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Handbuch Mediatektur Medien, Raum und Interaktion als Einheit gestalten. Methoden und Instrumente
Handbuch Mediatektur
Medien, Raum und Interaktion als Einheit gestalten. Methoden und Instrumente




Andrea Rostasy, Tobias Sievers

Transcript
EAN: 9783837625172 (ISBN: 3-8376-2517-6)
456 Seiten, kartoniert, 15 x 23cm, Oktober, 2018

EUR 39,99
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Wer die letzten Ausstellungen im Gasometer Oberhausen besucht hat, konnte dort nicht nur berühmte Gemälde, besondere Tiere und Pflanzen oder Bergbilder in Großaufnahmen sehen, sondern in der Innenhaut des Industriedenkmals auch beeindruckende Lichtprojektionen erleben. Besondere Erwähnung verdient das 320° Licht von URBANSCREEN im Jahre 2014. Lichtinstallationen und -projektionen haben in den letzten beiden Jahrzehnten an Beliebtheit gewonnen; sie begeistern auf Weltausstellungen, in Museen oder bei Events wie Stadtfesten gleichermaßen jung und alt.
Für solche Interaktionen von Medien und Räumen bzw. Architektur hat 1993 der Architekt Christoph Kronagel den Neologismus „Mediatektur“ geprägt. Dabei handelt es sich um kein neues Phänomen, sondern historisch ist es schon nachweisbar in den Fresken der Villa dei Misteri bei Pompeji 60 v. Chr. oder in der raumauflösenden Gestaltung von Räumen seit dem frühen 16. Jahrhundert, in denen beispielsweise Helden oder göttliche Wesen in den Himmel entschweben. Mediatektur ist nicht als oberflächliche Effekthascherei abzutun, vielmehr kommt ihr ein eigener ästhetischer Wert zu. Mittlerweile existieren sogar eigene Studiengänge zu diesem innovativen Fachgebiet.
Bislang fehlte aber ein Überblickswerk zur Theorie und Praxis der Mediatektur, das für Studierende, Technikerinnen und Technikern, Architektinnen und Architekten, Designerinnen und Designer sowie Künstlerinnen und Künstlern geeignet ist. Diese Lücke schließen Andrea Rostásy und Tobias Sievers eindrucksvoll mit ihrem „Handbuch Mediatektur. Medien, Raum und Interaktion als Einheit gestalten“. Beiden Autoren kommt zu Gute, dass sie über jahrelange praktische Erfahrung in der Produktion medialer Inszenierungen verfügen. Rostásy und Sievers vertreten ein konstruktivistisches Konzept von Mediatektur, begreifen sie diese doch als „ein Medium der Architektur und damit ein Mittel zur Veränderung, Erweiterung und Fortführung von Raum und Form“ (S. 33). Ob der Radikale Konstruktivismus die geeignete Metatheorie zur Erfassung der Mediatektur ist (vgl. S. 258f.) oder nicht eher Ernst Cassirers „Philosophie der symbolischen Formen" oder Vilém Flussers Medienphilosophie, darüber ließe sich eine metatheoretische Debatte führen. Unabhängig davon überzeugt das „Handbuch Mediatektur“ durch seine transdisziplinäre Beleuchtung des Arbeitsfeldes, seine technischen Details und praktischen Tipps für die Projektplanung. Mit ihrem umfangreichen Werk, das zahlreiche Abbildungen enthält, leisten Rostásy und Sievers einen Beitrag zur Profilierung von Mediatektur als „Fachdisziplin in Kommunikation und Design“ (S. 15).
Fazit: Das „Handbuch Mediatektur“, erschienen bei transcript, ist ein Muss für alle im Berufsfeld Design und Kommunikation Tätigen, es ist aber auch von Interesse für Kunstlehrkräfte, die in ihrem Unterricht Mediatektur medientheoretisch reflektieren und realisieren möchten.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Andrea Rostásy / Tobias Sievers
Handbuch Mediatektur

Medien, Raum und Interaktion als Einheit gestalten. Methoden und Instrumente

Themenpavillons, Ausstellungen, Museen, Flagship-Stores, Showrooms, Bühnen, Erlebnisinszenierungen, Rauminstallationen – überall begegnen wir der Herausforderung, Medien, Architektur, Interaktion und Narration zusammen mit den Besucher_innen als Einheit zu verstehen und entsprechend zu konzipieren und umzusetzen.

Das Handbuch Mediatektur zeigt Methoden und Instrumente dieser Praxis, veranschaulicht Design- und Produktionsprozesse und bietet die notwendigen Grundlagen und Kriterien, Projekte gestalterisch, organisatorisch und ökonomisch zu meistern. Dabei versteht sich das Buch auch als Beitrag zur akademischen Erschließung dieses interdisziplinären Designfeldes. Es richtet sich an Studierende ebenso wie an Professionals etwa aus Kunst und Kultur, Eventmanagement, Architektur und Szenografie, kuratorischer Praxis sowie aus Ausstellungs-, Medien- und Experientialdesign.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 15
Struktur dieses Handbuches 16
Zu unserem Anspruch 17

Kapitel 1 – Einführung

Die Entwicklung der Mediatektur 21
Historischer Abriss 21
Parameter einer Entwicklung von Mediatektur 28

Mediatektur – Ansatz einer Definition 33
Der Begriff der Mediatektur 33
Erlebensperspektive 34

Gestaltungsperspektive 34
Formen der Mediatektur – Synchrone und asynchrone Mediatektur 35

Kriterien zur Beurteilung von Mediatektur 36
Relevanz 37
Unmittelbarkeit 38
Effizienz 39
Eleganz 40

Kapitel 2 – Die Instrumente der Mediatektur

Raum 43
Einleitung 43
Raumwahrnehmung und -erleben 44
Strukturell-organisatorischer Aspekt von Raum 44
Antizipativ-funktionaler Aspekt von Raum 46
Gestalterisch-konstruktiver Aspekt von Raum 47

Exkurs: Gestaltgesetze, Formeinheiten und -ellipsen 58
Raum- und Formgestaltung in der Mediatektur 63

Gestaltungsparameter Struktur und Ablauf 63

Gestaltungsparameter Funktion 64

Gestaltungsparameter Formsprache 65


Technische Parameter und Vorgehen in der Raum- und Formgestaltung 72
Entwurfsvorgehen und -werkzeuge 72
Material 74
Mechanik 78
Konstruktion 79

Licht und Farbe 83
Einleitung 83
Lichtwahrnehmung und -erleben 84
Licht und wahrnehmbares Farbspektrum 84
Helligkeit, Kontrast und Wahrnehmung 85
Farbtemperatur 88
Farbmischung 91

Licht- und Farberleben 94
Lichtgestaltung in der Mediatektur 100

Lichtsetzung 100

Dramaturgische Lichtgestaltung 109
Technische Aspekte der Lichtgestaltung 117

Lichtplanung 117

Lichtqualität von Leuchtmitteln 121

Licht- und Körperfarben in der Anwendung 123

Farbdefinition und -standardisierung 125

Klang 129
Einleitung 129
Klang wahrnehmen und erleben 130
Spektrum, Klangeigenschaften und Dynamik 130
Zeitliche und räumliche Dimension von Klang 131

Psychoakustik 132
Klanggestaltung in der Mediatektur 136

Dramaturgie des Klanges 136

Klang im Raum 141

Exkurs: Audiosurroundformate 142

Exkurs: Kopfhörer 148

Klang in asynchronen und interaktiven Rezeptionssituationen 149
Technische Parameter der Klanggestaltung 150

Klangmischung 150

Einrichtung in der Mediatektur 152

Bildmedien 155
Einleitung 155

Bildmedienwahrnehmung und -erleben 156
Auflösung 156
Kontrast und Farbe 158
Frequenz 160
Bildmediengestaltung in der Mediatektur 161
Digitale Bildmedien im Zusammenspiel mit Raum und Form 161
Zur Balance von Virtuellem und Realem 173
Unmittelbarkeit in digitalen Bildmedien 177
Technische Parameter der Bildmediengestaltung 179
Grundlagen der digitalen Medientechnologien 179
Digitale Film- und Bildformate 180
Kompression 183
Besonderheiten von großen Bildflächen 185
Digitale technische Bildmedien und ihr Einsatz 187
Projektion 187
LED 200
LCD und OLED 205
Exkurs: Pepper’s Ghost 209
Digitale Medienproduktion für Mediatektur 210

Interaktion 215
Einleitung 215
Ansatz einer Begriffsbestimmung 216
Interaktionswahrnehmung und -erleben 218
Der menschliche Dialog als Ausgangspunkt der Betrachtung
von Interaktion 218
Relevanz und Effizienz in interaktiven Installationen 221
Der Engagementmoment 224
Interaktionsgestaltung in der Mediatektur 228
Engagement 228
Exkurs: „Interaktions-Dokus“ auf Youtube – kein Maßstab
für die Beurteilung von Aktionsbarrieren 233
Unmittelbarkeit und Eleganz 233
Komplexität und Dauer 236
Ergonomie 238
Vermittlung 241
Technische Aspekte der Interaktionsgestaltung 243
Sensorik als Grundlage der Mensch-Technologie-Interaktion 243
Exkurs: Mobile Endgeräte als interaktive Schnittstellen 251
Interaktive Plattformen 252

Geschichten und Narration 255
Einleitung 255
Geschichten und Narration wahrnehmen und erleben 256
Geschichten 256
Narration 261
Exkurs: Immersion 262

Narration in Mediatektur erleben 266
Gestaltung von Geschichten und Narration in der Mediatektur 267

Narration im Zusammenspiel der Instrumente 267

Mediatekturspezifische Aspekte der Gestaltung von Narration 273

Exkurs: Talk-abouts planen 275

Mediatekturinszenierung – die Instrumente als Einheit 277
Einleitung 277
Inszenierung am Beispiel Siemens Exiderdome 277
Technische Parameter der Inszenierung 284

Steuerung von komplexen synchronen und asynchronen

Mediatekturen 284

Logik und Timeline 284

Ansätze der Systemintegration 285

Kapitel 3 – Der Designprozess in der Mediatektur

Einleitung 291
Ausgangspunkt – Designprozess des British Design Councils 291
Iteration – Mittels Überarbeitungsschleifen ans Ziel kommen 294
Der Designprozess in Mediatekturprojekten 295

Briefing und Analyse des Briefings 299
Die Briefinginhalte 299
Vorabanalyse 300
Analyse des Briefings 301

1. Zielvorstellungen und Erwartungen des Auftraggebers 301

2. Thema und Kernbotschaften 303

3. Tonalität und Look & Feel 304

4. Identität des Auftraggebers 305

5. Materialien und Infrastruktur 307

6. Zielgruppe(n) 309

7. Anlass und Kontext 311

8. Budget 312

9. Zeitpunkt und Zeitraum 313

10. Ort und Räumlichkeit 314
Erstellung des Kreativbriefings 316

Ideenfindung 319

Kreativität – Divergentes und konvergentes Denken in kreativen Prozessen 319
Divergentes und konvergentes Denken 319
Ideenfindung 321

Optimierung der Ideenfindungsphase – Vom Fuzzy Front End zum

Iterationsmodell 325
Fuzzy Front End und New Concept Model 325
Ein Iterationsmodell für den nonlinearen Prozess der Ideenfindung
in der Mediatektur 326

Recherche, Inspiration und Kreativitätstechniken –

Ansätze zur Optimierung 326
Recherche 328
Inspiration 334
Kreativitätstechniken 337

Konzept- und Entwurfsentwicklung 347

Konzept, Entwurf und Präsentation 347
Prototypischer Ablauf einer Präsentation 348

Ideenauswahl und -entwicklung 357
Der Feasibility-Check 357
Das Iterationsmodell der konvergent geprägten Konzept- und
Entwurfsentwicklung 358
Recherche/Expertise 358
Konzeption/Entwurf 360
Evaluierung 360

Evaluationskriterien – Harte Kriterien 361
Machbarkeit 361
Ergonomie 363
Zielerfüllung 363
Umsetzungspotenzial 364

Evaluationskriterien – Weiche Kriterien 365
Relevanz 365
Exkurs: Relevanzkriterium im Projekt BMW 2er Cabrio Ausstellung 365
Unmittelbarkeit 370
Exkurs: Unmittelbarkeitskriterium im Projekt Siemens Exiderdome 370
Effizienz 374
Exkurs: Effizienzkriterium im Projekt Paradies der Kopfjäger 374

Eleganz 377

Exkurs: Eleganzkriterium im Projekt Porsche Panamera Launch 377

Überarbeitung, Ausarbeitung und Produktion 381
Rebriefing und Überarbeitung 381
Konzept- und Entwurfsübergabe in die Ausarbeitung und Produktion 382
Ausarbeitungs- und Produktionsphase aus Sicht des Kreativ- und
Designteams 383

Kapitel 4 –
Arbeitsstrategien, -werkzeuge und -erfahrungen


Aufgaben und Funktionen im Detail 387
Einleitung 387
Projektmanagement 387
Auftraggeberhandling 388
Teammanagement 392
Zeitplanung 394
Budgetierung und Kostenkontrolle 396
Verträge und Ausschreibungen für Leistungen Dritter 398
Redaktion 401
Format- und Verwendungsklärung 401
Material- und Exponateredaktion 402
Textredaktion 405
Exkurs: Umgang mit geschriebenem und gesprochenem Text 406
Redaktion weiterer Themen 410
Casting 410
Rechte- und Vertragsmanagement 411
Inhaltliche Produktionsüberwachung 413
Produktion 414
Visualisierung und Simulation 414
Exkurs: Paradigmatischer Ablauf einer einfachen Visualisierungskette 416
Technische Planung 417
Produktionsmanagement 420
Liveregie 428
Proben 430
Exkurs: Livekommunikation für Proben und Show 431
Teamaufbau 431

Anhang
Literaturverzeichnis 435
Projekt- und Beispielverzeichnis 439
Abbildungsverzeichnis 444