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Zeit und Mensch
Facetten einer Kulturgeschichte
Udo Marquardt
Schwabe Basel
EAN: 9783796549472 (ISBN: 3-7965-4947-0)
248 Seiten, kartoniert, 15 x 22cm, Januar, 2024
EUR 28,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Vom Beginn seiner Geschichte an befasst sich der Mensch mit dem Thema Zeit. Dabei ist diese Auseinandersetzung ein zunehmender Abstraktionsprozess, der die Zeit immer weiter von unserem Erleben entfernt.
Udo Marquardt zeichnet diesen Prozess hin zu einem «absoluten», von allem Erleben losgelösten Zeitbegriff nach. Diese Entwicklung ist kein Zufall: Der abgekoppelte Zeitbegriff wird benötigt, um unsere moderne Form von Gesellschaft zu organisieren – vom weltweiten Warentransport über das Internet bis zum Navi im Auto.
Dieser abstrakten und entfremdeten Zeit setzt der Autor einen existentiell-lebensweltlichen Begriff von der Zeit als Zeit des je eigenen Lebens entgegen, die mit der Geburt beginnt und dem Tod endet. Nur solange wir Zeit haben, sind wir. Zeit ist nicht etwas an den Dingen oder auf unseren Uhren, sondern ein zutiefst menschliches, an unser Leben gebundenes Phänomen.
Udo Marquardt hat Philosophie in Heidelberg, Luzern und Freiburg i. Br. studiert, wo er mit einer Arbeit über die aristotelische Zeittheorie promoviert hat. Seit fast 30 Jahren schreibt er für den Hörfunk über Philosophie. Zu seinen Veröffentlichungen zählen «Die Einheit der Zeit bei Aristoteles», «Bedrohung Islam? Christen und Muslime in der Bundesrepublik Deutschland», «Spaziergänge mit Sokrates» sowie zahlreiche Krimis. Zusammen mit seiner Frau Sabine Marquardt-Spitzlei betreibt er den Blog www.theophil.online.
Rezension
„Zeit ist das am meisten Unsrige und doch am wenigsten Verfügbare.“, behauptete der Philosoph Hans Blumenberg in seinem Werk „Lebenszeit und Weltzeit“(Frankfurt/Main, 6. Aufl. 2020, S. 74). Was ist Zeit? Ist Zeit überhaupt definierbar? Besitzt Zeit einen bestimmten ontologischen Status? Besitzt die Zeit eine bestimmte Richtung? Existieren Aporien der Zeit? Welche Konzeptionen und Theorien von Zeit entwickelten große Philosophen und Physiker? Wie wurde Zeit in der Kulturgeschichte gemessen? Leben wir in einem „Zeitalter der Beschleunigung“(Hartmut Rosa)? Wie ist das Verhältnis von Mensch und Zeit zu denken?
Reflektierte Antworten auf diese Fragen liefert Udo Marquardt (*1959) in seinem Buch „Zeit und Mensch. Facetten einer Kulturgeschichte“, erschienen im Schwabe Verlag. Dem für den Hörfunk tätigen Sachbuch- und Krimiautor gelingt es in seinem Werk sehr gut, grundlegende kulturgeschichtliche, soziologische und philosophische Aspekte von Zeit darzustellen. In Anlehnung an die bekannte Unterscheidung zwischen physikalischer und erlebter Zeit elaboriert er die Differenz zwischen einem abstrakten, entfremdeten Verständnis von Zeit und einem lebensweltlichen, existenziellen Begriff von Zeit. Dabei hätte der Autor auch auf Henris Bergsons Begriff der „durée“ und Edmund Husserls Zeitphänomenologie eingehen können.
Lehrkräfte der Fächer Philosophie und Geschichte werden durch „Zeit und Mensch“ motiviert, sich in ihrem Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt problemorientiert mit den einzelnen Facetten von Zeit auseinanderzusetzen, denn mit Schüler:innen über Zeit zu philosophieren ist keine Zeitverschwendung. Einige Passagen aus dem vorliegenden Buch lassen sich aufgrund ihrer guten Verständlichkeit produktiv im Unterricht der Mittel- und der Oberstufe heranziehen.
Fazit: Udo Marquardt beleuchtet in seinem Buch „Zeit und Mensch“ unterhaltsam kaleidoskopartig verschiedene kulturgeschichtliche und philosophische Aspekte von Zeit, wofür es sich lohnt, sich in Zeiten der Beschleunigung Zeit zu nehmen.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Vom Beginn seiner Geschichte an befasst sich der Mensch mit dem Thema Zeit. Dabei ist diese Auseinandersetzung ein zunehmender Abstraktionsprozess, der die Zeit immer weiter von unserem Erleben entfernt.
Udo Marquardt zeichnet diesen Prozess hin zu einem «absoluten», von allem Erleben losgelösten Zeitbegriff nach. Diese Entwicklung ist kein Zufall: Der abgekoppelte Zeitbegriff wird benötigt, um unsere moderne Form von Gesellschaft zu organisieren – vom weltweiten Warentransport über das Internet bis zum Navi im Auto.
Dieser abstrakten und entfremdeten Zeit setzt der Autor einen existentiell-lebensweltlichen Begriff von der Zeit als Zeit des je eigenen Lebens entgegen, die mit der Geburt beginnt und dem Tod endet. Nur solange wir Zeit haben, sind wir. Zeit ist nicht etwas an den Dingen oder auf unseren Uhren, sondern ein zutiefst menschliches, an unser Leben gebundenes Phänomen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung 11
2. Die Aporien zur Zeit 17
Gibt es die Zeit überhaupt? 18
Ist die Zeit ein Kreis oder ein Pfeil? 21
Gibt es nur eine Zeit oder viele Zeiten? 24
Ist die Zeit ein Kontinuum ? 25
Welche Richtung hat die Zeit? 27
Verläuft die Zeit gleichmäßig? 33
Undjetzt? 36
3. Das Denken der Zeit 37
Die Vorsokratiker: Von Schuld und Sein 37
Platon: Abbild der Ewigkeit 43
Aristoteles: Zahl der Bewegung47
Plotin: Leben der Seele58
Augustinus: Ausdehnung des Geistes 63
Isaac Newton: Völlig losgelöst 68
Immanuel Kant: Grüne Gläser 73
Albert Einstein: Alles relativ 77
Quantenphysik: Die Zeit und Schrödingers Katze 83
John McTaggart Ellis McTaggart: Wer A sagt88
4. Das Messen der Zeit 93
Die Zeit messen 93
Babylonien: Der Mond zwischen Euphrat und Tigris 95
Ägypten: Der Sirius über dem Nil 99
Die julianische Kalenderreform 101
Die gregorianische Kalenderreform 104
Andere Kalender 106
Die Woche: Eight days a week 112
Chronologie: Die Jahre 0 114
Wie lang dauert eine Stunde? 120
Von Wasserdieben und anderen Uhren 123
Der Zeit Zügel anlegen: Mechanische Uhren 126
Das Uhrwerksuniversum 130
Der Pendelschlag der Zeit 133
Der Takt des Lebens 136
Die Einführung der Weltzeit 139
5. Das Rasen der Zeit 141
Die Beschleunigung der Körper 142
Die Beschleunigung der Nachrichten 155
Die Beschleunigung des Lebens 169
6. Das Sein der Zeit 181
Die Zeit als Fetisch 181
Die Zeit im Bild 190
Das Sein der Zeit 197
Das Ende der Zeit 220
Anmerkungen 227
Literatur 239
Personenregister 245
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