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Scheidewege 2018/2019 Jahresschrift für skeptisches Denken
Scheidewege 2018/2019
Jahresschrift für skeptisches Denken




Max Himmelheber-Stiftung (Hrsg.)

Hirzel
EAN: 9783777627397 (ISBN: 3-7776-2739-9)
409 Seiten, kartoniert, 17 x 24cm, September, 2018

EUR 38,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Scheidewege



Überkommenes wird in unserem Denken im gleichen Maße fragwürdig wie Fortschrittsgläubigkeit: Das Gestern ist nicht zu wiederholen, aber das Morgen kann auch nicht einfach eine verbesserte Form des Heute sein. In die Tradition zu retirieren ist so aussichtslos wie die Hoffnung, dass dem Fortschritt, so wie er derzeit betrieben wird, ein zweckmäßiger Mechanismus der Selbstregulation innewohne, der endlich alles zum Guten wenden werde.



In dieser Situation gibt es niemanden, der für sich in Anspruch nehmen dürfte, Gebrauchsanweisungen geben zu können; die gleichwohl im Umlauf befindlichen, die das Heil in der Programmierung und Planung suchen, müssen skeptisch geprüft und ihre Fehler müssen benannt werden. Skeptisches Denken ist auf jene gerichtet, die glauben, den Code des Lebens und des Zusammenlebens entschlüsselt zu haben und daraus schnellfertig die Verfahren ihres Handelns ableiten zu können. Skeptisches Denken erbringt Einwände und Einsichten, die nicht immer Weg und Ziel, aber doch eine Richtung anzeigen.



Die Prüfung kann überall ansetzen: Dort, wo das Denken als Philosophie betrieben wird, und dort, wo es, formuliert oder nicht, einem Handeln zugrunde liegt - in der Naturwissenschaft und der Technik, in der Anthropologie und in der Pädagogik, in Politik und Soziologie -, kein Bereich, in dem nicht ältere oder brandneue Gebrauchsanweisungen gültig wären, die der Prüfung bedürfen.



Diese Aufgabe haben sich die „Scheidewege“ gestellt. Die Vielfalt der möglichen Themen, in denen kein Bereich des menschlichen Lebens ausgespart sein kann, hat ebensolche Vielfalt der Form zufolge: sie reicht vom Essay bis zur Polemik, von der Beschreibung bis zur Mahnung, von der Rezension bis zum Bekenntnis - das heißt: von der Meditation bis zum Kampf.
Rezension
Seit 1971 erscheint jedes Jahr eine Ausgabe der „Scheidewege“, der „Jahresschrift für skeptisches Denken“. Wie der Namen des wissenschaftlichen Organs des S. Hirzel Verlags anzeigt, zielen seine Beiträge darauf ab, Zweifel an aktuellen gesellschaftlichen, politischen, pädagogischen und philosophischen Trends anzumelden und diese Entwicklungen einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Einfache, primär technologische, Gebrauchsanweisungen zur Lösung von zentralen gesellschaftlichen Problemen der Spätmoderne werden in den „Scheidewegen“ aufgedeckt und argumentativ zurückgewiesen. Gegenüber unkritischer Fortschrittsgläubigkeit einerseits und dem Traum von „Retrotopien“(Bauman) anderseits zeichnet sich skeptisches Denken aus durch sein Festhalten an dem Projekt Aufklärung und durch den Versuch in einer zunehmend unübersichtlichen Zeit Denkrichtungen zur lebensweltlichen Orientierung zu geben. Dazu enthält das transdisziplinär angelegte Periodikum, herausgegeben von der Reutlinger Max Himmelheber-Stiftung in Verbindung mit dem Erziehungswissenschaftler Walter Sauer, fundierte Beiträge von wissenschaftlich oder publizistisch ausgewiesenen Expertinnen und Experten überwiegend aus den Disziplinen Philosophie, Politik, Soziologie, Pädagogik, Psychologie, Naturwissenschaften und Technik. Im Jahrbuch, das immer auch mit künstlerischen Abbildungen oder Fotographien versehen ist, findet man unterschiedliche Textsorten vertreten, u. a. wissenschaftliche Aufsätze, Essays, Polemiken und Rezensionen.
Auch die aktuelle 48. Ausgabe der „Scheidewege“ für den „Jahrgang 2018/19“ wird wieder ihrem eigenen Anspruch vollauf gerecht. Unterschiedliche Themen philosophischer Teildisziplinen wie Naturethik, Tierethik, Technikethik, Wissenschaftsphilosophie werden kritisch beleuchtet, des Weiteren Fragen der internationalen Politik erörtert und Probleme der digitalen Revolution identifiziert. Dabei rekurrieren die Autorinnen und Autoren in ihren gut verständlich geschriebenen Aufsätzen oftmals auf Theoriestücke philosophischer Klassiker, beispielsweise auf Aristoteles` Freundschaftstypologie im Rahmen von sozialen Netzwerken, die Geschichtsphilosophie von Karl Marx angesichts seines 200. Geburtstags, Friedrich Nietzsches Bildungsphilosophie zur Kritik der Dummheit oder Albert Camus` Revolte-Schrift zur Politisierung. Außerdem werden in der „Jahresschrift für skeptisches Denken“ die „Me too“-Debatte, das Thema „Flucht und Vertreibung“ anhand von Holzschnitten und Objekten des Künstlers Gert Koch, das industrialisierte Töten im Ersten Weltkrieg anhand von verstörenden Frontfotografien sowie die Nostalgie-Diskussion aufgegriffen. Für Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik, Politik und Pädagogik enthält das Jahrbuch genügend Themen, die es verdienen mit Schülerinnen und Schülern in einem problemorientierten Unterricht diskutiert zu werden.
Fazit: Wer sich im „Zeitalter der Beschleunigung“(Rosa) mit aktuellen, kontroversen gesellschaftlichen Entwicklungen kritisch auseinandersetzen und dabei guter Argumente bedienen möchte, dem sei die Ausgabe der „Scheidewege“ für das Jahr 2018/19 zur Lektüre empfohlen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Hier melden sich Autorinnen und Autoren zu Wort, für die Überkommenes ebenso fragwürdig ist wie maßlose Fortschrittsgläubigkeit. Die hochwertigen Bände, herausgegeben von der Max Himmelheber - Stiftung, stehen für eine Kultur des hoffnungsvollen Zweifelns quer gegen alle Konventionen. SCHEIDEWEGE erscheint einmal im Jahr.

Pressestimmen:

Die Lektüre ist in jedem Fall gewinnbringend und nachhaltig. (pro ZUKUNFT)
Inhaltsverzeichnis
Inhalt

Klaus Michael Meyer-Abich Eine persönliche Konfession 5
Ernst Ulrich von Weizsäcker Eine neue Aufklärung für die Volle Welt 8
Ernst Peter Fischer Die Gesetze der Größe 18
Eduard Kaeser Im Schatten der Innovation 28
Nora S. Stampfl Mensch und Maschine 40
Johano Strasser Arbeitszeit, Freizeit, Lebenszeit 55
Gerhard Fitzthum Freie Fahrt den Barbaren 69
Ziad Mahayni Aristoteles auf Facebook oder: Was ist Freundschaft? 92
Klaus Zierer Damit wir uns nicht zu Tode amüsieren 112
Michael Holzwarth Vom Automobil zum Smartphone, von McDonald’s zu Facebook 117
Gerhard Fitzthum Ohne Orientierung 135
Hans-Martin Schönherr-Mann Die apokalyptische Wiederkehr der Geschichtsphilosophie 159
Peter Cornelius Mayer-Tasch Von der Symbolnot unserer Zeit 182
Ulrich Hägele Frontfotografie 194
Burkhard Liebsch „Ich empöre mich, also sind wir“? 212
Friedrich Pohlmann Stolz und Zorn 228
Heinz Theisen Wege zu einer multipolaren Weltordnung 247
Ilse Onnasch Das Fremde und das Eigene 258
Josef H. Reichholf Neue Natur 273
Gert Koch / Otto P. Burkhardt Überfahrten 287
Roald Hoffmann Das Gleiche und das Nichtgleiche 305
Ernst Peter Fischer Die Gefahr, sich lächerlich zu machen 315
Henrik Holm Die Macht der Dummheit oder: Nietzsche und wir? 327
Harald Seubert #Me too 341
Rainer Hagen Und wo bleibt der Ernst? 349
Sigbert Gebert Moral allein genügt nicht – Zur Lage und Strategie des Vegetarismus 355
Günther Bittner Lob der Nostalgie 370
Mins Minssen Das Leben der Unseren, damals 393
Rainer Hagen Zum Streit zwischen Fantasie und Wirklichkeit 398
Biographische Angaben 402