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Warum hängt daran dein Herz?
Wie Erinnerungsstücke aus der Kriegszeit helfen, unsere Eltern zu verstehen
Annette Goos, Hauke Goos
Deutsche Verlags-Anstalt
EAN: 9783421070319 (ISBN: 3-421-07031-8)
384 Seiten, hardcover, 17 x 24cm, April, 2024
EUR 28,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
In vielen Familien ist der Zweite Weltkrieg bis heute präsent, manchmal in ganz alltäglichen Dingen: einem Kleiderbügel, den die Mutter auf der Flucht dabeihatte, einer Keksdose, die für eine verlorene Kindheit steht, oder einer Trillerpfeife, die dem Vater gehörte, der aus dem Krieg nicht zurückkam. Mit ihnen verbindet sich die Erinnerung an Zeiten voller Angst und Leid - Leid, für das die Kriegskinder oftmals keine Worte finden.
Annette und Hauke Goos stellen sechsunddreißig solcher Erinnerungsstücke vor und bringen ihre Besitzer zum Erzählen. Die so entstandenen Gesprächsprotokolle geben Zeugnis davon, welche seelische Verwüstungen Krieg selbst in der Kinder- und Enkelgeneration hinterlässt. Und sie zeigen, wie solche Erbstücke uns helfen können, unsere Eltern besser zu verstehen. Der preisgekrönte Fotograf Dmitrij Leltschuk hat die Gegenstände einfühlsam in Szene gesetzt und ihre Besitzer porträtiert.
Mit Erinnerungen u.a. von Björn Engholm, Marie-Luise Marjan, Rita Süssmuth, Peter Stephan Jungk, einem Generationengespräch mit Paul, Michael und Bruno Mara und einem Interview mit der Therapeutin Ingrid Meyer-Legrand.
Rezension
Es sind oft kleine, scheinbar unbedeutende Gegenstände, die für einzelne Menschen sehr viel bedeuten. Erinnerungsstücke. Im vorliegenden Buch veröffentlichen Annette und Hauke Goos, gemeinsam mit dem Fotografen Dmitrij Leltschuk, insgesamt 36 persönliche Geschichten über eben solche Erinnerungsstücke. Es handelt sich dabei um Gegenstände aus der Kriegszeit und aus den individuellen Schilderungen wird deutlich, dass sie weit mehr an Wert besitzen, als das Materielle herzugeben scheint.
Die Autoren haben viel Mühe auf die Auswahl verwendet. 36 mehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten, allesamt Menschen wie du und ich. 36 Gegenstände und ebenso viele persönliche Erzählungen, die klar machen, warum sie Bedeutung für den Einzelnen haben und mehr noch: wie die Geschichten im Hintergrund den Menschen in seiner Persönlichkeit geprägt haben. Geschichten aus und rund um den Zweiten Weltkrieg werden auf eine (be-)rührende Art und Weise spürbar.
Die Kombination des vorliegenden Werks aus sehr persönlichen Geschichten kombiniert mit gekonnter grafischer "Untermalung", lassen das Buch zu einem echten Gewinn für die Leserschaft werden. Die Erzählungen geben eine große Breite emotionaler Momente wieder und lassen uns Leserinnen und Leser daran teilhaben.
Eine Lektüre die berührt, ausgezeichnet lesbar ist und hochinteressant zugleich. Wer zu Lesen begonnen hat, wird das Buch nur ungerne wieder aus der Hand legen!
Dietmar Langusch, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ein Messer, ein leerer Koffer, ein Paar Handschuhe aus Jute: Was Alltagsgegenstände heute noch über den Krieg erzählen – prominente und unbekannte Kriegskinder und -enkel berichten
In vielen Familien ist der Zweite Weltkrieg bis heute präsent, manchmal in ganz alltäglichen Dingen: einem Kleiderbügel, den die Mutter auf der Flucht dabeihatte, einer Keksdose, die für eine verlorene Kindheit steht, oder einer Trillerpfeife, die dem Vater gehörte, der aus dem Krieg nicht zurückkam. Mit ihnen verbindet sich die Erinnerung an Zeiten voller Angst und Leid, für die die Menschen, die sie oft noch als Kind miterlebt haben, zuweilen keine Sprache finden.
Annette und Hauke Goos stellen 36 solcher Erinnerungsstücke vor und bringen ihre Besitzer, darunter prominente Stimmen wie Björn Engholm, Marie-Luise Marjan, Paul Maar, Rita Süssmuth und Peter Stephan Jungk, zum Erzählen: Die so entstandenen Gesprächsprotokolle geben Zeugnis davon, welche seelischen Verwüstungen Krieg selbst in der Kinder- und Enkelgeneration hinterlässt. Und sie zeigen, wie die Gegenstände uns helfen können, unsere Eltern (besser) zu verstehen. Die beeindruckenden Geschichten und Menschen hinter den Gegenständen werden von dem Fotografen Dmitrij Leltschuk einfühlsam in Szene gesetzt.
Hauke Goos, Jahrgang 1966, arbeitete nach dem Geschichtsstudium zunächst für das SAT.1-Magazin »Akte«, ehe er 1999 zum Magazin SPIEGELreporter kam. Von 2001 bis 2022 schrieb er für das Reportagenressort des SPIEGEL, heute leitet er dort das Sportressort. Bei DVA sind bislang von ihm erschienen »Ein Sommer wie seither kein anderer« (zusammen mit Alexander Smoltczyk, 2021) und der Kolumnenband »Schöner schreiben« (2021). Er lebt mit seiner Familie in Hamburg.
Annette Goos, Jahrgang 1967, studierte Psychologie und Publizistik, bevor sie als Reporterin zum Fernsehen ging. Seit ein paar Jahren verfasst sie unter dem Titel »100 Fragen – eine Bilanz« Biographien. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9
»Mich hat auch nie jemand gefragt, wie es mir geht«
Reinhold Bussmann 17
»Die haben dann tatsächlich auf uns geschossen!«
Barbara Langner 27
»Ich hätte gern diesen Vater gehabt«
Andreas Borchert 37
»Das tut weh. So etwas vergisst man nicht«
Marie-Luise Marjan 45
»Mein Vater wollte die Kontrolle über sein Leben zurückgewinnen«
Geoff Kronik 55
»Ich stelle mir vor, wie verzweifelt mein Vater war, als er in diesen Kalender schrieb«
Rüdiger Schulz 65
»Ich fragte: >Mami, lebst du noch?< Aber sie gab keine Antwort«
Jutta Montag-Assamoi 73
»Welchen Preis ist man bereit zu zahlen, um seinen Werten treu zu bleiben?«
Björn Engholm 85
»Die Mädchen sagten: Der Heino ist dumm, der kann das nicht«
Heino Susott 97
»Der Kleiderbügel erinnert mich daran, was meine Mutter durchgemacht hat«
Regina von Horn 107
»Erst im Alter wurde mir klar, dass ich immer die Sehnsucht nach einem Vater in mir hatte«
Dietrich von Horn 115
»Das ist das Problem meines Lebens geworden: Ich bin nicht genug«
Hanna Schygulla 123
»Was Krieg zerstören kann, das habe ich bei meiner Mutter erlebt«
Klaus Lantermann 133
»Und dann ist dieses Leben plötzlich ausgelöscht, einfach so«
Waltraut Staffeldt 141
»Ich bin vor Heimweh beinahe zugrunde gegangen«
Walter Schmidt 151
»Jedes neue Fluchtziel schrieben sie in den Deckel dieses Koffers«
Maren Schmücker 159
»Die Angst sitzt mir tief in den Knochen. Mir fehlt das Urvertrauen«
Rainer Maria Kohler 167
»Ich kann mich nicht erinnern, dass mein Vater mich je gelobt hätte«
Friedrich Wilhelm Huckenbeck 177
»Eines wusste ich ganz sicher: Wenn ich einmal Kinder haben würde, dann wollte ich auf keinen Fall so werden wie mein Vater«
Gespräch mit Paul Maar, Sohn Michael und Enkel Bruno 185
»Dieses Messer trug meine Mutter immer in ihrer Rockfalte«
Andrea Dickel 205
»Ich suche noch heute nach der Liebe meines Vaters. Obwohl ich ihn zutiefst verachte«
Niklas Frank 215
»Für Schwäche hatte mein Vater wenig übrig«
Maren Hoffmann. 227
»Ich sah, wie Menschen Tote auf Schubkarren wegtransportierten«
Helmut Scherb 235
»Mein Vater sagte: Man muss ihnen die Hand reichen, man muss vergeben können«
Peter Stephan Jungk 243
»Ich kann nicht sagen, dass meine Mutter mir fehlt«
Cordula Hill-Ebenau 253
»Meine Großmutter sagte, das schaffen wir noch«
Dirk Langner 263
»Ich habe jahrelang auf meinen Vater gewartet«
Renate Bienzeisler 271
»Und dann kommt alles wieder hoch, dann gerate ich in Panik«
Gerhart Baum 279
»Es tut mir leid, dass ich kein besseres Bild von meinem Vater habe«
Erhard Brüchert 289
»Die geschmolzenen Löffel sind für mich ein Sinnbild für Krieg und Gewalt«
Anne-Katrin Hoestermann 297
»Den Panzer hat meine Mutter immer in Ehren gehalten«
Manfred B. Müller 305
»Der Becher erzählt all das, worüber mein Vater nicht reden wollte. Sein ganzes beschädigtes Leben ist in diesem Becher drin«
Günter Kern 313
»Es erinnerte meine Mutter an die Zeit, als alles noch möglich schien«
Christel Platz 323
»Wir haben Hitler anfangs nicht ernst genommen. Wir haben dafür bezahlt«
Josef Eisinger 331
»Natürlich sind aus der Kriegszeit Narben geblieben. Aber auch die Narben geben Kraft«
Rita Süssmuth 339
»Ich musste im Heim bleiben, es durfte ja niemand erfahren, dass es mich gibt«
Wolfgang Asser 349
»Eine Kindheit, die ich nie hatte«
Jürgen Coprian 359
»Wir Babyboomer sind groß geworden mit Sätzen wie: Stell dich nicht so an! Was sollen die Nachbarn denken?«
Interview mit der Therapeutin Ingrid Meyer-Legrand 367
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