Die drei von Peter Kemper herausgegebenen Bände „Rock Klassiker“ unterscheiden sich in mehrfacher Hinsicht von ähnlich titulierten Büchern zur Rockmusik. Die Beiträge über einzelne Musiker bzw. Musikgruppen stammen nämlich von ausgewählten Experten, von Journalisten, Regisseuren, Musikkritikern und Literaturwissenschaftlern. In den Aufsätzen begnügen sie sich nicht mit einem biographischen Abriss der Musiker, sondern liefern eine fundierte Darstellung und Beurteilung der musikalischen Künstler. Die Ausführungen in Kempers „Rock Klassiker“ zeichnen sich durch Detailkenntnis, fachliche Kompetenz, sprachliche Präzision und durch ein kritisch-abwägendes Urteil aus. Dadurch kommen bisher kaum bekannte Entwicklungslinien ans Licht, zahlreiche Rockmythen werden zudem entlarvt.
In seinem Vorwort liefert Kemper eine kurze Analyse der Rockmusik und erklärt die Attraktivität dieser Richtung als generationenübergreifendes Phänomen. Popmusik als Geschichte von Geschichten wird dabei zum Gegenstand theoretischer Reflexion erhoben, als Beitrag zur Kulturgeschichte gedeutet. Popularmusik ist mittlerweile auch als Unterrichtsgegenstand anerkannt, enthalten doch manche Songs versteckte Utopien, Gesellschaftskritik und verborgene Sinngehalte. Die entwicklungspsychologische Bedeutung der Popularmusik als Mittel der Identitätsbildung und als Artikulationsform von Sehnsüchten darf nicht unterschätzt werden. Eine einseitige kulturindustrielle Sicht von Popularmusik wird ihr also in keinster Weise gerecht.
Rock-Klassiker sind solche Musiker, die Maßstäbe jenseits der Moden setzten und denen damit im Sinne des Klassikbegriffs von Friedrich Schlegel eine bildende Funktion zukommt. Die drei Bände unterstreichen eindrücklich, dass Popularmusik unterschiedlichste Facetten aufweist und sich die Qualität von Künstlern sich nicht an den Verkaufszahlen ihrer Werke oder künstlich konstruierten Chart-Listen bemessen lässt. Angesichts eines Kults und dem Trend zu Coverversionen erinnern die Aufsätze, die 59 Schwarz-Weiß-Fotos enthalten, an das schöpferische Potential der Rockmusik.
Außerdem verdeutlichen die einzelnen Abhandlungen die Bandbreite dieser Musikrichtung: Hard, Metal, Folk, Reggae, Classic, Progressive, Art, Psychedelic, Punk, Jazz, Elektronik-Rock. Positiv hervorzuheben ist, dass die Autoren keinen 'neumodischen Popkitsch' der letzten Jahre mit aufgenommen haben. Man findet für die Entwicklung der Rockmusik wichtige Gruppen, die in Vergessenheit drohen zu geraten wie „Velvet Underground“ oder „Free“. Ausdrücklich verweist der Herausgeber darauf, dass er bei seiner Auswahl keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Daher darf es nicht wundern, wenn (aus meiner Sicht) Gruppen fehlen, die für die Entwicklung der Rockmusik nicht zu vernachlässigen sind. Es seien genannt für die Phase des Progressive Rock die Gruppen „Barclay James Harvest“ und „Yes“, für den Polit-Rock „Rio Reiser“ und „Ton, Steine Scherben“ sowie für den Art-Rock die Gruppe „Radiohead“.
Bände zur Rockmusik mit diesem Reflexionsniveau und in dieser Kompaktheit findet man kaum auf dem Markt. Die einzelnen Beiträge heben sich wohltuend von dem oberflächlichen Berichten manches Musikmagazins und Fernsehberichts ab. Hilfreich ist auch das dreifache Register. Neben einem zu Musikern und Bands sowie einem zu Albentitel gibt es auch ein Register der Songs, das ermöglicht diese bestimmten Gruppen zuzuordnen. Die drei Bände aus dem „Reclam“-Verlag können jedem Liebhaber der Rock-Musik und Musiklehrer empfohlen werden.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

50 Jahre und kein bisschen leise; der Rock tobt weiter und steht bis heute für Jugendlichkeit und Aufbegehren. Das dreibändige Werk präsentiert in 120 Artikeln die "Klassiker" der Szene, deren Musik stilbildend wurde: alphabetisch von AC/DC bis Zappa, historisch von Robert Johnson bis Oasis.

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