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Die USA und ihre Bösen Feindbilder im amerikanischen Spielfilm 1980-2005
Die USA und ihre Bösen
Feindbilder im amerikanischen Spielfilm 1980-2005




Stefan Butter

Transcript
EAN: 9783837649765 (ISBN: 3-8376-4976-8)
834 Seiten, paperback, 16 x 24cm, Dezember, 2019

EUR 49,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Spielfilme sind nicht nur ein populäres Unterhaltungsmedium, sie transportieren auch Konzepte und Werte der Gesellschaften, in denen sie produziert werden. Dazu gehören nicht zuletzt Vorstellungen vom »Bösen« – Feindbilder, ohne die keine Kultur auskommt. Die Geschichtswissenschaft hat dem bislang nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. In der ersten umfassenden Studie zu diesem Thema untersucht Stefan Butter den Feindbildwandel in den USA in jenen Jahrzehnten, in denen der Kalte Krieg zu Ende ging und der »Krieg gegen den Terror« begann und damit entscheidende Weichen für die Welt gestellt wurden, in der wir heute leben.

Stefan Butter, geb. 1980, unterrichtet Geschichte und Deutsch an einem Gymnasium in Tübingen.
Rezension
Diese voluminöse Dissertation setzt sich in geschichtswissenschaftlicher Perspektive mit Feindbildern im amerikanischen Spielfilm zwischen 1980-2005 auseinander. - Alle Filme, auch die seichte Liebeskomödie oder der Animationsfilm für Kinder, transportieren Vorstellungen und Werte: Sie vermitteln immer bestimmte Konzepte davon, was richtig und was falsch, was gut und was böse ist. Filme können gar nicht anders, als Botschaften zu transportieren, selbst wenn ihre Macher das nicht wollten. Andererseits gibt es auch immer wieder Bestrebungen offizieller Stellen, den Einfluss der Filmindustrie nutzbar zu machen, insbesondere in Kriegszeiten. Hollywood ist ein wesentlicher Träger des weltweiten kulturellen Einflusses der Vereinigten Staaten. Auch nach den Anschlägen vom 11. September 2001 suchte und erhielt die Regierung im ›Krieg gegen den Terror‹ die Unterstützung der Film- und Fernsehindustrie. Seit den 1980er Jahren hat das Pentagon seinen Einfluss auf die Produktion von Militärfilmen vergrößert und perfektioniert und übt auf diese Weise eine durch Steuermittel finanzierte weitgehende Kontrolle über das filmische Image der US-Streitkräfte aus. - Das Kino ist keine Nebensache, es ist etwas Zentrales in einem Jahrhundert, das ohne es anders wäre. Trotzdem hat die Geschichtswissenschaft Filme und zumal Spielfilme lange Zeit kaum beachtet. Erst in den letzten zwei, drei Jahrzehnten wird dem Medium größere Aufmerksamkeit geschenkt. Neben der schon erwähnten Konkurrenz im Hinblick auf Geschichtsvermittlung und kulturelle Erinnerung, die das Verhältnis der Historiker zum Film belastet, spielt eine lange Tradition der Geringschätzung von Bildern eine Rolle; diese werden gegenüber dem geschriebenen Wort als minderwertig eingestuft. Auch fehlt vielen Historikern das notwendige filmanalytische, wissenschaftliche Handwerkszeug. - Zu den Bildern, die unsere Wirklichkeit formen, gehören nicht zuletzt Feindbilder. Dabei handelt es sich um soziokulturell geprägte Deutungsmuster, die negative Vorurteile bündeln und ins Extreme übersteigern, wobei die ›Anderen‹ als Bedrohung wahrgenommen werden. Feindbilder sind dabei von negativen Vorurteilen zu unterscheiden, die die ›Anderen‹ abwerten, ohne eine vergleichbare existentielle Betroffenheit zu bedingen. Dass Südeuropäer grundsätzlich faul seien, ist ein Vorurteil. Die Überzeugung, dass muslimische Einwanderer die deutsche Kultur zerstören wollen, konstituiert dagegen ein Feindbild. Wie Vorurteile werden Feindbilder im Wesentlichen gesellschaftlich vermittelt, wobei Sozialisationsinstanzen wie Elternhaus und Schule eine wichtige Rolle zukommt. Feindbilder zeichnen sich durch eine dezidiert selektive Wahrnehmung aus: Informationen, die dem Bild widersprechen, werden ignoriert oder so umgedeutet.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort | 9

Einleitung | 11

TEIL I: VOM ›REICH DES BÖSEN‹ ZUM REICH DES CHAOS

1 Die letzte Hochphase des Kalten Krieges | 49

1.1 »Paying the price for too many years of softness«: Die UdSSR als Aggressor | 49
1.2 »People weren’t meant to live like this«: Freiheit gegen Unterdrückung | 70
1.3 »A true case of David and Goliath«: Rocky IV und der Kampf der Systeme | 80
1.4 »Do we get to win this time?«: Der Kalte Krieg und das Vietnam-Trauma | 90
1.5 »Just because our governments are behaving like asses doesn’t mean that we have to«: Gegenstimmen | 114

2 Aus Feinden werden Freunde | 129

2.1 »We’re all just people«: Humanisierung des Gegners | 129
2.2 »Do I look like the enemy?«: Partner gegen gemeinsame Feinde | 143
2.3 »A brave new world«: Das Ende des Ost-West-Konflikts | 153

3 »Russia – what a fucking mess!«: Das Bild Russlands nach dem Ende des Ost-West-Konflikts | 169

TEIL II: EINE WELT VON FEINDEN

1 Kalter-Krieg-Nostalgie | 201

1.1 »I’m the bad guy? How did that happen?«: Falling Down nach dem Kalten Krieg | 201
1.2 »A whole new ball game«: Die unsichere neue Weltordnung | 217
1.3 »It’s just not simple anymore«: Die Sehnsucht nach einer manichäischen Welt | 235

2 Nazis überall | 249

2.1 »I’ll just call you Adolf«: Das südafrikanische Apartheidregime | 249
2.2 »A chance to punch some Nazi in the face«: Die Serben
als Völkermörder | 269
2.3 »Of course, put a German on it«: Deutsche, Nazis und das Bild vom Bösen | 282

3 Die ›gelbe Gefahr‹ | 295

3.1 »We’re fighting each other when we should be fighting them«: Die Vietnamesen zwischen Dämonisierung und Marginalisierung | 295
3.2 »Business is war«: Die Wirtschaftssupermacht Japan | 330
3.3 »The Next Cold War?«: Das aufstrebende China | 360
3.4 »The west will shake with fear«: Der ›Schurkenstaat‹ Nordkorea | 375

4 Der ›Krieg gegen die Drogen‹ | 379

4.1 »The evil empire of recreational drugs«: Vom Kalten Krieg zum Drogenkrieg | 379
4.2 »It’s a war«: Die Fantasie vom militärischen Sieg in Lateinamerika | 396
4.3 »I don’t know how you wage war on your own familiy«: Traffic und die Kritik am ›Krieg gegen die Drogen‹ | 418

TEIL III: DER ›KRIEG GEGEN DEN TERROR‹

1 Terrorismus als Bedrohung der USA | 437

1.1 »Communist inspired guerilla terrorists«: Die Ursprünge des war on terror im Kalten Krieg | 437
1.2 »We are at war with terror«: Vom rhetorischen zum echten Krieg | 470
1.3 »We will bring the war home to you«: Drogenhändler und Guerillas als Narcoterroristen | 498
1.4 »I understand why he’s doing what he’s doing«: Die besondere Behandlung der IRA | 521

2 Die Rolle der ›Schurkenstaaten‹ | 533

2.1 »Round up the usual suspects«: Die Entwicklung des ›Schurkenstaaten‹-Konzepts | 533
2.2 »This lunatic is not gonna reason«: Die Logik der Präemption | 563
2.3 »The ghost of Vietnam«: Das Problem des schwachen Feindes | 586

3 Die islamische Welt | 607

3.1 »What is it with these Arabs anyway?«: Alte Feinde und neue Sorgen | 607
3.2 »World War IV«: Der Islam als zentrale Bedrohung nach dem Kalten Krieg | 629
3.3 »The sword of Allah«: Totalitarismus und irrationale Gewalt im Feindbild Islam | 652
3.4 »God help her!«: Juden, Christen und Frauen als Opfer von Muslimen | 675
3.5 »Waste the motherfuckers!«: savage war und die Rechtfertigung von Verbrechen | 697

Zusammenfassung und Ausblick | 725

Verzeichnisse | 749
Abkürzungen | 749
Filme und Serien | 751
Weitere Quellen und Literatur | 764
Personen- und Filmregister | 811