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Im Namen des Herrn Wohin der Papst die Kirche führt
Im Namen des Herrn
Wohin der Papst die Kirche führt




Hermann Häring

Gütersloher Verlagshaus
EAN: 9783579064932 (ISBN: 3-579-06493-2)
192 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 13 x 21cm, 2009

EUR 17,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Entscheidung von Benedikt XVI., Traditionalisten in den Schoß der Kirche zu holen, hat die Öffentlichkeit heftig bewegt und zu einer wichtigen religiösen und gesellschaftlichen Debatte geführt. Das ist aber nur die Spitze eines Eisbergs. Denn Missverständnisse drohen zu einem Markenzeichen des gegenwärtigen Pontifikats zu werden. Rom hat sich keine authentische Führungskompetenz zugelegt, sondern ist zu einer gefürchteten monokratischen Kontrollinstanz geworden. Was an der Basis der katholischen Kirche geschieht - dort, wo das Zweite Vatikanische Konzil gelebt wird und Früchte trägt -, wird allzu häufig in den höheren Etagen ignoriert und mit krankhaftem Misstrauen belegt. Es ist an der Zeit, auf die Stimme des Kirchenvolkes zu hören und den fatalen Dialogverlust innerhalb der Kirche zu beenden.

Hermann Häring wagt mit diesem Buch einen notwendig schonungslosen Blick hinter die Kulissen der römischen Kurie. Ihm offenbart sich eine Kirchenleitung, die sich von Krisenangst schütteln lässt, statt darauf zu setzen, was ihr größter Trumpf sein könnte: eine vitale Kirche mit einer starken Basis, wie es das Zweite Vatikanum formuliert und grundgelegt hat.



»Die päpstlichen Theorien stehen seinen Zielen im Wege. Das Grundmuster seiner Theologie hat über Jahrhunderte den AntiJudaismus genährt und seine Argumentationswelt lässt sich für antisemitische Ziele missbrauchen. Dies ist wohl der Grund, warum er dem Anti-Judaismus zwar persönlich, aber nicht programmatisch widersteht. In seinem Brief vom 11. März unterscheidet der Papst zwischen Person und Institution; sein Gnadenakt habe sich auf Personen bezogen. Dem ist zu widersprechen, denn es handelt sich um Personen, die in der Öffentlichkeit stehen und deren Äußerungen für die Institution Kirche höchst relevant sind. Der Papst sagt, auf eine verbotene Bischofsweihe habe man mit der härtesten Strafe, der Exkommunikation, reagieren müssen. Ihm ist zu entgegnen, dass sich vor 70 Jahren der Antisemitismus als eine der verderblichsten und tödlichsten Ideologien der europäischen Geschichte entlarvt hat. Dagegen ist eine unerlaubte Bischofsweihe zu verschmerzen. Der Papst sagt schließlich, das Motivationsgeflecht dieser Herren könnten wir nicht kennen. Er ist auch an diesem Punkt zu korrigieren: Es geht hier nicht um persönliche Motive, die sie im Beichtstuhl regeln und besprechen sollen. Es geht um eine Haltung von gravierender öffentlicher Relevanz, von der die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche und des Christentums überhaupt abhängt. Soll es Rom also weiterhin bei diesem skandalösen Zustand, nämlich der Rehabilitierung eines notorischen Holocaustleugners belassen, ist das Ansehen von Benedikt XVI. unwiederbringlich ruiniert. Welche Konsequenzen er daraus zu ziehen hat, muss er selbst wissen.«

Hermann Häring



Hermann Häring,

geboren 1937, Dr. theol., war Professor für Wissenschaftstheorie und Theologie an der Universität Nijmegen (Niederlande), wo er ein interdisziplinäres Institut für Theologie, Wissenschaft und Kultur aufbaute. Seit seiner Emeritierung widmet er sich besonders Fragen des ökumenischen und interreligiösen Dialogs und ist wissenschaftlicher Berater beim »Projekt Weltethos« in Tübingen. Am 8. März 2009 erhielt Hermann Häring den Preis für »Freiheit in der Kirche« der Herbert Haag-Stiftung.
Rezension
Nachdem die BILD-Zeitung seinerzeit nach der Wahl des deutschen Josef Ratzinger zum Papst titelte: "Wir sind Papst" hat sich nach etlichen Skandalen die Euphorie um den bayerischen Papst deutlich gelegt: Wird der Papst zum aktuellen Politikum? Die Entscheidung von Benedikt XVI., Traditionalisten in den Schoß der Kirche zu holen, hat die Öffentlichkeit heftig bewegt und zu einer wichtigen religiösen und gesellschaftlichen Debatte geführt. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Denn Missverständnisse drohen zu einem Markenzeichen des gegenwärtigen Pontifikats zu werden.
Was an der Basis der katholischen Kirche geschieht - dort, wo das Zweite Vatikanische Konzil gelebt wird und Früchte trägt -, wird allzu häufig in den höheren Etagen ignoriert und mit krankhaftem Misstrauen belegt. Es ist an der Zeit, auf die Stimme des Kirchenvolkes zu hören und den fatalen Dialogverlust innerhalb der Kirche zu beenden, - so die klare Position des Verfassers dieses Buchs, der keineswegs allein steht innerhalb des deutschen Katholizismus. - „Ich bin Professor Hermann Häring von Herzen dankbar, dass er dieses gut dokumentierte Buch geschrieben hat. Er unterzieht das theologische Denken des Professors, Glaubenspräfekten und Papstes differenzierten Analysen und arbeitet die vielen Zwiespältigkeiten dieses von Haus aus höchst konservativen Denkens heraus, das den Weg in die Moderne nie wirklich gegangen ist. Schon früh hat sich Hermann Häring intensiv mit der Theologie Joseph Ratzingers auseinandergesetzt", - so im Vorwort der Papst-Kritiker Hans Küng. - Und als Protestant kann man nur mit allergrößter Skepsis das verfolgen, was sich unter dem Pontifikat Ratzingers im Vatikan vollzieht ...

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Von Macht und Misstrauen in der Kurie

- Wenn der Papst zum Politikum wird
- Ein kenntnisreicher Blick hinter die Kulissen eines Mysteriums namens Vatikan
- Ein Plädoyer, die Basis der katholischen Kirche ernst zu nehmen und die »dumpfe Bürokratie« (Süddt. Ztg.) zu beenden
Inhaltsverzeichnis
Im Namen des Herrn? Hans Küng 7

Einleitung: »Der Papst handelt wie Jesus« - Verteidigungen, die sich selbst entlarven 11

I. Vom Elend der kindlichen Gesinnung. Zur Geschichte des Wiliamson-Eklats 22

1. Entsetzen statt Versöhnung 23
2. Die beteiligten Parteien 29
Der Verwaltungsapparat - Die Piusbruderschaft - Protest an der Basis - Hierarchen und Verwaltungschefs - Jüdische Freunde
3. Naivität oder Verdrängung? - Zur Vorgeschichte 40
4. Rechtswillkür und juristisches Chaos 44
Unausgegorener Rechtsakt - Klerikales Wunschdenken - Kirchliche Nabelschau - Mangelnde Versöhnungsbereitschaft
5. Der Skandal bleibt 52

II. Wer ändern eine Grube gräbt - Wie man zum Opfer des eigenen Protektionismus wird 55

1. J. Ratzinger, eine zwiespältige Karriere 55
2. Bitterkeit und Polemik nach links 61
3. Viel Verständnis nach rechts 70
4. Immunisierungen 75
Die Schrift wird domestiziert - Mitbestimmung wird ausgeschaltet - Nach außen wird abgeschottet
5. Das Leben wird ausgegrenzt 89
6. ... fällt selbst hinein.
Vom römischen Realitätsverlust 93

III. Nur wir sind Kirche. Ökumene zwischen Einfallslosigkeit und Rechthaberei 97

1. Zwischen Blockade und Wachstum 100
Verweigerte Gemeinschaft - Die Hausaufgaben des Konzils - Teile und herrsche!
2. Verspielte Chancen. Zwischen Antwort und Verweigerung 108
Öffnung mit Grenzen - Nur die römische Tradition - Nur die römische Theologie - Kirchenspaltung als gottgegebenes Schicksal?
3. Endgültige Ausgrenzung. Roms konsequenter Weg 115
4. Die Latte gerissen (Dominus lesus) 120

IV. Blutrache, Heiliger Krieg und sonstige Observanzen. Ratzingers gebrochenes Verhältnis zu den Religionen 124

1. Absolut und unberührbar 125
»Alles muss rein sein!« - Das einzig wirkliche Heil - Erklärung des Konzils
2. Theologie der Befreiung? 136
3. Theologie der Religionen? 141
Kultur und Konservatismus - Reinigung und Korrelation (Habermas-Gespräch) - Religionen beerben

V. Benedikt XVI. und die jüdische Frage. Anmerkungen zu einem Schlüsselproblem 160

1. Die Last geschichtsferner Theologie 161
2. Erfüllung durch Enteignung 167
3. Dennoch Begegnung? 173
Akzeptanz und Toleranz - Vom Antisemitismus und dessen Überwindung - Weltethische Aspekte -Kooperation oder Bevormundung?
4. Das aktuelle Problem 185

Literatur 190