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Delinquenz im Jugendalter Erkenntnisse einer Münsteraner Längsschnittstudie
Delinquenz im Jugendalter
Erkenntnisse einer Münsteraner Längsschnittstudie




Klaus Boers, Jost Reinecke (Hrsg.)

Waxmann
EAN: 9783830917694 (ISBN: 3-8309-1769-4)
412 Seiten, paperback, 17 x 24cm, 2007

EUR 29,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
In diesem Band sind die wichtigsten Ergebnisse einer Münsteraner Längsschnittuntersuchung über die Entstehung und Entwicklung delinquenter Handlungsstile von Jugendlichen zusammengefasst. Auf der Grundlage eines dynamischen Mehrebenenmodells wird untersucht, inwieweit sozialstrukturelle Aspekte (Familie, Schule, Gruppen) über individuelle Verhaltensorientierungen mit der Entwicklung von Delinquenz zusammenhängen.



Neben der Anwendung individualtheoretischer Erklärungskonzepte (Theorie geplanten Verhaltens, Copingtheorie) beziehen sich die Analysen auf die Bedeutung von sozialen Milieus, Lebensstilen, Mediengewalt und Migration für den Delinquenzverlauf im Dunkelfeld. Des Weiteren werden die kriminologische Bedeutung des Lern- und Lebensraums der Schule sowie der Einfluss schulischer Präventionsmaßnahmen auf delinquentes Verhalten und den Alkoholkonsum untersucht. Mit dieser Panelstudie können Fragestellungen der zumeist im angelsächsischen Raum betriebenen kriminologischen Längsschnittforschung auch in Deutschland analysiert werden.



Mit Beiträgen von Klaus Boers, Marc Brondies, Kristina-Maria Kanz, Alina Pöge, Andreas Pöge, Daniela Pollich, Jost Reinecke, Christian Walburg und Jochen Wittenberg.
Rezension
Gewalt an deutschen Schulen ist in aller Munde. Die hier anzuzeigende Studie fragt in kriminalsoziologischer Perspektive danach. Delinquenz (lat. delinquere "sich vergehen") ist die Tendenz, rechtliche Grenzen zu überschreiten, straffällig zu werden. Es ist zu unterscheiden zwischen persistenter Delinquenz mit Beginn im Kindesalter und meist vorübergehender Jugenddelinquenz. Eine bedeutsame Fragestellung ist, inwiefern sozialstrukturelle Aspekte in Familie, Schule oder Gruppen die Delinquenzneigung beeinflussen. Dabei geht es auch um die Möglichkeit schulischer Präventionsmaßnahmen sowie z.B. den Einfluss von Mediengewalt und Migrationshintergrund auf delinquentes Verhalten.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de

Inhaltsverzeichnis
Vorwort vii

Einführung
Klaus Boers und Jost Reinecke 1

Hauptlinien der kriminologischen Längsschnittforschung
Klaus Boers 5

1 Klassische Mehrfaktorenuntersuchungen 7
2 Deskriptive Karrierestudien 8
2.1 Kriminalitäts-und Karriereverlauf. 8
2.2 Karriereparameter 11
3 Persönlichkeitsorientierte Mehrfaktoren- und Karriereuntersuchungen 13
3.1 Klassifizierung und Verlaufspfade (Trajektorien) 15
3.2 Risikofaktoren 19
4 Lebensverlaufsforschung und Developmental Criminology 22
5 Soziologische Längsschnittforschung 22
5.1 Soziologisch-ätiologische Längsschnittstudien 23
5.2 Soziologisch-konstruktivistische Studien 28
6 Zusammenfassung 32

Strukturdynamisches Analysemodell und Forschungshypothesen
Klaus Boers und Jost Reinecke 41

1 Individuelle Ebene: Psychische Regulierung 42
2 Sozialstrukturelle Ebene 44
3 Soziale Kontrolle 46
4 Kriminalprävention 49
5 Forschungshypothesen 49

Untersuchungsdesign und Stichproben der Münsteraner Schülerbefragungen
Andreas Pöge und Jochen Wittenberg 57

1 Untersuchungsdesign 57
2 Ablauf der Erhebungen 58
2.1 Befragungen in den Münsteraner Schulen 58
2.2 Befragungen außerhalb der Schulen 60
3 Beschreibung von Grundgesamtheit, Rücklauf und Stichproben 62
4 Längsschnitt 66
4.1 Konstruktion der Paneldatensätze 66
4.2 Zuordnungsgüte und Zusammensetzung der Paneldatensätze 68
5 Resümee 73

Zusatzerhebungen
Marc Brondies und Alina Pöge 75

1 Erhebung polizeilicher Registrierungen 75
2 Lehrerbefragung zu Präventionsaktivitäten in den Klassen 76

Verbreitung und Entwicklung delinquenten und abweichenden Verhaltens unter Jugendlichen
Klaus Boers und Christian Walburg 79

1 Entwicklung der Jugendkriminalität im Hell- und Dunkelfeld seit den 1990er Jahren 79
2 Verbreitung und Entwicklung der Jugenddelinquenz 82
2.1 Ubiquität 83
2.2 Altersentwicklung und Spontanbewährung . 86
2.3 Intensität und Mehrfachtäter 87
3 Alkohol- und Drogenkonsum 89
3.1 Verbreitung und Entwicklung des Alkohol-und Drogenkonsums89
3.2 Zusammenhänge zwischen Alkohol- und Drogenkonsum und selbstberichteter Delinquenz 91
4 Zusammenfassung 91

Klassifikationen Jugendlicher anhand ihres delinquenten Verhaltens
Alina Pöge 97

1 Theoretische Einführung 97
2 Methodische Umsetzung 102
3 Theoriegeleitete Klassifikationen 104
3.1 Deliktskategorien 104
3.2 Schweregrad der Delikte 106
4 Exploratorische Klassifikationen 111
4.1 Rasch-Modell 111
4.2 Latente Klassenanalyse 112
4.3 Hybrid-Modell 112
4.4 Ermittlung der Datenstruktur 113
5 Delinquenzmuster 114
5.1 Siebte Jahrgangsstufe 115
5.2 Achte Jahrgangsstufe 117
5.3 Neunte Jahrgangsstufe 120
5.4 Zehnte Jahrgangsstufe 122
6 Zusammenfassung 124

Beobachtete und unbeobachtete Heterogenität im Delinquenzverlauf
Jost Reinecke 129

1 Einführung 129
2 Daten und Variablen 133
3 Wachstumsmodelle mit latenten Klassen 135
4 Generalisierte Wachstumsmodelle mit latenten Klassen 139
5 Zusammenfassung der Ergebnisse 142

Motive und Hemmnisse jugendlicher Ladendiebe
Jochen Wittenberg 147

1 Überblick über das polizeilich registrierte Hellfeld 148
2 Die Theorie des geplanten Verhaltens 149
3 Datenbasis 153
4 Deskriptive Befunde zu selbstberichteten Ladendiebstählen 154
5 Operationalisierung der erklärenden Konzepte 157
5.1 Intentionen 157
5.2 Einstellungen 158
5.3 Subjektive Norm 160
5.4 Wahrgenommene Verhaltenskontrolle 162
5.5 Überprüfung des TPB-Modells 165
6 Fazit 169

Die kognitive Emotionstheorie von Richard S. Lazarus
Daniela Pollich 175

1 Einführung 175
2 Zentrale theoretische Konzepte 175
2.1 Stress und Emotionen 175
2.2 Der kognitive Appraisal 177
2.3 Der Copingprozess 181
3 Operationalisierung und Ergebnisse 183
3.1 Appraisal und Emotionen 183
3.2 Coping 194
4 Der Zusammenhang zwischen Appraisal, Emotion und Gewalthandeln 197

Soziale Jugendmilieus und Delinquenz
Andreas Pöge 201

1 Sozialstrukturanalyse in Deutschland 201
1.1 Angewandte Lebensstilforschung und Kritik 202
1.2 Lebensstile und soziale Milieus in der Kriminologie 205
2 Auswertungsstrategie und Datengrundlage 207
2.1 Werte und Musik als milieutypische Lebensstilelemente 207
2.2 Datengrundlage 209
3 Deskriptive Befunde 211
3.1 Freizeitaktivitäten, Film- und Fernsehpräferenzen, Gruppenselbstzuschreibungen 211
3.2 Selbstberichtete Kriminalität, Alkohol-und Drogenkonsum 213
4 Musikstile und Wertedimensionen 214
4.1 Musikstile 214
4.2 Wertedimensionen 216
5 Musik- und Wertemilieus 219
5.1 Musikmilieus 219
5.2 Wertemilieus 226
6 Fazit und Ausblick 233

Migration und selbstberichtete Delinquenz
Christian Walburg 241

1 Stand der Forschung: Von jungen Ausländern zu »Jugendlichen mit Migrationshintergrund« 241
1.1 Polizeiliche und justizielle Registrierung junger Ausländer 241
1.2 Kriminalisierungsrisiken junger Migranten 243
1.3 Selbstberichtete Delinquenz von Jugendlichen mit Migrationshintergrund 244
1.4 Erklärungsansätze 246
2 Forschungsleitende Annahmen und Auswertungsstrategie 249
3 Deskriptive Befunde 249
3.1 Jugendliche mit Migrationshintergrund? Definitionssache! 249
3.2 Bivariate Zusammenhänge zwischen Migration und selbstberichteterDelinquenz 252
3.3 Sozialer und familiärer Hintergrund junger Migranten 255
4 Multivariate Analysen 260
5 Zusammenfassung und Diskussion 264

Mediengewalt und familiäre Gewalterfahrungen
Kristina-Maria Kanz 269

1 Einführung 269
2 Stand der Forschung 269
2.1 Medienwirkungsforschung 269
2.2 Forschung zu familiären Bedingungsfaktoren 271
3 Hypothese 272
4 Studie 274
4.1 Operationalisierungen 274
4.2 Verbreitung des Medienkonsums 274
4.3 Verbreitung der Erziehungsmethoden 279
4.4 Korrelationen zwischen Medien und Gewalt 282
4.5 Korrelationen zwischen Erziehung und Gewalt 285
4.6 Korrelationen zwischen Medien und Erziehung 287
4.7 Test auf Nicht-Additivität 290
4.8 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse 293
5 Ausblick 295

Schule als Sozialisations- und Präventionsraum
Marc Brondies 299

1 Untersuchungsraum Schule 299
1.1 Schule als Sozialisationsraum 299
1.2 Schule als Gewalt- und Präventionsraum 303
2 Delinquenz an Münsteraner Schulen 307
2.1 Tatort Schule 308
2.2 Schule und Kriminalitätsfurcht 309
2.3 Schulalltags-und Schulklimaeinschätzung 312
3 Präventivmaßnahmen in Münster 314
3.1 Teilnahme und Bewertung 314
3.2 Quasiexperimentelle Analyse ausgewählter Maßnahmen 316
4 Einordnung und Bewertung 326

Das Verhältnis von Wertorientierungen, Freizeitstilen, Rechtsnormen und Delinquenz
Jost Reinecke 335

1 Einführung, Modell und Hypothesen 335
2 Operationalisierungen und deskriptive Ergebnisse 337
3 Strukturanalysen in den Panelquerschnitten 339
3.1 Panelquerschnitt: Jahrgang 7 340
3.2 Panelquerschnitt: Jahrgang 8 341
3.3 Panelquerschnitt: Jahrgang 9 342
3.4 Panelquerschnitt: Jahrgang 10 343
4 Dynamische Entwicklungen im Längsschnitt 344
4.1 Die Modelltypen der dynamischen Analysen 345
4.2 Konstrukte, Variablen und deskriptive Ergebnisse 348
4.3 Der Entwicklungsverlauf der Delinquenzrate 349
4.4 Der zeitvariierende Einfluss von Hedonismus, Rechtsnorm und Freizeitverhalten auf den Delinquenzverlauf 351
5 Zusammenfassung 357

Zusammenfassung und Ausblick
Jost Reinecke und Klaus Boers 359
Mitwirkende Autoren 367

Anhang 371
A.1 Codeblatt 2002 371
A.2 Codeblatt 2003 372
A.3 Fragebogen 2002 373

Personenregister 397