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Der
Der "gerechte Krieg"
Zur Geschichte einer aktuellen Denkfigur




Georg Kreis (Hrsg.)

Schwabe Basel
EAN: 9783796522390 (ISBN: 3-7965-2239-4)
175 Seiten, paperback, 16 x 22cm, September, 2006

EUR 17,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Seit die amerikanische Regierung unter George W. Bush den Irak-Krieg als „just war“ bezeichnete, besitzt die Denkfigur des „gerechten Krieges“ wieder Aktualität. Dieser war eine interdisziplinäre Vortragsreiche am Europainstitut der Universität Basel gewidmet, deren Beiträge im Jahre 2006 in dem von Georg Kreis herausgegeben Buch „Der „gerechte Krieg“. Zur Geschichte einer aktuellen Denkfigur“ im „Schwabe Verlag“ erschienen. Das komplexe Thema wird in dem Werk überwiegend von anerkannten Wissenschaftlern multiperspektivisch beleuchtet, aus historischer, politikwissenschaftlicher, staatsrechtlicher, philosophischer und publizistischer.
Der Professor für Neuere Allgemeine Geschichte Georg Kreis gibt in seinem Beitrag einen kursorischen Überblick über die historischen Ursprünge des „gerechten Krieges“, die in der römischen „bellum-iustum“-Konzeption liegen. Sehr aufschlussreich ist auch der staatsrechtliche Beleuchtung der „Lehren vom „gerechten Krieg“, in dem sich auch präzise analysierte Fallstudien zum ‚ersten’ Irak-Krieg 1990/1991, zu Ruanda 1994, dem Kosovo-Konflikt 1999, zum Afghanistan-Krieg 2001 und zum 'zweiten' Irak-Krieg 2003 finden. Der Publizist Andreas Zumach belegt in seinem Beitrag, dass die amerikanische Regierung ihren Angriff auf den Irak mit der bereits im September 2002 veröffentlichten „Nationalen Sicherheitsdoktrin der Vereinigten Staaten von Amerika“ zu legitimieren versucht (S. 123-125). In diesem Dokument werden „präemptive Handlungen“ gegen Staaten, von denen unmittelbare (potentielle) Gefahren ausgehen sollen, als gerechtfertigt angesehen.
Alle Beiträge des Buches sind gut verständlich geschrieben und geben dem Leser fundiertes Hintergrundwissen über die Vorstellung eines „gerechten Krieges“. Aus eigenen positiven schulischen Erfahrungen mit dem Thema kann nur bestätigen, dass es didaktisch sinnvoll ist, die Frage, ob es einen „gerechten Krieg“ gibt, im Ethik-, Geschichts- oder Politikunterricht zu behandeln.
Fazit: Das im „Schwabe Verlag“ erschienene Buch „Der ‚gerechte Krieg‘ sei allen historisch und politische Interessierten sowie LehrerInnen, die sich in ihrem Unterricht fundiert mit dem Thema „Krieg“ auseinandersetzen möchten, zur Lektüre empfohlen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Der «gerechte Krieg».
Zur Geschichte einer aktuellen Denkfigur
Der Begriff vom «gerechten Krieg» ist alt. Aktualität hat er bekommen, weil die von den USA in jüngster Zeit geführten Kriege damit gerechtfertigt werden sollen. Das Europainstitut der Universität Basel hat dem Umgang mit der Vorstellung vom «gerechten Krieg» eine Vortragsreihe gewidmet, welche die verschiedenen Dimensionen und Hintergründe des komplexen Phänomens ausgeleuchtet hat. Dem interdisziplinären Charakter des Europainstituts entsprechend, wurden Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Disziplinen eingeladen, ihre Sichtweisen zum gemeinsamen Thema vorzubringen. Es bestand aber nicht die Erwartung, dass die Disziplinen gleichsam für sich selbst sprechen würden. Die Betrachtungsweise war stets eine doppelte: Sie war bestimmt durch die Denkschule der Disziplinen, aber nicht weniger auch durch die Persönlichkeiten ihrer Vertreterinnen und Vertreter. Herfried Münkler ging das Thema aus politikwissenschaftlicher, Anne Peters und Simone Peter aus rechtswissenschaftlicher, Wolfgang Palaver aus theologischer Sicht an, Andreas Zumach aus der Perspektive des politischen Publizisten, Thomas Scheffler aus dem Blickwinkel des Islamwissenschaftlers, Orlando Budelacci vom philosophischen Standpunkt aus und Georg Kreis, der Veranstalter und Herausgeber, aus historischer Sicht. Gemeinsam ist ihnen, dass sie allesamt – der Funktion wissenschaftlicher Analyse entsprechend – eine kritische Betrachtung des Umgangs mit dem Begriff vom «gerechten Krieg» vornehmen. Von Seiten des Publikums wurde mehrfach der Wunsch geäussert, auch eine schriftliche Version des Vorgetragenen verfügbar zu haben. Die Publikation entspricht nun diesem Bedürfnis und geht davon aus, dass die leicht überarbeiteten Beiträge es tatsächlich verdienen, über den Tag hinaus einem grösseren Publikum zugänglich zu sein.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

Georg Kreis, Das «Reich des Bösen» als Pendant zum «gerechten Krieg» 9

Herfried Münkler, Imperiale Gerechtigkeit? Die Idee des «gerechten Krieges» und die Asymmetrie der Macht 25

Anne Peters und Simone Peter, Lehren vom «gerechten Krieg» aus völkerrechtlicher Sicht 43

Wolfgang Palaver, Vom «gerechten Krieg» zum «gerechten Frieden»: Ein Beitrag aus theologischer Sicht 97

Andreas Zumach, «Gerechter Krieg» oder «gerechter Frieden». - Die UNO im Spannungsfeld zwischen Präventivkriegsoptionen und der Bewahrung des Völkerrechts 113

Thomas Scheffler, Defensivkrieg und Terrorismus. Islamistische Kontroversen um den 11. September 2001 131

Orlando Budelacci, Die Rhetorik des «gerechten Krieges» und die Selbstlegitimierung der Politik 155

Die Autorinnen und Autoren 175