lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Politische Philosophie des Gemeinsinns Bd. 2: Moral und Gesellschaft: Immanuel Kant
Politische Philosophie des Gemeinsinns
Bd. 2: Moral und Gesellschaft: Immanuel Kant




Oskar Negt

Steidl
EAN: 9783958297845 (ISBN: 3-9582978-4-6)
536 Seiten, hardcover, 14 x 21cm, Oktober, 2020

EUR 38,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das Denken von Oskar Negt wird Zeit seines Lebens von zwei intellektuellen Größen angetrieben: Kant und Marx. Seine Auseinandersetzung mit Kants Transzendentalphilosophie aus der Perspektive eines an Marx geschulten Sozialphilosophen reicht von Negts Studienzeit bis zu seiner letzten Vorlesung an der Universität Hannover im Sommersemester 2002. Die Philosophie des Königsberger Aufklärers war immer wieder Gegenstand von Negts Vorlesungen. Doch das erste Mal öffentlich und ausführlich interpretierte er Kants Transzendentalphilosophie in den Semestern 1974 und 1975. Diese zweisemestrige Kant-Vorlesung bildete den Auftakt eines ganzen, jahrelang währenden Vorlesungszyklus unter dem Titel »Philosophie und Gesellschaft«. Darin zeichnete Negt die großen Denkbewegungen nach: von Kant bis Hegel zu Marx und Freud.

Oskar Negt, geboren 1934, gilt als einer der bedeutendsten Sozialwissenschaftler Deutschlands. Er studierte bei Max Horkheimer, promovierte bei Theodor W. Adorno in Philosophie. Er legte zusätzlich sein Diplom in Soziologie ab. 1962 bis 1970 arbeitete er als Assistent von Jürgen Habermas. Von 1970 bis 2002 war Negt Professor für Soziologie in Hannover.

Hendrik Wallat, geboren 1979, arbeitet seit 2016 als Assistent von Oskar Negt. Er veröffentlichte zahlreiche Schriften auf dem Feld der Politischen Philosophie und Kritischen Theorie.
Rezension
Der Sozialwissenschaftler Oskar Negt (*1934) bekannte in seiner von fast 1000 Zuhörer*innen besuchten Abschiedsvorlesung „Kant und Marx“ in Hannover am 10.7.2002, am häufigsten habe er Kants „Kritik der reinen Vernunft“ und „Das Kapital“ von Marx in den Händen gehabt. Die Theorien der beiden Philosophen hätten Negt in seinem Denken am tiefsten geprägt. Daher verwundert es nicht, dass den Auftakt seines Vorlesungszyklus zu „Philosophie und Gesellschaft“ die von ihm an der Universität Hannover im Wintersemester 1974/75 und Sommersemester 1975 gehaltenen Vorlesungen über Kants philosophisches Werk bildeten.
Diese erschienen 2020 erstmals in Buchform als zweiter Band von Negts „Politischer Philosophie des Gemeinsinns“ unter dem Titel „Moral und Gesellschaft: Immanuel Kant“. Herausgegeben wird das im Steidl Verlag publizierte Werk von der Hans-Böckler-Stiftung, es enthält zudem ein aufschlussreiches Nachwort von Hendrik Wallat. Negt begreift den Königsberger Denker als „den“ politischen Philosophen europäischer Geistesgeschichte. Dessen praktische Philosophie pointiert er in Anlehnung an eine Sentenz Sigmund Freuds: „Wo Eigensinn war, muss Gemeinsinn werden.“(S. 10) Gemeinsinn versteht Negt im Sinne Kants als „sensus communis“(Kritik der Urteilskraft, §40).
In seinen Vorlesungen gibt der ehemalige Assistent von Jürgen Habermas fundierte Antworten in allgemein verständlicher Form u.a. auf folgende philosophische Fragen: Was versteht Kant unter „Aufklärung“, „Transzendentalphilosophie“, „Ding an sich“, „synthetische Urteile a priori“, „das transzendentale Ich“ oder „Urteilskraft“? Welche Position vertrat der Philosoph gegenüber einer gesellschaftlichen Revolution? Hat er eine eigene Anthropologie und Geschichtsphilosophie entworfen? Wodurch unterscheidet sich Kants Gewaltbegriff von dem Hegels? Besitzt Kants deontologische Ethik mit dem kategorischen Imperativ und dem Würdebegriff noch Aktualität? Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik und Politik erhalten durch die Vorlesungen Negts eine sehr gute Einführung in die Grundbegriffe und die tiefsinnigen Reflexionen Kants. Sie werden durch das Buch aufgefordert, sich im Unterricht mit dem Philosophen der Moderne und der Reaktualisierung seines Denkens intensiv auseinanderzusetzen.
Fazit: Mit seinem Vorlesungsband „Moral und Gesellschaft: Immanuel Kant“ gelingt es Oskar Negt überzeugend, den produktiven Beitrag von Kants (politischer) Philosophie zu einer kritischen Gesellschaftstheorie aufzuzeigen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Das Denken von Oskar Negt wird Zeit seines Lebens von zwei intellektuellen Größen angetrieben: Kant und Marx. Seine Auseinandersetzung mit Kants Transzendentalphilosophie aus der Perspektive eines an Marx geschulten Sozialphilosophen reicht von Negts Studienzeit bis zu seiner letzten Vorlesung an der Universität Hannover im Sommersemester 2002. Die Philosophie des Königsberger Aufklärers war immer wieder Gegenstand von Negts Vorlesungen. Doch das erste Mal öffentlich und ausführlich interpretierte er Kants Transzendentalphilosophie in den Semestern 1974 und 1975. Diese zweisemestrige Kant-Vorlesung bildete den Auftakt eines ganzen, jahrelang währenden Vorlesungszyklus unter dem Titel »Philosophie und Gesellschaft«. Darin zeichnete Negt die großen Denkbewegungen nach: von Kant bis Hegel, als die bürgerliche Gesellschaft ihr philosophisches Selbstbewusstsein gewann, bis zur Selbstkritik an der fortwährenden Irrationalität des Bestehenden durch Marx und Freud. Die Aufzeichnungen dieser Vorlesungen, die eine hohe Konzentration auf Seiten des Vortragenden wie auch des Publikums bezeugen, bilden die Grundlage dieses Buches.
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung 9
Vorlesungen im Wintersemester 1974/75 Einführung - Marxismus als Erbe der
klassischen Philosophie 13
Vorlesung vom 24. Oktober 1974
Revolution der Denkungsart und
Revolutionsangst bei Kant 25
Vorlesungen vom 25. und 31. Oktober 1974
Natur und Revolution - Kants Geschichtsphilosophie 43
Vorlesung vom 1. November 1974
Geschichte und Naturanlagen 60
Vorlesung vom 7- November 1974
Zum Begriff der Gewalt bei Kant 71
Vorlesung vom 8. November 1974
Diskussion um die RAF 87
Vorlesung vom 14. November 1974
Moralität, Politik und Anarchismus 101
Vorlesung vom 15. November 1974
Bildung, Abstraktion und Breitseite der Gewalt 122
Vorlesung vom 21. November 1974
Gewalt bei Hegel und Volk bei Kant 133
Vorlesung vom 22. November 1974
Zur Bedeutung von (dialektischer) Theorie 155
Vorlesung vom 28. November 1974
Biografie und Werk I 165
Vorlesung vermutlich vom 24. Januar 1975
Biografie und Werk II 177
Vorlesung vermutlich vom30. Januar 1975
Kant und die Anthropologie 195
Vorlesung vermutlich vom 6. Februar 1975
Der Begriff des Charakters bei Kant 209
Vorlesung vom 7- Februar 1975
Ausblick auf das Sommersemester1975 229
Vorlesung vom 13. Februar 1975
Vorlesungen im Sommersemester 1975 Philosophische Erfahrung
Vorlesung vom 10. April 1975 247
Kants Erkenntnistheorie und der Gerichtshof
der reinen Vernunft 259
Vorlesung vom u. April 1975
Kants erkenntnistheoretische Fragestellung
Vorlesung vom 17- April 1975 277
Synthetische Urteile a priori 289
Vorlesung vom 18. April 1975
Wie ist Synthesis möglich? Zum Begriff
der Transzendentalphilosophie 307
Vorlesung vom 24. April 1975
Die ursprüngliche Einheit der Apperzeption:
das transzendentale Ich 317
Vorlesung vom 25. April 1975
Die Kopernikanische Wende
und Kants Ich-Begriffe 328
Vorlesung vom 2. Mai 1975
Urteilskraft und Schematismus 348
Vorlesung vom 9. Mai 1975
Schematismus und das Ding an sich 367
Vorlesung vom 15. Mai 1975
Die (ästhetische) Urteilskraft als Subsumtions-
vermögen und ihre Antinomien 379
Vorlesung vom 16. Mai 1975
Kategorien des Geschmackurteils 397
Vorlesung vom 29. Mai 1975
Gefühlszustand, Gefühl und Vermittlung 404
Vorlesung vom 30. Mai 1975
Sensus communis 4.22
Vorlesung vom 5. Juni 1975
Kants Geniebegriff 432
Vorlesungvom 19.Juni 1975
Genie, Geist und Kultivierung 443
Vorlesung vom 20. Juni 1975
Der bestirnte Himmel und das Moralgesetz 461
Vorlesung vom 26. Juni 1975
Der kategorische Imperativ 471
Vorlesung vom 27. Juni 1975
Nachwort 487
Anmerkungen 511