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Leitideen und Konzepte bedeutender Pädagogen Ein Arbeitsbuch für den Pädagogikunterricht 4. vollständig überarbeitete Auflage 2014
Leitideen und Konzepte bedeutender Pädagogen
Ein Arbeitsbuch für den Pädagogikunterricht


4. vollständig überarbeitete Auflage 2014

Theodor Thesing

Lambertus-Verlag
EAN: 9783784124421 (ISBN: 3-7841-2442-9)
276 Seiten, paperback, 15 x 21cm, April, 2014

EUR 22,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Veröffentlichungen und das Lebenswerk der „Klassiker der Pädagogik“ sind Quellen für die Reflexion heutiger pädagogischer Praxis. Diese „Klassiker“ dienen dabei nicht als „leuchtende Vorbilder“, sondern helfen im Rahmen der Ausbildung, die eigenen Erfahrungen zu deuten und die Fähigkeit des pädagogischen Sehens und Denkens zu entwickeln.

Die vierte, weiter erweiterte und überarbeitete Auflage des Arbeitsbuchs stellt u.a. die Leitideen von Rousseau, Pestalozzi, Fröbel, Don Bosco, Korczak, Montessori, Bettelheim, Klafki, Moor vor. Jedes Kapitel enthält neben einem biografischen Abriss und einer Einführung in das pädagogische Konzept einen Lesetext, Überlegungen zu Impulsen für die heutige Erziehungspraxis, Übungsfragen sowie Verweise auf weiterführende Literatur und Medien.

Das Buch richtet sich an Studierende der Fachschulen und Fachakademien für Sozialpädagogik: angehende ErzieherInnen, Jugend- und HeimleiterInnen, HeilerziehungspflegerInnen, HeilpädagogInnen, ArbeitserzieherInnen und ErgotherapeutInnen.

Theodor Thesing, Diplom-Pädagoge, Sozialarbeiter, Institutsdirektor a.D.
Rezension
In bereits 4. durchgesehener und aktualisierter Auflage 2014 vermittelt dieses besonders für Sozial- und Heilpädagogen konzipierte Arbeitsbuch für den Pädagogikunterricht Leitideen und Konzepte bedeutender Pädagogen seit Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) bis in die Gegenwart (Wolfgang Klafki) (vgl. Inhaltsverzeichnis). Die Darstellung ist didaktisch aufbereitet, gut layoutet, verständlich, komprimiert und gleichwohl nicht flach. Sie bringt die Leitideen und Konzepte der Pädagogik auf den Punkt. Jedes Kapitel enthält neben einem biografischen Abriss und einer Einführung in das pädagogische Konzept einen Lesetext, Überlegungen zu Impulsen für die heutige Erziehungspraxis, Übungsfragen sowie Verweise auf weiterführende Literatur und Medien.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7

1 Die Bildungs- und Erziehungsbedürftigkeit des Menschen 10

1.1 Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) 12
Emile – oder der von Natur aus unverdorbene Mensch
1.2 Johann Heinrich Pestalozzi (1746–1827) 24
Die Menschenbildung
1.3 Jean Marc Gaspard Itard (1774–1838) 42
Victor – der Wilde von Aveyron

2 Die Erwachsenen-Kind-Beziehung 55

2.1 Martin Buber (1878–1965) 57
Die dialogische Existenz des Menschen
2.2 Herman Nohl (1879–1960) 69
Das pädagogische Verhältnis

3 Persönlichkeit und Rechte des Kindes 80

3.1 Friedrich Fröbel (1782–1852) 82
Die Elementarerziehung im Kindergarten
3.2 Janusz Korczak (1878–1942) 94
Grundrechte des Kindes
3.3 Alexander S. Neill (1883–1973) 111
Antiautoritäre Erziehung in Summerhill

4 Das entwicklungsfördernde Milieu 126

4.1 Bruno Bettelheim (1903–1990) 128
Das therapeutische Milieu – Die Orthogenic School Chicago
4.2 Maria Montessori (1870–1952) 142
„Hilf mir, es selbst zu tun“
4.3 Loris Malaguzzi (1920–1994) 154
Ein Kind hat hundert Sprachen – Reggio-Pädagogik

5 Christliche Erziehung und Anthroposophie 165

5.1 Don Giovanni Melchiorre Bosco (1815–1888) 167
Christliche Erziehung im Oratorium
5.2 Father Edward Joseph Flanagan (1886–1948) 180
Boys Town, Nebraska/USA
5.3 Johann Hinrich Wichern (1808–1881) 192
Die Familienerziehung im Rauhen Haus
5.4 Rudolf Steiner (1861–1925) 208
Anthroposophische Erziehung und Waldorfpädagogik

6 Bildung 222

6.1 Johann Amos Comenius (1592–1670) 224
Große Didaktik – allen Menschen alles lehren
6.2 Wilhelm von Humboldt (1767–1835) 232
Humanistische Bildung als Selbsterfüllung
6.3 Wolfgang Klafki (*1927) 240
Bildungstheoretische Didaktik

7 Menschsein mit Behinderung 249

7.1 Helen Keller (1880–1968) 252
Anne Sullivan Macy (1866–1936) – Wege aus dem Dunkel
7.2 Paul Moor (1899–1977) 265
Innerer und äußerer Halt

Abbildungsverzeichnis 274
Der Autor 275



Leseprobe:

Einleitung
Mit Beginn eines Studiums der Sozialpädagogik oder einer Ausbildung an
einer Fachschule für Sozialwesen entstehen für einen Studienanfänger viele
Fragen: Wie bekomme ich einen systematischen Überblick über die verschiedenen
Fachgebiete? Wie erhalte ich einen Zugang zu einem Fach und
wie ist eine Orientierung in der vielfältigen Literatur möglich? Wie kann ich
das Wesentliche von Spezialfragen unterscheiden?
Ein Lehrbuch bietet zunächst eine gewisse Systematik und Ordnung, orientiert
an vorliegenden Lehrplänen, einem Curriculum oder den Theoriesystemen
einer Fachrichtung.
Wie kann sich ein Studienanfänger im Fach Pädagogik oder Erziehungswissenschaft
mit dem pädagogischen Sehen und Denken vertraut machen?
Die Beschäftigung mit bedeutenden Gestalten der Erziehungsgeschichte
kann dabei eine Hilfe sein. Diese stehen nicht nur für eine beachtenswerte
oder bedeutsame Erziehungspraxis, vielmehr enthält jede Praxis Theorieelemente,
die in den Lebenswerken aufscheinen oder explizit dargestellt
sind.
Kann eine moderne Erziehungswissenschaft den Ausgangspunkt für pädagogisches
Sehen und Denken bei bedeutenden Pädagogen, sogenannten
„Klassikern“, suchen? Was sind Klassiker? Eduard Spranger formulierte
etwas lässig, „klassisch (sei) in der Pädagogik, was nicht totzukriegen ist“,
also überdauert und seinen Wert erwiesen hat. Diese Aussage ist aber
nur ein Beleg für einen Historismus, beweist aber noch lange nicht die
Bedeutung einer Person und ihres Werkes. Hans Scheuerl, der ein mehrbändiges
Werk über „Klassiker der Pädagogik“ herausgegeben hat, betont
demgegenüber, Klassiker seien diejenigen, die in ihren Erfahrungswelten,
Gründungen und Konzepten eine Idee, Position, Vision, Tradition oder eine
Bewegung besonders deutlich und eindeutig repräsentieren. Sie haben in
der Regel ihre pädagogischen Leitideen und Positionen besonders präzise
und prägnant schriftlich dargestellt, und ihre Originalität, ihr Erfindungsreichtum
und ihr Engagement sind heute noch Quellen der Erkenntnis, des
Vergleichs und der Reflexion (vgl. Scheuerl 1995, S. 158). Ist dieser ideengeschichtliche
Ansatz nicht veraltet und muss nicht eine Beschäftigung mit
empirisch-sozial-wissenschaftlichen Theorien und Erkenntnissen am Beginn
des Studiums stehen? Hier kann man entgegenhalten, dass Erziehung immer
ein konkretes Geschehen zwischen Menschen ist, verbunden mit konkreten
Lebensgeschichten, mit Hoffnungen und Grenzen, Erfolgen und Scheitern
der Handelnden.
Die im vorliegenden Buch ausgewählten Gestalten der Erziehungspraxis können
als Personen mit konkreten pädagogischen Vorstellungen, Motiven und
gelebter Praxis erfasst werden. Sie werden nicht als „leuchtende Vorbilder“
für die Pädagogik verklärt, sondern geben Anregungen für die Deutung eigener
Erfahrungen und fördern die Fähigkeit zum pädagogischen Sehen und
Denken. Sie waren oftmals keine wissenschaftlichen Pädagogen, also keine
„Erziehungswissenschaftler“, sondern Philosophen, Schriftsteller, Theologen
und engagierte Praktiker. Bei genauerer Betrachtung erweisen sie sich nicht
als Helden oder gar als fehlerfreie und vollkommene Menschen, bei einigen
sind das Werk oder Teile davon gescheitert, mit Hohn und Spott bedacht, in
Vergessenheit geraten und erst später wiederentdeckt worden (vgl. Scheuerl
1995, S. 158ff.). Oftmals liegt ihre Bedeutung und Stärke darin, dass sie bei
ihrer pionierhaften und schwierigen Praxis den Problemen standgehalten
und nicht aufgegeben, aus Fehlern gelernt und engagiert weitergearbeitet
haben, was für junge Pädagogen sehr tröstlich sein kann. (So z. B. Pestalozzi,
der mit seinen Heimen mehrfach wirtschaftlich bankrott ging.)
Pädagogische Leitideen und Konzepte lassen sich exemplarisch am besten
am Lebenswerk konkreter Personen darstellen, hinterfragen und interpretieren.
Die Auswahl der Persönlichkeiten der Erziehungspraxis ist natürlich
immer subjektiv und muss didaktisch begründet werden. In diesem Lehrbuch
sind aus der Sicht des Verfassers besonders gut geeignete Repräsentanten
für die Einführung in sieben zentrale Fragestellungen der Pädagogik
oder Erziehungswissenschaft ausgewählt worden:
1. Die Bildungs- und Erziehungsbedürftigkeit des Menschen,
2. Die Erwachsenen-Kind-Beziehung,
3. Persönlichkeit und Rechte des Kindes,
4. Das entwicklungsfördernde Milieu,
5. Christliche Erziehung und Anthroposophie,
6. Bildung,
7. Menschsein mit Behinderung.
Die einzelnen Porträts sind jeweils nach folgenden Kriterien geordnet:
(1) Biografie,
(2) Zeittafel,
(3) Pädagogische Leitideen und Konzept (Kernaussagen, Begriffsklärungen,
Schaubilder),
(4) Lesetext,
(5) Impulse für die heutige Erziehungspraxis,
(6) Übungsfragen,
(7) Literatur (Quellentexte, Auswahlbiografie, aktuelle Literatur, Taschenbuchausgaben),
(8) Medien (Videos, Filme, Internetinformationen).
Das vorliegende Arbeitsbuch richtet sich an Studierende der Sozialpädagogik,
der Fachschulen für Sozialwesen, ErzieherInnen, Jugend- und HeimerzieherInnen,
HeilerziehungspflegerInnen, ArbeitserzieherInnen, ErgotherapeutInnen,
HeilpädagogInnen, die einen Zugang zum pädagogischen
Sehen, Denken und Reflektieren ihrer eigenen Erziehungspraxis suchen.
Die didaktische Gliederung soll einen Überblick über die jeweilige Thematik
erleichtern, ein exemplarischer Lesetext will in die Sprache des Autors und
seiner Zeit einführen, Übungsfragen sollen das Eigenstudium und die selbstständige
Lernkontrolle fördern. Das Arbeitsbuch ist als Ergänzung zum im
gleichen Verlag erschienenen Lehrbuch Theodor Thesing und Michael Vogt,
„Pädagogik und Heilerziehungspflege“ konzipiert, aber auch als eigenständiges
Unterrichtswerk einzusetzen.