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Zuschauer in der ersten Reihe Erinnerungen
Zuschauer in der ersten Reihe
Erinnerungen




Franz von Bayern

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406797088 (ISBN: 3-406-79708-3)
304 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, Juni, 2023

EUR 28,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Franz von Bayern, der Chef der Wittelsbacher und Urenkel des letzten Königs des Königreichs Bayern (Ludwig III.) hat mit seinen mittlerweile 90 Lebensjahren fast ein ganzes Jahrhundert vermessen: Viele seiner Erlebnisse und Erfahrungen fließen nun in dieses schöne autobiographisch geprägte Erinnerungsbuch ein, dessen Spanne von Kindheit und Jugend über die erfahrungsreiche Nachkriegszeit bis in die allerneuste Gegenwart reicht. Als Leser hat man so die Gelegenheit, weite Teile des zwanzigsten Jahrhunderts durch die Brille des hochgebildeten Autors zu sehen: Politische Ereignisse, private Begegnungen, prägende Weggefährten - alles verbindet sich zu einem großen Ganzen und lässt einen sympathischen und mitfühlenden Menschen sichtbar werden, der sich seines gesellschaftlichen Einflusses bewusst ist und diesen Einfluss nutzbar für seine Mitmenschen macht.
Viele schöne Abbildungen ergänzen die interessanten Texte!
Im Geschichtsunterricht können Abschnitte sicher als Erfahrungsberichte herangezogen werden, ebenso lassen sich politische Entwicklungen anhand zahlreicher Passagen nachvollziehen und vertiefen.
J. Groß, www.lbib.de
Verlagsinfo
Unter dem Tresen eines Jazzkellers hätte man Herzog Franz von Bayern weniger erwartet als zum Tee mit Queen Elizabeth. Und man würde ihn eher im Austausch mit Größen der Politik und Kirche vermuten als im Kreise internationaler Fachleute für Moderne Kunst. Aber der Gentleman aus Nymphenburg hat nie Wert darauf gelegt, starren Vorerwartungen zu entsprechen. In seinen Erinnerungen zieht ein Jahrhundertleben vorüber - eine Kindheit im Exil und in Konzentrationslagern, Erfahrungen in Bayern und Deutschland nach dem Krieg, Zeiten hoher Verantwortung, außergewöhnliche Begegnungen, private Momente, Begeisterung für die Natur und welthistorische Augenblicke.

Eine Kindheit, die alles andere als königlich ist: Wenige Jahre nach der Geburt Franz von Bayerns (1933) muss die Familie ins Exil nach Ungarn gehen. Doch 1944 werden die Wittelsbacher verhaftet und mit ihren Kindern in die Konzentrationslager Sachsenhausen, Flossenbürg und Dachau gebracht. Nach Kriegsende registriert Franz mit der feinen Sensibilität eines Jugendlichen, was eine aus den Fugen geratene Welt mit den Menschen in seiner Umgebung macht – und er beginnt, sich seinen ganz eigenen Weg ins Leben zu bahnen. Genaue Beobachtungsgabe, Weltgewandtheit und feiner Humor machen die Erinnerungen des Chefs des Hauses Wittelsbach zu einem Lesevergnügen. Wie in einem sehr persönlich gerahmten Spiegel ziehen darin fast 90 Jahre Leben vorüber: die Schulzeit ebenso wie Augenblicke der Weltgeschichte, Erfahrungen unter dem Tresen eines Jazzkellers ebenso wie das Zusammentreffen mit Regierungschefs (mit denen sich der Protagonist auch mal unbemerkt von den Bodyguards in ein Bräuhaus zurückzieht), Betriebsausflüge mit der «Gewerkschaft» des europäischen Adels, Begeisterung für die Natur und für Bayern, leidenschaftliche Rendezvous mit Moderner Kunst, kulturpolitische Auseinandersetzungen, die heftig werden, private Momente – und stets das Bewusstsein der Verantwortung für das Haus Wittelsbach in der Mitte der Gesellschaft.
Inhaltsverzeichnis
Zu diesem Buch von Marita Krauss ⋅ IX
I. Eine Jugend im Schatten des Nationalsozialismus ⋅ 1
Jugendeindrücke in Kreuth ∙ 1
Als Flüchtlingsfamilie in Ungarn ∙ 5
Die Wittelsbacher im KZ Sachsenhausen ∙ 10 «Flossenbürg war die ärgste Station» ∙ 17 Über das KZ Dachau nach Ammerwald ∙ 21
II. Begegnungen mit einer neuen alten Welt ⋅ 29
«Es war nicht so, dass man hätte anknüpfen können an die Zeit vor der Verhaftung» ∙ 29
«Damals habe ich Karl May gelesen»: Schule in Ettal und Fribourg ∙ 38
«Immer korrekt angezogen»: erste Aufgaben als Repräsen- tant des Hauses ∙ 43
«Das war nicht mehr sein Bayern»: die schwierige HeimkehrmeinesVaters ∙ 45
«Meine Mutter war der ruhende Pol der Familie» ∙ 51 Der Großvater – Kronprinz Rupprecht von Bayern und seineWelt ∙ 57
III. Wiederaufbau und Neubeginn ⋅ 69
«Der Wiederaufbau der Residenz begleitete mich viele Jahrzehnte» ∙ 69
Faszinierende Künstler und das Münchner Kultur- leben ∙ 72
«Ein wesentlicher Antrieb war meine Neugier» – von Salzburg nach Donaueschingen und zur neuen Musik ∙ 78
«Hock di unter die Bar, dass man di net sieht»:
Jazz in München ∙ 81
IV. Der eigene Weg zur Modernen Kunst ⋅ 84
Begegnungen mit Kubin ∙ 84
«Das war für mich ein großes Entdecken» ∙ 86
«Das wunderbare NewYork» – der große
Aufbruch 1962 ∙ 88
Das Museum of Modern Art und der
International Council ∙ 92
Blanchette Rockefeller ∙ 98
«Die Kraft, mit erstrangigen Meisterwerken zu
leben» ∙ 102
Vom Ausstellen und Sammeln in München ∙ 104
Der Galerie-Verein – «eine wunderbare
Quatschbude» ∙ 112
Die Olympischen Spiele, das «Denkloch» und mehr ∙ 117 Die Pinakothek der Moderne ∙ 119
Perspektiven: das Kunstareal ∙ 121
V. Internationale Verwandtschaftsverbindungen ⋅ 125
Weiße Rosen aus Schottland: das Stuart-Erbe, «ein charmantes historisches Kuriosum» ∙ 125 «Inter pares» unterwegs: die Fahrt mit der «Agamemnon» ∙ 128
Der Ungarnaufstand 1956 – eine Zäsur ∙ 132 «Nie in ein östliches Land» – Konsequenzen des Kalten Krieges ∙ 134
«Lauter neue Welten» ∙ 136
Familiennetzwerke ∙ 139
Königliche Besuche mit und ohne Protokoll ∙ 145

VI. Repräsentant der Familie ⋅ 149
«Die Kontakte zu den Ministerpräsidenten waren immer sehr eng» ∙ 149
Als Vertreter der Familie in der ersten Reihe ∙ 158 Wissenschaft,Wirtschaft,Geistesleben ∙ 164
Bayerns Tradition – Bayerns Öffnung zur Welt ∙ 172 «Das Bild der Familie muss immer wieder neu erfunden werden» ∙ 174
1500 Gäste im Jahr: die Nymphenburger
Empfänge ∙ 178
Diskussion im kleinen Kreis: die Berchtesgadener Gespräche ∙ 181
Die Ritterorden ∙ 182
Der Hilfsverein Nymphenburg ∙ 185
VII. Das Haus, seine Aufgaben, seine Darstellung ⋅ 190
Der Wittelsbacher Ausgleichsfonds ∙ 190
Die Kunstsammlungen der Wittelsbacher Landesstiftung ∙ 194
Keine weiß-blauen Flaggen in der Pfalz ∙ 198 «Ludwig II. wurde zu einer Entdeckung» –
die großen historischen Ausstellungen ∙ 200 Die bayerische Geschichtslandschaft ∙ 205
VIII. Die Beziehungen zu den Kirchen ⋅ 208
Evangelische Christen, die Ökumene und die jüdischen Gemeinschaften ∙ 208
Begegnungen mit Benediktineräbten, Jesuitenpatres und Münchner Kardinälen ∙ 210
«Ein Podium für Diskussionen»: die Katholische- Akademie ∙ 217
Die Idee der Vielfalt in der katholischen Kirche – eine große Hoffnung ∙ 219

IX. Beobachter des Zeitgeschehens ⋅ 222
«Wir waren weiße 1930er Jahrgänge»: die Wieder- bewaffnung ∙ 222
«Keiner hat ihn überstrahlt» –
Kennedys Ermordung ∙ 224
«Es flogen faule Eier» – 1968 ∙ 225
«Die ganze Welt schaute atemlos zu»: die Mond- landung ∙ 228
«Es war nicht absehbar, ob russische Panzer
rollen würden» – der Fall der Mauer ∙ 231
«Die Natur ist ungeheuer verwundbar» – Klimaveränderung,Waldsterben, Naturschutz ∙ 232 «Man konnte es zuerst nicht fassen» – 9/11 ∙ 235
X. Persönliche Schlaglichter ⋅ 238
«Wenige Dinge veränderten mich abrupt» ∙ 238 Privatheit ∙ 245
Ein Foto von Erwin Olaf ∙ 251
Von Mäusen, Fischen und Hunden ∙ 254
XI. Das Spektrum des Lebens von Älterwerden bis Zukunft ⋅ 258
Älterwerden. Anerkennung. Bayerns Perspektiven. Diskretion. Ehre. Ehrgeiz. Einsamkeit. Eitelkeit. Familien- chef. Freiheit. Freundschaft. Generationenübergabe. Glaube. Grenzen. Humor. Konflikte. Kreativität. Krisen. Leistung. Maßstäbe. Position. Selbstwertgefühl. Spiel- regeln in der Demokratie. Stress. Toleranz. Träume. Tratsch. Verantwortung.Versäumte Chancen.Vertrauen.Vorbilder. Werte. Würde. Zufriedenheit. Zukunft
Glossar ⋅ 280 Bildnachweis ⋅ 303 Dank ⋅ 304