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Selbstoptimierung und Enhancement Ein ethischer Grundriss
Selbstoptimierung und Enhancement
Ein ethischer Grundriss




Dagmar Fenner

UTB
EAN: 9783825251277 (ISBN: 3-8252-5127-6)
420 Seiten, kartoniert, 15 x 22cm, Juni, 2019, Narr Francke Attempto Verlag Tübingen

EUR 24,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Selbstoptimierung ist der in der Gegenwart derzeit am meisten diskutierte gesellschaftliche Trend.

Diese ethische Einführung konzentriert sich auf die Selbstoptimierung im engen Sinn oder das „Enhancement“, d.h. auf technikbasierte, vorwiegend biomedizinische Methoden zur menschlichen Selbstverbesserung im Unterschied zu traditionellen Methoden.

Sie erläutert zunächst die grundlegenden, aber in der Debatte meist nicht genauer beachteten Konzepte „Glück“, „Gerechtigkeit“, „Freiheit“ und „Natur“.

Im Anschluss gibt sie einen Überblick über die unterschiedlichen Formen des Enhancements, arbeitet in einer klaren Sprache die verschiedenen Problemebenen heraus und systematisiert und prüft die wichtigsten Positionen und Argumente zur Selbstoptimierung.

Ziel ist es, durch eine kritische Prüfung der Argumente für und gegen einzelne Optimierungsmaßnahmen zur Versachlichung und Rationalisierung der öffentlichen Diskussion beizutragen.
Rezension
Darf man bei Prüfungsstress Beruhigungsmittel nehmen? Sollte man verpflichtet werden, in unserer Leistungsgesellschaft sein Gehirn zur Konzentrationssteigerung zu dopen? Ist Gehirndoping das glei-che wie Doping im Sport oder klassisches Lernen? Sind Schönheitsoperationen moralisch vertretbar? Kann moralisches Urteilen und Handeln durch Einnahme von Pillen verbessert werden? Darf man Kindern mit ADHS zur Beruhigung Ritalin geben? Sollten „Designer-Babys“ erlaubt sein? Alle diese Fragen beziehen sich auf das in unserer Selbstoptimierungsgesellschaft verbreitete Phänomen des Enhancement. Darunter wird die Steigerung kognitiver oder körperlicher Leistungen durch entspre-chende Maßnahmen ohne medizinische Notwendigkeit verstanden. Gemeinhin unterscheidet man zwischen körperlichem Enhancement, Neuroenhancement und genetischem Enhancement. Der aus-differenzierte Enhancement-Diskurs wird mittlerweile in den Medien breit rezipiert. Zur eigenen reflektierten Urteilsbildung in der Debatte bedarf es einer ethischen Kartographie dieses komplexen Problemfelds der Moral.
Diese gelingt Dagmar Fenner (*1971) hervorragend in ihrem neuen Buch „Selbstoptimierung und Enhancement. Ein ethischer Grundriss“, erschienen als UTB-Band des Tübinger Narr Francke Attempto Verlag. Die Titularprofessorin für Philosophie an der Universität Basel unterscheidet in ihrer Dar-stellung verschiedene Problemebenen, liefert eine sinnvolle Typologie der einzelnen Vertreter in der Debatte (Biokonservative, Bioliberale, Transhumanisten), identifiziert präzise ihre Pro- und Contra-Argumente, analysiert diese gekonnt und überprüft differenziert ihre Tragfähigkeit unter Bezugnahme auf „normative Bezugsgrößen“ wie das gute Leben, Willens- und Handlungsfreiheit, Gerechtig-keitsformen sowie die Kategorien Würde, Natürlichkeit und Authentizität. Für die Philosophin kann nach ihrer argumentativen Prüfung nur ein „reflektierter aufgeklärter Bioliberalismus“ oder ein „diskursiver kriteriologischer Biokonservatismus“ (S. 325f.) überzeugen.
Fenners umfassender philosophischer Horizont bei der Analyse von Enhancement-Varianten zeigt sich auch an ihrer Berücksichtigung des globalen Gerechtigkeitsproblems. So fragt sie am Ende ihres Bu-ches zu Recht, „ob nicht im Zeichen einer globalen Gerechtigkeit die Entwicklungshilfe zur Bereitstellung elementarer Grundgüter für alle Menschen auf der Welt Vorrang haben sollte vor der Förderung neuer Enhancement-Technologien in Wohlfahrtsstaaten“ (S. 329). Fenner, bekannt u.a. durch ihre lesenswerten Überblickswerke „Ethik. Wie soll ich handeln?“(2008), „Einführung in die Angewandte Ethik“(2010), und „Religionsethik. Ein Grundriss“(2016), leistet mit ihrem neuen Buch einen wichtigen Beitrag zur Versachlichung der Enhancement-Debatte, im besten Sinne zur „ethisch-moralischen Urteilsbildung in praktischer Absicht“ - dem Hauptziel des Ethikunterrichts in Baden-Württemberg nach dem Bildungsplan 2016.
Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik, Religionslehre oder Biologie, die in einzelnen Unterrichts-stunden oder in einem fächerübergreifenden Projekt sich mit dieser aktuellen bioethischen Thematik problemorientiert auseinandersetzen möchten, können sich mittels des Bandes grundlegendes Orientierungswissen sehr gut aneignen. Die Debatte um das „Hirndoping“ ist ebenso Gegenstand der Lehrerausbildung. Seit Jahren findet dazu beispielsweise am Studienseminar Tübingen ein fächerübergreifender Bioethiknachmittag für Referendarinnen und Referendare der Fächer Philosophie, Ethik, evangelische Religion, katholische Religion und Biologie statt (http://seminar-tuebingen.de/,Lde_DE/Startseite/Projekte/BioEthik?QUERYSTRING=Neuroenhancement).
Fazit: Wer sich fachwissenschaftlich fundiert, umfassend und zugleich didaktisch fokussiert über zentrale Positionen und Argumentationen der interdisziplinären Enhancement-Debatte informieren möchte, dem sei Dagmar Fenners Buch „Selbstoptimierung und Enhancement. Ein ethischer Grundriss“ unbedingt zur Anschaffung empfohlen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Selbstoptimierung und Enhancement
Ein ethischer Grundriss
von Fenner, Dagmar Fach: Philosophie;

Selbstoptimierung ist der in der Gegenwart derzeit am meisten diskutierte gesellschaftliche Trend.
Diese ethische Einführung konzentriert sich auf die Selbstoptimierung im engen Sinn oder das „Enhancement“, d.h. auf technikbasierte, vorwiegend biomedizinische Methoden zur menschlichen Selbstverbesserung im Unterschied zu traditionellen Methoden.
Sie erläutert zunächst die grundlegenden, aber in der Debatte meist nicht genauer beachteten Konzepte „Glück“, „Gerechtigkeit“, „Freiheit“ und „Natur“.
Im Anschluss gibt sie einen Überblick über die unterschiedlichen Formen des Enhancements, arbeitet in einer klaren Sprache die verschiedenen Problemebenen heraus und systematisiert und prüft die wichtigsten Positionen und Argumente zur Selbstoptimierung.
Ziel ist es, durch eine kritische Prüfung der Argumente für und gegen einzelne Optimierungsmaßnahmen zur Versachlichung und Rationalisierung der öffentlichen Diskussion beizutragen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung: Begriffsklärungen, Positionen und kultureller Kontext 9
1.1 Analyse der Begriffe „Selbstoptimierung“, „Selbst“ und „Enhancement“ 11
1.2 Kulturelle Voraussetzungen und Ambivalenz des Selbstoptimierungstrends 20
1.3 Wunscherfüllende Medizin und die Abgrenzung von Therapie und Enhancement 31
1.4 Wichtige Unterscheidungen und Positionen von Biokonservativen bis Transhumanisten 42
2 Normative Bezugsgrößen 59
2.1 Glück oder gutes Leben als individualethischer Maßstab 62
2.2 Gerechtigkeit als sozialethischer Maßstab 77
2.3 Freiheit und Würde 86
2.4 Normalität und Natur 104
3 Körperliches Enhancement 119
3.1 Schönheitsoperationen 120
3.2 Unsterblichkeit und Lebensverlängerung 148
3.3 Digitale Selbstvermessung und Quantified Self 154
3.4 Doping im Sport 159
4 Neuro-Enhancement 167
4.1 Emotionales Enhancement 173
4.2 Kognitives Enhancement 212
4.3 Moralisches Neuroenhancement 231
4.4 Kritik am Neuroenhancement insgesamt 242
5 Genetisches Enhancement 289
6 Schluss 319
Bibliographie 331
Sachregister 349
Personenregister 355