). – Dieses Buch wird man nicht nur aus feministischer Perspektive mit Gewinn lesen, sondern Erkenntnisgewinn werden alle daraus ziehen, die an der Sozialgeschichte des frühen Christentums interessiert sind und die sich fragen, warum das Christentum am Anfang dermaßen faszinierend gewirkt haben muß.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Luise Schottroff,
geboren 1934 in Berlin, Dr. theol., ist Professorin für Neues Testament an der Universität Kassel.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 11

I. FEMINISTISCHE SOZIALGESCHICHTE
- ZUR HISTORISCHEN METHODE UND ZUR HERMENEUTIK 13

Vorbemerkung 14

1. Jesusbewegung und messianische Gemeinden in der jüdischen Diaspora
im 1. Jahrhundert n. Chr. 15


A. Jesusbewegung: Innerjüdische Erneuerungsbewegung oder jüdische Befreiungsbewegung innerhalb der Fax romana? 15

Die soziologische Grundthese von Theißen und der »neue Konsens« in der Sozialgeschichte des frühen Christentums 15
Die historische Analyse des sozialen Hintergrundes der Jesusbewegung durch Gerd Theißen 19
Die befreiungstheologische und feministische Kritik am Ansatz Theißens 20
Die Jesusbewegung als jüdische Befreiungsbewegung innerhalb der Fax romana 23

B. Heidinnenchristentum oder messianische Gemeinden in der jüdischen Diaspora? 27
AntiJudaismus, Androzentrismus und Eurozentrismus im Konzept Heidenchristentum 27
Messianische Gemeinden in der jüdischen Diaspora 30
Die Lichtgestalt Jesus und die blutflüssige Heldin oder: Wann geschah der Sündenfall ins Patriarchat? 31
AntiJudaismus im Neuen Testament oder: ein neuer garstiger breiter Graben 32

2. Das Patriarchat und die Hoffnung auf das Reich Gottes 34

A. Wer ist eigentlich das Patriarchat? Oder: meine Erfahrungen mit patriarchaler Unterdrückung 34

B. Patriarchat - ein feministischer Kampfbegriff 39

C. Patriarchale Herrschaftsideologie - die Selbstdarstellung des Patriarchats zur Zeit der Entstehung
des Christentums: Cicero, de re publica 40

Zur Wahl des Gegenstandes und zum Ziel dieses Abschnittes 40
Ciceros Definition von Patriarchat 43
Die gesellschaftliche Urzelle des Patriarchats 45
Naturgegebene Ungleichheit und die patriarchale Vorstellung von Gerechtigkeit 49
Ansatzpunkte für historische Differenzierungen patriarchaler Systeme 51

D. Herrschaftsinstrumente von Patriarchaten 53
Die Selbstlegitimation des Patriarchats als harmonischer Organismus 54
Androzentrismus - Kyriozentrismus und was frau oder man dagegen tun kann 57
Sexismus und Weiblichkeitsstereotypen 63

E. Die feministische Vision und das Reich Gottes 68

3. Das Neue Testament: Wort Gottes oder androzentrische Vernebelung der Geschichte 71

A. Ist der Christushymnus Phil 2 patriarchatskritisch oder nicht? 71

B. Sozialgeschichtliche Bibelauslegung 75

C. Gleichnistheorie 83

D. Das historische Handwerkszeug 86

4. Vom Leben zur Bibel - von der Bibel zum Leben 91

A. Bibellektüre und Frauenbewegung 91

B. Bibellektüre in befreiungstheologischen Basisgruppen 92

C. Das feministische Konzept erfahrungsbezogener Forschung und feministische Bibellektüre 96

II. FRAUENALLTAG 103

1. Frauenunterwerfung und Haß auf Frauenbefreiung (1 Tim 2,9-15) 104

A. Zum Text 104

B. Sozialgeschichtliche Fragen 105

Frauengesetze 105
Gefährliche Frauen 108
Frauenbefreiungsgeschichte 111

C. Feministische Beobachtungen zur Auslegungsgeschichte, besonders der Gegenwart 112

D. Feministische Perspektiven 117

2. Frauenhände - die Arbeit von Frauen im Neuen Testament (Mt 13,33; Lk 13,20f) 120

A. Zu den Texten 120

B. Sozialgeschichtliche Fragen 120

Der Blick in den Backtrog 120
Frauenarbeit 122
Die symbolische Enteignung der Frauenarbeit 129
Die brotbackende Frau und das Reich Gottes 130

C. Feministische Beobachtungen zur Auslegungsgeschichte, besonders der Gegenwart 131

D. Feministische Perspektiven 135

3. Die verlorene Drachme - der alltägliche Frauenkampf um Geld und Brot (Lk 15,8-10) 138

A. ZumText138

B. Sozialgeschichtliche Fragen 139

Eine Frau hat zehn Drachmen 139
Haushaltsgeld, Brautschatz oder Frauenlohn? 144
Einkaufen gehen 146
Frauennachbarschaften 147

C. Feministische Beobachtungen zur Auslegungsgeschichte, besonders der Gegenwart 148

D. Feministische Perspektiven 150

4. Die hartnäckige Witwe und der Widerstand von Frauen (Lk 18,1-8 152

A. Zum Text 152

B. Sozialgeschichtliche Fragen 155

Frauenwiderstand in der Zeit des frühen Christentums 158
Der Androzentrismus der Bergpredigt 170
Und wenn Frauen zuschlagen? 173

C. Feministische Beobachtungen zur Auslegungsgeschichte, besonders der Gegenwart 176

D. Feministische Perspektiven 177

III. PATRIARCHATSKRITIK UND DIE KRAFT, NEU ZU WERDEN 181

1. Bleibt nicht in dem Stand, in dem ihr berufen wurdet... Die Berufung Gottes und der gesellschaftliche »Stand« im Patriarchat (1 Kor 7,15-24) 182

A. Zum Text 182

Übersetzung von 1 Kor 7 185

B. Sozialgeschichtliche Fragen 189

Als Sklavin christlich leben 189
Das gespaltene Bewußtsein: Paulus 195

C. Feministische Beobachtungen zur Auslegungsgeschichte, besonders der Gegenwart 199

D. Feministische Perspektiven 204

2. Armenevangelium und Option für die Frauen (Lk 6,20f par; Mt 11,25 par) 206

A. Zu den Texten 206

B. Sozialgeschichtliche Fragen 211

Die Praxis des Evangeliums der Armen: Streitbare Prophetinnen 211

C. Feministische Beobachtungen zur Auslegungsgeschichte, besonders der Gegenwart: Das »Brandmal« der sozialen Niedrigkeit des Christentums 219

Die Schrift des Origenes gegen Celsus: Christlicher Verrat an der Kirche der Frauen und der Kirche
der Armen 220
Die Abwehr des »Brandmals« der sozialen Niedrigkeit des Christentums 224

D. Feministische Perspektiven: Bitterer Senf 226

3. Das verstockte Patriarchat und die Nähe Gottes (Mt 24,37-39; Lk 17,26-27.30 und Mk 13,28-33) - Zur Eschatologie des frühen Christentums 228

A. Zu den Texten 228

B. Sozialgeschichtliche Fragen zu Mt 24,37-39; Lk 17,26-27.30 und Mk 13,28-30 232

Der patriarchale Haushalt 232
Apokalyptische Zeitvorstellungen 235
Die Zeit des Erschreckens über das Ende der Sicherheit 236
Die Zeit des Wachsens und Reifens 237
Die Zeit des Wachens in der Nacht 239
Die Zeit des festlichen Jubels 240
»Wehe den Schwangeren...« - Der sozialgeschichtliche Kontext apokalyptischer Leidenserfahrungen und Hoffnungen 242

C. Feministische Kritik der neueren Auslegungsgeschichte eschatologischer Texte des frühen Christentums 249

»Instinktbeschäftigungen« 250
Eschatologische Christologie 251

D Feministische Perspektiven 254

IV. BEFREIENDE PRAXIS VON FRAUEN UND MÄNNERN.. 257

1. Die Erhöhung erniedrigter Frauen (Joh 7,53-8,11 undLk 1,48) 258

Vorbemerkung: Zum Zusammenhang beider Texte 258

A. Zu den Texten 262

B. Sozialgeschichtliche Fragen 263

Ehebrecherin 263
Steinigung 266
Erniedrigte Frauen: Kinderlosigkeit und andere
»Schande« für Frauen 270
Hanna 271
Die kinderlose Mutter Zion 273
Judaea capta 278
Marias Erniedrigung und Erhöhung (Lk 1,48) im Zusammenhang der matthäischen und lukanischen
Berichte über ihre Schwangerschaft 279
Maria und Elisabeth 279
Erniedrigung Marias - Erniedrigung des Volkes 281
Schwangerschaft ohne Mann 283
Marias Schwangerschaft in Mt 1 285

C. Feministische Beobachtungen zur Auslegungsgeschichte 286

Die Ehebrecherin: Jesus stellt »die Justiz« nicht in Frage 286
Die demütige Jungfrau 288
Die Jungfrau und der Superman 289
Demut oder Unterdrückung? 291

D. Feministische Perspektiven: Eine schwangere Greisin und eine unehelich schwangere, des Ehebruchs verdächtige Braut 292

2. »So ist es unter euch nicht...« (Mk 10,42-45 parr) Gemeinschaft auf dem Weg zum Gottesreich 297

A. ZumText 297

B. Sozialgeschichtliche Fragen 299

Die Dienstgrenze in der Gesellschaft 299
Haben freie Männer in den Gemeinden Sklavinnen und freien Frauen gedient? 304
Wahrnehmung ungerechter gesellschaftlicher Strukturen und Gegenstrategien der Gemeinden 308
Gegenseitigkeit 309
Geschwisterlichkeit 313
Abendmahl und Gütergemeinschaft 316

C. Feministische Beobachtungen zur Auslegungsgeschichte 318

D. Feministische Perspektiven 323


Literatur 326
Register 339