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Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten 6. völlig neu bearb. Auflage
Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands
Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten


6. völlig neu bearb. Auflage

Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg

Limpert Verlag GmbH , Quelle & Meyer
EAN: 9783494013978 (ISBN: 3-494-01397-7)
592 Seiten, hardcover, 11 x 18cm, 2005, ca. 500 farb. Fotos u. 80 Zeichnungen

EUR 24,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Dieses „Taschenlexikon", das bis zur 5. Auflage als „Botanischökologisches Exkursionstaschenbuch" bereits eine weite Verbreitung gefunden hat, informiert über alles Wissenswerte zu über 1.100 der wichtigsten bzw. verbreitetsten einheimischen Pflanzenarten.

Kenntnisse über Systematik, Namen, Vorkommen, Blüten und Früchte werden ebenso vermittelt wie Informationen zu Inhaltsstoffen und Verwendbarkeit der Pflanzen in Küche und Garten.

Brillante Fotos der wichtigsten oder leicht verwechselbaren Arten sowie zahlreiche farbige Abbildungen helfen beim Bestimmen. Die Verwendung von Piktogrammen ermöglicht eine rasche Orientierung. Damit ist dieses „Taschenlexikon" ein unverzichtbarer Exkursionsbegleiter, der den Benutzer mit dem Pflanzennamen nicht mehr alleine lässt!
Rezension
Dieses Taschenlexikon ist längst zu einem Standardwerk geworden. Es stellt einen Katalog besonders interessanter und gleichzeitig einigermaßen gut kenntlicher und öfters vorkommender Pflanzen Deutschlands zusammen. Außerdem soll das Buch dazu verhelfen, Exkursionen und Lehrausflüge effektiver zu gestalten, zu eigenständigem Arbeiten anregen und damit die Vor- und Nachbereitung unterstützen. Schließlich möchte das Buch in breiten Kreisen das Interesse an der Pflanze überhaupt sowie am konkreten Beispiel wecken und fördern und in der konkreten Konfrontation mit dem Lebewesen Pflanze ökologisches Bewußtsein fördern. Denn: Die Natur kann ohne den Menschen sehr gut existieren, der Mensch aber nicht ohne die Natur!

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Das handliche und stabil gebundene Taschenlexikon lässt Sie nie mehr mit dem gerade bestimmten Pflanzennamen allein!
Leicht nachlesbar erfahren Sie alles Wissenswerte zu mehr als 1.100 besonders wichtigen oder häufig anzutreffenden Pflanzenarten. Neben Informationen zu Systematik, Vorkommen, Blüten und Früchten erfahren Sie auch alles über Inhaltsstoffe, Verwendbarkeit in Garten und Küche sowie viele weitere, meist wenig bekannte Besonderheiten. Brillante Fotos der ca. 500 wichtigsten Arten helfen bei der Bestimmung.

Prof. Dr. Ruprecht Düll hat an der Universität Jena Biologie mit Hauptfach Botanik studiert und später in Tübingen promoviert. Von 1971 bis 1996 war er Professor und Inhaber des Lehrstuhls für Botanik an der PH Duisburg. Er hat ca. 10 Bücher sowie zahlreiche Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften zu Sprossen, Moosen und ökologischen Themen veröffentlicht und zahlreiche Forschungsreisen unternommen.

Dr. Herfried Kutzelnigg hat Biologie an den Universitäten Köln und Düsseldorf studiert und auf dem Gebiet der Mutationsforschung bei Pflanzen promoviert. Seit 1972 ist er tätig als Akademischer Oberrat im Fachgebiet Botanik an der Universität Duisburg. Er engagiert sich in der Lehre vor allem in der Ausbildung angehender Biologielehrer.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsübersicht:

Vorwort 1
Zur Einführung 2
Übersicht zu den Lebensformtypen der Sprosspflanzen 6
Übersicht zu den Bestäubungstypen der Blütenpflanzen 10
Übersicht zu den Ausbreitungstypen der Sprosspflanzen 19
Spezieller Teil 27
Liste der Gattungen nach Familien geordnet 525
Übersicht der besonders giftigen Pflanzen 531
Übersicht der Frühblüher 532
Artenlisten nach Lebensräumen 534
Äcker und Gärten 534
Ruderalstandorte 534
Felsen und Mauern 536
Trocken- und Halbtrockenrasen 536
Heiden und Borstgrasrasen 537
Wiesen und Weiden (frischer bis mäßig trockener Standorte) 537
Feuchtwiesen 538
Nährstoffarme Moore 538
Gewässer und Röhrichte 539
Ufer und Trittrasen 539
Wälder, Waldränder und Gebüsche 540
Meeresküste und Salzwiesen 541
Hochgebirge 542
Artenlisten nach dem Verwendungszweck 543
Nutz- und Zierpflanzen 543
Für Wildpflanzengärten geeignete Arten 545
Heilpflanzen und Teepflanzen 547
Wildgemüse- und Gewürzpflanzen 549
Färberpflanzen 552
Benutzte und weiterführende Literatur 553
Worterklärungen 556
Verzeichnis der deutschen und wissenschaftlichen Gattungsnamen 566
Bildquellennachweis 576


Leseprobe:

Sedum acre LINNAEUS,
Scharfer Mauerpfeffer
– Crassulaceae (= Dickblattgewächse)
Blattsukkulenter Chamaephyt. Zweijährig,
also nach der Blüte absterbend. 3–15 cm hoch.
Blätter dick, 4 mm lang und am Grunde 3 mm
breit, sechszeilig. Spaltöffnungen auf Oberseite
und Unterseite (amphistomatisch),
etwa 18 Spaltöffnungen pro mm². Blätter mit zentralem Wasserspeichergewebe. Austrocknungsfest:
Pflanze wächst im Herbar weiter, wenn sie nicht vorher z.B. abgebrüht
wird. Wirkungsvoller Verdunstungsschutz: Die Spaltöffungen sind bei
Wasserstress tagsüber geschlossen, nachts wird Kohlendioxid in Form von organischen
Säuren gespeichert (CAM-Pflanze: Crassulacean Acid Metabolism = Säurestoffwechsel
der Dickblattgewächse).
Giftigkeit: Alle Pflanzenteile sind durch Piperidin-Alkaloide und unerforschte Scharfstoffe
giftig. Die Wirkung ist örtlich reizend und narkotisierend. Pflanze (meist)
von pfefferartig scharfem Geschmack, der beim Trocknen verloren geht.
Namen: „Sedum“ ist der lat. Name der Hauswurz-Arten (Sempervivum); lat. „acer“
= scharf wegen des Geschmacks. Im Deutschen heißen die Sedum-Arten teils
Mauerpfeffer, teils Fetthenne, letzteres z.B. bei den breitblättrigen Arten, doch
wird die Zuordnung unterschiedlich gehandhabt.
Vorkommen: Sandtrockenrasen, sonnige Felsfluren, Mauern, alte Dächer und lückige
Pionierstandorte, auf warmen, trockenen, humus- und feinerdearmen, nährstoffarmen
Sand- und Steinböden. Ebene bis mittlere Gebirgslagen (im Jura noch bis
1000 m). Kennart der Klasse Sedo-Scleranthetea (= Sand- und Felsgrus-Trockenrasen).
Blüten: VI–VII. Unvollständig vormännliche „Nektar führende Scheibenblumen“. Die
Staubblätter biegen sich zum Verstäuben zur Mitte. Nektar leicht zugänglich.
Besucher: Insekten aller Art. Spontane Selbstbestäubung erfolgreich. – Die
Kronblätter decken sich in der Knospe seitlich.
Früchte: Je Blüte entwickeln sich 5, bei Nässe geöffnete Balgfrüchte (hygrochas).
Typischer Regenballist: Regentropfen schleudern die feilspanförmigen Samen
heraus, die dann als „Regenschwemmlinge“ weiter ausgebreitet werden. Dazu
Ameisenausbreitung. Fruchtreife: VII–VIII. Lichtkeimer.
Vegetative Vermehrung durch sich leicht bewurzelnde Stängelteile.
Verwendung: Zierpflanze, z.B. zur Dachbegrünung sehr geeignet und auch für Wildpflanzengärten
zu empfehlen. Ehemalige Heilpflanze; der Saft der Blätter wirkt
kühlend und schmerzstillend.
Weitere Arten:
Sedum sexangulare L. (= S. boloniense LOISELEUR DESLONGCHAMPS), Milder Mauerpfeffer:
Sehr ähnlich wie vorige Art und an ähnlichen Standorten. Blätter walzig,
am Grunde gespornt, bis 6 mm lang, von mildem Geschmack. Die sechszeilige
Blattstellung tritt hier deutlich hervor (Name!: lat. sexangularis = sechskantig).
Sedum album L., Weißer Mauerpfeffer, Weiße Fetthenne: Den vorigen Arten ähnlich
und auch an gleichen Standorten, jedoch im Norden selten. Blätter stielrund,
6–12 mm lang. Futterpflanze der Raupen des Apollofalters. Blüten weiß.
Sedum telephium L. (= S. maximum (L.) HOFFM., Hylotelephium telephium (L.) OHBA)
(Artengruppe), Purpur- oder Große Fetthenne: Schaftpflanze, bis 30 cm hoch, mit
fleischigen, flachen Blättern und Wurzelknollen. Steinschuttfluren, Magerrasen
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und trockene, grasige Böschungen, auf warmen, basenreichen, wenig humosen
Böden. Blüten in doldenartigen, zymösen Blütenständen. Wind- und Tierstreuer,
Regenschwemmling, Menschenausbreitung (Kulturrelikt). Alte Heil-, Zier- und
Salatpflanze. Wurzelknollen und junge Blätter essbar.
Sedum spurium M.BIEB., Kaukasus-Fetthenne: Ähnlich wie vorige Art, aber nur 5–
20 cm hoch. Stängel nieder liegend, wurzelnd, mit Rasen bildenden Rosetten, Blätter
gegenständig. Häufige Zierpflanze. Auf trockenen, warmen Stein- und Sandböden
nicht selten verwildert (Neophyt). Heimat: Kaukasus.
Sedum rupestre L. (= S. reflexum L.), Felsen-Fetthenne, Tripmadam: Chamaephyt
mit stielrunden Blättern, 10–20 cm hoch. Felsen, Mauerkronen und Sandtrockenrasen.
Einheimisch sowie alte Zier- und Gemüsepflanze: Die säuerlich schmeckenden
Blätter und Spitzen nicht blühender Triebe können für Salat und Gemüse
und zum Würzen verwendet werden. Wurde früher in wärmeren Gegenden
angebaut. Der Name „Tripmadam“ (= Dickmadam) spielt genauso wie „Fetthenne“
auf die dickfleischigen Blätter an.
Selaginella selaginoides
(L.) PALISOT DE BEAUVOIS (= S.
spinulosa A.BRAUN), Gezähnter
oder Dorniger Moosfarn
– Selaginellaceae (= Moosfarngewächse)
Krautiger Chamaephyt (Kriechstaude), aufrecht,
einem kleinen Bärlapp ähnlich. Blätter
klein (Mikrophylle), mit schuppenförmigem
Blatthäutchen (Ligula) zur schnellen Wasseraufnahme.
Systematik: Die Gattung Selaginella gehört mit etwa 700 Arten zu den formenreichsten
Gattungen der Welt. Es gehört nur diese eine Gattung zu der Familie.
Namen: „Selaginella“ = kleiner Bärlapp, selago war bei PLINIUS der Name für den
Sadebaum und dann bei LINNÉ für den Tannenbärlapp (als Lycopodium selago).
Der Name „selaginoides“ (= so ähnlich wie selago) erklärt sich dadurch, dass LINNÉ
die Art unter Lycopodium führte.
Vorkommen: Subalpine und alpine Magerrasen, Quellfluren, auf frischen bis feuchten,
basenreichen, meist kalkhaltigen Böden. Lichtpflanze. In den höheren Mittelgebirgen
selten, in den Alpen verbreitet bis 2400 m.
Vermehrung: Sporenähre sitzend. Sporangien einzeln, den Blättern aufsitzend.
Heterosporie: Mikrosporangien mit zahlreichen Mikrosporen; Megasporangien
mit jeweils nur 4, die Sporangienwand ausbeulenden Megasporen (Lupe!). Windausbreitung
der Sporen (Ballonflieger). Innerhalb der Sporenwand entwickeln sich
die stark reduzierten männlichen bzw. weiblichen Vorkeime (Prothallien). Schwärmer
(Spermatozoiden) zweigeißlig. Nach der Befruchtung entwickelt sich zunächst
noch innerhalb der Megasporenwand der Embryo.
Weitere Art:
Selaginella helvetica (L.) SPRING, Schweizer Moosfarn: Ähnlich wie vorige Art, aber
nieder liegend. Blätter paarweise ungleich (Anisophyllie); an jedem Knoten steht
jeweils auf der Unterseite ein relativ großes Bauchblatt (Ventralblatt) und auf der
Oberseite ein kleines Rückenblatt (Dorsalblatt). Sporenähren gestielt, endständig.
Lückige Kalkmagerrasen und erdige Böschungen, vor allem der Alpen.
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Selaginella helvetica; Sporophyllstand längs mit Heterosporie, Mi = Mikrosporangium,
Me = Megasprangium, Li = Ligula
Sempervivum tectorum LINNAEUS, Dach-Hauswurz
– Crassulaceae (= Dickblattgewächse)
Krautiger Chamaephyt mit sukkulenten Blättern. Polsterpflanze durch Bildung von
Rosetten an Ausläufern. Blätter mit zentralem Wasserspeichergewebe und Spaltöffnungen
auf Ober- und Unterseite (CAM-Pflanze, vgl. Sedum). Austrocknungsresistent.
Wie bei Aloe stirbt die Hauptrosette nach der Fruchtreife ab, und die
Pflanze lebt aufgrund der zuvor gebildeten Tochterrosetten weiter. – Auf der Oberfläche
der Blätter dieser und der folgenden Art wurden bei Sonne Temperaturen
von 50–60° C gemessen.
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Namen: „Sempervivum“ von lat. semper =
immer und vivus = lebend, wegen der immergrünen
Blätter, „tectorum“ = Genetiv
Plural von lat. tectum = Dach, wegen der
früher verbreiteten Anpflanzung auf Dächern
zum Schutz vor Blitzschlag (s.u.). Die
Pflanze war entsprechend dem Jupiter bzw.
dem Donnergott Donar als dessen germanischer
Entsprechung geweiht und trug
daher auch die Namen „Donarsbart“ oder
„Jupiterbart“, die sich in „Jovibarba“ (s.u.)
wieder finden (lat. Jovis barba = Bart des
Jupiters, wohl zugleich in der Bedeutung
‘so alt wie Jupiters Bart’.
Vorkommen: Meist angepflanzt auf Mauern und Dächern. In Süd-, West- und Südwestdeutschland
auch wild in Felsritzen, auf warmen, trockenen, meist kalkarmen
Böden. Steigt im Gebiet bis 2000 m Höhe, in den Zentralalpen noch höher. Gefährdet
durch Reinigung der alten Mauern. – Geschützt! (alle Arten der Gattung).
Blüten: VII–VIII. Unvollständig vormännliche „Nektar führende Scheibenblumen“.
Blütenstände vielstrahlig (übergipfelt). Nektar von Drüsenschuppen an den Fruchtknoten
abgeschieden. Besucher sind verschiedene Insekten. Auch Selbstbestäubung,
besonders durch die räumliche Nähe von Narben und Staubbeuteln
vor dem Abblühen.
Früchte: In jeder Blüte entstehen zahlreiche Balgfrüchte mit winzigen Samen. Windund
Tierstreuer. Ballonflieger.
Vegetative Vermehrung durch bis 10 cm lang gestielte Tochterrosetten, die sich
z.T. auch ablösen und wegen der ± kugeligen Form leicht bergab rollen: „Rollausbreitung“.
Verwendung: Alte Heilpflanze sowie Zierpflanze, für Dach- und Hausbegrünung
geeignet. Die Pflanze wurde früher viel auf Dächern und Mauern gepflanzt, weil
sie angeblich gegen Blitzschlag schützen sollte, weswegen z.B. Karl der Große in
seinem ‘Capitulare de Villis’ – einer Anleitung zur erfolgreichen Bewirtschaftung
seiner Güter – die Anpflanzung auf den Dächern aller Reichsgüter befahl. Bereits
die römischen Kaiser bekränzten sich mit den Rosetten, um ihr Haupt vor Blitzen
zu schützen. Im Mittelalter wurde die Pflanze meist nicht von der Großen Fetthenne
(Sedum telephium) getrennt.
Weitere Arten:
Sempervivum arachnoideum L., Spinnweb-Hauswurz: Blattrosette oben geschlossen,
kugelig und daher Rollausbreitung möglich und evtl. auch als „Schneeläufer“
verbreitet. Blätter lang spinnwebig behaart (= Strahlungsschutz). Die Spinnwebhaare
entstehen durch Verkleben von jeweils zwei Drüsenhaaren benachbarter
Blattspitzen und anschließendes starkes Wachstum der Blätter. Silikatfelsspalten
und Magerrasen der Alpen, vor allem der höheren Lagen der Zentral- und Südalpen.
Potentiell gefährdet.
Sempervivum globiferum L. (= Jovibarba globifera (L.) J.PARNELL), Sprossende oder
Fransen-Hauswurz, Jupiterbart: Im Gebiet in der Unterart globiferum (= Jovibarba
sobolifera (SIMS) OPIZ), einer osteuropäischen Sippe, bei uns an der Westgrenze
der Verbreitung. Im Unterschied zu obigen Arten ist nach dem Absterben der
Hauptrosette keine Verbindung mehr zu den Tochterrosetten vorhanden, so dass
hier die sonst in der heimischen Flora fehlende Lebensform einer mehrjährigen
(pluriennen), nur einmal blühenden (hapaxanthen) Pflanze vorliegt.