Pünktlich zum 80. Geburtstag Siegfried Lenz' in diesem Jahr (am 19. März '06) erschien auch sein Rundfunkwerk bei Hoffmann und Campe, allem voran diese ungekürzte Autorenlesung seines berühmtesten Romans, dPünktlich zum 80. Geburtstag Siegfried Lenz' in diesem Jahr (am 19. März '06) erschien auch sein Rundfunkwerk bei Hoffmann und Campe, allem voran diese ungekürzte Autorenlesung seines berühmtesten Romans, der "Deutschstunde".

Der bezeichnenderweise 1968 erschienene Roman erzählt die Auseinandersetzung des Insassen einer Anstalt für schwererziehbare Jugendliche, Siggi Jepsen, mit den Ereignissen seiner Kindheit in der Zeit des Nationalsozialismus mittels eines Deutschaufsatzes: "Die Freuden der Pflicht" lautet das Thema, und er als Sohn eines pflichtversessenen Polizisten, der sogar das Malverbot eines Jugendfreundes durchsetzte, hat dazu viel zu sagen, sogar zu viel, so dass sein Aufsatz kein Aufsatz, sondern ein Lebensbericht wird. So überlagern sich im Roman zwei Zeitebenen: Die des Erzählers Siggi Jepsen, die Nachkriegszeit, und die seiner Erzählung, seiner Kindheit im Nationalsozialismus.

Mit der vorliegenden Lesung auf 16 Audio- bzw. 2 mp3-Cds kann die Autorenlesung im Unterricht thematisiert werden: Welche Akzente setzt der Autor bei der Lesung seines Buches, welche Unterschiede bestehen zwischen Vorlesen und eigenem (stummem) Lesen? Gerade in jüngerer Zeit erleben Audio-Books ja einen großen Boom, der zur Reflexion herausfordert.
Zu einer solchen Thematisierung scheint mir Siegfried Lenz' Lesung insbesondere prädestiniert zu sein, da er wie kein anderer Autor dem zu seiner Zeit noch jungen Medium des Rundfunks durch zahlreiche Hörspiele, Features und Lesungen von Anfang an verbunden war.

Melanie Förg, Lehrerbibliothek.de

Siggi Jepsen, Insasse einer Anstalt für schwererziehbare Jugendliche, soll im Deutschunterricht einen Aufsatz über das Thema »Die Freuden der Pflicht« schreiben. Das Thema ist ihm vertraut wie keinem sonst: Sein Vater ist ein so pflichtbewusster Polizist, dass er nicht zögert, seinem Jugendfreund, dem international bekannten Maler Nansen, das von den Nazis über ihn verhängte Malverbot zu überbringen und seine Einhaltung zu überwachen. Siggi, zu dieser Zeit noch ein Kind, wird Zeuge eines stillen, aber erbitterten Kampfes. Und in der Erinnerung wird sein Deutschaufsatz zum Lebensbericht, zum Versuch, sich selbst zu begreifen.

Siegfried Lenz, 1926 im ostpreußischen Lyck geboren, zählt zu den bedeutendsten und meistgelesenen Schriftstellern der Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur. Sein Werke erscheinen seit 1951 ("Es waren Habichte in der Luft") im Hoffmann und Campe Verlag und wurden mit zahlreichen Preise ausgezeichnet, darunter dem Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Zuletzt erschienen der Roman "Fundbüro" , die Reiseerzählungen "Zaungast" und die Essays "Mutmaßungen über die Zukunft der Literatur".

(http://www.hoffmann-und-campe.de)

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