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Rudolf Breitscheid 1874-1944 Kampf um Wahrheit und Macht
Rudolf Breitscheid 1874-1944
Kampf um Wahrheit und Macht




Peter Pistorius

Schüren Presseverlag
EAN: 9783741002908 (ISBN: 3-7410-0290-9)
232 Seiten, hardcover, 16 x 23cm, Juli, 2024

EUR 28,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Rudolf Breitscheid 1874 – 1944

Kampf um Wahrheit und Macht

Von Freunden bewundert, von Gegnern gefürchtet, gehörten die Reichstagsreden des Sozialdemokraten Rudolf Breitscheid (1874-1944) zu den Höhepunkten der politischen Auseinandersetzung im Parlament der Weimarer Republik. Sein konsequentes Eintreten für die Verfassung und gegen den Alles-oder-nichts-Radikalismus von rechts und links sicherten ihm Zustimmung und Achtung auch bei den Nachbarn. Aussöhnung mit Frankreich und Bewunderung für England waren die Fixpunkte seiner außenpolitischen Orientierung, die in Deutschlands Aufnahme in den Völkerbund einmündete.

Der promovierte Nationalökonom und brillante Journalist verstand es, seine politischen Vorstellungen kenntnisreich und scharfzüngig zu untermauern. Als überzeugter Republikaner glaubte er an die Unerschütterlichkeit des demokratischen Parlamentarismus. Doch unterschätzte er die von dem Nationalsozialismus ausgehende Gefahr, bis es zu spät war. Sein Versuch, im französischen Exil eine Volksfront aufzubauen, scheiterte. Von der Regierung in Vichy verhaftet, wurde er nach Deutschland ausgeliefert. Seine letzten Jahre in Gestapo-Gefängnissen und Konzentrationslagern endeten in Buchenwald am 24. August 1944.

Der Historiker und Journalist Dr. Peter Pistorius (geb. 1939) hat eine Breitscheid-Biografie vorgelegt, die gegenwartsnahe und nachdenklich stimmende Einblicke in das ebenso glanzvolle wie tragische Leben des großen Parlamentariers eröffnen.
Rezension
Ferdinand Lasalle, August Bebel, Eduard Bernstein, Karl Kautsky, Friedrich Ebert, Otto Wels, Gustav Radbruch, Leonard Nelson, Elisabeth Selbert, Carlo Schmid, Walter Dirks, Willy Brandt, und Erhard Eppler. Sie alle zählen zu den „Vordenkerinnen und Vordenkern der Sozialen Demokratie“, so der Titel des von Christian Krell 2015 herausgegebenen Bandes. Einer fehlt unter diesen 49 Porträts auf jeden Fall, nämlich Rudolf Breitscheid (1874-1944). In Berlin ist der Breitscheidplatz nach ihm benannt, auf den Gedenktafeln zur Erinnerung an die von Nationalsozialisten ermordeten Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik vor dem Berliner Reichstag wird an ihn erinnert und in zahlreichen Städten existieren Breitscheid-Straßen.
Der in Marburg promovierte Nationalökonom, seit 1912 Sozialdemokrat, dann aufgrund seines Pazifismus USPD-Mitglied, von 1918 bis 1919 preußischer Innenminister, gehörte von 1920 bis 1933 dem Reichstag an, ab 1922 wieder als Sozialdemokrat und dann als Vorsitzender der SPD-Reichstagsfraktion. In seinen zahlreichen Veröffentlichungen, insbesondere in Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln, u.a. in den Organen „Das freie Volk. Demokratisches Wochenblatt“ und „Der Sozialist (Sozialistische Auslandpolitik)“, deren Herausgeber er war, sowie in seinen Reichstagsreden trat Breitscheid für die sozialdemokratischen Werte ein: Demokratie, Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Verantwortung. Der Politiker bemühte sich in einer Zeit permanenter nationalistischer Angriffe um die deutsch-französische Aussöhnung und gehörte der deutschen Völkerbunddelegation an. Mit seiner Frau emigrierte er nach der nationalsozialistischen Machtübernahme nach Paris, um dort eine Volksfrontbewegung gegen Hitler aufzubauen. Nach der Einnahme von Paris durch die Nazis musste das Ehepaar nach Marseille zu fliehen; vom Vichy-Regime wurde es verhaftet, der Gestapo überstellt, ins KZ Sachsenhausen und dann ins KZ Buchenwald eingeliefert. Dort verstarb Breitscheid unter bisher nicht geklärten Umständen.
Bisher fehlte eine der Öffentlichkeit zugängliche Biographie dieses Sozialdemokraten. Umso verdienstvoller ist, dass die 1968 an der Universität Köln angenommene und bisher unveröffentlichte Dissertation zu dem Politiker von Peter Pistorius (*1939) in einem Relaunch unter Berücksichtigung aktueller Literatur 2024 im Schüren Verlag unter dem Titel „Rudolf Breitscheid 1874-1944. Kampf um Wahrheit und Macht“ publiziert wurde. In dem Buch liefert der ehemalige Redakteur beim HR, Hörfunkredakteur beim SFB und ARD-Korrespondent eine hervorragende Darstellung des Lebens und Wirkens des Journalisten und Politikers Breitscheid. Pistorius stützt sich insbesondere auf die zahlreichen Publikationen des Sozialdemokraten. In seinem Buch finden sich auch Auszüge aus Briefen von dessen Frau Tony Breitscheid an Pistorius sowie als Einleitung ein Gespräch über Rudolf Breitscheid zwischen ihm, Martin Schulz und Sabine Hering. Pistorius` Monographie zeichnet sich durch angemessene historische Kontextualisierung und gute Verständlichkeit aus. Lehrkräfte der Fächer Geschichte und Politik werden durch die vorliegende Publikation motiviert, sich in ihrem Fachunterricht mit dem Leben und Werk des Sozialdemokraten problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Peter Pistorius würdigt mit seiner überaus lesenswerten und ästhetisch ansprechend gedruckten Biographie „Rudolf Breitscheid 1874-1944“ einen wichtigen Vordenker einer sozialen Demokratie und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum kulturellen Gedächtnis der deutschen Demokratie. Zugleich demonstriert der Journalist mit seinem Buch eindrücklich die Aktualität sozialdemokratischer Werte - in einer Zeit der Zunahme antidemokratischer, nationalistischer und rechtsextremistischer Strömungen weltweit.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Rudolf Breitscheid 1874 – 1944
Kampf um Wahrheit und Macht
Fast jede deutsche Stadt hat eine Rudolf Breitscheid Straße. Der Breitscheid Platz in Berlin hat traurige Berühmtheit erlangt. Es gibt zahlreiche Gedenktafeln und Briefmarken und sogar Schulen und Gebäude, die an ihn erinnern. Aber über das Leben von Rudolf Breitscheid selber, dessen 150. Geburtstag und 80. Todestag wir in diesem Jahr gedenken, wissen die meisten wenig.
Peter Pistorius hat jetzt eine Breitscheid-Biografie vorgelegt, die bewegende und nachdenklich stimmende Einblicke in das ebenso glanzvolle, wie tragische Leben des großen Politikers und Journalisten eröffnet. Von seinen Freunden bewundert, von Feinden gefürchtet, war Rudolf Breitscheid (1874-1944‬) einer der besten Redner im Reichstag der Weimarer Republik. Als Fraktionsvorsitzender der sozialdemokratischen Partei überzeugte er mit seiner Expertise vor allem im Bereich der Außenpolitik sowie durch seine kritische Haltung gegenüber konservativen und rechtsradikalen Positionen.‬ Der promovierte Nationalökonom und brillante Journalist verstand es, seine politischen Vorstellungen kenntnisreich und scharfzüngig zu untermauern.
Als überzeugter Republikaner glaubte er an die Stabilität des demokratischen Parlamentarismus und unterschätzte die von dem Nationalsozialismus ausgehende Gefahr, bis es zu spät war. Sein Versuch, im französischen Exil eine Volksfront linker Gruppierungen aufzubauen, scheiterte. Er selbst wurde in Vichy verhaftet und nach Deutschland ausgeliefert. Seine letzten Jahre in Konzentrationslagern endeten in Buchenwald am 24. August 1944.
TESTIMONIALS
„Mit dem Buch von Pistorius liegt die einzige umfassende Darstellung des Lebens und Wirkens von Rudolf Breitscheid vor. Es füllt damit eine große Lücke und entreißt sein Leben einer einseitigen und verfälschenden Interpretation.“
Martin Gorholt
„Breitscheid, das wird bei Pistorius deutlich, war eine in vielerlei Hinsicht ungewöhnliche Erscheinung.“
Leo Schwarz, junge welt, 09.09.2024
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9
Statt einer Einleitung – Erinnern an Rudolf Breitscheid
Martin Schulz im Gespräch mit Sabine Hering und Peter Pistorius 13
Rudolf Breitscheid – Herkunft und erste Jahre (1874–1903) 17
Der Demokrat (1903–1912) 21
Beginn einer politischen Lau ahn 21
Weltpolitik 22
Vom Wirtschaftsliberalismus zum Wohlfahrtsliberalismus 26
Parteiarbeit und Lobby 31
Demokratie und Außenpolitik 33
Reichstagswahl 1907 36
Der Bülow-Block und der Liberalismus 37
«Der Liberalismus wird demokratisch sein
oder er wird nicht sein» 40
«Über diese Kluft führt keine Brücke mehr» 42
Demokratisch-liberales Bewegungstraining 45
Parlamentarismus und Verfassungsdebatten 47
Der Parteiführer 51
Das Gewissen des Liberalismus 52
Friede und Freihandel 56
Ende eines Experiments 60
Im Überblick: Der Demokrat 63
Der Sozialist (1912–1922) 67
Anfänge in der sozialdemokratischen Partei 67
Stadtverordneter und Redakteur 71
Kriegspolitik 73
Innere Fronten der deutschen Arbeiterbewegung 77
Evolutionäre Revolution? 81
Der preußische Volksbeauftragte 85
Revolution und Verfassung 87
«Gehrock, hoher Stehkragen, edle Gesten!» 91
Der Kampf um die Macht 93
Exkurs: Die Diktatur des Proletariats 99
Abschied von den «Räten» 102
Revisionismus und Parteispaltung 105
Politik auf dem Boden der Republik 107
Fusion statt Sammlung 113
Im Überblick: Der Sozialist 115
Der Republikaner (1920 –1933) 119
Deutsch-französische Annäherungsversuche 119
Kritik am Auswärtigen Amt 125
Jenseits der Parteigrenzen –
Breitscheid und Stresemann 128
Repräsentant Deutschlands im Ausland 131
«Abrüstung des Geistes» – Völkerbund und Europa-Idee 134
Reichstagsfraktion und Partei 139
Berühmt und gefürchtet – Breitscheid im Parlament 142
Krise der Regierung – Krise der Partei 145
Die «autoritäre Republik» 149
Versperrte Auswege 153
Der Tolerierungskurs der SPD 158
«Bereit sein ist alles» 160
Im Überblick: Der Republikaner 162
Am Abgrund (1933–1944) 167
Flucht aus Deutschland 167
Au au des Widerstands im Westen 170
Ausstoßung aus der «Volksgemeinschaft» 172
Das Ende der Illusionen 177
«Gespenstergespräche» 179
Die Einheitsfront 182
Entfremdung vom Prager Parteivorstand 186
Im Sog der Volksfrontbewegung 190
Gescheiterte Aussöhnung mit der KPD 196
«Hitler wird es nicht wagen» 201
Das Ende 207
Im Überblick: Am Abgrund 210
Aus Tony Breitscheids Briefen an Peter Pistorius 213
Flucht Breitscheids aus Berlin 213
Auslieferung und Ende im KZ 213
Epilog 215
Zur Entstehung dieses Buchs 217
Abbildungsverzeichnis 220
Literaturverzeichnis 221
Publikationen von Rudolf Breitscheid 221
Literatur über Rudolf Breitscheid 229