Die Evangelischen haben sich immer merkwürdig schwer getan mit dem Verhältnis zum Staat bzw. zur Obrigkeit. Entweder dominierte die Innerlichkeit, die Weltabgewandtheit und zumindest ein Desinteresse, wenn nicht gar eine Feindseligkeit gegenüber der Obrigkeit wie z.B. im "Schwärmertum" (vgl. Kap. 2) oder man war allzu staatstragend gemäß der lutherischen Zwei-Reiche-Lehre, die sorgsam trennte und dem Staat unkritisch ein Eigenleben zugestand bzw. mehr noch alle Obrigkeit gemäß Röm 13,1-7 als Gott-gegeben verehrte (vgl. Kap. 4), - bis hin zur lutherischen Unterstützung des Nationalsozialismus durch die "Deutschen Christen", wogegen sich eine reformierte Tradition durch Karl Barth in der "Bekennenden Kirche" wehrte. Demgegenüber wäre in der Gegenwart eine kritisch-solidarische "Wiederentdeckung des Staates in der Theologie" eine sinnvolle Option zur Unterstützung des demokratischen Rechts- und Sozialstaats. Dieser Band erörtert, in welchem Verhältnis Staatlichkeit, partikulare Identität und das christliche Wirklichkeitsverständnis zueinander stehen.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de

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