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Selbstzwang und Selbstverwirklichung
Bausteine zu einer historischen Anthropologie der abendländischen Menschen
Bernhard Rathmayr
Reihe: Konglomerationen
Transcript
EAN: 9783837616989 (ISBN: 3-8376-1698-3)
376 Seiten, paperback, 15 x 23cm, 2011
EUR 32,80 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Dieses Buch macht die gegenwärtige psycho-soziale Verfassung europäischer Menschen aus den historischen Traditionen ihrer kulturellen Identität verständlich, indem es entscheidende Lebensbereiche auf ihren Beitrag zur Sozio- und Psychogenese hin analysiert: Körper, Essen, Liebe/Sexualität, Kindheit, Gewalt, Wissen, Konsum, Medien und Mobilität. In kritischer Weiterführung grundlegender Theorien, etwa von Norbert Elias, Michel Foucault und Dietmar Kamper, ergibt sich eine neue Epocheneinteilung der Genese abendländischer Identität – vom »gesellschaftlichen Zwang zum Selbstzwang« über die »Intervention der Disziplinargesellschaft« bis zum gegenwärtigen »gesellschaftlichen Zwang zur Selbstverwirklichung«.
Rezension
Anthropologie fragt nicht nur nach dem Wesen des Menschen an sich, nach seiner Natur, sondern - als Historische Anthropologie - auch nach der Wandlungsfähigkeit des Menschen in den verscheidenen Zeiten, nach seiner jeweiligen Kultur: Wie wandeln sich Menschenbilder? Durch welche sozialen Praktiken organisieren Menschen ihr Zusammenleben? Und hat die menschliche Natur eine Geschichte? Mithin bestreitet die Historische Anthropologie eine etwaige Arbeitsteilung, wonach die Natur der Forschungsgegenstand der Anthropologen und die Kultur der der Historiker sei. Eine historisch orientierte Menschenkunde schreibt die conditio humana nicht fest, sondern versteht sie als offenen Prozess aus der traditio humana, der Geschichte des Menschlichen heraus. Diese traditio muss nach vorne offen gedacht werden. Historische Anthropologen beschäftigen sich hauptsächlich mit drei Themen: dem Wandel von Menschenbildern, der Geschichtlichkeit der menschlichen Natur und den sozialen Praktiken und symbolischen Formen, die das Zusammenleben organisieren.
Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
Historische Anthropologie, Körper, Sexualität, Medien, Gewalt
Adressaten:
Anthropologie, Kulturgeschichte, Historische Soziologie, Psychologie
Bernhard Rathmayr (em. a.o. Univ.-Prof., Dr. phil.) lehrt Anthropologie und Erziehungswissenschaft an den Universitäten Innsbruck und Bozen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Historische Anthropologie, Zivilisationsgeschichte, Geschichte der Körper, Liebe/Sexualität, Gewalt, Konsum, Medien und Kindheit.
WWW: Uni Innsbruck
zur Reihe:
Editorial
Der geologische Terminus »Konglomerat« bezeichnet ein Steingemenge aus Geschiebestücken, die sich durch ein Bindemittel verfestigen. Die beiden lateinischen Wörtchen »con« und »glomerare« weisen auf das bunt Zusammengewürfelte, den Knäuel, Klumpen, Kugelball, Globus.
Die Reihe Konglomerationen verwendet diesen geologischen Tatbestand als Gleichnis für das Verhältnis und das Verhalten der Subjekte in Gesellschaften der ausgehenden Moderne. Der Vergleich zielt auf das, was zwischen dem Geschiebe und dem Globus geschieht, auf die Prozesse der Verfestigung, der Konglomeration in den Alltagen der Menschen.
Die Reihe will – einerseits – die Sedimente, Geschiebestücke, die neben gewohnten Gebirgen liegen, kulturlesend sammeln, auslesen und in den Fluss der sozialen Ballungen zurückgeben und – andererseits – den Mechanismen und Resultaten der Versteinerung dieser heterogenen Alltagspartikel in der Zeit und in der Lebenszeit nachgehen. Herausgeber/-innen, Schreiber/-innen und Leser/-innen können so ein Kolleg auf Zeit bilden, das Vergangenes in der Subjektbildung der Gegenwart auf zukünftige Konstellationen hin liest. So soll am Scheideweg der Gegenwart das labile Verhältnis von Absicherung und Entsicherung für künftige Alltagswelten geklärt werden und prinzipiell offen bleiben.
Die Reihe wird herausgegeben von Helga Peskoller, Bernhard Rathmayr und Maria A. Wolf.
Wissenschaftlicher Beirat: Birgit Althans, Anna Bergmann, Michaela Ralser, Edith Seifert, Hanne Seitz und Gabriele Sorgo.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7
I Symptome des Wandels 19
1 Essen 22
2 Ausscheidungen 43
3 Nacktheit und Schlafen 45
4 Liebe und Sexualität 50
5 Kinder 76
6 Gewalt 106
II Gesellschaftlicher Zwang zum Selbstzwang 127
1 Zivilisation 127
2 Das Menschengeflecht 130
3 Die Verhöflichung der Krieger 135
4 Scham und Peinlichkeit 138
5 Heliozentrik 147
6 Kritik 15O
III Die Intervention der Disziplinargesellschaft 173
1 Die Mikrophysik der Körper 173
2 Wahnsinn und Vernunft 184
3 Das Verstummen der Dinge 187
4 Das Verschwinden des Menschen 201
IV Gesellschaftlicher Zwang zur Selbstverwirklichung 209
1 Das Glück der Waren 210
2 Die Entfernung der Ferne 212
3 Das Automobil 238
4 Der Mythos der Bilder 265
V Gegenwartsgeschichte 275
1 Jenseits des Menschen 282
2 Die Wiederbelebung der Furcht 298
3 Epochen des Wandels 308
4 Abschied vom vollkommenen Menschen 311
Anmerkungen 319
Einleitung 319
Symptome des Wandels 320
Gesellschaftlicher Zwang zum Selbstzwang 332
Die Intervention der Disziplinargesellschaft 340
Gesellschaftlicher Zwang zur Selbstverwirklichung 346
Gegenwartsgeschichte 357
Literatur 363
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