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Thomas Bernhard Persiflage und Subversion
Thomas Bernhard
Persiflage und Subversion




Mireille Tabah, Manfred Mittermayer (Hrsg.)

Königshausen & Neumann Verlag
EAN: 9783826050374 (ISBN: 3-8260-5037-1)
232 Seiten, paperback, 16 x 24cm, 2013

EUR 36,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die durch Spott, Übertreibung, Verzerrung, Maskerade und andere Verfahrensweisen erzeugte Persiflage historischer (Nationalsozialismus), sozio-kultureller (Katholizismus, Patriarchat) und philosophischer Phänomene (Logozentrismus, Deutscher Idealismus), aber auch dominierender Ästhetiken (Mimesis) innerhalb der okzidentalen und im Speziellen der österreichischen Kultur der Nachkriegszeit kennzeichnet in verschiedenen Abstufungen Thomas Bernhards Prosa- und Theatertexte. Dabei verursacht die Diskrepanz zwischen dem kritisierten Modell und seiner Defiguration besonders in Bernhards Theaterstücken einen komischen Effekt, der sich im Zusammenhang mit den Themen des körperlichen und intellektuellen Verfalls, des Scheiterns und des Todes zur Groteske steigert. Dieser Band geht in differenzierten Einzelstudien der Frage nach, welche Funktion die Persiflage bei Thomas Bernhard erfüllt: als reine Stilübung, als affirmatives Zugeständnis oder aber als destabilisierende Performanz, als Infragestellung ästhetischer und ideologischer Modelle. Vor allem wird dabei untersucht, inwiefern der Persiflage bei Bernhard tatsächlich eine subversive Dimension innewohnt.
Rezension
Kein Autor hat nach dem Zweiten Weltkrieg die österreichische Öffentlichkeit so sehr polarisiert und Literatur so in den Focus der Öffentlichkeit gerückt wie Thomas Bernhard. Der in den Niederlanden als uneheliches Kind geborene österreichische Schriftsteller (1931 - 1989) zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er beschäftigte sich zunächst wesentlich mit Lyrik, wechselte dann aber zu Prosa und Drama. Sein Grundgefühl, ungeborgen und ungeliebt zu sein, manifestierte sich auch in ungezügelter Kritik monologischer Tiraden gegen jedermann, insbesondere gegen den "katholisch-nationalsozialistischen" Staat Österreich. - Eines seiner Stilmittel steht im Zentrum dieses Brüsseler Tagungsbands aus dem Jahr 2011: Persiflage und Subversion (Untertitel). Persiflage ist die nachahmende Verspottung einer bestimmten Geisteshaltung, der in vier Bereichen (vgl. Inhaltsverzeichnis) im Werk Thomas Bernhards nachgegangen wird.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Herausgeber Mireille Tabah ist Professorin für Neuere deutsche Literatur an der Université Libre de Bruxelles (ULB) und seit 2012 Mitarbeiterin am ‚Institut d’Etudes du Judäisme‘ in Brüssel. Zahlreiche Veröffentlichungen zur zeitgenössischen österreichischen Literatur (v. a. Thomas Bernhard u. Peter Handke), zur deutsch-jüdischen Literatur (v. a. Gertrud Kolmar u. Rose Ausländer), zur Literatur von Frauen und Geschlechterforschung. Manfred Mittermayer ist Literaturwissenschaftler an der Paris-Lodron-Universität Salzburg und seit 2012 Leiter des Literaturarchivs Salzburg sowie (mit Ines Schütz) der Rauriser Literaturtage. Zahlreiche Publikationen zur Literatur des 19. u. 20. Jh., v. a. zu Thomas Bernhard, außerdem zu Biographie und Film, internationale Vortragstätigkeit zur österreichischen Literatur und Kultur, mehrere Ausstellungen (meist über Thomas Bernhard).
Inhaltsverzeichnis
Mireille Tabah, Manfred Mittermayer
Vorwort 7

Formen und Funktionen des Komischen bei Thomas Bernhard

Mireille Tabah
Narrentum und Anarchie. Thomas Bernhards subversive Poetik des Lächerlichen 15

Clara Ervedosa
Das Komische als Resultat von Thomas Bernhards theatralischem und antinomischem Schreiben 27

Interpretationen

Paola Bozzi
Eine faustische Persiflage? Zu Thomas Bernhards Wintermärchen Viktor Halbnarr 41

Alexandra Pontzen
Opusphantasie und Werk(im)potenz in Das Kalkwerk 55

Christine Kanz
Poetik der Frappierbarkeit. Thomas Bernhards Theaterstück Der Ignorant und der Wahnsinnige und Ingeborg Bachmanns Ästhetik der „schrecklichen Poesie" 73

Jan Süselbeck
Später Ruhm. Thomas Bernhards Komödie Über allen Gipfeln ist Ruh. Ein deutscher Dichtertag um 1980 als Persiflage auf Autorschaftskonzepte des 20. Jahrhunderts 87

Karl Wagner
Holzfällen als Selbstdemontage. Eine Lektüre nach den Skandalen 107

Martin Huber
Österreich „zur Kenntlichkeit entstellt". Zum Stück „Heldenplatzskandal" 119

Themen

Alfred Pfabigan
Staatskünstler und Staatskunst. Thomas Bernhards Spiel mit der Subversion 135

Gerhard Scheit
Komik der Ohnmacht. Die Sehnsucht nach dem wahren Souverän und ihre Enttäuschungen bei Thomas Bernhard 147

Verena Ronge
Subversion und Geschlecht - die (De)Konstruktion von Geschlechterbildern im Werk Thomas Bernhards 159

Stefan Krammer
Maskeraden der Männlichkeit. Bernhards subversives Geschlechtertheater 175

Fiktionalisierungen

Bernhard Judex
Die Persiflage des Geistesmenschen. Thomas Bernhard und die Figur des Großvaters - Konstruktionen biografischer und literarischer Identität 189

Manfred Mittermayer
„Mein geliebter Phantast". Bernhards „Philosoph Alexander" und sein reales Vorbild Alexander Üxküll-Gyllenband 207


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