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Wettlauf gegen den Tod Mumia Abu-Jamal - Ein schwarzer Revolutionär im weissen Amerika
Wettlauf gegen den Tod
Mumia Abu-Jamal - Ein schwarzer Revolutionär im weissen Amerika




Michael Schiffmann

Promedia
EAN: 9783853712580 (ISBN: 3-85371-258-4)
320 Seiten, kartoniert, 15 x 21cm, Oktober, 2006, 27 schw.-w. Abbildungen, 20 schw.-w. Fotos

EUR 21,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Mumia Abu-Jamal wurde am 9. Dezember 1981 verhaftet, des Mordes an einem Polizisten angeklagt, im Juli 1982 für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Seit Anfang der 1990er Jahre haben seine Bemühungen um eine Wiederaufnahme des Verfahrens großes Echo gefunden und ihn zum wahrscheinlich bekanntesten Todeshäftling der Welt gemacht.

Das vorliegende Buch liefert nicht nur eine gründliche Untersuchung des Kriminalfalles, sondern beschäftigt sich darüber hinaus mit den Hintergründen, die bei der Verurteilung Abu-Jamals trotz brüchigen Beweismaterials und schreiender Widersprüche in der Anklage eine entscheidende Rolle spielten: dem anhaltenden Rassismus der US-Gesellschaft, dem schwarzen Befreiungskampf, an dem Abu-Jamal sich als Black Panther-Führer beteiligte.



Michael Schiffmanns sorgfältige und gewissenhafte Untersuchung der Ereignisse und des vorliegenden Beweismaterials fördert viel Neues oder bisher Verschüttetes an den Tag und hebt unser Verständnis für diesen quälenden und enorm wichtigen Fall auf ein neues Niveau.

Noam Chomsky, Sprachwissenschaftler, 6. Januar 2005



Wettlauf gegen den Tod ist nicht nur wissenschaftlich anspruchsvoll, sondern auch sehr lesbar und der bis jetzt umfassendste Bericht über den niederträchtigen Versuch, einen weiteren afroamerikanischen Häftling eines US-Gefängnisses umzubringen.

Tariq Ali, Romancier, Dramatiker, Juni 2004
Rezension
Seit 26 Jahren kämpft der afroamerikanische Journalist Mumia Abu-Jamal für sein Leben und seine Freiheit. Er wurde am 9. Dezember 1981 verhaftet, des Mordes an einem Polizisten angeklagt und in einem rassistisch motivierten Prozess 1982 zum Tode verurteilt.
Abu-Jamal war Mitglied der militanten Black Panther Party. Sein Engagement für die Interessen der Ausgegrenzten machte ihn über die Grenzen Pennsylvanias bekannt. Seit seiner Verurteilung wird er unter menschenunwürdigen Bedingungen in Todestrakten US-amerikanischer Gefängnisse festgehalten. Augenscheinlich soll er zum Schweigen gebracht werden, weil er als unliebsamer Journalist mit seinen Berichterstattungen den Rassismus und die Unterdrückung von Minderheiten in den USA anklagte und mit Publikationen aus der Todeszelle weiter darauf aufmerksam macht.
Anfang der 1990er Jahre waren seine Bemühungen um eine Wiederaufnahme des Verfahrens mit Unterstützung einer weltweiten Öffentlichkeit erfolgreich. 1995 konnte eine Aussetzung des ersten Hinrichtungstermins erzielt werden und dem Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens wurde stattgegeben. Zur Begründung wurden die Unterschlagung entlastender Beweise und Einschüchterung von Entlastungszeugen, die Vorverurteilung durch Gericht und Staatsanwaltschaft, rassistische Kriterien bei der Auswahl der Geschworenen, das Versagen seines damaligen Pflichtverteidigers und das Verbot, sich selbst zu verteidigen hervorgehoben. 1999 setzte der zuständige Richter am Bundesbezirksgericht den Hinrichtungsbefehl mit der Begründung aus, genügend Zeit zu brauchen, um sich mit dem inhaltlichen Antrag der Verteidigung befassen zu können. Mit der Anhörung vor dem 3. Bundesberufungsgericht im Mai 2007 ist der Kampf Mumia Abu-Jamals in die letzte Phase getreten. Damit kommt nach einem Vierteljahrhundert ein Verfahren zum Abschluss, dass nicht nur die Willkür des Staates und der Gerichte sowie das Recht des Staates Menschen zu töten thematisiert, sondern auch die Komplexität des Todesstrafen-Rechts kritisiert und verurteilt.
Michael Schiffmann, Dozent am Anglistischen Seminar der Universität Heidelberg, hat ein lesenswertes Buch über Mumia Abu-Jamal und die Hintergründe seiner Verurteilung veröffentlicht. Im ersten Drittel des Buches „Wettlauf gegen den Tod“ schildert er die Entstehung des schwarzen Befreiungskampfs in den Vereinigten Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg sowie das soziale Milieu und den gesellschaftspolitischen Hintergrund der Stadt Philadelphia, in dem Mumia Abu-Jamal aufgewachsen ist. Anschließend beschreibt er detailliert den 9. Dezember 1981 und die Folgen, die Entstehung des öffentlichen Protestes sowie den weiteren Verlauf des Kampfes gegen Mumia Abu-Jamals Todesstrafe. Abschließend zeigt er, dass das Verfahren gegen Mumia Abu-Jamal nicht ein Einzelfall US-amerikanischer Willkür ist, sondern sich als eine fortwährende Unterdrückung der schwarzen Minderheit äußert.
„Wettlauf gegen den Tod“ ist ein empfehlenswertes Buch über die andere Geschichte des amerikanischen Volkes. Jeder der sich mit der Frage der Todesstrafe beschäftigt, sollte dieses Buch lesen. Auch Schüler/innen eines PW-Kurses der SEK II ist dieses Buch zu empfehlen.

Günther Maschke, lbib.de
Verlagsinfo
Der afroamerikanische Journalist Mumia Abu-Jamal ist nach eigenen Worten seit einem Vierteljahrhundert gezwungenermaßen Bewohner des "am raschesten wachsenden öffentlichen Wohnbauprojekts in den Vereinigten Staaten" - er ist Häftling in einem der zahlreichen US-amerikanischen Hochsicherheitsgefängnisse in Pennsylvania.

Abu-Jamal wurde am 9. Dezember 1981 verhaftet, des Mordes an einem Polizisten angeklagt, im Juli 1982 für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Seit Anfang der 1990er Jahre haben seine Bemühungen um eine Wiederaufnahme des Verfahrens großes Echo gefunden und ihn zum wahrscheinlich bekanntesten Todeshäftling der Welt gemacht.

Das vorliegende Buch liefert nicht nur eine gründliche Untersuchung des Kriminalfalles, sondern beschäftigt sich darüber hinaus mit den Hintergründen, die bei der Verurteilung Abu-Jamals trotz brüchigen Beweismaterials und schreiender Widersprüche in der Anklage eine entscheidende Rolle spielten: dem anhaltenden Rassismus der US-Gesellschaft, dem schwarzen Befreiungskampf, an dem Abu-Jamal sich als Black Panther-Führer beteiligte, dem Verfall und der auch physisch sichtbaren Klassenspaltung in der amerikanischen Großstadt, den periodischen Hexenjagden der politischen Polizei gegen Andersdenkende und schließlich dem immer mehr aus den Fugen geratenden System der Strafjustiz. Abu-Jamal wird so zu einem Musterbeispiel für alles, was erschreckend und fragwürdig an der US-amerikanischen Strafjustiz und im besonderen an der Todesstrafe ist.

Stimmen zum Buch:
Michael Schiffmanns sorgfältige und gewissenhafte Untersuchung der Ereignisse und des vorliegenden Beweismaterials fördert viel Neues oder bisher Verschüttetes an den Tag und hebt unser Verständnis für diesen quälenden und enorm wichtigen Fall auf ein neues Niveau.
Noam Chomsky, Sprachwissenschaftler, 6. Januar 2005

Wettlauf gegen den Tod ist nicht nur wissenschaftlich anspruchsvoll, sondern auch sehr lesbar und der bis jetzt umfassendste Bericht über den niederträchtigen Versuch, einen weiteren afroamerikanischen Häftling eines US-Gefängnisses umzubringen.
Tariq Ali, Romancier, Dramatiker, Juni 2004

Zur Person:
Mumia Abu-Jamal wurde am 24. April 1954 unter dem Namen Wesley Cook in Philadelphia geboren. Er wuchs in den "Projects", städtischen Wohnbausiedlungen für Schwarze und sozial Benachteiligte, auf. Anfang 1969 gehörte er zu den Mitgründern der Black Panther Party in Philadelphia. Bis zu seiner Verhaftung und Mordanklage im Dezember 1981 arbeitete er als Radiojournalist. Er ist verheiratet mit Wadiya Jamal und hat zwei Söhne, eine Tochter und mehrere Enkel.

Der Autor:
Michael Schiffmann, geboren 1957 in Tübingen, ist Universitätsdozent am Anglistischen Seminar der Universität Heidelberg. Er hat Bücher von Edward Said, Noam Chomsky, Mahmoud Darwish, Homi K. Bhabha und Angela Davis ins Deutsche übersetzt.

Über dieses Buch schrieben und sendeten u.a.:
Das Ehrfurter Radio "F.R.E.I." am 29.1.2007: " Ein Buch, das über die Lebenswirklichkeit in den USA einiges mehr aussagt als alle Fernsehserien und Actionsfilme zusammen, das aber auch reflektiert gelesen werden muß."

"http://freedom-now.de" im Januar 2007: "Schiffmann hat das Buch nicht als gezielten Beitrag zur Kampagne geschrieben."

Gerd Bedszent in der Zeitschrift "Sprachrohr" am 11.12.2006: "Was sich in der Tatnacht tatsächlich zugetragen hat, wird sich wohl nie abschließend klären lassen - mehrere Zeugen sind mittlerweile tot, andere nicht mehr auffindbar. Ob es ein Auftragsmord an dem Polizisten war, der Mumia Abu-Jamal in die Schuhe geschoben wurde, oder ob er als Unbeteiligter Opfer einer ‚normalen' Ghettoschießerei wurde, läßt der Autor vernünftigerweise offen."

Victor Grossmann in der "Jungen Welt" vom 30.10.2006: "Das Buch untersucht die lange Entwicklung einer regelrechten Verschwörung, die nun schon ein Vierteljahrhundert andauert. Dabei schildert und erklärt der Autor die komplexen und rechtlichen Zusammenhänge so, dass sie auch für völlige Laien verständlich werden."

Die Zeitschrift "Ossietzky" Nr. 21 am 21.10.2006: "Wer, wie ich, Michael Schiffmann, den Heidelberger Universitätsdozenten, als Dolmetscher Linn Washingtons erlebt hat, des Freundes und Mitstreiters Mumia Abu-Jamals, wird beeindruckt gewesen sein, wie er längere Redeabschnitte im Gedächtnis behielt und in gut gebauten Sätzen wiedergab: Konzentrationsstärke, umfassende Beherrschung zweier Sprachen, Vorabkenntnisse der Materie - Fähigkeiten, die zweifellos dazu beigetragen haben, ‚Wettlauf gegen den Tod' gut lesbar und über lange Strecken packend zu machen."

Birgit Gärtner in der Berliner Tageszeitung "Neues Deutschland" vom 5.10.2006: "Der Autor liefert fast 25 Jahre nach Abu-Jamals Festnahme als vermeintlicher Polizistenmörder zum ersten Mal eine schlüssige Rekonstruktion des Tathergangs und präsentiert einen Zeugen, der als erster am Tatort war, aber bis heute nicht von der Polizei vernommen wurde: den Pressefotografen Pedro P.Polakoff. (...) Das Buch bietet einen kompakten Überblick über alles Altbekannte und Neue zum Thema Mumia Abu-Jamal."
Inhaltsverzeichnis
Vorwort: „History As It Happens” 11
Einleitung 13

1. Von der Bürgerrechtsbewegung zur Black Panther Party (BPP) - der schwarze Befreiungskampf nach dem Zweiten Weltkrieg 28
Bescheidene Anfänge 28
Von Montgomery 1955 bis Watts 1965 32
„Black Power” 43
Monroe, 1957: Neger mit Gewehren 44
Die Deacons of Defense und die
Lowndes County Freedom Organization 45
Vom Süden nach Norden und Westen 49
Die Black Panther Party 51
Ein Programm für die Befreiung der Schwarzen 52
Die Ausübung des verfassungsmäßigen Rechts
auf bewaffnete Selbstverteidigung 54
Gemeinsamkeiten mit und Unterschiede zu Black Power 56
Die „ Überlebensprogramme” der BPP 57

2. Die Stadt der brüderlichen Liebe 61
Rassenbeziehungen: geschichtliche Hintergründe 62
Eine Geschichte des Niedergangs –
ein Blick auf Philadelphia nach dem Zweiten Weltkrieg 64
Wirtschaft 65
Wohnungswesen 67
Politik 72
Ein endemisches Problem -
Korruption und Brutalität in der Polizeibehörde Philadelphias 84

3. Ein schwarzer Revolutionär im weißen Amerika 91
Familiärer Hintergrund 91
Politisierung per Polizeiknüppel 94
Militante Jugend in der Black Panther Party 95
Ein schicksalhafter Zeitungsartikel 101
Der Niedergang der Black Panther Party in Philadelphia 104
Abu-Jamal 107
Auf Sendung 108
Begegnung mit MOVE 109
Stimme der Unterdrückten 115

4. Polizeikorruption und -brutalität
in den Vereinigten Staaten 120
Gesetzesbrüche durch Gesetzeshüter 120
Die Rolle der US-Polizei als Besatzungsarmee 121
Falsche Geständnisse, manipulierte Zeugenaussagen –
zwei Fallstudien 126
„ Haus der Schreie” 126
„Ein kafkaesker Alptraum” 128
Ein kurzer Exkurs über weitere korrupte Polizeipraktiken 130
Das COINTELPRO des FBI 133
Die Ermordung des Panther-Führers Fred Hampton 136

5. Der 9. Dezember 1981 und die Folgen 141
Die grundlegenden Fakten 143
Das Beweismaterial der Anklage 146
Einige offenkundige Fragezeichen 147
Drei Gruppen von Belastungsbeweisen 149
Kopf gewinnt, Zahl verliert 153
Die Auswahl des „geeigneten” Richters 153
Die Wahl des Anklägers 157
Der Verteidiger 157
Die Vorverfahrensperiode 160
Die Auswahl der „ richtigen” Jury 166
Der Ausschluss von John Africa 171
Das Verfahren 174
Die Anklage 175
Die Beweise der Verteidigung 182
Die gespenstische Wiederkehr des Mordes an Fred Hampton 186
Eingesperrt 189

6. Der straforientierte Trend in der US-amerikanischen Strafjustiz 193
Auf dem Weg zur Gefängnisgesellschaft 194
Der „American Way of Death” 198
Die Zerstörung der Habeas-Corpus-Gesetzgebung 202

7. On the Move 205
Vergessen 206
Die juristische Arena 207
Die Wiedereroberung der Offensive -
das menschliche Antlitz des Todestraktes 209
Wieder auf Sendung 212
Der Kampf auf den Straßen 214
Die Rückkehr von Richter Albert F. Sabo 216
Einige Fuß näher an der Hölle 217
Die Verbreitung der Fakten -
die Wiederaufnahmeanhörungen 1995-1997 218
Die Bühne des Gerichtssaals 219
Neue Enthüllungen 221
Die Breite der Bewegung 224
Die Motive der Bewegung 228
Ein noch schockierenderer Verdacht 234
Die Protagonisten melden sich zu Wort 234
Hintergründe einer korrupten Ermittlung 236
Reflexionen über omertä 240
Der Nagel im Sarg 243

8. Licht am Ende des Tunnels? 246
Eine weitere Niederlage vor dem „ Court of Common Pleas " 247
„Fry the Nigger!” 250
Ein bitterer Sieg -
Bundesrichter Yohns Entscheidung vom 18. Dezember 2001 252
Ein neuer Blick auf den 9. Dezember 1981 260
Die Perspektive vom Parkplatz 261
Die Perspektive von Locust 1234 270
Der dritte Mann 271
Arnold Beverly 274
Was geschah tatsächlich ? 280
Ein unerwarteter neuer Zeuge 285
Vor der Entscheidung - die US-Gerichte versus Mumia Abu-Jamal 292
Eine Geschichte der Voreingenommenheit 292
Eine große Chance für Gerechtigkeit 294

9. Die Macht des Volkes 297

Bibliographie 302
Abkürzungen 316
Fotonachweis 318