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Raffaels Schule von Athen
Von der Philosophenakademie zur Hall of Fame
Henry Keazor
Wagenbach
EAN: 9783803136954 (ISBN: 3-8031-3695-4)
320 Seiten, kartoniert, 16 x 24cm, Januar, 2021
EUR 32,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Joshua Reynolds, Peter Greenaway, Cy Twombly, Comics - wohl kein Bild wurde so oft interpretiert, imitiert, adaptiert und parodiert wie Raffaels berühmte Schule von Athen. Was hat dieses Vatikan-Fresko zu einem zentralen Bild der Renaissance werden lassen? Wie kam es zu der Vereinnahmung durch andere Maler, aber auch durch Musikvideos, Webung, Lego und Hollywood?
Rezension
Sokrates, Platon, Aristoteles, Diogenes von Sinope, Epikur, Euklid, Ptolemäus, Pythagoras und Heraklit u.a. Wo findet man diese Denker verewigt? Auf dem Fresko „Die Schule von Athen“, das Raffaelo Santi (1483-1520) 1510/1511 malte. Von ihm stammen die ebenfalls weltweit bekannten Werke: „Drei Grazien“(~1504), „Selbstbildnis“(~1507/08), „Sixtinische Madonna“(1512/13), „Porträt von Julius II.“(1512/13), „Porträt von Leo X. mit zwei Kardinälen“(1518) oder „Transfiguration Christi“(1518-20). Der Maler, Zeichner, Architekt, Bauleiter des Petersdoms und Chef einer eigenen Werkstatt gilt als der „dritte Mann“ der Renaissance-Malerei - neben Leonardo da Vinci und Michelangelo. Deren Porträts finden sich auch in Raffaels „Schule von Athen“, die in der Stanza della Signatura des Vatikan besichtigt werden kann. Im Unterschied zu den oben genannten Werken des Ausnahmekünstlers zählt seine Philosophendarstellung zu den am häufigsten rezipierten Werken der Kunstgeschichte.
Dieses belegt überzeugend Henry Keazor (*1965) in seiner Monographie „Raffaels Schule von Athen. Von der Philosophenakademie zur Hall of Fame“, erschienen im Verlag Klaus Wagenbach. Der Professor für Neuere und Neueste Kunstgeschichte an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg zeigt anhand fundierter kunsthistorischer Analysen auf, wie Raffaels „Standbild“, insbesondere dessen Figurenkonstellationen, seit dem 16. Jahrhundert bis ins 21. Jahrhundert in verschiedenen Medien rezipiert, adaptiert, interpretiert und parodiert wurde. Zu nennen sind hier neben weiteren Gemälden des Renaissance-Künstlers selbst u.a. Adaptionen in christlichen Kunstwerken, in denen Paulus oder Jesus die Position Platons einnehmen, sowie Adaptionen in Geschichtsbildern und in der Gestaltung von Akademien. Eine breite Rezeption erfährt die „Schule von Athen“ auch in der Popkultur: in Filmen, im Comic, in der Werbung, im Computerspiel und sogar im Musikvideo. Lehrkräfte des Faches Bildende Kunst werden durch das schöne Buch angeregt, mit Schüler:innen der Rezeption von klassischen Werken der Kunstgeschichte im Unterricht nachzugehen.
Fazit: Henry Keazor nimmt einen in seinem Werk „Raffaels Schule von Athen“ mit auf eine faszinierende Reise durch die vielfältige Rezeptionsgeschichte der Philosophendarstellung schlechthin.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Henry Keazor
Raffaels Schule von Athen
Von der Philosophenakademie zur Hall of Fame
Sachbuch. 2021
320 Seiten. Mit vielen Abbildungen. Klappenbroschur. Großformat
32,– €
ISBN 978-3-8031-3695-4
Interpretiert, imitiert, adaptiert, parodiert – was hat »Die Schule von Athen« zu einem zentralen Bild der Renaissance werden lassen?
Raffaels um 1510/11 gemaltes Fresko »Die Schule von Athen« in der Stanza della Segnatura des Vatikan zählt zu den berühmtesten Werken der Kunstgeschichte. Aber wieso hat es die Darstellung einer Versammlung von Philosophen über-haupt zu einer solchen Popularität gebracht? Warum wurde und wird gerade dieses Bild immer wieder diskutiert, ausgedeutet und vor allem im Laufe der Geschichte in den unterschiedlichsten Zusammenhängen, auch jenseits von Philosophie und Kunstgeschichte, rezipiert? Wieso konnte es in Kunst und Populär-kultur adaptiert und ebenso gut parodiert werden?
Henry Keazor zeigt, dass es Raffael mit dem Fresko auf geniale Weise gelungen ist, die abstrakten philosophischen Disziplinen sowie ihre Geschichte und Zusammenhänge anschaulich darzustellen. Das hierfür entwickelte künstlerische Konzept erwies sich als so tragfähig, dass es bis heute erfolgreich auch auf gänzlich andere Themen und Figuren angewendet werden kann.
Der Autor beleuchtet die Entstehungsbedingungen der Schule von Athen, um dann in einem verblüffenden Parcours durch die Kunstgeschichte zu führen: nach Italien, Frankreich, England, Deutschland. Und er landet am Ende bei Künstlern wie Cy Twombly oder Vereinnahmungen durch Musikvideos, Werbung, Lego und Hollywood.
Henry Keazor, 1965 geboren, studierte Kunstgeschichte, Germanistik, Musikwissenschaft und Philosophie in Paris und Heidelberg. 2008 bis 2012 Professur für Kunstgeschichte an der Universität des Saarlandes, seit Herbst 2012 für Neuere und Neueste Kunstgeschichte an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Er forscht zur französischen und italienischen Malerei des 17. Jahrhunderts sowie zur zeitgenössischen Architektur und publizierte zum Verhältnis von Kunst und Medien, zu Musikvideos und zum Thema der Kunstfälschung.
Inhaltsverzeichnis
PROLOG 9
Wieso? 9
Was? 11
Wie? 18
I DIE BEDEUTUNG DER SCHULE VON ATHEN
IN DER KUNSTGESCHICHTE 25
»A Renaissance Facebook«? 25
Who is who? 32
Wo? 36
Woher? 40
Womit? 42
II CHRISTLICHE ADAPTIONEN 49
Philosophen zu Evangelisten 49
»Vereinigung der Philosophie und der Astrologie mit der Theologie« 51
Vasaris »visuelles Gedächtnis« 53 Von Plato zu Paulus I 55
Die Auswirkungen der Stiche 60 Von Plato zu Dionysius Areopagita 65 Von Plato zu Paulus II 71
Von Plato zu Jesus 77
III KUNSTTHEORETISCHE ADAPTIONEN 85
Pietro Testa: Il Liceo della Pittura 85
Carlo Maratta: Die Akademie der Malerei 97
IV DIE REZEPTION UND ADAPTION DER SCHULE VON ATHEN IM KONTEXT DER AKADEMIEN
Zeigen, was man kennt und kann:
Jean-Marc Nattiers Perseus von 1718 105
Hommage und Hilfestellung:
Nicolas Poussins Mannalese von 1639 114
Die Rückkehr zur Philosophenakademie:
Charles Amedee Philippe van Loos Die Schule von Athen
von 1749 119
V PARODISTISCHE UND SATIRISCHE INTERPRETATIONEN DER SCHULE VON ATHEN 127
William Hogarth: Raffael-Parodie oder Parodie Raffaels? 127
Joshua Reynolds: »Parodie« versus »Caricatura« 137
VI ADAPTIONEN FÜR GESCHICHTSBILDER 153
Jean-Jacques Forty oder die Schule von Athen als Ort eines historischen Schauspiels 155
Jean-Auguste-Dominique Ingres und Paul Delaroche: Von der »Schule« zur »Apotheose« 160
Jakob Götzenberger: Kunst als Philosophie 172
Paul-Marc-Joseph Chenavard: Philosophie der Geschichte 178
Wilhelm von Kaulbach: » Geschichte ist die Religion unserer Zeit« 187
Oscar Rejlander: Photographie als Fortsetzung der Malerei
mit modernen Mitteln 194
»Wie der Kult des Künstlers den des Heiligen ersetzte, so die Weltgeschichte die Heilsgeschichte« 198
VII MALEREI IM ZEITALTER IHRER TECHNISCHEN REPRODUZIERBARKEIT 201
Cy Twombly: »the most boring painter I know«? 202
Malcolm Morley: »I lobotomised Greek philosophy« 208
Ben Willikens: Die Frage nach dem Ende der Philosophie 209
House of Finance: Wirtschaftswissenschaften statt Philosophie? 215
Die »Low Plaza« der Columbia University: Eine gebaute Schule von Athen 216
Xristina Argyros und Ryan Neiheiser: The School of Athens auf der Architektur-Biennale von Venedig 2018: Öffentliche Lehre als utopische Vision 218
Das Internet als Plattform 221
Die Schule von Athen als akademisches Klassenphoto 223
Die Schule von Athen in der Populärkultur 234
Die Schule von Athen im Comic 235
Die Schule von Athen in der Werbung 237
Die Schule von Athen im Musikvideo 239
Zeitgenössische Aktualisierungen der Schule von Athen 242
Dank 252
Literatur 253
Anmerkungen 269
Bildnachweis 301
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