lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Subjektivität und Gehirn
Subjektivität und Gehirn



Pabst Science Publishers
EAN: 9783899674330 (ISBN: 3-89967-433-2)
302 Seiten, paperback, 13 x 21cm, März, 2007

EUR 25,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Lässt sich die Subjektivität des Menschen naturalisieren? Lässt der Mensch vollständig in der Sprache der Naturwissenschaften beschreiben? Diese philosophische Frage gewinnt angesichts des in der Öffentlichkeit diskutierten Neurodeterminismus wieder an Bedeutung. Differenzierte Antworten auf das klassische Problem der Philosophie des Geistes liefert der Band „Subjektivität und Gehirn“, herausgegeben von Thomas Fuchs, Kai Vogeley und Martin Heinze. Die interdisziplinären Aufsätze des Buches basieren primär auf Vorträgen des „Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)“. In ihrem Vorwort betonen die Herausgeber, dass sie gegenüber der Dominanz von „monistische[n] Auffassungen des Verhältnisses von Gehirn und Geist“ für einen „methodischen Dualismus“ (S. 9) plädieren. Mit anderen Worten, es geht angesichts der Naturalisierung des Geistes um die Rehabilitierung des subjektiven Erlebens, der Ersten-Person-Perspektive und auch der Perspektive der 2. Person.
Thomas Fuchs kritisiert beispielsweise in seinem Aufsatz „Verkörperte Subjektivität“ die von Hirnforschern wie Wolf Singer und Gerhard Roth vertretene Position einer vollständigen Naturalisierung der Subjektivität: „Das Subjekt ist nicht im Gehirn.“(S. 49) Er begründet dieses mit der phänomenologischen Erkenntnis: „Erst durch die intentionale Beziehung von Subjekt und Umwelt können Hirnzustände zu Trägern von Bedeutung werden.“ (S. 59) Auch die anderen Beiträge des Buches aus den Neurowissenschaften und der Psychopathologie wissen zu überzeugen.
Fazit: „Subjektivität und Gehirn“ aus dem Lengericher Verlag „Pabst Science Publishers“ beleuchtet zentrale anthropologische Aspekte der Philosophie, Psychologie und Neurobiologie, die wegen des „Angriffs auf traditionelle Menschenbild“ mancher Neurowissenschaftler nicht zu marginalisieren sind.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

Dazu untersucht der Tübinger Philosophieprofessor Manfred Frank in seinem Beitrag die Frage "Lässt sich Subjektivität naturalisieren?". Thomas Fuchs kritisiert in seinem Aufsatz "Verkörperte Subjektivität" die von Hirnforschern wie Wolf Singer und Gerhard Roth vertretene Position einer vollständigen Naturalisierung der Subjektivität: "Das Subjekt ist nicht im Gehirn."(S.49) Er begründet seine These mit folgender phänomenologischen Erkenntnis: "Erst durch die intentionale Beziehung von Subjekt und Umwelt können Hirnzustände zu Trägern von Bedeutung werden."(S. 59) Auch die anderen Beiträge des Buches aus den Neurowissenschaften und der Psychopathologie wissen zu überzeugen.
Fazit: Der 'Fortsetzungsband' des Willensfreiheitsbandes "Subjektivität und Gehirn" aus dem Lengericher Verlag "Pabst Science Publishers" beleuchtet zentrale anthropologische Aspekte der Philosophie, Psychologie und Neurobiologie, die wegen des "Angriffs auf traditionelle Menschenbild" von Neurowissenschaftlern nicht zu marginalisieren sind.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Nachdem das neuzeitliche Subjekt im Laufe der letzten 150 Jahre einige Kränkungen (z.B. durch Darwin, Freud oder die so genannte Postmoderne) erfahren hat, scheint ihm die jüngste neurowissenschaftliche Forschung den Todesstoß zu versetzen. Will man aber das Projekt einer aufgeklärten Gesellschaft nicht aufgeben, in der Menschen als freie und bewusste Subjekte handeln, muss Subjektivität restituiert und reformuliert werden.
In diesem Band stellen renommierte Philosophen und Psychiater unterschiedliche Konzeptionen von Subjektivität vor, die nicht nur die Herausforderungen der Neurowissenschaften am Beginn des 21. Jahrhunderts annehmen, sondern auch zwischen den oftmals verhärteten Fronten produktiv vermitteln. Der Band ist aus der Jahreskonferenz 2006 der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) im Berliner ICC hervorgegangen und schließt an den Vorjahresband „Willensfreiheit – eine Illusion“ an.
Inhaltsverzeichnis
Philosophie

Klaus Brücher:
Eine sehr kurze Geschichte der Subjektivität

Manfred Frank:
Lässt sich Subjektivität naturalisieren?

Thomas Fuchs:
Verkörperte Subjektivität

Hinderk M. Emrich:
Philosophie der Berührung: Spontaneität als Konstituens von Subjektivität

Hans-Peter Krüger:
Die Entdeckung und das Missverständnis der neurobiologischen Hirnforschung


Neurowissenschaften

Kai Vogeley:
Neurale Grundlagen der sozialen Kognition

Dirk Leube und Tilo Kircher:
Phänomenologie und Neurobiologie des gestörten Ich-Erlebens

Friedel M. Reischies:
Selbst im Gehirn? Neurowissenschaftliche Modelle des sensomotorischen Bewusstseins

Günter Schiepek:
Die neuronale Selbstorganisation des Selbst. Ein Beitrag zum Verhältnis von neuronalen und mentalen Prozessen aus Sicht der Synergetik

Stephan Schleim und Henrik Walter:
Gedankenlesen – eine Herausforderung für die Neuroethik?

Andreas Heinz und Anne Beck:
Sucht als Störung der Selbstkontrolle


Psychopathologie

Paul Hoff:
Über die zukünftige Rolle der Psychopathologie: Grundlagen- oder Hilfswissenschaft?

Wolfgang Gaebel und Jürgen Zielasek:
Die Subjektivität in der modularen Psychiatrie

Christoph Mundt:
Das Selbst als soziales Organ

Christian Kupke:
Subjekt und Individuum in philosophischer und psychiatrischer Perspektive

Martin Heinze:
Aspekte von Subjektivität: Sichverhaltenkönnen, Anerkennung und Assoziativität

Uwe Gonther und Jann E. Schlimme:
Die Begründung der Subjektivität im Gegebenen – Göttlicher Wahnsinn und Psychose bei Hölderlin