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Politische Philosophie des Gemeinsinns Ursprünge europäischen Denkens: Die griechische Antike
Politische Philosophie des Gemeinsinns
Ursprünge europäischen Denkens: Die griechische Antike




Oskar Negt

Steidl
EAN: 9783958296503 (ISBN: 3-9582965-0-5)
320 Seiten, hardcover, 14 x 21cm, September, 2019

EUR 28,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Es gab Zeiten, in denen Vorlesungen nicht schneller Wissensvermittlung dienten, sondern der öffentlichen Entwicklung eines Gedankens. Damit waren sie offen, lebendig und angreifbar. Als solch eigensinnige Unternehmungen sind die Vorlesungen Negts eine Erinnerung an ein zugrunde gegangenes Ideal akademischer Bildung und ein Dokument öffentlicher Wahrheitssuche in der Tradition der Aufklärung. Sie richten sich an alle, die bereit sind, den häufig anstrengenden, bisweilen aber auch heiteren Weg der Reflexion zu gehen. In seinen Vorlesungen aus dem Sommersemester 2001 verfolgt Negt die Anfänge des philosophischen Denkens in Europa bis in die Geografie der hellenischen Welt und bis in die Gestalten der griechischen Mythologie.

Oskar Negt, geboren 1934, gilt als einer der bedeutendsten Sozialwissenschaftler Deutschlands. Er studierte bei Max Horkheimer, promovierte bei Theodor W. Adorno in Philosophie. Er legte zusätzlich sein Diplom in Soziologie ab. 1962 bis 1970 arbeitete er als Assistent von Jürgen Habermas. Von 1970 bis 2002 war Negt Professor für Soziologie in Hannover.

Hendrik Wallat, geboren 1979, arbeitet seit 2016 als Assistent von Oskar Negt. Er veröffentlichte zahlreiche Schriften auf dem Feld der Politischen Philosophie und Kritischen Theorie.
Rezension
Welches waren die gesellschaftlichen Bedingungen für die Ausbildung europäischer Philosophie im antiken Griechenland? Lässt sich dort schon eine erste Variante der Aufklärung nachweisen? Welche Kategorien entwickelten die Vorsokratiker? Interpretiert Martin Heidegger die Fragmente des Heraklit angemessen? Welche Bedeutung kommt der attischen Demokratie bei der Ausbildung der Philosophie zu? Worin besteht die philosophische Leistung des Sokrates? Was versteht Platon unter Ideen? Ist das Platonische Höhlengleichnis bildungsphilosophisch bedeutsam? Wodurch unterscheidet sich die Metaphysik des Aristoteles von der Platons? Was versteht Aristoteles unter Tugenden und welche Rolle spielen sie für eine gute Polis? Sind Erkenntnisse griechischer Philosophie gegenwärtig noch von Relevanz?
Fundierte Antworten auf diese philosophiegeschichtlichen Fragen geben in der Regel Philosoph*innen oder Gräzist*innen. Solche erhielt man aber auch und das in gut verständlicher Form in der vierstündigen Großvorlesung, welcher der Sozialwissenschaftler Oskar Negt (*1934) an der Universität Hannover im Sommersemester 2001 gehalten hat. Sie richtete sich nicht nur an die Studierenden der Soziologie, sondern an alle, die bereit waren, philosophische Reflexionswege mitzugehen. Diese 23 einzelnen Vorlesungen erschienen 2019 erstmals in Buchform - herausgegeben von der Hans-Böckler-Stiftung und mit einem Nachwort von Hendrik Wallat versehen - im Steidl Verlag, wo auch die 20 Bände umfassende Werkausgabe von Negt vorliegt. Die Vorlesungen des Soziologieprofessors zur Philosophiegeschichte von den Vorsokratikern bis Aristoteles tragen den Titel „Ursprünge europäischen Denkens: Die griechische Antike“ und bilden den ersten Band von Negts „Philosophie des Gemeinsinns“. Die politische Philosophie identifiziert der Soziologe als den Kern der Philosophie. Theorie begreift Negt als ein „Medium der Orientierung für praktische Politik“. Für ihn zeigt sich in den philosophischen und politischen Dokumenten der griechischen Antike erstmals die „Einheit der Vernunft“ in Theorie und in Praxis verobjektiviert. Mit einer solchen Sichtweise auf die Epoche grenzt sich Negt insbesondere ab von traditionellen Deutungen der Antike als Anti-Moderne. Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik und Geschichte erhalten durch die Vorlesungen Negts eine sehr gute Einführung in die tiefsinnigen Reflexionen der antiken Denker und die Entwicklung griechischer Philosophie im Kontext der politischen Geschichte.
Fazit: Mit seinem Vorlesungsband „Ursprünge europäischen Denkens: Die griechische Antike“ leistet Oskar Negt einen wichtigen Beitrag zu einer Reaktualisierung griechischen Denkens in Hinsicht auf eine kritische Gesellschaftstheorie.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Es gab Zeiten, in denen Vorlesungen nicht schneller Wissensvermittlung dienten, sondern der öffentlichen Entwicklung eines Gedankens. Damit waren sie offen, lebendig und angreifbar. Als solch eigensinnige Unternehmungen sind die Vorlesungen Negts eine Erinnerung an ein zugrunde gegangenes Ideal akademischer Bildung und ein Dokument öffentlicher Wahrheitssuche in der Tradition der Aufklärung. Sie richten sich an alle, die bereit sind, den häufig anstrengenden, bisweilen aber auch heiteren Weg der Reflexion zu gehen. In seinen Vorlesungen aus dem Sommersemester 2001 verfolgt Negt die Anfänge des philosophischen Denkens in Europa bis in die Geografie der hellenischen Welt und bis in die Gestalten der griechischen Mythologie. Weder tritt er dabei mit einer monokausalen Erklärung für die Entstehung abendländischer Rationalität auf, noch ergeht er sich in graecophilen Hymnen auf den ›abendländischen Geist‹. Mit Bedacht lehnt sich Negt vielmehr an Max Webers Begriff der Konstellation an, in welche die Entstehung der Philosophie eingebettet ist: jene berühmte »Verkettung von Umständen«, die den abendländischen Prozess der Rationalisierung beflügelten.
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung 7
Max Weber und die Frage nach den
Ursprüngen okzidentaler Rationalität 11
Vorlesung vom 10. April 2001
Die Geografie der antiken Philosophie:
Küstenstädte und Kolonien 25
Vorlesung vom 11. April 2001
Griechischer Mythos und Polis 35
Vorlesung vom 17. April 2001
Die Anfänge der Philosophie: die Vorsokratiker 46
Vorlesung vom 18. April 2001
Ein erster Aufklärungsschub: innerweltliches
Denken und das Entstehen von Kategorien 60
Vorlesung vom 24- April 2001
Der Fortschritt der Reflexion: von Thales zu Heraklit 77
Vorlesung vom 25. April 2001
Zoon politikon, zoon logon echon
und der Beginn der Abstraktion 89
Vorlesung vom 2. Mai 2001
Heideggers Heraklit 102
Vorlesung vom 8. Mai 2001
Das politische Fundament der
klassischen Philosophie: das Perikleische Zeitalter I 117
Vorlesung vom 9. Mai 2001
Das Perikleische Zeitalter II 133
Vorlesung vom 15. Mai 2001
Auf dem Weg zur Apologie des Sokrates 143
Vorlesung vom 16. Mai 2001
Die Methode des Sokrates:
die anti-autoritäre Selbstbefragung der Vernunft 157
Vorlesung vom 22. Mai 2001
Dialog und Dialektik 171
Vorlesung vom 23. Mai 2001
Platon, der Tod und die Ideen 182
Vorlesung vom 29. Mai 2001
Ideenlehre und Höhlengleichnis I 196
Vorlesung vom 30. Mai 2001
Ideenlehre und Höhlengleichnis II 207
Vorlesung vom 12. Juni 2001
Das Höhlengleichnis und die Bildungsfrage 217
Vorlesung vom 20. Juni 2001
Aristoteles' Kategorienlehre 229
Vorlesung vom 26. Juni 2001
Kategorienlehre II 237
Vorlesung vom 27. Juni 2001
Aristoteles und der Aristotelismus 249
Vorlesung vom 3. Juli 2001
Der politische Ursprungscharakter
der (aristotelischen) Philosophie 260
Vorlesung vom 4. Juli 2001
Polis und Politik, Erziehung und Tugenden bei Aristoteles 271
Vorlesung vom 10. Juli 2001
Schlussbetrachtung 284
Vorlesung vom 11. Juli 2001
Nachwort von Hendrik Wallat 289