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Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna Roman
Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna
Roman




Eugen Ruge

Deutscher Taschenbuch Verlag
EAN: 9783423283328 (ISBN: 3-423-28332-7)
368 Seiten, hardcover, 13 x 21cm, April, 2023

EUR 25,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
„Vergiss alles, was du jemals über Pompeji gehört hast. Vergiss und lies.“

War der Ausburch des Vesuvs im Jahr 79 n.Chr. ein unvorhergesehenes Ereignis, oder gab es Hinweise und Vorzeihen? In Eugen Ruges ‚Pompeji‘ redet man über den Vulkan, streitet, hofft, opfert dem Feuergott, sorgt sich um Wirtschaft und Besitz – bis es zu spät ist.

Eine fulminant erzählte Zeitreise in eine ferne Vergangenheit, in der wir uns spiegeln und erkennen – vom Autor der Bestseller „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ und „Metropol“.

„Eugen Ruge ist ein Erzähler von einer Virtuosität, von einer sprachlichen Finesse, von einer erzähltechnischen Genauigkeit, wie man sie alle Tage antrifft.“

3SAT-KULTURZEIT
Rezension
Polykrisen, Postfaktizität, Verschwörungstheorien, Wissenschaftsfeindlichkeit, Postdemokratie, Wohlstandspolarisierung, Libertarismus, Gentrifizifierung, Fragmentierung der Öffentlichkeit und Konsumismus sind Stichworte, die zur Beschreibung gegenwärtiger westlicher Gesellschaften benutzt werden. Solche gesellschaftlichen Prozesse sind aber kein Phänomen der Spätmoderne, sondern schon nachweisbar im Pompeji in der Zeit vor dem legendären Ausbruch des Vesuvs 79 n. Chr.
Dieses behauptet jedenfalls Eugen Ruge (*1954) in seinem neuen Roman „Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna“, erschienen bei dtv. Bekanntheit erlangte der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller, welcher nach seinem Mathematikstudium von 1980 bis 1985 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Physik der Erde (Akademie der Wissenschaften der DDR) war, durch seine beiden Romane „In Zeiten des abnehmenden Lichts“(2011) und „Metropol“(2019). Auch in seinem neuen Werk zeigt sich Ruge als Meister der Fabulierkunst.
Im Zentrum seines „wahren Berichts“ steht der Zuwanderer Josse, der im Hühnerstall des „Vogelschutzvereins“, einer verdeckten Vereinigung von Philosophen, eine wenige Sätze umfassende, aber wirkungsmächtige Rede über die Notwendigkeit menschlicher Mobilität angesichts der Immobilität des pompejanischen Hausbergs hielt. Josse schließen sich immer mehr Menschen an, die mit dem Leben in Pompeji, gezeichnet als Stadt römischer Dekadenz, unzufrieden sind. So kommt es zur Gründung der Kommune am „Fenster des Meeres“ und des „Vulkanvereins“. Dieser philosophische und politische Verein kann dem im Roman nach unbekannt bleibenden Erzähler zur Befriedigung eines menschlichen Grundbedürfnisses dienen: „Der Mensch braucht eine Idee, ein Ziel, eine Beschäftigung über den täglichen Broterwerb hinaus. Er möchte für etwas eintreten, für etwas kämpfen“(S. 271).
Ruges Roman ist gespickt mit historischen Anspielungen sowie ironischen Bemerkungen. Der Schriftsteller stellt Leser:innen ein Spiegelbild der gegenwärtigen Gesellschaft vor Augen, welche wie - die Bewohner:innen von Pompeji - meinen die Augen verschließen zu können vor einer drohenden Katastrophe und deren Existenz vergleichbar einem Tanz auf dem Vulkan ist. Den Leser:innen überlässt es Ruge gekonnt, Parallelen zu den aktuellen Krisen zu ziehen, zum Beispiel zur ökologischen Krise. Lehrkräfte der Fächer Ethik, Deutsch, Geschichte und Geographie werden durch das Buch des Schriftstellers motiviert, in ihrem Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt (historische) Katastrophen multiperspektivisch zu beleuchten.
Fazit: Eugen Ruge ist mit seinem neuen unterhaltsam geschriebenen Roman „Pompeji“ eine gesellschaftliche Parabel auf unsere Gegenwart gelungen, welche alle Leser:innen anregt, sich selbstreflexiv mit aktuellen Transformationsprozessen auseinanderzusetzen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Eine fulminant erzählte Zeitreise in eine ferne Vergangenheit, in der wir uns spiegeln und erkennen – vom Autor der Bestseller ›In Zeiten des abnehmenden Lichts‹ und ›Metropol‹.
Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna
Als auf einem Berg oberhalb der Stadt Pompeji tote Vögel gefunden werden, hat der Zuwanderer Jowna alias Josephus alias Josse eine Eingebung: Wenn da wirklich ein Vulkan grollt, wie von manchen behauptet wird, sollte man das Weite suchen. Ohne Schulbildung, Geld und Einfluss gelingt es ihm, sich an die Spitze einer Aussteigerbewegung zu setzen.
Bald fürchtet das Stadtoberhaupt Fabius Rufus, die Vulkangerüchte könnten Pompeji schaden. Erst als sich ein paar wohlhabende Bürger für die Gründung einer neuen Siedlung zu interessieren beginnen, die in sicherer Entfernung am Fenster des Meeres liegt, schaltet sich Livia ein, die mächtigste Frau der Stadt.
Allmählich wird der Aussteiger Josse zum Aufsteiger. Seine Weggefährten mit ihrer Schwäche für Fliegenpilzsud und Philosophie werden ihm zur Last, die eigenen Ideen fangen an, ihn zu stören. Doch wie wirft man Überzeugungen über Bord, ohne seine Anhängerschaft zu verprellen? Wie macht man eine Kehrtwende, ohne sich zu drehen?
Eugen Ruges ›Pompeji‹ ist eine Erfindung, die auf geschichtlicher Wahrheit beruht und zugleich durch ihre Gegenwärtigkeit verblüfft: die Geschichte einer verhängnisvollen Verblendung im Vorfeld einer Katastrophe. Eine schillernde Parabel über Verführbarkeit, Verrat und Wahn.
Inhaltsverzeichnis
Vorrede 7
ERSTER TEIL 15
Erste Rolle. Die Rede im Hühnerstall 17
Zweite Rolle. Die Vision 45
Dritte Rolle. Der Sommer der Liebe 67
ZWEITER TEIL 101
Vierte Rolle. Christenverdacht 103
Fünfte Rolle. Bahati 129
Sechste Rolle. Der Oktoberaufstand 153
DRITTER TEIL 163
Siebte Rolle. Livia 165
Achte Rolle. Der Klang der Welt 197
Neunte Rolle. Der Monte Somma 217
VIERTER TEIL 227
Zehnte Rolle. Zum Wohle der Allgemeinheit 229
Elfte Rolle. Die Kunst der Rede 243
Zwölfte Rolle. Die Gründung 253
FÜNFTER TEIL 269
Dreizehnte Rolle. Die Farbe des Lebens 271
Vierzehnte Rolle. Der Priester des Vulcanus 289
Fünfzehnte Rolle. Höhenluft 303
SECHSTER TEIL 315
Sechszehnte Rolle. Wahlkämpfe 317
Siebzehnte Rolle. Der Kobold 339
Achtzehnte Rolle. Asche und Stein 349
Hinweise und Nachweise 359
Dank 361