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Beschreibung des Menschen
Beschreibung des Menschen




Hans Blumenberg

Suhrkamp
EAN: 9783518296912 (ISBN: 3-518-29691-4)
918 Seiten, kartoniert, 11 x 18cm, Februar, 2020

EUR 32,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das Subjekt ist dort, wo es am reinsten und in letzter Instanz dieses ist, sich selbst am unzugänglichsten.
Rezension
Die bekannten und voluminösen Bücher „Die Legitimität der Neuzeit“(1966), „Die Genesis der kopernikanischen Welt“(1975), „Arbeit am Mythos“(1979), „Die Lesbarkeit der Welt“(1981), „Lebenszeit und Weltzeit“(1986) oder „Höhlenausgänge“(1989) zählen zu den Hauptwerken des Philosophen Hans Blumenberg (1920-1996). Das Œuvre des von 1970 bis 1985 an der Universität Münster wirkenden Philosophieprofessors umfasst neben Monographien auch zahlreiche Aufsätze und Artikel für Tageszeitungen. Außerdem liegen in seinem Nachlass im Deutschen Literaturarchiv Marbach u.a. 10.000 Typoscriptseiten. Als Hauptthema des Blumenberg`schen Gesamtwerks lässt sich die Auseinandersetzung des neuzeitlichen Menschen mit der von Sinnverlusten geprägten Welt, mit der „Unweltlichkeit“, identifizieren. Ausgehend von tiefschürfenden geistes- und wissenschaftsgeschichtlichen Studien elaboriert der Philosoph eine Phänomenologie der Weltstellung des modernen Menschen.
Dazu widmete sich Blumenberg in seinen Vorlesungen und Schriften auch der Frage der Anthropologie, nämlich: Was ist der Mensch? Die hochreflexiven Auseinandersetzungen des Philosophen können in seinem fast 900 Seiten umfassenden Werk „Beschreibung des Menschen“ nachgelesen werden. Dieses hat Manfred Sommer, Assistent Blumenbergs 1974 bis 1982, aus dem Nachlass des Denkers 2006 bei Suhrkamp herausgegeben. Es erschien 2020 in zweiter Auflage als stw-Band. Das „Konvolut von Beschreibungen“(S. 267) verfasste Blumenberg etwa zwischen 1976 und 1981 u.a. für Vorlesungen an der Universität Münster. Es ist seine umfangreichste Auseinandersetzung mit der Philosophie Edmund Husserls, dessen phänomenologischen Ansatz er in seinen Arbeiten produktiv weiterentwickelt. Dazu analysiert Blumenberg in „Beschreibung des Menschen“ zunächst Kernbegriffe Husserls wie Bewusstsein, Intentionalität, innere Erfahrung, Lebenswelt, Intersubjektivität oder Zeitbewusstsein und setzt sie in Verbindung zur philosophischen Anthropologie
Die theoretischen Überlegungen bilden die Grundlage für Blumenbergs Reflexionen über „Kontingenz und Sichtbarkeit“(S. 471-895) des Menschen. Diesen charakterisiert der Philosoph als „das trostbedürftige Wesen“(S. 655), weil es ihm „unerträglich werden kann, durch den nacktesten aller Zufälle zu existieren“(S. 639). Produktiv kann im Unterricht auch Blumenbergs Zusammenstellung unterschiedlicher „Definitionsessays“ des Menschen (insbes. S. 512-516) eingesetzt werden. Philosophie- und Ethiklehrkräfte motiviert das Buch, sich in ihrem Unterricht mit phänomenologisch orientierter Anthropologie problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Der Nachlassband „Beschreibung des Menschen“ ermöglicht Philosophieinteressierten einen sehr guten Zugang zu den tiefsinnigen Denkbewegungen Hans Blumenbergs.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Hans Blumenberg
Beschreibung des Menschen
Aus dem Nachlaß herausgegeben und mit einem Nachwort von Manfred Sommer
Hans Blumenbergs Anthropologie ist eine philosophische Entdeckung ersten Ranges. Sie setzt ein mit einer einfachen, aber überaus folgenreichen These: Weil der Mensch als einziger unter den Primaten dauerhaft aufrecht steht und geht, kann er zwei Dinge besonders gut: sehen – und gesehen werden. Die Optimierung der visuellen Wahrnehmung geht einher mit dem Risiko erhöhter Visibilität. So exponiert zu sein, formt sein Weltverhältnis und macht ihn zum Virtuosen der Selbstinszenierung, aber auch der Selbstverstellung und Selbstverhüllung. Sichtbarkeit bedeutet deshalb auch: Der Mensch ist undurchsichtig – für andere wie für sich selbst. Blumenbergs überaus materialreiche Anthropologie hat ihren theoretischen roten Faden in dieser dezidiert phänomenologischen Ausrichtung.
Inhaltsverzeichnis
Erster Teil
Phänomenologie und Anthropologie
I Dasein oder Bewußtsein 9
II Ist Intersubjektivität ein anthropologisches Phänomen? 48
III Zeitbewußtsein und humane Reflexion 146
IV Selbsterkenntnis und Fremderfahrung 244
V »Der Mensch zählt immer« 318
VI Husserls Gott 378
Schlußabschnitt 454
Zweiter Teil
Kontingenz und Sichtbarkeit
VII Anthropologie: ihre Legitimität und
Rationalität 478
VIII Existenzrisiko und Prävention 550
IX Trostbedürfnis und Untröstlichkeit des Menschen 623
X Leib und Wirklichkeitsbewußtsein 656
XI Variationen der Visibilität 777
Nachwort des Herausgebers 897
Editorische Anmerkungen 907
Namenregister 913