Welche Umweltkrisen lassen sich in der Erdgeschichte nachweisen? Welches waren ihre Ursachen und ihre Folgen? Warum starben die Dinosaurier aus? Besitzen Erdphänomene eine beschränkte Lebensdauer? Welche Verweilszeit hat das Wasser in der Atmosphäre, im Boden, im Grundwasser, in Ozeanen oder in Gletschern? Wie veränderten sich das Klima, der Meeresspiegel oder die Ozeane in den letzten 200 Jahren? Welches Ausmaß besitzen die auf den Menschen zurückführbaren Kohlendioxid-Emissionen? Ist es berechtigt von einem neuen Erdzeitalter, dem Anthropozän, zu sprechen? Welcher wissenschaftlichen Methoden bedienen sich Geologen zur Erkenntnisgewinnung? Wie funktioniert die Datierung mittels der Radiokarbonmethode? Was entdeckten berühmte Geologen? Warum sind die Behauptungen von Kreationisten wissenschaftlich nicht haltbar? Lassen sich Klimaziele durch Climate Engineering erreichen? Was kann man von Geologen im Umgang mit dem menschengemachten Klimawandel lernen?
Fundierte Antworten auf diese Fragen der Geologie - der Wissenschaft von der Erde, ihres Aufbaus, ihrer Entstehung und ihrer Entwicklung - liefert das 2020 bei Matthes & Seitz Berlin publizierte Buch „Zeitbewusstheit. Geologisches Denken und wie es helfen könnte, die Welt zu retten“. Dabei handelt es sich um die deutsche Übersetzung des 2018 veröffentlichten amerikanischen Werks „Timefulness. How Thinking Like a Geologist Can Help Save the World“. Es stammt von Marcia Bjornerud, Professorin für Geowissenschaften und Umweltstudien an der Lawrence University in Appleton (Wisconsin). In ihrem klar strukturierten und auch für geologische Laien gut verständlich geschriebenen Buch nimmt sie Leser*innen mit auf eine faszinierende Reise durch die Erdgeschichte. Bjornerud bestätigt in ihren anschaulichen Ausführungen die Erkenntnis des modernen Universalgenies Alexander von Humboldt, der auch Geologe war: „Alles ist Wechselwirkung.“ Lehrkräfte der Fächer Geographie und Geologie werden durch das Werk der Geowissenschaftlerin motiviert, sich mit Schülerinnen und Schülern im Unterricht mit dem Klimawandel anhand geologischen Wissens auseinanderzusetzen.
Fazit: Mit „Zeitbewusstheit“ ist Marcia Bjornerud eine exzellente, überaus lesenswerte Einführung in die Geologie gelungen, die das Bewusstsein schärft für die Verantwortung des Menschen bei der Bewältigung der ökologischen Krise.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

Zeitbewusstheit
Geologisches Denken und wie es helfen könnte, die Welt zu retten
Zeitbewusstheit
Marcia Bjornerud
Zeitbewusstheit
Geologisches Denken und wie es helfen könnte, die Welt zu retten
Auflage: 2
256 Seiten, Gebunden
Originaltitel: Timefulness (Englisch)
Übersetzung: Dirk Höfer
Erschienen: 2020
ISBN: 978-3-95757-923-2
Preis: 28,00 €
Marcia Bjorneruds faszinierendes Plädoyer, die Biografie der Erde als Geologe zu betrachten.
Den Zeitraum von neun Tagen, den ein Tropfen Wasser durchschnittlich in der Atmosphäre verbleibt, können wir leicht nachvollziehen. Aber die Hunderte von Jahren, die sich ein Molekül Kohlendioxid, das den Klimawandel antreibt, darin erhält, überschreiten die Grenzen unserer Vorstellung. Doch gerade die Prozesse, die weit vor uns lagen, prägen unsere Gegenwart, und unser heutiges Verhalten wird noch über Generationen hinweg gravierende Folgen für den Zustand der Erde haben. In Zeitbewusstheit zeigt Marcia Bjornerud eindrucksvoll, wie die Geologie als Biografin unseres Heimatplaneten anhand der Messungen von Erosion und Gebirgsbildung, aber auch von Ozean- und Atmosphärenveränderungen ein Verständnis für die Tiefenzeit und den Rhythmus der Erde bereithält, das wir in unserer Epoche der Beschleunigung dringend brauchen, wenn wir Lösungen für die drohende Umweltkatastrophe finden wollen. Die Lebensdauer der Erde mag im Vergleich zu der eines Menschen ewig erscheinen, doch zur Sicherung des Überlebens beider bleibt uns in Wirklichkeit nur wenig Zeit.
Pressestimmen
»[...] ›Timefullness‹, so der Titel des Originals, ist das stilistisch brillianteste Buch, das seit langem über Geowissenschaften publiziert wurde.«
– Ulf von Rauchhaupt, FAZ
»Bjorneruds Buch ist ein Manifest für die Menschheit – aber auf sehr lange Sicht.«
– Mick O’Hare, New Scientist
»Lebhaft schildert Bjornerud diese Anfänge der Geologie und die Entwicklung der Disziplin und schafft es dabei, abstrakte und nahezu unvorstellbare Zeitangaben wie ›Millionen von Jahren‹ in konkreten materiellen Besonderheiten zu verankern.«
– Anna Gielas, NZZ

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