lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Romdeutsch Warum wir alle Lateinisch reden, ohne es zu wissen
Romdeutsch
Warum wir alle Lateinisch reden, ohne es zu wissen




Karl-Wilhelm Weeber

Eichborn AG
EAN: 9783821845432 (ISBN: 3-8218-4543-0)
342 Seiten, hardcover, 12 x 21cm, Juni, 2006

EUR 24,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Sind wir wirklich alle Lateiner? Ja, behauptet Karl-Wilhelm Weeber, denn was wäre die deutsche Sprache ohne Latein? Und, noch wichtiger: Was funktioniert im Deutschen eigentlich ohne Latein? »Voll krasse Sprache«, sagt auch der Nichtlateiner und ahnt in den seltensten Fällen, wie recht er hat. Denn woher soll er wissen, daß »krass« sich vom Lateinischen »crassus« ableitet und »fett« bedeutet?

Anhand vieler Beispiele zeigt der Autor, wie lebendig das lateinische Erbe in der deutschen Sprache ist – in Medizin, Naturwissenschaft und Philosophie, aber auch im Alltagsdeutsch. Geld stinkt nicht, die Daumen drücken, vor Neid platzen, lachende Erben – deutsche Redewendungen entstanden vor 2000 Jahren, als noch kein Mensch deutsch sprach. Aber das Lateinische ist nicht nur in unserer Sprache quicklebendig, sondern hilft sie auch zu verstehen.

Anders formuliert: Wer kein Latein kann, den bestraft das Deutsche. Denn warum ist ein Konfirmand kein Konfirmant? Was unterscheidet den Simulanten vom Simulator? Was haben alle deutschen Verben gemein, die auf -ieren enden? Ob Bits und Bytes – (fast alle) lateinischen Wortwege führen in die moderne Welt. Und nach Lektüre dieses fröhlichen Vademekums werden selbst neoliberale Latein-Gegner eingestehen, daß sie im Grunde überzeugte »Latin lovers« sind.

Karl-Wilhelm Weeber, 1950 geboren, ist Leiter des Wilhelm-Dörpfeld- Gymnasiums Wuppertal, Professor für Alte Geschichte an der Universität Wuppertal und Lehrbeauftragter für Didaktik der Alten Sprachen an der Universität Bochum. Zahlreiche Publikationen vorwiegend zur römischen Kulturgeschichte, darunter das Standardwerk „Alltag im Alten Rom. Ein Lexikon”.
Rezension
Ein nicht von der Hand zu weisendes Argument für den Lateinunterricht ist ja, dass die Kenntnis der Alten Sprachen auch sehr zum Verständnis der Muttersprache beiträgt. Dass dies nicht nur für Fremdwörter gilt, denen man ihre lateinische oder griechische Herkunft anmerkt, sondern eben auch für viele ganz deutsch klingende Wörter, zeigt Karl-Wilhelm Weeber in seinem neuesten Buch. Ähnlich wie die bekannten und beliebten „Wortgeschichten” von Klaus Bartels („Wie die Amphore zur Ampel wurde”, „Wie Berenike auf die Vernissage kam”, etc.), gibt Weeber eine ebenso lehrreiche wie unterhaltsame Einführung in das so umfangreiche Erbe der lateinischen Sprache im Deutschen.
Er betreibt dabei keine besserwisserisch-schulmeisterliche (lat. schola, magister!) Etymologie-Nachhilfe, sondern macht durch seinen lockeren, feuilletonistischen („folium, ›Blatt‹, ›Bogen‹ später einer Zeitung”, S. 252) Stil auch üblicherweise eher trockene Themen wie die Wortbildungslehre (Prä- und Suffixe, etc.) zu einem veritablen (veritas, Wirklichkeit, S. 288) Lesespaß. (Apropos - wussten Sie, dass auch „Spaß” aus dem Lateinischen kommt? Und zwar „über das italienische spasso, ›Zerstreuung‹, ›Vergnügen‹, von lateinisch ex-passus, ›ausgebreitet‹, ›zerstreut‹.” S. 67)
Andreas Müller, lehrerbibliothek.de

„Erstaunlich tief hat die Sprache des antiken Imperiums den deutschen Wortschatz geprägt. Karl-Wilhelm Weeber, ein gewitzter Pädagoge aus Wuppertal, macht daraus einen Streifzug durch die Alltagswelt, in der auf jeder Seite lateinische Wörter rot aus dem Text funkeln. Kleine Begriffsgeschichten von „Akte” bis „Zensur”, frappierende Verwandtschaften (Amphore/Ampulle/Ampel), Sprichwörter-Weisheiten und vieles mehr ergeben eine Kulturgeschichte im Sprachmosaik, wie sie sich unterhaltsamer kaum denken ließe. Höhepunkt des Spaßes ist ein Finanz-Dialog zwischen Caesar und Günther Jauch – wer Latein danach noch für öde halten will, hat wirklich selbst Schuld.”
Johannes Salzwedel, KulturSpiegel 8/06

„Das Alter ego des Verfassers scheint Oberinspektor Derrick zu sein, dessen Darsteller Horst Tappert aus Wuppertal stammt und deshalb, so wird sinniert, an ebenjenem Gymnasium Latein gelernt haben könnte, dem Weeber heute vorsteht. Sein Buch ist eine vollgepackte Kiste, doch des Verfassers Bemühen, lebendig oder gar heiter zu sein, wirkt ebenso aus der Zeit gefallen wie der Habitus des späten Derrick. Das Wort „Pulle” über die Ampulle auf die Amphore zurückgeführt zu finden ist gewiß lehrreich. Für den allerdings, „der aus alter Amphoren-Tradition zur Unzeit die Pulle an den Mund setzt, kann die Amphoren-Ampel ziemlich lange Rotlicht zeigen”. Witz und Metapher, kommt heraus, ihr seid umzingelt.”
Uwe Walter, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.06.2006 (Nr. 143), S. 49

„Die Lektüre lohnt sich definitiv, denn dieses Buch beweist charmant und anhand zahlreicher Einzelinformationen, wie lebendig das Latein heute noch ist – nämlich unter anderem in unserer Landessprache -, und dass es sich lohnt, es zu lernen und zu pflegen.”
Regina Károlyi, www.sandammeer.at
Verlagsinfo
Totgesagte leben länger: Warum wir alle lateinisch reden, ohne es zu wissen
Einige Zeitgenossen haben eine wahre Lust an fachchinesischen Auslassungen, vieles komnt uns im Leben spanisch vor und manchmal meinen wir einfach nur, wir seien am Ende mit unserem Latein. Aber halt, mit unserem Latein am Ende sind wir eigentlich selten. Denn Latein ist das Unterfutter der deutschen Sprache – und damit sind wir am Ende alle: Lateiner!
In der Tat erlaubt das Lateinische einen geradezu indiskreten Blick hinter die Kulissen der eigenen Muttersprache. Vom Winzer (Vinitor) über Becher, Kelch und Trichter (bacarium, calix und traiectorium) bis hin zum weinseligen Torkeln (torculare) zeigt uns das Deutsche, wer den Wein (vinum) in unser Land gebracht hat,W orte wie Mauer, Kamin und Mörtel (murus, caminus und mortarium) zeugen noch heute von den römischen Impulsen (impulsus) im germanischen Haus- und Straßenbau, heimische Kaufleute sprechen sowieso ein regelrechtes Wirtschaftslatein und der Einfluss auf Medizin, Naturwissenschaft und Philosophie ist ohne Zweifel.
Anhand vieler Beispiele zeigt Karl-Wilhelm Weeber in Romdeutsch. Warum wir alle lateinisch reden, ohne es zu wissen, wie lebendig das lateinische Erbe in der deutschen Sprache ist – ob wir nun besonders ausgesucht formulieren oder nur salopp daherreden. Von der nackten Wahrheit bis zur goldenen Mitte, vom wunden Punkt bis zum Öl im Feuer herrschen in der deutschen Sprache Zustände wie im alten Rom. Geld stinkt nicht, die Daumen drücken, vor Neid platzen, lachende Erben – deutsche Redewendungen entstanden vor 2000 Jahren, als noch kein Mensch Deutsch sprach. Voll krass? Nun, dieses Urteil wäre dann auf crassus zurückzuführen, was so viel wie fett bedeutet.
Karl-Wilhelm Weeber erklärt, was Donnerstag und Freitag mit Jupiter und Venus und die gute oder schlechte Laune mit dem lateinischen Mond zu tun haben, er geht den lateinischen Wurzeln von Kommissar Derrick auf die Spur und setzt Caesar in eine von Günther Jauch moderierte Quizshow. Nach Lektüre dieses fröhlichen Vademekums werden selbst Latein- Gegner eingestehen, dass sie im Grunde überzeugte ,Latin lovers‘ sind. Denn Latein ist Gaudi, Jux und Spaß (gaudium, iocus, ex-passus/spasso) – und dabei nicht nur in unserem Wortschatz quicklebendig. Latein hilft auch, die Funktionsweisen unserer Muttersprache besser zu verstehen. Anders formuliert: Wer kein Latein kann, den bestraft das Deutsche. Denn warum ist ein Konfirmand kein Konfirmant? Was unterscheidet den Simulanten vom Simulator? Was haben alle deutschen Verben gemein, die auf -i eren enden?
Bits oder Bytes, Computer oder Container – (fast alle) lateinische Wortwege führen in die modeme Welt. Ob aus Zeiten römischer Besetzung, als Nachschub aus dem Italienischen und Französischen oder beständige Einbürgerung neuer Fremdwörter: Inklusive aller fachsprachlichen Ausdrücke liegt der lateinstämmige Wortanteil bei an die 50 Prozent! Es nimmt also keine Wunder: Bei einem Satz wie „Der Förster ist erpicht darauf, sich zur Feier des Tages ein paar Dutzend feine Pfifferlinge auf dem Markt zu kaufen“ sind – bis auf eine Ausnahme – alle sinntragenden Elemente Lehnwörter aus dem Lateinischen. Welche das ist? Nun, Karl-Wilhelm Weeber verrät es bestimmt.
Inhaltsverzeichnis
Praefatio 7
I. Vom „Wein” zum „Krimi” – Stationen auf dem Weg zu „Romdeutsch” 11
II. Mit Förstern und Schülern unterwegs – Das verschwiegene Erbe der Lehnwörter 45
III. agere, facere, ponere – Allerweltsverben auf der Erfolgsspur 69
IV. Lateinische Präpositionen – Fundament eines Sprachschatzes 85
V. Die fast endlose Geschichte der Endungen – Suffixe ohne Ende 105
VI. Alte Leier oder wunder Punkt? – Deutsche Redewendungen mit lateinischer Vergangenheit 129
VII. Von den „Akten” zur „Zensur” – Kulturwortschatz Latein 147
VIII. Ampeln und Bytes, Kartoffeln und Finanzen – Wortgeschichten mit lateinischem Ursprung 169
IX. Hokuspokus in elaboriertem Code? – Anmerkungen zur Wissenschaftssprache Latein 197
X. Vom Alibi zum Corpus delicti – Kommissar Derricks Latein 213
XI. Wirtschaftslatein – Wieso Caesar sich auch in der heutigen Finanzwelt zurechtfände 221
XII. Geschichten, die das Fremdwort schreibt 241
XIII. Extremst peinlich – Dummlatein auf Deutsch 293
XIV. Kraßkonkret: Wie Seneca mal in endgeilem Jugendlatein abloste 303
Literaturhinweise 307
Abgekürzt zitierte Literatur 309
Register der lateinischen Wörter 311
Register deutscher Wörter mit lateinischen Wurzeln 326