Die Welt der antiken Sagen begeistert Schülerinnen und Schüler seit Generationen immer wieder aufs Neue. Gerade die Nacherzählungen der Mythen durch Gustav Schwab (1792-1850) in seinen "Sagen des klassischen Altertums" sind berühmt und zu Recht immer wieder aufgelegt worden. So liegt nun auch hier in einer von Dorothea von der Höh leicht bearbeiteten Fassung der Schwab'sche Text vor, zusätzlich versehen mit einem informativen Vorwort von Hartwin Brandt.
Die jungen Leserinnen und Leser können das Schicksal des Aeneas von seiner Flucht aus Troja bis zum Zweikampf mit Turnus in spannend erzählten Episoden nachverfolgen. Dabei begegnen sie den Harpyien, der Göttin Venus, der Königin Dido, der zornigen Juno und vielen mehr. Insgesamt ist der Band in drei Teile gegliedert. Der erste Teil erzählt die Flucht des Äeneas bis zu dessen Aufenthalt in Karthago. Der zweite Teil berichtet von der Landung in Italien und endet mit dem Tod des Lausus und des Mezentius. Der dritte Teil schließlich behandelt die Sage bis zum Endkampf zwischen Aeneas und Turnus.
Alle Episoden sind spannend erzählt, und obgleich man an einigen Stellen vielleicht einen etwas veralteten Sprachgebrauch feststellen mag, konnten sich meine Schülerinnen und Schüler schnell in der Gedankenwelt einfinden.
In einem Nachtrag (ab S.143) finden sich noch weitere Sagen, die Gotthold Klee 1881 der 14. Auflage des Schwab'schen Sagenbuchs hinzugefügt hat. Hier finden sich z.B. die Geschichten von Aktäon, Äakos, Philemon und Baucis, Midas, Hyakinthos, Orpheus und Eurydike und Arachne. Diese kurzen Geschichten eignen sich in der Unter- oder Mittelstufe durchaus zum Vorlesen oder als kleine mythologische Einheit im Lateinunterricht.
Überhaupt: Wie kann das Buch im Unterricht eingesetzt werden?
Es bietet sich einerseits die individuelle Förderung besonders interessierter Schülerinnen und Schüler an, die mit diesem schönen Erzählband eine tolle Möglichkeit haben, ihre Kenntnisse in der Mythologie auszubauen. Aber auch für kleinere Referate über einzelne Episoden können Teilstücke des Buchs als Literaturhinweis gegeben werden. Die Episode um Dido und Aeneas ist beispielsweise in zahlreichen Lateinlehrwerken enthalten und kann mit den Texten aus diesem Buch vertieft werden. Falls es eine Schulbibliothek gibt, so kann dieser stabile Band die Abteilung "Klassische Sagen" erheblich bereichern.
Auch zu Beginn eines altsprachlichen Studium kann mit diesem Kompendium schnell ein guter Überblick über diesen Teil der Sagenwelt geschaffen werden - gerade wenn die Originaltexte Vergils (und für den Nachtrag die Texte Ovids) noch etwas zu schwierig sind.

Johannes Groß, www.lehrerbibliothek.de

Äneas war ein trojanischer Fürstensohn, der aus dem brennenden Troja floh, nach Italien gelangte und schließlich zum mythischen Stammvater Roms und des iulischen Geschlechts von Caesar und Augustus wurde. Vom römischen Dichter Vergil wurde er in seinem Epos AENEIS zum unsterblichen Helden der Literatur gemacht, und schließlich von Gustav Schwab in seine SAGEN DES KLASSISCHEN ALTERTUMS aufgenommen. Der vorliegende Text ist im engen Anschluss an die Schwab’sche Vorlage entstanden, aber durch behutsame sprachliche Anpassungen von Dorothea von der Höh modernisiert und durch gelegentliche Erläuterungen bereichert worden.

Die klassische Sage über die trojanischen Gottheit Äneas wurde selten so spannend in ein Sachbuch für Jugendliche verpackt.